aus Kradblatt 7/24, von Ralf Tausche (Fachkraft für Arbeitssicherheit, Kfz-Meister)
Die Ermittlung von Lärmgrenzwerten im Bereich der Arbeitssicherheit ist für unsere Firma täglich Brot, doch dazu später mehr.
„Wieso ist die Auspuffanlage zu laut? Hat doch erst gerade die Hauptuntersuchung bestanden und habe ich auch so gekauft?“ Wer kennt nicht das eine oder andere TV-Format, bei dem man der Polizei über die Schulter schauen darf, wie sie gerade an, bei Motorradfahrern besonders beliebten Streckenabschnitten, Fahrzeugkontrollen durchführt.
Im schlechtesten Fall wird nun das Motorrad sichergestellt und ein Gutachter ermittelt welche Ursachen zu der erhöhten Lärmemission führen. Mit gerade frischem HU-Siegel oder ob man das Motorrad so gekauft hat, spielt da keine Rolle da man als Eigentümer oder auch nur als temporärer Besitzer des Krades hier für den ordnungsgemäßen Zustandes des Fahrzeuges voll in der Verantwortung steht.
„Und wie weiß ich nun wie laut mein Bike sein darf?“ Ganz einfach, hat man noch den alten Fahrzeugschein ist der maximal Wert unter Ziffer 30 zu finden und bei der aktuellen Zulassungsbescheinigung Teil I unter Feld U1. ausschlaggebend für eine mögliche Messung des Schalldruckpegels ist der dann hier eingetragene Wert als Standgeräusch zu entnehmen, gemessen in dB (A).
Der Schalldruckpegel bezeichnet die Stärke eines Schallereignisses (ugs. auch Schallpegel oder Geräuschpegel). Der Wert wird in dB oder als bewerteter Schalldruckpegel in dB(A) angegeben und ist entfernungsabhängig. Ähnlich dazu ist der Schallleistungspegel, der ebenfalls in dB angegeben wird, aber entfernungsunabhängig ist.
Eine Messung des Standgeräuschs läuft wie folgt ab: Messwerteverfälschende Lärmquellen dürfen nicht in der Nähe sein auch schallreflektierende Gebäude oder ähnliches sollten sich im ausreichenden Abstand befinden und der Prüfer muss die Umgebungsgeräusche messen und protokollieren.
Auch muss ein geeichtes Messinstrument verwendet werden welches dann auf Höhe der Auspuffmündung, im Winkel von 45° zur Fahrtrichtung und im Abstand von 50 cm positioniert sein muss. Der Motor wird auf die halbe Nenndrehzahl gebracht, wobei dann plötzlich Gas weggenommen wird. Nach 3 Messungen ist der Durchschnittswert für die anschließende Bewertung maßgeblich entscheidend.
Die Polizei verwendet in der Regel eine Messtoleranz von 5 dB(A) – was aber keine Garantie darstellt. Das Messergebnis abzüglich 5 dB(A) darf den Wert im Fahrzeugschein nicht überschreiten.
„Formal legal“ Bei der wiederkehrenden Hauptuntersuchung schauen die Mitarbeiter der verschiedenen Prüforganisationen natürlich auch nach der Auspuffanlage, auf den technischen Zustand oder ob der Endschalldämpfer an dem zu prüfenden Motorrad verwendet werden darf. Aber eine Messung der Geräuschkulisse wird hier nicht durchgeführt und nur wenn Manipulationen ersichtlich sind oder das Motorrad schon in der eigentlichen Wahrnehmung zu laut erscheint kann und wird hier der Prüfer handeln und einen Mangel im Prüfbericht ausweisen und wohl auch die Vergabe des begehrten Prüfsiegels verwehren.
Ok, fassen wir an dieser Stelle nochmal zusammen: Im Fahrzeugschein finde ich die Angaben wie laut mein Motorrad sein darf und dieser Wert darf bei einer Messung nicht grob von den ausgewiesenen Angaben abweichen. Wie gelingt es nun mittels eines sprichwörtlichen Schalldämpfers die Arbeitstakte eines Verbrennungsmotors akustisch so zu minimieren, dass sich zumindest der Gänsehauteffekt des Fahrers bei der Wahrnehmung dieser Geräuschkulisse noch einstellen kann aber sich die vielleicht nicht so motorradaffine „menschliche“ Umgebung nicht allzu gestört fühlt? Hier gibt es mehrere technische Möglichkeiten der Geräuschreduzierung, in der Regel sind es bei Motorrädern der Reflexions- oder Absorptionsschalldämpfer, die folgendermaßen funktionieren.
