aus Kradblatt 11/16
von XTom Zündel
Baltic 13 – mit Yamaha XT 500 um die Ostsee …
Nun sind sie wieder zuhause, die 13 Abenteurer „Baltic13“. Etwa 8.600 km legten sie auf ihren Yamaha XT 500, anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Kultmaschine zurück und haben eine Menge erlebt.
Auf einer Schrottwaage begann die Tour am Sonntag, den 31. Juli 2016. Alle Teilnehmer wurden mit ihrer XT gewogen. Ergebnisse von 310 bis 360 kg kamen dabei zu Tage, womit die XTs teilweise schon deutlich überladen waren (zul. ges. Gew. 319 kg).
So unterschiedlich wie diese Gewichtsangaben war auch das Teilnehmerfeld. Mit einer Altersrange von 23 bis 66 Jahren und einem Erfahrungsschatz von sechs Jahren Weltreise bis „noch nie mit der XT im Urlaub gewesen“ war alles dabei. Die XTs waren aus den Baujahren 1980 bis 1988, ein 1970er-Modell war leider nicht dabei.
Mit Fähren ging es über Kopenhagen und Jönköping nach Stockholm. Als kleine Highlights besuchten die Baltic13 das Husqvarna Fabrikmuseum und die vor fast 400 Jahren gesunkene Vasa in Stockholm.
Weiter ging es dem Verlauf der Ostseeküste folgend nach Norden. Leider meinte es das Wetter nicht so gut mit der kleinen Reisegruppe und bescherte ihnen fast jeden Tag Regen. Nicht den ganzen Tag, aber doch konsequent fast jeden Tag ein paar Stunden. Das An- und Ablegen der Regenbekleidung wurde somit zum alltäglichen Sport.
In Finnland blieb dann eine XT mit Elektrikproblemen liegen. Alle Versuche der Reparatur scheiterten und so entschied man sich für eine Ersatzteilbestellung in Deutschland. Der Hagen, mit der Startnummer 14, blieb allein auf einem Campingplatz zurück, während sich der Rest der Gruppe weitere Kilometer vornahm.
Als nördlichstes Ziel wurde nicht das kommerziell vermarktete Nordkap anvisiert, sondern Slettnes Fyr, der nördlichste Leuchtturm der Welt auf dem Festland. Eine gute Entscheidung. Zu den wahnsinnig abwechslungsreichen letzten 100 Kilometern kamen noch die Sonne und blauer Himmel hinzu. Das entschädigte alle Teilnehmer für die vielen Regen-Kilometer bis zu diesem bedeutsamen Punkt der Reise.
Auf dem Rückweg zur Ostsee kam dann die SMS von Nummer 14, dass das Paket mit den Teilen angekommen war. Sehr schön! Ein kleines Rescue-Team bestehend aus Michael und mir brach einen Tag später auf, um Nummer 14 bei den letzten Problemen zu helfen und brachte den Gestrandeten tags darauf wieder zurück zur Gruppe. Seine XT lief von diesem Moment an bis zum Ziel reibungslos. Leider fielen viele der geplanten kleinen Straßen und Schotterpisten auf dem Weg durch Finnland dem Regen zum Opfer. Man wählte dann eher größere Straßen aus, um den Wolken zu entfliehen.
In Helsinki gönnte sich das Team bei Sonnenschein dann fünf Stunden Freizeit mitten in der Stadt. Café-Besuche, bummeln, Sightseeing, essen. Jeder wie er mochte. Etwa 5.000 km hatten die Baltic13 nach inzwischen 15 Tagen auf der Uhr.
Am Tag darauf ging es nach Russland. Eigentlich lief die Abwicklung an der Grenze zügig, aber mit 13 Personen und Motorrädern dauerte es dann doch 3,5 Stunden. Und ausgerechnet das war der Tag mit angekündigt 24 Stunden Regen.
Über die Hauptstraße ging es durch Vyborg nach Sankt Petersburg. Die russischen Autofahrer waren relativ schmerzbefreit und überholten sehr gerne auch bei Gegenverkehr. Dabei schleuderten sie immer mal wieder Flutwellen von Wasser aus den unzähligen Pfützen auf uns XT-Fahrer. Das Wasser spritzte von unten in die Helme; die meisten Regensachen waren schon lange durch.
Sankt Petersburg ist eine 5-Millionen-Metropole und konnte sich gegen 17 Uhr an einem großartigen Verkehrschaos erfreuen. Mit Hilfe eines Navis steuerten wir bis zum Hotel in der Innenstadt, denn lesen konnte man hier kein Schild und keinen Straßennamen.
Sankt Petersburg, und auch Kaliningrad einige Tage später, wurde von allen Teilnehmern mit großem Interesse besucht. Nur wenige waren vorher schon als Tourist in Russland. Besonders Sankt Petersburg hat allen sehr gut gefallen. Eine pulsierende Stadt mit jungen Menschen und toller Bausubstanz.
In den baltischen Republiken begeisterten die langen Strände und tollen Grill- und Campingplätze. Auch Tallinn wurde besucht und hinterließ, wieder bei schönstem Wetter, einen bleibenden Eindruck. Irgendwie schien die Sonne immer nur bei den Stadtausflügen, was sich erst in Kaliningrad (Königsberg) änderte. Dort trieb uns der Regen aus der Stadt, doch Stockholm, Helsinki, Sankt Petersburg und Tallinn wurden idealerweise bei strahlendem Sonnenschein besichtigt.
Für Polen und die deutsche Ostseeküste blieben dem Team am Schluss noch vier Tage übrig. Fast ein wenig zu viel, aber es konnte ja keiner ahnen, dass alles so reibungslos laufen würde. Nur einen platten Reifen hatten die 13 zu beklagen, dazu die Geschichte mit der Elektrik von Nr. 14. Ansonsten glänzten die Teilnehmer-XTs durch ihre Zuverlässigkeit. Alle anderen kleineren Probleme konnten mal eben auf der Tanke oder am Abend im Camp gelöst werden.
Am Samstag, den 27. August 2016 trudelten wir also nach genau vier Wochen wieder in Hamburg ein, stolz und glücklich über die erbrachte Leistung und bejubelt von den wartenden Familienmitgliedern.
Von den vielen Eindrücken, Bildern und Filmen werden die Teilnehmer noch lange zehren. Das nächste Mal geht es aber in den Süden … irgendwo hin, wo die Sonne jeden Tag lacht.
XT-Fans und Freunde finden uns online unter www.xt500.org. Dort findet ihr u.a. eine genaue Routenbeschreibung, die auch als Datei fürs Navi (GPX + KML) runtergeladen werden kann: track.xt500.org.
K(l)ickt mal rein …
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Kommentare
Ein Kommentar zu “Baltic 13 – mit Yamaha XT 500 um die Ostsee”
Endlich wieder ein Reisebericht nach meinem Geschmack. Eine tolle Leistung aller Teilnehmer, so müssen Motorradtouren sein. Besseres Wetter sei euch auf jeden Fall für die nächste Tour gegönnt. 😆