Vorwort der bma-Ausgabe 2/10 von Berthold Reinken

Hallo Leute!

Als ich neulich an einer Straßenecke stand und auf jemanden wartete, wurde ich unfreiwillig Zeuge eines Beinahe-Unfalls.

Ein Autofahrer fuhr auf die vorfahrtberechtigte Hauptstraße zu, bremste kurz, sah nach links und rechts und wollte schließlich nach links abbiegen. Leider hatte er wohl irgendwie den von links kommenden Kradfahrer übersehen, der kurz zuvor vom Straßenrand angefahren war. Der Motorradfahrer ging voll in die Eisen und so kam es glücklicherweise nicht zum Crash. Der PKW-Fahrer stand erschrocken mit seinem Auto auf der Querstraße und machte eine entschuldigende Geste. Das konnte den Kradler aber nicht davon abhalten, abzusteigen, zum Autofahrer zu gehen und diesen mit üblen Worten, die ich hier nicht wiedergeben möchte, zusammenzubrüllen. Dann stieg er wieder auf seine Maschine und brauste davon. Der Autofahrer kurbelte seine Scheibe runter und sagte zu mir: „Wenn es geknallt hätte, wäre es doppelt schlimm für mich gewesen. Ich bin nämlich auch Motorradfahrer.” Über diesen Vorfall habe ich noch lange nachgedacht.

Das Verhalten des Motorradfahrers kann ich nicht gutheißen. Jeder, der am Straßenverkehr teilnimmt, und das sind wir in irgendeiner Form alle, sollte sich darüber bewusst sein, dass es menschliches Versagen gibt. Nicht jeder Unfall passiert aufgrund von sogenannter Raserei und mit Absicht wohl keiner. Die meisten Crashs geschehen sicher, weil einfach einer nicht richtig aufgepasst hat oder durch irgendwelche Umstände überfordert war. Der Alltag kann einen schon mal stressen. Auch ich bin schon, nicht nur einmal, fast „abgeschossen“ worden, als Kradler, mit dem Auto oder Fahrrad oder gar zu Fuß. Glücklicherweise ging es immer gut und besonders, wenn der Schuldige sein Fehlverhalten sofort angezeigt hat, bin ich immer nur froh gewesen, dass nix passiert ist. Ich glaube nicht, dass irgend ein Verkehrsteilnehmer so etwas mit Absicht macht, schließlich gefährdet er auch sich selbst. Und auch wenn ein Schuldiger beim Unfall unverletzt bleibt, es lebt sich sicher sehr schwer mit der Last, jemand anderes ungewollt schwer verletzt oder gar getötet zu haben. Jedem von uns kann so etwas passieren, niemand ist im Straßenverkehr immer perfekt und unfehlbar.

Autofahrer, die auch ein Motorrad besitzen, wie im eben erzählten Vorfall, gibt es sicher relativ wenige. Ich beobachte aber auch immer wieder mal, dass Radfahrer unaufmerksame PKW-Lenker beschimpfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der oder die „Böse“ im Blechkäfig auch oft Fahrrad fährt, ist da sicher viel größer. Und der überzogen böse reagierende Radler sollte lieber daran denken, dass er auch Autofahrer ist und schon am nächsten Tag den selben Fehler machen kann.<

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