almeriapresseventCafé Racer sind ja gerade total hip. So für Hipster und so. Irgendwie ist das mit Trends aber ja immer so eine Sache, wenn sie in den Mainstream überschwappen. Kalter Kaffee Racer also?

Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 2/15
von Marcus Lacroix 

Café Racer = Kalter Kaffee?

Im Grunde stehe ich ja voll auf Motorräder, die sich ihren ursprünglichen Charme bewahrt haben. Es müssen dabei nicht die echten alten Eisen aus der Zeit sein, als ich noch gar nicht geboren war. Mein Motorrad-Leben begann 1986 mit einer Honda CB 400 T. Ja, die echte T aus 1978, keine gechoppte CM/T und keine moderne CB/N sondern die T mit dem runden Tank. Wahrscheinlich prägt so was, ähnlich wie Motörhead, Iron Maiden und AC/DC.

Nackte Motorräder ohne viel Schnickschnack, mit denen man trotzdem alles machen kann, wenn man nicht zu komfortverwöhnt oder soziusbelastet ist. Reisen, rasen, rumschrauben. Entsprechend gerne mag ich Motorräder der Gattung Café Racer, noch dazu wenn sie in der heimischen Garage individuell selbstgedengelt sind. Kürzlich ertappte ich mich aber bei dem Gedanken, dass Café Racer mich anfangen zu langweilen! Wie kann das sein?!

Darüber sinnierend stieß ich auf die Streetfighter. Ihr erinnert euch? Die geschrotteten Supersportler, die minimalistisch auf Naked umgebaut wurden. Die fand ich auch mal klasse, doch wurden sie recht bald vom „Mainstream“ vereinnahmt, professionalisiert und alles musste plötzlich „böse“ sein. Böse Bikes, böse Autos, böser Blick, böse Klamotten – und das ab Werk. Aber ich bin kein böser Kämpfer und muss auch bei niemandem den Eindruck erwecken.

Und Café Racer fand ich immer cool. Wilde Jungs aus den 60ern, Ace Café, Ton up Boys. Aber ich bin nicht cool, da hilft es auch nichts, wenn ich mir ein passendes Motorrad und entsprechende Klamotten kaufe. Seinen kompletten Café Racer Lifestyle kann man sich ja mittlerweile von der Stange zusammenstecken und BMW (R nineT) oder Triumph (Thruxton) liefern die passenden Serienfahrzeuge. Lifestyle-Tuning von Ross und Reiter ist ja nicht mehr nur bei Harley schwer angesagt. Alles langweilig also? Trends für Hipster (auch so ein Wort …)?

In einem Gespräch mit einem Motorradbekleidungs-Verkäufer brachte der mich auf andere Gedanken. Nach seiner Feststellung werden durch die recht breite Medienpräsenz, nicht nur in der Werbung, verstärkt wieder jüngere Menschen auf das Thema Motorrad aufmerksam. Wohl nicht gerade Massen von 16-jährigen, aber wir freuen uns ja schon über jeden Tropfen szeneverjüngenden U30-Blutes. Café Racer und das ganze Retro-Umfeld treffen den aktuellen Zeitgeist. Also locker bleiben und nicht alles Ernst nehmen (siehe Foto) – Trends kommen und gehen und das ist auch gut so, aber der Kern, der Spaß am Motorradfahren, bleibt. Egal welcher Style gerade angesagt ist!

Wichtig ist für uns langjährige Motorradfahrer wohl eher, dass wir offen bleiben und nicht verknöchern und so jederzeit bereit sind, die Motorradspaß-Flamme weiter zu tragen. Trends sind nicht unser Feind sondern unsere Hoffnung! Und ist die Saat erst mal gesät …

Hoffen wir also auf viele junge Besucher bei den nächsten Motorradmessen im Februar und März zum heißen Kaffee!

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