Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 08/24 von Klaus Janßen
Liebe Grüße aus den 1970ern
Was für den Einen eine Einschränkung der Freiheit bedeutet, ist für den Anderen ein Gewinn an Lebensqualität. Die Zeiten werden immer schwieriger und leider auch intoleranter. Eine bedenkliche Entwicklung. Wer hätte Anfang der 1970er gedacht, dass alles mal so eng wird. Anbei ein kleiner Blick zurück in eine unbeschwerte Zeit. Wobei, so unbeschwert waren die vergangenen Zeiten aber dann auch nie …
Es gab eine Zeit, da haben Jungs manchmal heimlich Mädchen-Serien geschaut – nicht wegen der Pferde und Mädchen, sondern wegen des „Heißen Ofens“ des
Antihelden Ron Stryker.
Motorräder waren zu jener Zeit ein Stück Freiheit. Als rebellischer Jugendlicher konnte man damit überall hin und aus der bürgerlichen Enge ausbrechen. Das Benzin war verbleit und nach der Ölkrise wieder bezahlbar. Verbrennungsmotoren konnten noch frei durch Vergaser atmen und haben noch richtig Spaß gemacht. Katalysatoren, CO2, Klima und übervolle Straßen, sowie Tempo 30 und Umweltzonen waren noch kein Thema und Hubraum war damals nur durch noch mehr Hubraum zu ersetzen. Auf den Straßen klebte niemand hinderlich fest, höchstens mal ein Kaugummi.
Unsere Welt hat sich seit jener Zeit stark verändert. Die Weltbevölkerung ist zu stark angestiegen. Die Erde verträgt den Bevölkerungszuwachs und unsere, durch die Industrie geprägte, Lebensweise nicht mehr. Die Generationen nach uns müssen zwangsweise umdenken und sich auf andere Weise erfreuen.
Wir Alten haben tausende Kilometer Straße voller Spaß und Lebensfreude hinter uns. Die Zukunft sieht (aus meiner Sicht) da ziemlich düster aus. Der Mensch musste sich aber immer schon den Naturgewalten unterordnen und den Generationen nach uns werden diese Evolutionsschritte wohl leichter fallen, als uns Alten.
Ich wünsche den nachfolgenden Generationen, dass diese auch etwas finden, was ihnen so großen Spaß und so viel Freude bereitet, wie uns Alten das Fahren mit unseren Knatterkisten auf zwei oder vier Rädern.
Ach, da war doch noch was in der Serie damals: das Motorrad, Antiheld Ron, die Mädchen und natürlich die Hauptdarsteller, die Pferde.
Ich war damals so um die 10 Jahre alt, aber Ron Strykers Triumph hat mein Interesse an Motorrädern noch verstärkt. Englische Motorräder waren für mich schon von klein auf etwas ganz Besonderes, der Klang von Triumph, Norton und BSA hat mich nicht mehr losgelassen. Da hat man als 10-jähriger auch schon mal eine Mädels-Serie mit Ponys angeschaut.
Davon abgesehen: Pferde sollen ja auch Freude machen – auch nicht ganz CO2 frei, aber immerhin noch erlaubt.
PS: Ich mag auch Pferde, die haben aber keine Bremse …
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Die komplette 39-teilige britische Kult-Serie nach dem Roman von Monica Dickens kann man übrigens als „Die Follyfoot Farm – Komplettbox“ auf 6 DVD für nur 14,90 € bei www.pidax-film.de kaufen.
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