Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 3/18
von Tim Layer
Liebes Kradblatt-Team, liebe Motorradfreunde mit Benzin im Blut!
Jetzt möchte ich auch mal etwas loswerden! Ich lese Eure Zeitschrift regelmäßig und bin der Meinung, Ihr macht Eure Arbeit recht gut. Seit 23 Jahren fahre ich jetzt unfallfrei Motorrad. Als Cruiserfahrer bin ich eher gemächlich unterwegs und genieße den Moment. Doch schon seit ein paar Jahren habe ich das Gefühl zu einer aussterbenden Rasse zu gehören: Ich halte mich weitestgehend an die Verkehrsregeln!
Nicht nur Motorradfahrer, auch Autofahrer verhalten sich immer mehr wie Idioten. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden belächelt, Schalldämpfer ausgeräumt und auch sonst wird alles Mögliche „individualisiert“. Nichts gegen Customizing! Bei mir ist auch vieles verändert und es gehört zum Thema Motorrad wie der Kakao in die Milch.
Es scheint so, als nähern wir uns der selbsternannten Anarchie auf der Straße. Je höher die Außentemperatur, desto schlimmer wird es. Dass genau dieser Schein nicht trügt, zeigt die Bildung der SOKO „Autoposer“ hier in Hamburg.
Im letzten Jahr habe ich mich unterwegs sehr oft gefragt, ob die geistige Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen bei einigen von uns überhaupt gegeben ist bzw. jemals vorhanden war. Von den Einzelfällen sind wir jedenfalls weit weg.
Wenn ich dann lese, dass Polizeikontrollen kritisiert werden, dann weiß ich auch schon, woher der Wind weht. Youtube, Facebook & Co. sind voll davon. Die meisten sind noch keine 30 Jahre und halten sich für Billy the Kid! In meinen 23 Jahren wurde ich dreimal kontrolliert. Keine dieser Kontrollen dauerte länger als gefühlte 10 Minuten. Alle Kontrollen passierten in den letzten fünf Jahren! Es gab nie ein Ticket oder auch sonst etwas. Zweimal ein nettes Gespräch, von dem eines mit einem guten Schraubertipp endete. Was ich damit ausdrücken möchte: Wer sich normal verhält und die Regeln einhält, dem passiert herzlich wenig! Diejenigen, die geblitzt werden, beweisen doch, dass solche Kontrollen scheinbar doch nicht so unnötig sind!
Nein, ich bin kein Polizist! Es ist nur in jedem Jahr der gleiche Mist! Am Anfang eines jeden Jahres, kurz nachdem die ersten Verletzten oder schlimmer die ersten Toten zu beklagen sind, machen einige auf betroffen und es ist ja alles so furchtbar. Die meisten Unfälle passieren im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Die häufigste Ursache ist und bleibt die eigene Blödheit! Da beißt die Maus keinen Faden ab! Die alten Hasen unter Euch werden mir bei vielem zustimmen. Ärgerlich ist, dass es sich auf uns alle auswirkt (Streckensperrungen, aufgebrachte Anwohner, gereizte Polizisten usw.)!
Ich wünsche Euch allen einen guten Start in die Saison 2018, immer eine Handbreit Sprit im Tank und bitte doch mal um etwas mehr Stil und Anstand auf der Straße.
Mit freundlichen Grüßen, Tim Layer
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Passend zu Tims Worten schließen wir uns mit dem obligatorischen Aufruf zum Saisonstart an: Bucht JETZT Fahrsicherheits-, Kurven- und Bremstrainings. Auch die Auffrischung des 1. Hilfe Kurses schadet sicher nicht. Termine und Angebote verschiedener Anbieter findet Ihr u.a. hier in Kradblatt. Bei den Kosten beteiligen sich mitunter Berufsgenossenschaften, vergesst also nicht, danach zu fragen.
Wir wünschen Euch jetzt schon mal genussvolle erste Kilometer. Und sofern Ihr den Winter nicht druchgefahren seid, geht es langsam an!
