aus bma 06/05

von Volker Mielenz

Es dind ja diverse Bücher über die 66 geschrieben worden (eines habe ich ja selber, gebe ich zu). Allerdings immer von der US 66. Darum dachte ich mir: warum nicht einmal die B66? Zumindest die Ziffern sind ja gleich 🙂 Und, der entscheidende Vorteil: Die Anreise kann auch mit dem Moppped erfolgen, den Flieger kann man sich schenken. Und auch Geld umtauschen entfällt. An einem Tag ist man locker durch, keine Frage. Denn allzu lang ist die B 66 ja nun auch nicht – gemessen an der fernen Schwester – immerhin 46 Kilometer, man soll es nicht glauben.
Offiziell beginnt die B66 in Bielefeld an der B61 und endet in Barntrup. Doch ich bin sozusagen „rückwärts” gefahren – eigentlich auch egal.

 

B 66Los geht es gleich hinter Barntrup als vertikaler Strich eines „T”, den Horizontalen besorgt in diesem Fall die B1. Barntrup selber ist eine Kleinstadt mit knappen 10.000 Einwohnern und die B66 geht als Haupstraße durch den Ort. In die Seitenstraßen reinsehen lohnt sich nicht, so ziemlich alle Geschäfte, die der Ort zu bieten hat, befinden sich entlang der B66. Wer möchte, kann auch ab Barntrup nach den Externsteinen fahren – als Naturdenkmal lohnt sich der Besuch. Und weil die Orte, die sich entlang der B66 befinden, keine Millionenmetropolen sind, geht trotz Einhalten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit die Durchfahrt schnell vonstatten – inklusive Sightseeing selbstverständlich.
Weiter nach Bega – immerhin 1400 Einwohner und eine Landstraße zum Bummeln. Beidseitig fast endlose deutsche Weiten – wer redet denn da noch von Amerika. Wenn es nicht so hügelig wäre, würde der Blick noch weiter gehen, aber das kommt auch noch. Anschauen lohnt in jedem Fall. Freilaufende richtige Kühe sowie alte Fachwerkhäuser säumen die Straße (die Kühe natürlich hinter Zäunen). Auf einem – leider viel zu kurzem Stück – ist die Straße sogar eine oben zugewachsenen Allee.
Weiter geht’s mit gemütlichen Kurven bis Humfeld, wo knapp 2000 Menschen leben. Erwähnenswert ist hier der kleine Imbiß „Bei Gabi” auf der rechten Seite, die sich über jeden Besuch sehr freut.
Für Kulturbeflissene: Richtung Dörentrup ist die B66 jetzt gleichzeitig „Straße der Weserrenaissance”. Macht sich echt gut. Für Kultursüchtige sei an dieser Stelle auch der Hinweis an die Burg Sternberg erlaubt. Straßenmäßig hat sich bis jetzt noch nicht viel geändert. Dörentrup nun ist mit über 9000 Einwohnern eher eine Kleinstadt. Für Kurvensüchtige: Nach Sternberg gehen lecker Serpentinen, der Abstecher lohnt allemal!
Hinter Dörentrup fährt man durch Wald – hat auch nicht jede Bundesstraße – leider auch wieder ein wenig zu kurz. Es wird die erste große Stadt erreicht: Lemgo, eine alte Hansestadt mit immerhin 42.000 Bewohnern. Und hier begegnen wir auch dem ersten Kreisverkehr – ruhig bleiben, denn die Dinger sind hier unten allesamt einspurig. Putzig, die kleinen.
Die B66 endet erst mal in Lemgo. Durch die Stadt führt zwar auch eine Hauptstraße, aber das ist nicht die 66 sondern die Hamelner Straße. Und es ist eine Stadtrundfahrt vonnöten – macht aber nichts, denn Lemgo ansehen lohnt. Also: an der 1. Ampelkreuzung nach links auf die Pagenhelle, die nächste Kreuzung nach rechts auf den Braker Weg, dann links auf die Paulinenstraße, anschließend die Lagische Straße und dann, schwuppdie-wupp, da ist sie wieder: die gute alte 66!
