aus bma 5/13 von Günter Tewer
Beim Lesen des bma 3/13 und dem Bericht über die neue BMW R 1200 GS <hier nachzulesen> kamen mir nostalgische Gedanken – aber keine guten! Ich kann mich rühmen, zur Weiterentwicklung der Maschine beigetragen zu haben, denn die ersten Modelle, damals die R 1100 GS mit 80 PS, waren nach meiner Ansicht echte Bananenmodelle: Sie reiften beim Kunden…
Bis Mai 1994 hatte ich eine BMW R 100 GS mit 60 PS, eine recht unkomplizierte Maschine. Ging etwas kaputt, konnte sie in Heimarbeit repariert werden. Dann hatte ich die Wahnsinnsidee, nach einer kurzen Probefahrt (soll man nicht machen, aber hinterher ist man immer schlauer) die damals brandneue 1100er zu ordern, mit allem Zubehör. Denn verglichen mit den 60 PS der R 100 kam da richtig was. Und dann kam da noch mehr.
Als Erstes musste ich den Fahrstil im Stadtverkehr völlig verändern. Blieb das Gas in einer Stellung kam ich mir vor wie früher beim Bund: sprungweise vorarbeiten. Das Konstantfahrruckeln war unerträglich. Das hieß: Gas – Kupplung ziehen – laufen lassen – Gas usw. (Anmerk. d. Red.: Sorgfältige Synchronisation schafft Abhilfe. Siehe <hier>).
Dann hatte BMW der Maschine einen Kunststofftank spendiert. Dieser entwickelte sich zum Blasentank mit Streifen. Das Konstrukt gaste, war also noch nicht ausgereift. Des weiteren hatte sich wohl kein Aerodynamiker an der Entwicklung beteiligt, denn kein Mopped hat mich bei Regen derartig eingesaut wie die Ur-GS. Die Vorderradabdeckung war viel zu klein, der ganze Spray nasser Straßen wurde nach hinten geblasen – in Verbindung mit dem Unterdruck hinter dem Windschild und dem Telelever gab es den sog. Kamineffekt. Am Anzug ließ sich anschließend die Zusammensetzung des Straßendrecks ermitteln. Bei einer Nachtfahrt wurden die Finger kalt. Naja, du hast ja Heizgriffe – aber es waren Kaltgriffe, zusammen mit der Ganganzeige im Mäusekino ging’s wieder Werkstatt. Zeitweise gab es im Gelände ein komisches Geräusch. Das lag an der Passung Gabel-Tank. Damit hatte ich die Faxen dicke, nach 5000 km habe ich die Maschine zurückgegeben und bin auf einen Vierzylinder umgestiegen.
Nett waren bei Treffs immer die Kommentare der Mopped fahrenden Mitbürger ob des futuristischen Aussehens der Maschine. Aber wenn man die heutigen GS-Clone ansieht, ist wohl so ein Schnabel Pflicht.
BMW bekam einen entsprechend netten Brief, den ich auch als Leserbrief an die Zeitschrift MOTORRAD geschickt hatte und der dort veröffentlicht wurde. Das Echo besagte, dass meine Maschine kein Einzelfall war – nur BMW mochte das gar nicht. Betrachtet man die Lage im Nachhinein, hat sich die GS dank der Mithilfe vieler Käufer entsprechend gut entwickelt und ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen.
Abschließend sei zu bemerken, dass ich dann auf die BMW-Vierzylinder umgestiegen bin. Zuerst die K1100LT/SE, auch mit einigen Macken behaftet, mit 90.000 km weggestellt und danach habe ich eine K1200RS in Betrieb genommen. Das war die beste Maschine, die ich je hatte. Keine Macken, bei 50.000 km war nur der Simmering zur Kupplung hin, mit 98.000 km habe ich sie an meine Tochter weitergereicht. Inzwischen stehen 135.400 km auf der Uhr.
Nachfolgerin wurde die BMW K1200GT. Die hat z.Z. auch schon 60.000 km gelaufen, doch das ist eine andere Geschichte.
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