aus bma 3/12

von Rainer Manhoff

BMW R 50 mit FunkausstattungWenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Dazu kann auch schnell das blaue Wunder gehören, dass wie aus dem Nichts auftaucht, wenn man wieder mal zu schnell war. Damit sie wissen, mit welchen Motorrädern die Ordnungshüter unterwegs sind, haben wir uns in häufig besuchten Urlaubsländern umgeschaut.

Dort wo ein Pkw längst kapituliert hat, findet sich für die einspurigen Behördenfahrzeuge, ausgestattet mit schwerem Funk- oder Erste-Hilfe-Equipment, meist doch noch eine Lücke. Die Rede ist von Polizisten, Sanitätern und anderen behördlichen Hilfskräften. Wenn besonders Eile angesagt ist, sind sie auf ihren Motorrädern schnell und unkompliziert am Einsatzort.

Touristen mit ausgeprägtem Hang für die zügige Art der Fortbewegung sind jedoch gut beraten, auf der Hut zu sein. Denn zu schnelles Fahren wird besonders gern geahndet, so dass der Uniformierte auch schnell zur Opposition des eigenen Egos werden kann. Schließlich stehen Temposünder ganz weit oben auf der Wunsch-Abschussliste. Dabei fallen die Strafen zum Teil deutlich drakonischer aus, als hierzulande. Besonders empfindliche Geldbullen drohen aus skandinavischen und südeuropäischen Ländereien.

Moto-Guzzi NTX 750Einen hohen Beliebtheitsgrad hat sich Honda ST 1100 Pan European eingefahren, die für den harten Polizei-Alltag in Spanien, Norwegen und England beste Voraussetzungen mitbringt. Doch ganz ohne Triumph gehts im königlichen Reich verständlicherweise nicht. Seit 1994 gehören die 900 ccm großen Trident- und Trophy-Modelle wieder zum offiziellen Inventar der britischen Krone. Spanien leistet sich eine vergleichsweise vielfältige Ausrüstung ihrer Zweiradstaffel. Von der Honda NTV 650 Deauville, über die Pan European und die CB 500 Twin, den Großraumroller FES 250 Foresight, die Yamaha XJ 750 bis hin zum 250er-Majesty-Roller herrscht dort eine ausgesprochene Artenvielfalt.

Vergleichsweise gemütlich gehen die Portugiesen auf Stippvisite. Deren einzylindrige Yamaha SR 250-Modelle flößen vielleicht nicht ganz so viel Respekt ein, sind dafür aber ungleich günstiger in Anschaffung und Wartung. Deutlich heroischer wirken jedoch die mit Vmaxen bestückten Staats-Terminatoren von Ägypten. Wird bei einem Staatsbesuch eine Eskorte benötigt, vertraut man hingegen auf die Souveränität einer Triumph 1200 Trophy. Manch einer wird nicht schlecht staunen, wenn er während seiner Afrika-Tour im Pharaonen-Land unerwarteter Weise auf sächsische Skorpion 660 Traveller-Polizeimaschinen stößt.

Unter der internen Bezeichnung NEM (Notarzt Einsatzmotorrad) sind deutsche Notärzte seit 1998 auf BMW R 850/1100 RT unterwegs. 2002 bekamen die Lebensretter für die Fahrt auf der asphaltierten Endlosrolle die R 1150 RT zur Seite gestellt. Ausgestattet sind sie mit dem Wichtigsten, was man zur schnellen Versorgung verletzter Personen benötigt. Bei der Polizei weiß man noch immer die Zuverlässigkeit der BMW K 75 RT zu schätzen. Die parallel eingesetzten R 850/1100 RT verdrängen den Dreizylinder jedoch zunehmend von ihrem Platz. Die R 1150 RT-P („P“ für Polizei), sind zwar moderner, aber auch schwerer und teurer. So kostet bereits eine in grün/weiß, schwarz/ weiß, blau oder weiß lackierte Standardversion knapp 20.000 Euro. Mit Funkanlage sind noch mal zusätzliche 4.000 Euro zu veranschlagen.

