aus bma 11/04

von Fritz Hasselbrink

Bad Doberan mit Klosterkirche von 1295Durch einen Fernsehbericht angeregt, hatte ich diese dreitägige Motorradreise geplant. Erst war das Wetter zu heiß und dann zu unzuverlässig. Wir haben uns aber gesagt: ein gelegentlicher Regenschauer kann einen Biker nicht schrecken und sind am 1.09.2003 in Hannover und Berlin abgefahren. Wir, das heißt Joachim aus Berlin und ich aus Hannover. Für die Verbindungsstrecken hatte ich hauptsächlich Bundesstraßen geplant, da dieses Mal die Besichtigungen von mittelalterlichen backsteingotischen Bauwerken im Vordergrund standen.
Um kurz vor 10 Uhr erreichte ich nach 177 km Ludwigslust. Ich war richtig durchgefroren und hatte mir den Regenkombi zum Schutz nicht nur vor dem Regen, sondern auch gegen den Fahrtwind, der auch mein Lederzeug kalt werden läßt, übergezogen. Joachim kam äußerst pünktlich auf den Parkplatz des vom Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin 1772 erbauten Schlosses an. Beide kannten wir das Schloß auch von Innen und so konnten wir uns zusammen auf den Weg für das eigentliche Thema machen. In LWL, so steht es wenigstens auf den Nummernschildern der „Ludwigsluster”, waren die innerörtlichen Straßen immer noch mit Katzenköpfen oder Basalt gepflastert.
In Schwerin, der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, angekommen, besichtigten wir das Schloß und den Dom. Kaum hatten wir zu Mittag gegessen, fing es an zu regnen. Von Schwerin aus ging es auf der B106 nach Wismar. In Wismar ist das Giebelhaus „Alter Schwede” von 1380 besichtigenswert, ebenso die Georgen- und die Nicolaikirche.

 

Von Wismar aus fuhren wir über kleine Nebenstraßen nach Kühlungsborn mit seinem sehr langen Sandstrand. Nun erreichten wir, auch wieder über kleine Nebenstraßen, Bad Doberan. Hier ist das Zisterzienser Kloster mit seiner Klosterkirche sehenswert.
Auf dem Wege nach Rostock haben wir gegen 17 Uhr angefangen nach einem Nachtquartier zu suchen. Das war äußerst schwierig, da die Sommersaison noch 14 Tage angesagt war und außerdem in Rostock die IGA (Internationale Garten-Ausstellung) lief.
Museumshafen in GreifswaldIn Rostock hatten wir uns mit einem ehemaligen Kollegen, dem Lothar, verabredet. Er sollte uns als Ortskundiger die Stadt zeigen. Endlich, so gegen 19.30 Uhr wurden wir in der Nähe von Bad Doberan fündig. 20 Euro pro Person war für die Übernachtung zu berappen, mehr waren die Zimmer auch nicht wert. Gott sei Dank hatte ich im Gepäck Seife und Handtuch, was nämlich nicht im Preis enthalten war. Die Dusche und die Toilette war nur über eine steile Stiege zu erreichen und man mußte vor dem Duschen eine Pumpe einschalten, die das ganze Haus erdröhnen ließ. Dafür gab es am anderen Morgen ein reichhaltiges Frühstück.
Nach Besichtigung verschiedener Kirchen aus dem 13. Jahrhundert, Giebelhäusern am Markt, das Kloster zum Heiligen Kreuz und ein hervorragendes Mittagessen, setzten wir mit der Fähre nach Warnemünde, dem meistbesuchtesten Ostseebad, über. Wir kamen durch Markgrafenheide und Hinrichshagen nach Graal/ Müritz. Alle drei Orte waren so, wie ich mir Ostseebäder vorgestellt hatte. Die Straße lief an der Ostsee entlang, nur daß sich zwischen der See und der Straße jeweils eine hohe Düne erstreckte.
Aus den Erfahrungen vom Vortag schlau geworden, fingen wir noch früher an, ein Quartier zu suchen. In Stralsund waren wir doch gar nicht in unmittelbarer Nähe des Ostseestrandes und die IGA war hier auch nicht, trotzdem fanden wir nur einen Platz, um unser müdes Haupt zu betten. Für 35 Euro pro Nacht und Nase, wobei Joachim den Preis schon heruntergehandelt hatte.
Mittelalterliche Backsteingotik Am anderen Tag schüttete es wie aus Kannen auf uns herab. Da wir am Abend wieder zu Hause erwartet wurden, blieb uns nichts anderes übrig, als unsere Regenkombis (diese sollten wir den ganzen Tag über anbehalten, wie sich im Laufe der Fahrt herausstellte) anzuziehen und abzufahren. In Stralsund waren auch wieder verschiedene Kirchen eine Besichtigung wert. Sicherlich war es nur Zufall, daß in den meisten Kirchen, die wir von innen besichtigten, die wunderschönen Orgeln spielten. Weiter ging es auf der B 96 nach Greifswald. Hier ist seinerzeit Caspar David Friedrich geboren, der durch seine Malkunst im Stile der Romantik berühmt geworden ist. Außerdem ist die „Dicke Mariel”, der „lange Nicolai” und der „Kleine Jacob” eine Besichtigungspause wert. Dies sind Kirchen aus dem frühen Mittelalter. Sonst wäre noch der Markt mit seinem Rathaus bemerkenswert. Diese Stadt hat seine Stadtrechte, wie die anderen Hansestädte an der Ostsee auch, im 13. Jahrhundert erhalten. In Greifswald ist die zweitälteste Universität Nordeuropas zu Hause; die älteste steht in Rostock.
Auf der B96 erreichten wir Neubrandenburg. Sehr schön ist die mittelalterliche Befestigung mit den Stadttoren aus dem 14. Jahrhundert. Häuser, die direkt an die Stadtmauer geklebt sind, heißen Wiekhäuser. Außerdem steht hier noch die Marienkirche aus dem 12. Jahrhundert
Weiter gings auf der B195 zur Mecklenburgischen Seenplatte. Das nächste Mal, wenn wir diese Tour wiederholen sollten, werden wir statt drei, vier Tage einplanen müssen. Wir passierten Penzlin, Waren und Malchow.
Kurz hinter Malchow ging Joachim auf die Autobahn und erreichte bald wieder seinen Heimatort Berlin. Ich mußte aber ab hier noch etwa 220 km weiter fahren. Ich kam bei strichweisem Regen nach Hannover und war endlich zu Hause. Der Kilometerzähler zeigte nach diesen drei Tagen 951 Kilometer mehr an. Kilometer, die sich gelohnt haben.