aus Kradblatt 12/22 von Roger Förster, www.curva-biketravel.com

Die BMW R nineT? Das ist doch kein Reisemotorrad, die sieht schön aus und ist ideal zum Eisdielenhüpfen. Kann die wirklich sonst nichts?

Kein typisches Reisemotorrad, die BMW R nineT Urban G/S
Kein typisches Reisemotorrad, die BMW R nineT Urban G/S

Das sehe ich anders! Ich bin seit 23 Jahren Reiseveranstalter für geführte Motorradreisen in Europa und es stand mal wieder ein neues Moped an. Doch welches sollte es werden?

In den letzten 23 Jahren haben wir so ziemlich alle Motorradvarianten auf unseren Reisen dabei gehabt. Gut, es waren nicht immer alle glücklich mit ihrem Motorrad und hätten vielleicht doch lieber einen anderen Untersatz für die Reise gehabt, aber jeder sucht sich sein Motorrad selber aus. Früher war man froh wenn man ein Motorrad hatte und dann ist man damit auf Reisen gegangen und war happy … und heute? Muss es wirklich immer eine vollausgestattete Reisesänfte sein? Ich habe mich für eine BMW R nineT Urban G/S entschieden weil ich sie einfach schick finde und jetzt muss sie halt mit mir auf Reisen gehen. 

Die Cockpitscheibe reicht als Schutz
Die Cockpitscheibe reicht als Schutz

Da ich über die Jahre gelernt habe mein Gepäck zu reduzieren, wollte ich keine Koffer oder Packtaschen. Durch Zufall bin ich über einen Fernsehfilm, in dem Heiner Lauterbach mit einer R nineT G/S nach Italien fährt, auf das Topcase von Hepco & Becker aufmerksam geworden. Einige werden jetzt denken: „Naja, Topcase, sieht halt sch… aus“, aber mal ehrlich: alle unsere Kunden die ein Topcase haben, möchten es nicht missen! Und ich schaue beim Fahren ja nicht drauf. Es ist eine super-praktische 45 Liter Box, die absolut wasserdicht ist und da passt alles, was ich z.B. für eine 12-tägige geführte Schottlandreise brauche, rein! Hab’ ich 2022 gleich mal ausprobiert und hat wunderbar geklappt.

Zurück zur R nineT: danke an BMW für das tolle Update, welches 2021 allen nineTs spendiert wurde. Ich habe jetzt drei Fahrmodi, Kurvenlicht, ABS PRO, DCT, Tempomat usw. Also eine ganze Menge, was mich auf meinen Reisen unterstützt. Nicht zu vergessen, das wirklich coole Tagfahrlicht, damit man mich auch gut sieht!

Da ich bereits den Vorgänger, die BMW R 1200 R Classic, hatte, kann ich auch noch ein großes Lob zum modifizierten Motor geben: Er ist sehr agil und macht richtig Spaß. Und dann ist da ja auch noch dieser wunderbare Sound.

Ich bin jetzt in knapp acht Wochen gute 8000 Kilometer mit dem netten Teil unterwegs gewesen – Reisen im Ausland und in Deutschland und ich muss sagen: Es war die richtige Entscheidung! Nach drei Wochen habe ich die Originalsitzbank gegen die Höckersitzbank von Wunderlich getauscht, eine sehr gute Wahl. Die zwei Zentimeter, die man höher sitzt, bringen wirklich was und sie ist auch noch etwas bequemer als das Original. 

Nicht schön aber praktisch, das Topcase.
Nicht schön aber praktisch, das Topcase.

Mehr wurde an meinem Motorrad nicht verändert und jetzt taugt es hervorragend zum Reisen. Die Anbau-Anleitungen von Hepco & Becker sowie Wunderlich waren problemlos umzusetzen, alles passte. Ein Navi habe ich natürlich auch noch angebaut, das ist aber ein anderes Thema.

Die Serienbereifung Bridgestone Battlax A41 sieht nach 10.000 Kilometern noch so aus, als ob sie weitere 2 bis 3.000 Kilometer schaffen könnte. Mit den Reifen bin ich sehr zufrieden und werde sie wohl wieder nehmen. Bei trockener und nasser Fahrbahn gaben sie mir immer ein gutes Gefühl.

Auch die Bremsleistung vermittelt Sicherheit und lässt sich sehr gut dosieren. Wenn man in den ABS-Regelbereich kommt gibt es keine Unsicherheit. Das Kurven-ABS habe ich noch nicht ausprobiert, es ist aber definitiv gut, es als „Backup“ zu haben.