Hinter Lemgo wird Hörstmar erreicht, ein Vorort von Lemgo. Nach ein paar Kilometern sind wir in Lage und fahren über eine Stadtbrücke weiter in die Innenstadt. Aber auch hier, genau wie in Lemgo, verabschiedet sich die 66 innerhalb der Stadt (mit auch satten 39.000 Bewohnern). Dufte ausgeschildert brauche ich hier nichts weiter zu beschreiben – steht alles dran. (B 239 geradeaus und B66 links ab.) Auch der Hinweis auf die „BAB Hannover/Dortmund” fehlt nicht, Bielefeld ist bereits ausgeschildert. Wer möchte, kann einen Abstecher nach Hagen machen. Naturfreundehaus, Ziegelei Lage und das Westfälische Industriemuseum gehen Richtung Hagen ab. Das ist natürlich nicht alles, die Fußgängerzone kann sich auch sehen lassen.
Generell gilt bis jetzt: richtet euch auf Tempo 70 ein, reicht vollkommen. Und großartig Anhalten wird kritisch. Radwege gibt es nicht, genauso wenig wie einen Standstreifen. Deswegen war es gar nicht so einfach anzuhalten und ein paar lohnende Fotos zu schießen. Mehr ging nicht.
Verlassen wir also Lage durch Wissentrup und durch Kachtenhausen. Für echte Freaks ist hier ein Gasthaus direkt an der B 66 – werbemäßig an die berühmte Schwester aus den Staaten angelehnt. Für eine Kanne Kaffee ist ja immer Zeit, es ist auch das einzige Landgasthaus an der 66.
Wir kommen jetzt nach Helpup. Hier zumindest ist ein fähiger Sattler, der meinen Suzisitz wieder erstklassig neu bezogen hat. Adresse? Janzen und Puck in der Flurstraße 16. Und hier hat man einen Blick in die tatsächliche, endlose Weite des Landes. Viel besser wird es bei den Amis auch nicht sein – zumindest im Sommer, wenn bekanntlich mit weniger Nebel zu rechnen ist. Erwähnenswert sei noch das Stehcafé am Ortseingang.
Kurz darauf sind wir in Asemissen – wenig bekannt, dafür der Name Roller. Und nach Roller/Asemissen gibt es sogar eine vierspurige B66 weiter in Richtung Bielefeld. Sie ist ebenso eine Haupteinfallstraße – doch der Straßenbelag? – au weia! Aufpassen, denn er ist sehr nostalgisch. Wer Kopfsteinpflaster, Straßenbahnschienen und Asphaltausbesserungen in romantischer Abwechslung mag, ist hier genau richtig.
Erwähnenswert ist auch das schicke Autobahnkreuz direkt zur BAB 2 – eben der direkte Weg zur B66. Über Bielefeld als Großstadt brauche ich wohl nichts weiter zu schreiben – wäre das gleiche wie eine Kurzerzählung mit dem Titel „Quer durch Hamburg”, was ich eh auch schon hinter mir habe.
Und am Adenauerplatz ist Schluss mit Lustig – will sagen, hier endet die B 66. Nein, richtig ist: hier nimmt sie ihren Ausgang. Leider waren keine genauen Jahreszahlen zu bekommen – die B 66 ist eben sehr alt. Und sie nimmt den überregionalen Verkehr in der Region auf: bemerkenswerterweise 35.000 Fahrzeuge pro Tag in dem beschriebenen Autobahnkreuz, was sich gegen Ende auf immerhin noch 6.500 im Bereich Bega verringert. Motorräder sind hier verschwindend gering vertreten – die Zählung ergab Werte von 130 bis 420 pro Tag – läßt darauf schließen, daß die Anziehungskraft der B66 unter den Moppedfahrern nicht allzu hoch ist. Aber sie ist eben doch sehr viel preiswerter. Und 66 ist doch 66. Oder nicht? Mir jedenfalls hat es viel Spaß gemacht und es war ein kurzweiliger Nachmittag.
Bedanken für die Statistik von den Straßen NRW/Bielefeld möchte ich mich noch bei Klaus-Dieter Büker.