aus Kradblatt 2/18
von Marcus Lacroix

Arai Chaser X mit VAS-V Pro Shade System

Arai Chaser X im Shaped Red DesignKennt Ihr das? Ihr fahrt schon viele Jahre Motorrad, seid vielseitig interessiert und kauft auch öfter mal was Neues, aber trotzdem gibt es da Marken, zu denen habt Ihr einfach null Bezug? So ging es mir mit dem japanischen Helmhersteller Arai. Dabei ist Arai gewiss keine unbekannte Marke. Man kennt den Namen, im Spitzensport (z.B. Dani Pedrosa, Maverik Vinales oder Sebastian Vettel) taucht das ovale Logo auch häufig auf und ich habe auch nie etwas Schlechtes über Arai gehört. Trotzdem hatte ich bisher keinen auf dem Kopf.

Arai Chaser X mit VAS-V Pro Shade System Erstmals bewusst aufmerksam auf Arai wurde ich beim Frühlingstreff in Augustfehn. Das Arai-Deutschland-Team war mit einem Promo-Stand vor Ort und ein junger Mann wippte gerade auf einem Helm-Rohling herum. Mit seinem ganzen Körpergewicht. Das war schon beeindruckend und das Arai-Team erklärte umfassend, wie wichtig Arai die Gestaltung der Helmschale ist. Alles andere wird der Sicherheit des Fahrers untergeordnet, denn der Kopf soll bestmöglich geschützt sein. Eigentlich logisch. Es ging um Aufprallenergie und Abgleiteigenschaften (die Kern-Philosophie der Arai-Konstruktion), den Vorteilen einer möglichst runden Helmschale mit möglichst wenig Schwachstellen, um die Unterschiede zwischen Labortests und tatsächlichen Unfällen, wie wichtig es ist, auftretende Kräfte zu verteilen, um Faserverbundstoffe und vieles mehr. Alles in allem sehr interessant, aber zu viel um es hier wiederzugeben. Deutlich wurde, wie wichtig Arai die optimale Konstruktion der Helmschale ist. Und auch das geschulte Fachhändler-Netz wurde herausgestellt. Neben den Premium Händlern mit technisch zertifizierten Mitarbeitern und umfangreichem Sortiment gibt es Arai Pro Shops, die auch technischen Service und die sofortige Erledigung kleinerer Garantiearbeiten übernehmen. Das Angebot, den Arai Chaser X in der Praxis ausführlich zu fahren, nahm ich nur zu gerne an.

Nimmt man den Chaser X das erste Mal in die Hand, fühlt er sich verhältnismäßig schwer an. 1611 Gramm zeigt die Waage bei Gr. M. Das Gewicht ist der stabilen Bauart geschuldet, die nicht allein auf die Erfüllung der Labortests ausgerichtet ist. Auf dem Kopf überzeugt der Arai dann mit einer schön ausgeglichenen Balance, die einen das Gewicht direkt vergessen lässt.

Am Komfort gibt es – wie in der Preisklasse (569 € uni, 669 € Dekor) zu erwarten – nichts zu bemängeln. Das Futter lässt sich zum Reinigen leicht entnehmen. Durch unterschiedlich starke Polster kann der Helm bestmöglich an den Fahrer-Kopf angepasst werden. Idealerweise lässt man das vom Arai-Fachhändler direkt beim Kauf machen.

Als Kinnriemen-Verschluss kommt der immer perfekt sitzende Doppel-D zum Einsatz. Wie auch die Betätigung des voll geschlossen stets verriegelten Visiers, hat man die Bedienung schnell heraus. Brillenträger freuen sich über die gut geschnittenen Kanäle für die Bügel.

Das Visier lässt sich mit wenigen Handgriffen einfach und ohne Werkzeug austauschen oder zum Reinigen entfernen. Passend zum Konzept der starken Helmschale setzt Arai für die Belüftung auf ein paar kreisrunde Bohrungen, die über Spoiler angeströmt und über Schieber verschlossen werden können. Ungewohnt ist die „Brow Vent“ genannte Luftzufuhr an der Oberkante des Visiers. Auch sie hat zum Ziel, keine Schwachstellen an der Helmschale entstehen zu lassen. Die Belüftung funktioniert im Alltag einwandfrei. Bei Temperaturen um Null Grad ist mir persönlich die Entlüftung am Hinterkopf schon fast zu gut, eine Sturmhaube (oder Klebeband) hilft im Winter.

Arai Chaser X - etwas gewöhnungsbedürftige VisierentriegelungTourenfahrer stehen auf Sonnenblenden und so haben viele Hersteller diese mittlerweile in ihre Helmschalen integriert. Ich persönlich bin kein großer Freund von Sonnenvisieren und bevorzuge Schatten, wie ihn auch die Sonnenblende beim Auto bietet. Arai verzichtet auf eingebaute Sonnenblenden aus einem anderen Grund: Genau, die Integrität der Helmschale. Um den Mitbewerbern etwas entgegen setzen zu können, entwickelte man das Pro Shade System. Ich hatte nie davon gehört, die Empfehlung kam vom Arai Pro Shop Verkaufsberater.

Arai Chaser X KopfbelüftungBeim Pro Shade System (PSS, 125 € Aufpreis) wird das komplette Visier ausgetauscht. Das ist mit wenigen Handgriffen ohne Werkzeug erledigt. Fährt man den Helm z. B. auch auf der Rennstrecke, kann man schnell zu einem klaren, getönten oder verspiegelten Visier wechseln.

Das PSS Visier verfügt über eine klappbare, außenliegende Sonnenblende. Neben voll geschlossen (Wirkung wie herkömmliche Sonnenblende) und voll geöffnet gefällt mir vor allem die Mittelstellung. Diese erzeugt einen Schatten, ähnlich wie ein Helmschild. Kontraste am Wegrand bleiben so erhalten. Die Bedienung des PSS ist einfach, unangenehme Windgeräusche entstehen nicht. Generell gefällt beim Arai-Visier das große Gesichtsfeld und die ausladende Pinlock-Antibeschlagscheibe, die bis zu den Rändern reicht. Der Chaser X ist in den Größen XS bis XXL erhältlich, Arai fertig dafür verschiedene Helmschalen.

Wer sich selbst einmal ein Bild von Arai-Helmen machen möchte, dem kann ich den Gang zum Fachhandel nur empfehlen. Engagierte Produktdesigner machen sich oft weit mehr Gedanken, als man auf den ersten Blick als Konsument wahrnimmt. Das Arai-PR-Team findet man auch auf verschiedenen Messen (z. B. den HMT) und bei Händler-Aktionstagen, wie dem Frühlingstreff in Augustfehn. Infos gibt es auch online unter www.arai.de und auf Facebook.