Notarzt-BMW

Mit über 50.000 Exemplaren ist der BMW-Boxer mittlerweile das meist gebaute Behörden-Krad auf dem Globus. Von Dänemark bis Italien, Irland bis Österreich und Bulgarien, von China bis Australien und von Mexiko bis Alaska – die Bajuwaren sind nahezu überall anzutreffen. Deutsche Wertarbeit, die auch unsere Nachbarn in den Niederlanden, Belgien und Frankreich zu schätzen wissen. In Frankreich ist die Gendarmerie neben den BMW-Boxern zusätzlich mit Yamaha XJ 900 S und dem Langstreckentourer FJR 1300 ausgerüstet. Bestände aus der XJ 900 F, FJ 1200 sowie der GTS 1000-Produktion findet man in Dänemark.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten besteht die Welt der Cops längst nicht nur aus Guns n‘ Harleys. Schon seit 1997 steigt die Truppe der legendären California Highway Patrol in den Sattel großvolumiger R 1100 RT-P aus Bayern. Kalifornien und Oregon gehörten zu den ersten US-Bundesstaaten, die bis dahin vorzugsweise auf die Z 900, Z 1000, Z 1100-Typen auf patrouillierten, seltener auf Harleys unterwegs waren. Zwar ist eine BMW beinahe doppelt so teuer, verfügt jedoch über ein zeitgemäßes Fahrwerk und bessere Fahrleistungen. Dass zu unserem Bild eines echten Cop’s eine Harley dennoch zum festen Bestandte

il gehört, liegt daran, dass der Motorrad-Gigant aus Milwaukee erstmals 1907 im Detroiter Polizeidienst stand und diesbezüglich die längste Geschichte überhaupt vorzuweisen hat. Eine mächtige Electra Glide oder eine aktuelle Dyna Glide Defender wirken schon im Stand so eindrucksvoll, dass sie den Respekt des Gesetzeshüters nochmals unterstreichen.

Yamaha FJR1300

Im ehemaligen Arbeiter- und Bauerstaat DDR konnte und musste man auf solchen Prunk der westlichen Leistungsgesellschaft verzichten. Im Ostblock zählen andere Werte, nämlich die der einfachen und günstigen Fertigung. Vielleicht denkt manch einer sogar mit etwas Wehmut an die alte Rängdängdäng-Zeit zweitaktender MZ TS und ETZ-Modelle motorisierter Zweirad-Schupos zurück. Die heutigen Skorpion-Typen sind beinahe ebenso handlich und leicht – dafür aber umso zuverlässiger und umweltfreundlicher. Angetrieben wird das Krad vom robusten Einzylinder der Enduro Yamaha XTZ 660. Zum Einsatz kommen die Zschopauer Zweiräder in immerhin sieben der insgesamt 16 Bundesländer. Nach dem Mauerfall im Jahre 1989 bestellte die Baden-Württembergische Polizei erstmals im Jahre 1992 einige der umgerechnet rund 16.000 Mark teuren MuZ 500 R in Zschopau, von denen auch heute noch einige im Einsatz sind.

Auf übersichtliche Technik vertraut auch die südafrikanische Polizei. Die Erfolge bei der Rallye Paris-Dakar haben scheinbar Spuren hinterlassen. Mit den wendigen 350er und 600er XTs von Yamaha gibts jedenfalls kaum Möglichkeiten, den Verkehrswächtern in der staubigen Gegend zu entfliehen. Zum gewöhnlichen Straßenbild gehören in Italien Moto Guzzi-Maschinen. War es Ende der sechziger Jahre die schwergewichtige V7, die man später in den Behördendienst der US-Cops stellte, gehören Guzzis in Italien schon seit den zwanziger Jahren zum Alltag der staatlich Bediensteten, wozu auch das Militär gehört.

Suzuki GS 500E - 1998

Heute verfügen die Carabinieri neben wendigen City-Scootern vorwiegend über V2-Maschinen zwischen 350 bis 1100 ccm. Wer die großen, in pastel-blau/weiß lackierten Californias am Straßenrand erspäht, sollte genau aufs Tempo achten. Die Policia schießt mit ihren Radarpistolen vorzugsweise scharf und verlangt anschließend ein nicht zu knappes Bußgeld von unverbesserlichen Express-Reisenden. Innerorts sind vornehmlich die V35 und V50 anzutreffen.

Die geländetaugliche NTX 750 genießt bei den Polizisten bevorzugt an Küstengebieten einen guten Ruf. Erstaunlich, dass sich die hierzulande längst selig geschriebenen 850 T3-Typen bei der italienischen Polizia noch immer großer Beliebtheit erfreuen. Natürlich spielt auch Ducati im Land der Zitronen eine Rolle. Seit Ende der achtziger Jahre setzt man auf die 650 Indiana mit Pantah-Motor, die seinerzeit noch unter dem Cagiva-Zepter geführt wurde und noch heute im Einsatz ist.