aus Kradblatt 6/21 von Marcus Lacroix

Runter von der Straße!

ADAC Adventure-Bike-Training
Für den Fotografen etwas rumferkeln …

Reiseenduros erfreuen sich großer Beliebtheit und in den Köpfen der Besitzer läuft das große Abenteuer oft als Film im Hintergrund. Tolle Bilder von Weltreisenden, Multivisonsschauen und Reiseberichte tun ihr Übriges. Voll beladene Maschinen, die zumindest in den Filmen meist recht elegant über die Pisten gleiten. Jaaaa – so geht Adventure! Immer mehr Geschichten vom TET, dem Trans Euro Trail, locken ebenfalls runter von der Straße …

ADAC Adventure-Bike-Training - auch der Honda X-ADV durfte mitspielen
Auch der Honda X-ADV durfte mitspielen

In der Praxis sieht das leider oft ganz anders aus. Da wird für viele „Enduro“-Fahrer schon das Wenden auf einer feuchten Wiese zum fast unüberwindlichen Balanceakt. Etwas Rollsplitt auf der Straße sorgt für Schweißausbrüche und krampfhaftes Erstarren und Feldwege werden doch besser ganz gemieden – der mit allen Extras ausgestattete  Reisedampfer könnte ja schmutzig werden oder gar einen Kratzer bekommen. Böse Worte? Ja, aber alles Erfahrungen aus dem richtigen Leben. Nun gibt es jedoch auch Fahrer und Fahrerinnen, die das ändern wollen und für die empfehlen sich passende Trainings. 

Der ADAC Hansa bietet auf seiner vielseitigen Fahrsicherheitsanlage in Embsen bei Lüneburg u.a. ein Adventure-Bike-Training an, an dem ich auf Einladung des ADAC teilnehmen durfte. Natürlich um euch hier meine Eindrücke und Erfahrungen zu schildern. Der Slogan zum Training weckt auf jeden Fall Interesse: „Wenn die Straße endet, geht der Spaß weiter! Das Adventure-Bike-Training richtet sich an alle, die über ein geländetaugliches Motorrad wie eine Reise-Enduro, Scrambler etc. verfügen. Vom Asphalt ins Offroad. Nutze das Potenzial deiner Maschine auf unterschiedlichen Untergründen und mach dich fit für dein Abenteuer!“

Bremsübungen - ADAC Adventure-Bike-Training
Bremsübungen beim ADAC Adventure-Bike-Training

Nun denn – zwar habe ich aktuell keine Reiseenduro, meinen X-ADV preist Honda aber ja auch als Cross­over-Bike an, das sich auf Straßen wie auch auf Feldwegen wohlfühlen soll. Auf geht’s!

Der Tag beginnt, wie man es von Trainings kennt. Kurze Vorstellung von Trainer und Ablauf, kurzes Abklopfen der Fahrerfahrungen und Erwartungen der Teilnehmer. Von der 390er KTM Adventure über meinen Zwitter, Triumph Scrambler, 1100er Honda Africa Twin bis zur obligatorischen 1250er BMW GS ist alles dabei. Die beiden KTM Sport­enduros sind von der Zielgruppe her eigentlich fehl am Platz, die Fahrer haben sich aber bewusst für das Training entschieden.

Instruktor Roman klärt alle Fragen
Instruktor Roman klärt alle Fragen

Vormittags bewegen wir uns ausschließlich auf Asphalt. Das mag für jemanden mit mehr Feldweg-Erfahrung seltsam wirken doch geht es erst mal nur um die völlig andere Fahrweise und Körperhaltung abseits der Straße. Das erfordert schon viel Konzentration und die Teilnehmer sollen nicht auch noch durch einen unbekannten Untergrund abgelenkt werden. Trotz angenehmer Außentemperatur und etwas Regen kommen wir schon dabei ins Schwitzen.

Mittags gab es das gewohnt ordentliche Catering des ADAC, auswählen konnte man schon vor dem Trainingsbeginn zwischen zwei Gerichten. Aufgrund der Corona-Maßnahmen bekommt man sein Essen fertig auf einem Tablett serviert und muss an den Tischen Abstand halten, das ging aber voll in Ordnung.

GS ist müde, GS muss schlafen …
GS ist müde, GS muss schlafen …

Nach der Mittagspause ging es dann in den Dreck – zunächst auf eine große Wiese. Es folgten Fahrübungen, wie man sie vom Straßentraining kennt: im großen Kreis fahrend Damensitz rechts/links, auf der Sitzbank hocken, rechts/links die Maschine gehend führen und ähnliche Turnübungen. Unebener und ungewohnter Untergrund schärfen die Sinne und wie immer gilt: alles kann, nichts muss! So tasteten sich die Teilnehmer unterschiedlich mutig an die Materie heran. Fällt man mal um, ist es dank des Untergrundes und der langsamen Geschwindigkeit kein Problem, aufrappeln, aufheben, weiter geht’s. Wir hatten den ganzen Tag über aber erstaunlich wenig Umfaller, da hatte ich mit mehr gerechnet!

Es folgten Beschleunigungs- und Bremsübungen, wir sollten mal mit den elektronischen Helferlein und Fahrmodi rumprobieren und dann ging es dem Instruktor (i.d.F. Roman, der einen guten Job gemacht hat) hinterher, kreuz und quer durch das Offroad-Gelände. Witterungsbedingt konnten wir nicht den ganzen Kurs nutzen, die gefahrenen Sektionen waren aber auch so zum Teil schon recht anspruchsvoll. Die wohl wichtigste Lektion des Tages: Offroad steht und fällt (im wahrsten Sinne des Wortes) sehr viel mit den Reifen. Welche Reifen sind zu empfehlen, wie sieht es mit dem Reifendruck aus? Nicht übertreiben, lieber Hindernisse umfahren als mit der Brechstange durch – alle lernten schnell und manch einer sprang über den eigenen Schatten und freute sich über den Erfolg an Hügeln oder Auf- und Abfahrten.

Später konnten wir noch eigenständig die Sektionen erkunden und dort üben, nur die Fahrtrichtung wurde aus Sicherheitsgründen vorgegeben. Wer Fragen oder Probleme hatte konnte Roman jederzeit damit löchern und alle hatten viel Spaß. Entsprechend fiel das Fazit bei der Abschlussbesprechung aus – alle nahmen aus dem Training etwas für sich mit. Natürlich sind wir jetzt nicht die Offroad-Profis, das braucht sehr viel mehr Übung. Nicht nur fürs Gelände, auch für die Straße ist ein Offroad-Training aber ein echter Sicherheitsgewinn und jedem zu empfehlen, der auch nur ein wenig neugierig ist

Das Training kostet für ADAC Mitglieder 170 €, für Nicht-Mitglieder 10 € mehr. Infos, Termine, Buchungen und Gutscheine findet ihr unter www.fsz-hansa.de oder ruft an unter Telefon 04134-9070. Trainings kann man auch als geschlossene Gruppe buchen, z.B. als Firma, Fahrgemeinschaft, Facebook-Gruppe oder Forum.