Ein Reflexionsschalldämpfer besteht aus mehreren Kammern und Rohren, die Schallwellen durch Reflexion dämpfen. Das Funktionsprinzip beruht auf der Reflexion und Interferenz (Überlagerung) der Schallwellen. Wenn Schallwellen in den Schalldämpfer eintreten, werden sie an den Wänden und durch die Struktur der Kammern reflektiert. Dabei überlagern sich die reflektierten Wellen so, dass sich bestimmte Frequenzen gegenseitig auslöschen (destruktive Interferenz). Dadurch wird der Schalldruckpegel reduziert und der Lärm gedämpft. Ein Nachteil des Reflexionsschalldämpfers ist seine Frequenzabhängigkeit. Da die Dämpfung stark von der Wellenlänge des Schalls abhängt, ist er besonders effektiv bei bestimmten Frequenzbereichen, während andere Frequenzen weniger gut gedämpft werden. Das bedeutet, dass er nicht über das gesamte Spektrum gleichmäßig wirkt und somit bei breitbandigem Lärm weniger effizient sein kann. Zudem kann der Aufbau eines Reflexionsschalldämpfers voluminös und komplex sein, was Platzbedarf und Herstellungskosten erhöhen kann. Der systembedingte erhöhte Rückstau für den Abgasstrom stellt leistungstechnisch auch einen Nachteil dar.
Ein Absorptionsschalldämpfer besteht im Prinzip aus einem Rohr, das mit schallabsorbierendem Material wie Mineralwolle oder Schaumstoff ausgekleidet ist. Das Funktionsprinzip basiert auf der Umwandlung von Schallenergie in Wärmeenergie. Wenn Schallwellen in den Schalldämpfer eintreten, dringen sie in das absorbierende Material ein, wo die Schallenergie durch Reibung und innere Dämpfung der Fasern oder Poren des Materials in Wärmeenergie umgewandelt wird. Dadurch wird der Schallpegel reduziert und der Lärm gedämpft. Nachteil ist hier, dass der Schalldämpfer, um effektiv zu sein, eine gewisse Länge und Volumen benötigt. Außerdem nutzt das absorbierende Material sich mit der Zeit ab, was die Dämpfungsleistung verringert, und hohe Temperaturen verträgt er ebenso wenig. Dämmwolle bzw. Kartuschen müssen also von Zeit zu Zeit ergänzt bzw. ausgetauscht werden. Ein weiteres Manko ist seine geringere Effektivität bei sehr tiefen Frequenzen. Also Vorsicht, gerade beim Alterungsprozess eines Absorptionsdämpfer kann es sein, dass dieser durch den Verlust der Dämmwolle lauter wird. Beim Reflexionsschalldämpfer kann es hingegen mitunter passiert, dass sich Prallbleche der einzelnen Kammern im Inneren des Auspuffs lösen oder gar durchrosten. Also Augen und vor allen Ohren auf.
Wie anfangs erwähnt, beraten wir als Unternehmensgruppe „monte Arbeitssicherheit“ Betriebe zu allen relevanten Themen der Arbeitssicherheit und helfen auch bei der Ermittlung von Lärmgrenzwerten an Arbeitsplätzen. Im Rahmen der Honda Wellbrock Roadshow 2024 durften wir mit unserem technischen Equipment vor Ort sein, um bei allen Motorradfahrern/-innen, die es wünschten, zu messen, wie laut oder auch leise das geliebte Bike tatsächlich ist, wobei die eine oder andere Überraschung nicht ausblieb …
P.S.: Möchtet ihr für euer Motorradunternehmen beim nächsten Event auch gerne durch uns eine Geräuschpegelmessung durchführen lassen? Sprecht uns einfach an: monte DAS Systemhaus für Arbeitssicherheit, www.monte-online.de.
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