Besser sitzen …
Besser sitzen …

Der Spritverbrauch hat ich mich dann echt überrascht: Bei der Spritverbrauchs-App die ich nutze (siehe www.Spritmonitor.de), landete ich auf Platz 3 der Rangliste, was mich sehr erfreut hat. Im Durchschnitt 4,79 Liter bei gefahrenen 8000 Kilometern, das ist doch wirklich eine nette Begleiterscheinung! Aktuell liege ich bei 4,66 Liter, ohne dabei besonders sparsam zu fahren – die Geschwindigkeit wird bei mir immer durch die Reisegruppe, mit der ich gerade unterwegs bin, bestimmt. Eine Reichweite von mehr als 330 Kilometern langt allemal. Ich nutze den Tageskilometerzähler zur Tankkontrolle, da keine Tankanzeige vorhanden ist – hat man doch früher auch gemacht und ist damit nicht schlecht gefahren. Der ein oder andere wird sich erinnern. 

Wenn ich etwas sportlicher unterwegs bin, braucht mein Motor ein bisschen Öl. Auf ca. 10.000 Kilometern habe ich bis zur Zehntausender-Inspektion 1,5 Liter nachgegossen. Mal sehen, ob das noch etwas weniger wird, nachdem der Motor jetzt eingefahren ist.

BMW Urban G/S - Links der Tempomat, rechts die optionalen Heizgriffe
Links der Tempomat, rechts die optionalen Heizgriffe

Von den drei Fahrmodi nutze ich hauptsächlich den Fahrmodus „Road“, der mir auch bei nasser Fahrbahn genug Sicherheit bietet. Der „Dirt“ Modus macht die nineT noch dynamischer, wenn man mal knackig ums Eck will (wenn ich dann mal alleine unterwegs bin). Die Regelung für die Schlupf- und die Traktionskontrolle greift da später ein.

BMW R nineT Urban G/SUnd dann hat die nineT ja noch einen Tempomat bekommen – wunderbar, man kann dank des sehr guten Geradeauslaufs mal die Hände vom Lenker nehmen. Gerne nutze ich ihn auch z. B. bei langen 70er Passagen, um nicht zu schnell unterwegs zu sein oder bei Autobahnabschnitten, die Gott sei Dank selten sind.

Was mich überrascht hat: das Kurvenlicht habe ich echt zu schätzen gelernt, als die Tage kürzer wurden und der Effekt richtig zur Geltung kam. Das sollte jedes Moped haben, eine sehr gute Seitenausleuchtung, gerade auf kleineren Straßen ohne Seitenstreifen ein hohes Sicherheitsplus! Vor dieser Erfahrung habe ich gedacht: „naja, Kurvenlicht …“ aber man sieht wirklich eine ganze Menge mehr!

Das Fahrwerk: ich hatte das Glück, wirklich viele unterschiedliche Motorräder in den unterschiedlichsten Situationen fahren zu dürfen und mal ganz ehrlich: Wer hat denn früher die Stoßdämpfer oder gar die Gabel eingestellt? Dann kamen die elek­tronischen Fahrwerkseinstellungen und auch ich habe sie genutzt: immer mal von Sport auf Soft gestellt, wenn die Straßen schlechter wurden. Ein schönes Feature, was auch wirklich etwas bringt. Aber ganz ehrlich, es geht auch ohne diese ganzen Helferlein. Natürlich sind sie nett und auch sinnvoll. Die R nineT G/S ist aber, wie ich finde, gut auf alle Fahrbahnuntergründe abgestimmt und bei Bedarf kann man ja auch das hintere Federbein manuell einstellen. Jeder muss sich selber die Frage stellen: was brauche ich beim Mopedfahren um Spaß zu haben? 

BMW R nineT Urban G/S - Sehr übersichtliches Cockpit ohne Schnickschnack.
Sehr übersichtliches Cockpit ohne Schnickschnack.

Fazit: Das Moped macht viel Spaß und preislich ist die BMW R nineT auch sehr interessant, man bekommt viel Motorrad fürs Geld! Der Basispreis liegt aktuell bei 14.320 €. Ich werde sicher noch etliche Kilometer Freude mit der R nineT und dem praktischem Zubehör haben – mehr brauche ich nicht.

Ich wünsche euch, dass ihr immer das Moped findet, das zu euch passt und mit dem ihr ordentlich Spaß habt. In diesem Sinne wünsche ich euch: Allzeit gute Fahrt, bleibt gesund und munter!