In den ersten beiden Tagen BMW F 800 R Testriderei, habe schon genau 693,4 Kilometer auf’s Fahrer-Informations-Display (kurz: FID) gebraten und fühle mich so langsam symbiotisch mit dem Feuerorange lackierten Roadster verbunden. Während ich mich behände durch den Stau auf der A5 bei Frankfurt mogele, drücken sich die Handwerker hinten im Bulli die Nasen an der Scheibe platt und rätseln, was das wohl für ein Eisen sein mag.
aus bma 07/09
Text: Pabi
Fotos: BMW, Pabi

Die erste Überraschung erleben wir schon nach dem ersten Druck auf den Startknopf. Der 798 ccm große Parallel-Twin atmet lautstark durch den neuen, sofort erkennbar kürzeren Schalldämpfer aus. Ein knorriger, wilder Sound ist das, der da dem jetzt außerdem leichteren Edelstahl-Auspuff entweicht.
Neben der Gewichtsersparnis verhilft er dem Motor zu einer weiteren Leistungssteigerung. Mit nun 87 PS bei 8.000 Umdrehungen und 86 Newtonmetern bei 6.000 Umdrehungen dürften dem F 800 R Treiber genug Midrangepower zur Verfügung stehen. Ansprechverhalten und Gasannahme sollen sich dank einer neuen Drosselklappenkinematik weiter verbessert haben. Dinge, auf die wir bei unserem ersten Ritt sehr gespannt sind. Auf jeden Fall dürften die kürzeren Getriebeübersetzungen der Gänge vier bis sechs schon mal für besseren Durchzug sorgen.

In den ersten beiden Tagen BMW F 800 R Testriderei, habe schon genau 693,4 Kilometer auf’s Fahrer-Informations-Display (kurz: FID) gebraten und fühle mich so langsam symbiotisch mit dem Feuerorange lackierten Roadster verbunden. Nachdem die erste Etappe von München über Stuttgart, Heilbronn und Mannheim nach Lampertheim noch eine ziemlich frostige Angelegenheit war, konnten die BMW und ich uns am darauf folgenden Tag bei 23,5 Grad Richtung Ruhrpott so richtig geschmeidig machen.
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Eines ist mal gleich klar geworden: Die Feuerorange zieht die Blicke der Motorradbegeisterten an, wie die Goldbären den Thommy Gottschalk. Während ich mich behände durch den Stau auf der A5 bei Frankfurt mogele, drücken sich die Handwerker hinten im Bulli die Nasen an der Scheibe platt und rätseln, was das wohl für ein Eisen sein mag. Sieht aus wie K 1300 R. Fehlen aber zwei Zylinder im Vergleich zu der stärksten Seriennackten. Dann auch noch Kette statt Kardan, oder Riemen. Und Zwei- statt Einarmschwinge!? Hektisch wird da diskutiert, was es wohl sein mag, das sich da von hinten nähert. Zum Glück prangt ja der F 800 R Schriftzug gut sichtbar auf dem Heck. Und auch Glück, dass ich nicht im Kofferraum des Vordermannes einschlage, denn dummerweise habe ich nicht nur Blickkontakt mit den rätselnden Handwerkern aufgenommen, sondern offenbar auch noch vergessen, (ich könnt schwören, ich hätte ihn bis zum Anschlag hineingedreht) den Handbremshebel für meine langen Finger ordnungsgemäß zu justieren. So funktioniert die sonst von mir so gern genutzte Einfingerbremse nicht, weil die anderen drei schlicht im Weg sind. Nur der Daumen hält sich naturgemäß fein da raus. Langer Rede kurzer Sinn: Auto vorne, Bremsweg kurz, Finger geklemmt, Bremse gelöst, umgegriffen und nochmals voll nachgelangt. Prima, wie das ABS mit der neuen Sensorik das macht. Vorbei sind die Zeiten, in denen uns langsame Regelintervalle einen Schreck durch die Glieder fahren ließen. So kann ich völlig unblamiert mit der Schlanken weiter durch den Stau pflügen. Natürlich nicht, ohne das kleine Schräubchen für die Hebelverstellung – jetzt aber wirklich – ordentlich weit rein zu drehen. So, jetzt passt der Druckpunkt auch für den einen Finger. Denn der reicht eigentlich allemal völlig aus, um aus der Brembo-Vierkolben-Bremsanlage mit 320er Scheiben und Sintermetallbelägen eine brachiale, aber jederzeit gut dosierbare und präzise Verzögerung zu generieren.


Gut ausgeschlafen begab ich mich dann am dritten Tag mit der F 800 R zur Arbeit. Wohlgemut, im urbanen Dreikampf zwischen Ampelstopp, Spurwechsel und Abkürzung über den Gehweg bestens performen zu können. Doch schon nach einem Meter stoppt mich das gelbe Warndreieck im Cockpit. Verdammt, was will mir das Teil jetzt sagen? Ein Blick auf den blinkenden Luftdruckwert des Hinterreifens im FID bringt sogleich Klarheit. 2.0 bar sind 0.5 weniger als am Abend vorher. Da stimmt was nicht. Naja, mal im Auge behalten und schauen, was passiert. Gegen Mittag sind’s dann nur noch 1.1 und das Warndreieck leuchtet nun in Rot. Es wird ernst. Tankstelle anfahren, Reifen untersuchen und siehe da, ein listiger kleiner Drahtstift hat sich ins Profil der neuen Pelle eingeschlichen. Der Spucketest bringt Klarheit. Hier entweicht die Luft. Womit also auch die Daseinsberechtigung der Reifenluftdruckanzeige geklärt wäre. Eine absolut sinnvolle Einrichtung.

Auch, wenn zwei Dinge richtig nerven: Nämlich die, sich tatsächlich immer wieder hineinvibrierende Verstellschraube des Bremshebels, was wie beschrieben, durchaus auch mal sicherheitsrelevant sein kann, und dieser unnötig aufwändig schnörkelig befestigte Bremsflüssigkeitsbehälter, der ständig im peripheren Blickfeld des Fahrers herumlabbert. Aber wenn’s weiter nichts zu meckern gibt ist das schon „Quengeln auf hohem Niveau“ und der Zubehörmarkt wird’s schon richten. BMW F 800 R – Ein Motorrad mit Begeisterungspotenzial.
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Kommentare
4 Kommentare zu “BMW F 800 R (Mod. 2009)”
Wirklich sehr schön geschrieben. Toller Artikel
F800R
sehr schöner Bericht, auch toll geschrieben, hat viel Spaß gemacht
Toller Bericht
Ein wirklich toll geschriebener Bericht ! Bin jetzt selber im Besitz der F800R und kann nur den Inhalt bestätigen, die „kleine“ macht echt super laune !!!
Macht Laune…
…. deinen Bericht zu lesen! Wirklich gelungen! Bin selbsz schon damit gefahren. Habe mich auf Anhieb wohl gefühlt.