Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 2/17
von Marcus Lacroix

Adios Victory – schön war’s mit dir …

Ja liebe Leser, ihr habt richtig gelesen. Wir verabschieden uns von der Motorradmarke Victory.

Als am 9. Januar 2017 die Presseinfo „Polaris stellt die Produktion und den Vertrieb von Victory Motorrädern ein“ in den Redaktionen weltweit eintrudelte, dürften wohl nur echte Szenekenner nicht geschluckt haben. Ausgerechnet Victory, die vor 18 Jahren doch mit echt schönen Motorrädern gegen den Crui­ser-Dominator Harley-Davidson angetreten sind. Wirklich schade und auf den ersten Blick ein echter Verlust.

Nun darf man allerdings nicht vergessen, dass Harley nur Harley macht. Harley-Davidson lebt das Thema Harley bis ins kleinste Detail. Victory war dagegen der ambitionierte Versuch der Polaris Indus­tries Inc., dem etwas technisch Überlegenes „Made in USA“ entgegenzusetzen. Was technisch ohne Frage gelungen ist, das werden auch eingefleischte Harley-Fans zugeben. Technisch haben es die Japaner allerdings auch drauf, trotzdem verkaufen sie kaum noch große Cruiser. Motorräder brauchen Emotion.

„Diese Entscheidung wird die Rentabilität der weltweiten Aktivitäten von Polaris im Motorradmarkt verbessern und unsere Wettbewerbsfähigkeit erheblich steigern“, sagt Scott Wine, Chairman und CEO von Polaris Industries. Aus kaufmännischer Sicht ist die Entscheidung also absolut legitim und die gesparten Ressourcen sollen entsprechend in der Polaris-Marke Indian eingesetzt werden.

Auch das Marketing dürfte zustimmend genickt haben. Indian ist bekannter als Victory, produzierte schon vor Harley Motorräder und könnte imagemäßig die Victory-Palette problemlos integrieren.

Nachvollziehbar wird der Schritt auch, wenn man sich die Zulassungsstatistiken von Krafträdern anschaut:

So entfielen bei den Neuzulassungen 2016 in Deutschland auf Victory 571 Motorräder (Marktanteil 0,49 %); auf Indian 911 (MA 0,77 %); auf Harley-Davidson fette 13.096 Maschinen (MA 11,14 %).

Harley-Davidson liegt damit auf Platz drei der Jahres-Hitliste, hinter BMW und Yamaha. Auch wenn die Statistik im Jahr 2016 sicherlich durch die Euro3-Abverkäufe ein wenig verzerrt ist, sind die Dimensionen recht deutlich. Nachzulesen sind die Zahlen unter www.ivm-ev.de.

Ob und welche Modelle das Victory-Aus überleben, steht noch nicht fest. Scout und Octane ähneln sich aber ja jetzt schon, da geht sicher noch mehr.

Bei Victory läuft erst mal der Abverkauf. Für Fans also die Chance auf ein Motorrad, das es so nie wieder geben wird und da verschiedene Victory-Vertragshändler wohl auf Indian umflaggen werden, dürfte auch der technischen Versorgung nichts im Wege stehen. Polaris will außerdem für die nächsten zehn Jahre die Ersatzteilversorgung sichern sowie alle Service- und Garantieleistungen erfüllen. Gut so, denn das hat man bei insolventen oder verkauften Marken schon anders erlebt.

Und was liegt sonst noch an? Klar, Frühjahrsmessen und Wartezeiten.

Bis zum Saisonstart liegen mehrere kleinere und größere Motorradmessen vor uns. Eine feine Sache im Winter, denn neben Kurzweil gibt’s viele Infos, man kann probesitzen, anprobieren, schnacken, verhandeln, kaufen und die Vorfreude steigern. Und währenddessen solltet ihr euer eingewintertes Motorrad nicht vergessen. Regelmäßig zum Saisonstart gibt es Wartungs-Staus bei den Händlern. Rechnet bei eurer Vorplanung nicht mit zwei Wochen Vorlauf, den Fehler habe ich letztes Jahr gemacht. Vier Wochen mit Glück waren drin. Also: Termin JETZT machen, dann geht’s auch pünktlich los!

Was sagt ihr zum Victory-Ende?
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