aus Kradblatt 06/22 von Christian Bremer

Neues Motorradmuseum für DKW-Fans!

In 27324 Eystrup bei Hoya hat das DKW Motorrad-Museum „Im 2-Takt“ eröffnet. Betreiber Christian Bremer erzählt, wie es dazu kam …

Christian & Bianca freuen sich auf Besucher
Christian & Bianca freuen sich auf Besucher

Im Jahr 1985 hat mein Bruder einen VW Käfer Baujahr 1960 Jahrgang 1959 gekauft. Einer der letzten Dickholmer mit Winkerschächten in der B-Säule. Er war total original, aber es musste was gemacht werden. Mein Bruder entschied sich zur Vollrestauration. Ich war 15 Jahre alt und habe sehr häufig bei den Arbeiten geholfen. Gerade bei der Endmontage war die dritte und vierte Hand von mir wohl sehr hilfreich. Jedenfalls haben wir das ganz gut hinbekommen. Nach der Restauration sind wir häufig zu Oldtimertreffen gefahren und beim Maikäfertreffen in Hannover hat mein Bruder dann sogar einen wunderschönen Pokal für diesen Wagen bekommen. 

Unrestaurierter Scheunenfund
Unrestaurierter Scheunenfund

Als ich 17 war, kam meinem Bruder die Idee, dass ich mir doch ein Oldtimer-Motorrad kaufen sollte. So könnten wir gemeinsam mit 2 Fahrzeugen zu Oldtimertreffen fahren. Im Jahr 1988 erwarb ich meine erste DKW, obwohl ich noch nicht einmal einen Führerschein hatte. Wie in diesen Jahren üblich hat man noch die Zeitungsanzeigen durchgeblättert. In der Kreiszeitung wurde ich fündig, eine DKW RT 125/2 Baujahr 1952 stand in Asendorf. Ein kurzes Telefonat mit dem Besitzer, danach sind wir sofort zu ihm gefahren. Mein Bruder hat sie Probe gefahren und danach habe ich die DKW gekauft. Ein Jahr habe ich diese Maschine auf der Straße gefahren, danach auseinander genommen und total restauriert. Sie wurde einmal Probe gefahren und dann auf meinem Flur zu Hause als Dekostück eingelagert. In dem gleichen restauriertem Zustand steht sie nun im Museum. 

Deko vervollständigt die Sammlung
Deko vervollständigt die Sammlung

Und es ging weiter. Meine damalige Arbeitskollegin sprach mich so ca. 1997 an, ob ich Interesse an einem weiteren Oldtimer-Motorrad hätte. Ich habe natürlich nicht nein gesagt und weiter hinterfragt. Genau wusste sie nicht, was das für ein Motorrad wäre, aber es sollte eine MZ sein. Ihr Vater hätte diese Maschine und wolle sie los werden. Somit bin ich auf einem Samstag nach Oerdinghausen gefahren und habe mir die Maschine angeschaut. Es war eine MZ RT 125/2 Baujahr 1956 im restaurationsfähigem Zustand. Das Motorrad diente in seiner Schmiede als Betriebsfahrzeug. Ich habe die Maschine gekauft wie gesehen, es waren sogar noch Originalbrief und Bedienungsanleitung dabei. Die Restauration dieser Maschine dauerte etwas länger. Den Motor hatte ich zerlegt, in der Wohnung in einem Nebenraum eingelagert und wie das manchmal so ist, hatte ich die Lust am Restaurieren verloren. Mein Bruder hatte seinen Käfer in der Zwischenzeit leider verkauft, was ich sehr schade fand. Irgendwann brauchte ich den Platz und ich habe mich wieder aufgerafft und die MZ fertiggestellt. Ich habe sie dann Probe gefahren und auch auf den Flur zur Deko weggestellt. Später habe ich herausgefunden, dass diese Maschine eine von 166 in Westdeutschland importierten Maschinen ist, nachweisbar durch den Brief. Nun steht die Maschine in der Abteilung DKW Motorräder Ost-Deutschland.