Euer Kradblatt-Team
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Kommentare
2 Kommentare zu “Editorial 03/18 – Anstand auf der Straße …”
Moin, ich finde beide Artikel lesenswert und interressant! Ich fahre jetzt mittlerweile 41 Jahre Motorad und Auto und glaube behaupten zu können ein Vielfahrer(ca. 50 – 70000 mit dem Auto und ca. 25 – 30000 mit dem Motorad) zu sein. Klar gibt es zum Anfang des Jahres immer wieder Schwierigkeiten auf den Strassen, die Autofahrer müssen sich wieder an Motoräder gewöhnen und den Mopedfahrern jukt es in der rechten Hand. Das ist aber seit jahrzehnten so und wird sich nicht verändern, jede Veränderung braucht Zeit. Wenn alle aufmerksamer, rücksichtsvoller und nicht als Egomanen unterwegs sind sollte es reibungsloser gehen, wieviel Autofahrer lassen sich ablenken (ihr wisst was ich meine) und trödeln mit 50 kmh auf einer Landstrasse dahin. Über den Schilderwald möchte ich mich auch nicht auslassen nur soviel wenn es innerhalb 100 Meter 3 mal Geschwindigkeits Schilder (70 / 50 / 70) gibt …
ich frage mich manchmal wozu die Fahrschulen denn noch da sind Praxis lernt da keiner mehr, meine Tochter hat gerade Führerschein gemacht und kannte das Rechtsfahrgebot nicht, das Thema Rettungsgasse war in den 70/80 zigern kein Thema es wurde Platz gemacht ohne wenn und aber. Ich könnte noch viele Beispiel beschreiben, lassen wir das… Ich persönlich fordere immer wieder Gegenseitige Rücksichtnahme und vorrausschauendes Fahren. Und wenn sich jemand unsicher fühlt Fahrtraining …
In diesem Sinne linke Hand zum Gruss und allzeit gute Fahrt
Bernd
Den Artikel von Tim halte ich weitestgehend i. O., ein paar Gedanken möchte ich aber zum besten geben.
Thema Geschwindigkeitsbegrenzung. Da werden willkürlich Tempo 30 Zonen in der Stadt eingerichtet, nichts dagegen vor Schulen o. ä., aber dort wo es keinerlei Gefahrenschwerpunkte gibt ist der Blitzer nicht weit. Ausfallstrassen mit Tempo 60, schnurgerade Waldstrecken mit 70 oder 80, schöne Kurvenstrecken mit 50, das hat gar nichts mit Unfallverhütung zu tun, sondern mit Abzocke.
Auf Landstrassen haben wir ein Limit von 100, wenn sich jeder annähernd daran hält haben alle, auch die Autofahrer, was davon. Vor Kuppen nicht überholen, Vorsicht an Bahnübergängen, in der Dämmerung auf Wild achten, bei Regen bzw schlechter Sicht runter mit der Geschwindigkeit, sowas lernt man in der Fahrschule (war zumindest bei mir so), da braucht es keine Überholverbote und Geschwindigkeitsbegrenzung.
Thema Polizeikontrollen. Natürlich rein zufällig auf schönen Motorradstrecken, bei den ersten warmen Tagen, da wird einem doch die Sonntagsrunde vermiesst. Weil vlt der Blinker trotz E-Prüfzeichen zu wenig Abstand hat oder der Spiegel einen Ticken zu klein ist. Fahren mit offenem Auspuff muss nicht sein, aber auch da wünsche ich mir mehr gegenseitige Toleranz.
Ich fahre übrigens ein älteres Mopped (Bj. 2005, SuMo), nicht weil ich schon 60 bin, sondern weil das Teil Spass macht, im Orig.-Zustand einen richtig schönen Klang hat und ich sehr vieles selbst machen kann.
Seit 45 Jahren bin ich jetzt mit dem Zweirad unterwegs, bei mir kommen auch reichlich Radkm dazu, mit 16 Jahren und noch mal mit 27 Jahren hatte ich einen Mopped-Unfall, passe also wunderbar ins Klischee. Das war nicht angenehm, aber (junge) Menschen müssen ihre Erfahrungen machen…
Meine beiden Kinder (um die 30) fahren übrigens auch Motorrad, hatten noch keinen Unfall, man kann Erfahrungswerte auch weiter geben ohne erhobenen Zeigefinger…
Also immer schön mit Hirn fahren und Spass haben, Matthias