Vorwort der (Nicht-) Kradblatt-Ausgabe 4/20 von Marcus Lacroix

Saisonstart? Corona macht alles kaputt …

Das waren noch gute Zeiten - Kradblatt im März 2020

Erinnert ihr euch an das Editorial der März-Ausgabe? Da startete ich mit „Das fängt ja (gar nicht) gut an …“ in die gerade beginnende Saison und klagte über uneinsichtige Motorradfahrer, die lärmend Gemeinden und Landkreise in Baden-Württemberg gegen sich aufbringen und über die erste Streckensperrung des noch jungen Jahres im Sauerland. Vor der Veröffentlichung des Iran-Reiseberichts haben wir uns Gedanken über die Sicherheit angesichts der militärischen Lage in der Region gemacht, den Reisetipp aber auch aufgrund von Berichten anderer Reisender als vertretbar eingestuft. Frühlingsgefühle machten sich breit, erste Runden wurden gedreht, erste Pläne geschmiedet, Umbauten des Winters ausprobiert und präsentiert. 

Tja, und dann hat sich unser Alltag in den letzten Wochen oder eher Tagen grundlegend verändert und alle Planungen sind weit in den Hintergrund gerückt. 

Ein kleines Virus, bei dem es sich Anfangs um ein chinesisches Problem zu handeln schien, da er dort zuerst auftrat, hat die Welt fest im Griff. SARS-CoV-2, im allgemeinen Sprachgebrauch Corona (wobei Corona-Viren seit den 1960er Jahren bekannt sind). Eigentlich ein eher harmloser Geselle, wenn man sich andere „Killerviren“ im Vergleich anschaut. Leider kennt unsere menschliche Biologie ihn aber noch nicht und entsprechend haben wir ihm nichts entgegenzusetzen. Kein Immunsystem, keine Medikamente, keine Impfung. Über die Entwicklung der Lage brauche ich wohl nichts zu sagen, kein Thema wird derzeit so intensiv diskutiert.

Das Leben, wie wir es als Motorradfahrer kennen mit viel Geselligkeit, Saisonstart-Events, Motorradmessen und Ausfahrten ist vorerst zum Erliegen gekommen. Gastronomie, Hotels, Reiseveranstalter, Handel und Shops kämpfen wie auch viele andere Betriebe ums wirtschaftliche Überleben. Auch das Kradblatt gehört dazu, denn wir sind zu 100 % von unseren Anzeigenkunden abhängig. Keine Anzeigen, kein Kradblatt! Werkstätten haben derzeit noch geöffnet, der Kundenverkehr dort ist aber stark eingeschränkt. Vieles geht nur nach telefonischer Absprache. 

Das ist einer der Gründe, warum es zum ersten Mal seit 1987 kein Kradblatt gibt. Wir können die April-Ausgabe einfach nicht verteilen. Unsere rund 500 Auslagestellen bestehen vorwiegend aus dem Motorradfachhandel, Bikertreffs und Gastronomie. Klar, wir haben auch einige Tankstellen dabei, die das Kradblatt auslegen, die reichen aber nicht für eine ordentliche Verteilung. Und eine Ausgabe nur für den Müll zu drucken, damit wir ohne Unterbrechung publiziert haben? Nee, nicht wirklich, oder?! 

Wir haben auch über eine in Umfang und Auflage reduzierte „Not-Ausgabe“ oder eine reine Online-Ausgabe nachgedacht, aber für unsere Anzeigenkunden macht es wenig Sinn für Leistungen zu werben, die sie angesichts der behördlich angeordneten Beschränkungen eh nicht erbringen können. Da will keiner das Geld aus dem Fenster werfen und das ist auch verständlich. Eure eingehenden privaten Kleinanzeigen veröffentlichen wir natürlich wie immer zeitnah auf unserer Website www.kradblatt.de.

Wir hoffen, die Lage normalisiert sich einigermaßen, wenn sich alle Bürger an die Richtlinien halten, die die Wissenschaftler empfehlen. Bei den Chinesen scheint es zu wirken. Natürlich gibt es auch hier unterschiedliche Ideen und Herangehensweisen, eine Verlangsamung der Ausbreitung entlastet aber unbestritten die Krankenhäuser und vor allem deren Personal. Wer Bilder und Videos aus Italien gesehen hat, weiß was das bedeutet! Unter diesem Aspekt mutete es mehr als befremdlich an, dass nach Bekanntgabe der starken Beschränkungen Motorradfahrer fleißig Bilder von Bikertreffs posten, wo sie sich im engen Plausch mit Gleichgesinnten treffen (gleiches gilt für Schüler bei Corona-Partys und Rentner im Baumarkt oder im Café). Als Arbeitgeber freut man sich da so richtig … nicht! Noch haben wir keine Ausgangssperren wie in anderen Ländern, macht also nicht so weiter. Und wenn ihr doch Motorrad fahrt, haltet bitte den Ball flach. Das Klinik-Personal hat sicher keinen Bock auch noch Möchtegern-Rossis zusammenzuflicken, die dann unnötigerweise Betten belegen.

In diesem Sinn wünschen wir, Marcus, Jana und die Setzerin euch alles Gute. Drückt uns die Daumen, dass wir im Mai wieder am Start sind! Besucht uns auch auf Facebook und Instagram.

PS: Wir bedanken uns vielmals für eure Kaffeekassen-Spenden und eure aufbauenden Worte!