DKW RT 175 VS
DKW RT 175 VS

Und dann kam die Dritte. 2004 fiel mir eine DKW RT 200 Baujahr 1951 in einer Anzeige der Zeitschrift Oldtimer Markt auf. Sie stand in Hamburg Schenefeld. Beschreibung: komplett aber demontiert. So nahm ich mir einen Samstag im November frei und bin mit meiner Freundin nach Schenefeld gefahren. Kurz vor der Abfahrt Schenefeld nach dem Elbtunnel fing mein Wagen, ein Passat 35I Baujahr 1995 an zu spinnen. Er hatte Zündaussetzer, wir sind aber noch bis zum Verkäufer gekommen. Die Maschine habe ich mir angeschaut und mitgenommen. Nur wollte der Wagen nicht mehr und es war Samstag Mittag. Zum Glück fanden wir noch eine offene VW-Vertragswerkstatt. Die waren sehr behilflich und haben alle Zündkabel neu gemacht, somit konnten wir den Heimweg ohne weitere Komplikationen zurücklegen. Die Maschine habe ich dann noch weiter zerlegt und total restauriert. Nach Fertigstellung habe ich sie Probe gefahren, dabei haben sich leider die Kolbenringe verabschiedet. Also musste ich den Zylinder nochmal schleifen lassen, den Kolben ersetzen und nach einem neuen Zylinderkopf Ausschau halten. Den habe ich denn aber schnell im Internet gefunden. Nach dem Zusammenbau habe ich sie Probe gefahren und – genau – wieder zur Deko weggestellt …

Funktionsmodell eines DKW-Motors
Funktionsmodell eines DKW-Motors

Und die Anderen? Die nächste RT habe ich in Bissendorf per Ebay gekauft. Das war 2007, eine 250H Baujahr 1953. Danach eine RT 175 VS auch aus Bissendorf, aber von jemand anderem. Die SB 200 habe ich aus dem Münsterland. Einige andere RT habe ich mir per Spediteur aus dem Süden Deutschlands liefern lassen. In Cronenberg habe ich eine RT 200/2 weggeholt, in Achim eine RT 200 VS und aus Wietzen eine RT 175 S. Die 125 W habe ich aus Wunstorf, eine RT 175 VS aus Bremen und die 250S aus Bremervörde, die 250 VS aus nähe Stade gekauft. Die Super Hummel und die NZ 350/500 aus Hassel, eine Hummel Standard aus Walsrode und die Ur-Hummel aus Ganderkesee. Die RT 250/2 und der Hobby Luxus aus Hämelhausen, die RT 125/2H aus Hagen, die RT 175 GS aus Hude. Die MZ RT 125/3 kommt aus Hoya und aus Langwedel habe ich die RT 100 und RT 125. Es sind einige Kilometer und viel Zeit zusammen gekommen, um diese Sammlung aufzubauen.

DKW Hummel Roller
DKW Hummel Roller

Mit 49 habe ich mir dann Gedanken über die Maschinen gemacht, was soll mit ihnen geschehen? Es gab für mich nur zwei Optionen. Entweder schaue ich mich nach Räumlichkeiten um oder ich verkaufe sie alle. Mit Absprache meiner Freundin Bianca haben wir uns für die erstere Variante entschieden. Ich wollte meine Maschinen gerne der Öffentlichkeit zeigen, also sollte ein Museum daraus werden. Die ersten Räumlichkeiten fand ich in Balge, wo ich begann das Museum aufzubauen. Dafür kaufte ich noch einige Deko Teile dazu. Nur leider kam es kurz vor der Eröffnung mit dem Vermieter zu Diskrepanzen und somit musste ich eine andere Örtlichkeit für die ganzen schönen Sachen finden.

Das Industriedenkmal Senffabrik Leman
Das Industriedenkmal Senffabrik Leman

Durch ein Glückstelefonat fand ich die Räumlichkeiten in Eystrup. Nach einem „Blitzumzug“ im Juni 2020 mit tatkräftiger Unterstützung unserer Freunde sind wir nun hier in Eystrup bei der Senffabrik Leman und dem Industriedenkmal der Dampfmaschine untergekommen. Ich hoffe, wir können noch einige Jahre hier bleiben und unser Sammelsurium der Öffentlichkeit zeigen.


Die Öffnungszeiten des Motorradmuseums, des Krafthauses und des Dampfcafés 2022 sind: 5.+19. Juni, 3.+17. Juli, 7.+21. August, 4.+11. sowie 17./18. September (bes. Aktionstage) und der 3. Oktober jeweils von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr.. Für Gruppen sind Sonderöffnungszeiten möglich. Der Eintritt ist frei.

Kontakt unter Telefon 04251/670219 (AB), E-Mail: im-2-takt-eystrup@t-online.de. Online findet ihr das Museum unter www.im-2-takt-eystrup.de.