aus Kradblatt 6/15
von Jörg „Jogi“ van Senden & Marcus Lacroix

Ausprobiert: Austauschbremshebel von Mizu, Pazzo & V-Trec

Honda OriginalLeider sind die originalen Brems- und Kupplungshebel sehr vieler Motorräder nicht verstellbar – für Menschen mit langen oder kurzen Fingern eine echt nervige Sache. Eine logische Ergänzung zu jedem Motorrad und eine einfache Art, die Maschine in Sachen Ergonomie deutlich aufzuwerten, sind verstellbare Brems- und Kupplungshebel. Verstellbare Original-Hebel werden von den Herstellern aber meistens nicht angeboten.

Da es mehr Spaß macht mit wirklich passenden Hebeln zu fahren, vom Sicherheitsaspekt einmal abgesehen – denn nur ein passender Hebel ist in jeder Situation optimal zu bedienen und vermittelt das nötige Feingefühl – haben wir Alternativen der Firmen V-Trec, Mizu und Pazzo an zwei Maschinen ausprobiert.

V Trec 90 Grad abgewinkelt mit LaengenverstellungFür unsere Honda CBR 650 F haben wir die V-Trec Vario-Safety Hebel und die verstellbaren Mizu Hebel ausgesucht. Die Vario Safety bieten im V-Trec Sortiment die meisten Features. Sie lassen sich nicht nur sechsstufig in der Weite regulieren, sondern durch ein mit einer Schraube gesichertes Schiebestück individuell in der Länge auf die Handbreite einstellen. Damit sind sie ideal an die Hand des Fahrers angepasst. Der besondere Clou des Hebels ist, dass er im Fall eines Sturzes um 90 Grad hochklappen kann. So ist die Weiterfahrt danach gesichert. Sollte das Hebelende dabei einen unschönen Kratzer bekommen haben, kann es preiswert einzeln ersetzt werden. V-Trec bietet Hebel Sets in den Varianten Short, Long, Safety, Vario und Vario-Saftey für alle gängigen Motorradmodelle und mit drei Jahren Garantie an.

Der Mizu-Hebelsatz lässt sich sogar in sieben Stufen der Griffweite anpassen und bietet auch die Sicherheitsfeatures, wie passgenaue Längenverstellung und Klappfunktion. Bei Schäden am Endstück kann es im Paar für 29,90 Euro nachbestellt werden.

V Trec einstellbarDie kleine Einbuchtung, die durch das verschiebbare Hebelendstück entsteht, hat uns bei beiden Anbietern nicht gestört. Mizu gewährt zwei und V-Trec drei Jahre Garantie. Bei der guten Verarbeitung wird man die aber wohl kaum jemals in Anspruch nehmen müssen, wobei Sturzschäden natürlich ausgeschlossen sind.

Bei unserer 900er Husqvarna Nuda hatten wir einen Satz kurzer V-Trec Hebel schon seit einer Weile im Einsatz. Sie funktionieren einwandfrei und beim fröhlichen Geballer (natürlich auf der Rennstrecke) passen kurze Hebel auch gut. Man kuppelt dort ja schnell (wenn überhaupt) und ankert hart, oft nur mit zwei oder drei Fingern am Hebel. Im Alltagsbetrieb erinnert man sich allerdings schnell an etwas aus dem Physikunterricht: die Hebelgesetze. Längerer Hebel = geringere Kraft – da war doch was … Mit anderen Worten: kurze Hebel sind im Alltag einfach anstrengender zu fahren. Kupplung und Bremse lassen sich nicht so fein dosieren und innerstädtischer Stop-and-go erfordert eine trainierte Kupplungshand.

Mizu mit AnleitungAus diesem Grund haben wir die Nuda auf längere Hebel umgerüstet, auch wenn die im direkten Vergleich mit den kurzen nicht so sportlich-cool aussehen. Die Wahl fiel auf die Firma Pazzo, die ebenfalls bildschöne Hebel in verschiedenen Varianten (lang, kurz, klappbar) für viele Motorradmodelle im Sortiment hat.

Die Pazzo-Hebel unterscheiden sich vor allem im Design und der Oberflächenstruktur von den V-Trec und den Mizu. Die Funktionalität ist bei allen Klasse und Design ist bekanntlich Geschmackssache – Jogi mag V-Trec und Mizu lieber, Marcus die Pazzo. Eine ABE wird jeweils mitgeliefert. Bei nicht klappbaren Hebeln verhindert eine Sollbruchstelle ein eventuelles Tour-Aus nach einem Umfaller.

Alle drei Hersteller nutzen leichtes Aluminium, das CNC-gefräst wird. Pazzo und V-Trec geben das Material mit 6061 T6-Aluminium an. Mizu weist darauf hin, dass seine Hebel „Made in Germany“ sind. Dass Nachrüsthebel aber nicht automatisch das Gewicht der Originalen unterschreiten, beweist der Wiegetest. Funktion und Haptik wiegen dieses Mini-Manko aber auf, das je nach Motorrad unterschiedlich ausfällt.

Pazzo lang an NudaAlle Hebel sind nicht nur sauber verarbeitet und werten die Ergonomie und Optik des Motorrades deutlich auf, sie bieten auch die Möglichkeit, farblich schöne Akzente zu setzen. Die Farbe kann für Hebel und Versteller nämlich individuell aus verschiedenen Farbtönen gewählt werden.

Der Austausch gegen die Original-Hebel ist sehr einfach selber zu bewerkstelligen. Es wird lediglich jeweils die Schraube entfernt, die die Rotationsachse des Hebels darstellt. Am Kupplungshebel muss zusätzlich der Kupplungszug vorher entspannt und später wieder gespannt werden, damit der Zug aus- und wieder eingehängt werden kann. Bei hydraulischen Kupplungen entfällt der Schritt natürlich. In die Brems-Hydraulik muss nicht eingegriffen werden.

Laengenvergleich Hebel original pazzo vtrecDie klapp- und verstellbaren V-Trec Vario Safety Levers werden von BS-Motoparts im Set aktuell (Stand 6/15) zum Aktionspreis von 99,98 Euro statt 189,90 Euro angeboten (www.bs-motoparts.com). Pazzo Hebel fangen je nach Ausführung bei 99 Euro je Stück an. (www.pazzoracing.eu). Die Mizu Hebel kosten für die CBR 108 Euro per Stück und werden einzeln geliefert (www.mizu-shop.de).

Die Hebel sind auch im Motorradfachhandel erhältlich und wer nicht selbst schrauben mag, lässt sie am besten gleich von seinem Händler montieren. BS-Motoparts, Mizu und Pazzo haben noch eine Menge anderer schicker Motorradteile im Sortiment, reinstöbern lohnt sich.

Unteres Foto: Vergleich Länge und Gewicht, v.o.:

Pazzo lang 153 gr
V-Trec kurz 128 gr
Pazzo kurz 144 gr
Original Nuda 107 gr