aus Kradblatt 01/17
Text und Fotos: Toni Mang
Bearbeitung: Jogi / penta-media

8 Tage Rügen mit einem Abstecher nach Usedom

Auf gehts nach RuegenTag 1: Wie heißt es doch so schön? Beginne eine Reise immer gut ausgeschlafen und entspannt. Gesagt, getan! Am Vorabend die Koffer und die Rolle fertig gepackt und parat zum „Abflug“.

Das Anbringen der Koffer und das Befestigen der Gepäckrolle mit 2 Gurten dauert nicht lange. Fest und kreuzweise verzurre ich die volle Gepäckrolle auf dem Soziussitz und achte darauf, dass keine fliegenden Gurtenden den guten Eindruck zunichtemachen. Nöö, so ein Gurtende im Hinterrad braucht kein Mensch!
Gegen 11 Uhr starte ich gen Osten, genauer gesagt geht es über Lüchow zur Dömitzer Elbbrücke. Von dort in Richtung Ludwigslust (LWL). Noch vor LWL lässt mein uraltes TomTom mich nach links von der Strecke abbiegen und führt mich über verträumte Straßen der 3. Kategorie westlich an LWL vorbei.

Ich wundere mich nach einer Dreiviertelstunde über diese „verschlungenen Pfade“ und checke das Navi. Irgendwie war der „Fahrradmodus“ eingeschaltet. Das hat mich zwar über diese sehr schönen kleinen Straßen gelotst, war aber streckentechnisch sehr ineffektiv. Ich wechselte in den Fahrmodus „kürzeste Strecke“ und siehe da, es ging auf dem kürzesten Weg über immer noch angenehm zu fahrende Straßen, via Neustadt-Glewe zur A14 mit Richtung auf Schwerin zur A20.

Dann wurde es einfach: Bis Stralsund auf der Autobahn mal etwas mehr Gas geben und ohne viel Probleme bei sehr wenig Verkehr dem Zielort, Drewoldtke auf Rügen, entgegen.
Ca. 5 Kilometer vor der Rügenbrücke begann der Motor zu stottern und ich musste die Reserve einschalten. Na ja, kurz über die Brücke und dann an die nächste Tanke … so der Plan.

Nach der Brücke fährt man auf dem gut ausgebauten neuen Teil der B96 und es gibt da keine Tankstellen – ups! Erst nach einer Ewigkeit sah man auf Höhe der Ortschaft Samtens eine Möglichkeit, die Straße zu verlassen um die wenige hundert Meter entfernte Shell-Tanke an der alten B96 anzusteuern. Lange hätte es nicht mehr funktioniert. Bei einem Tank­inhalt von 18 Litern (plus voll bis zum Stehkragen) passten jetzt 17,52 Liter in den Tank (inkl. Stehkragen). Das war echt knapp.

Campingplatz auf RuegenWas mir an der Insel als allererstes auffällt, ist die spürbare Kälte. Der kalte Seewind, der überall auf der Insel dafür sorgt, dass die Übergangspullover und Fleece-Jacken nicht in Vergessenheit geraten, kriecht sofort unter die Motorradjacke und erinnert mich daran, dass der Sommer noch nicht ganz eingetroffen zu sein scheint.
Ich nehme den direkten Weg zum Campingplatz in Drewoldtke. Gegen 17 Uhr steht das Zelt. Was hatte ich für einen Bammel vor diesem ganzen „Gerödel“ – und jetzt ging alles ganz leicht von der Hand.
Ich schaue mich um. Wo ist das Wasser? Keine 50 Meter vom Zelt entfernt. Check! Wo ist das Waschhaus mit den Duschen/Toiletten? Keine 50 Meter entfernt. Check! Wo ist der nächste Kiosk? Keine 50 Meter vom Zelt entfernt. Check!

Beim Kiosk wird gerade die Holzkohle auf Wärmeabgabe überprüft. Auf mein Nachfragen hin erfahre ich vom Sinn und Zweck der Aktion: Grillfleisch und Bratwurst als Endprodukt. Da bin ich sofort mit beiden Varianten dabei und stelle gleich noch ein abendfüllendes Stralsunder Pils auf den Tisch in der Abendsonne. Glück pur! Der Urlaub hat begonnen! Husch, husch ins Zelt – Tagebuch schreiben und versuchen, bei dem „Krach“, den die Ostsee macht, in den Schlaf zu finden. Schnarch …

Entspannung im ZeltTag 2: Am Sonntag, lege ich eine „Bewegungspause“ ein. Ich befolge den Rat eines guten Freundes, den er mir vor vielen Jahren mal gegeben hat. „Erst einmal ankommen und sich umschauen, sich orientieren, sich akklimatisieren! Und außerdem habe ich heute Geburtstag. 64 Lenze – unglaublich! Und ich sitze hier in meinem kleinen Iglu-Zelt und genieße die Natur. Müsste ich nicht, wie die vielen anderen meines Jahrgangs, im Garten eines Eigenheims sitzen? Kinder und Enkelkinder um mich herum, die mich feiern und mit Sahnetorte bewerfen? War irgendwie nicht mein Ding. Kein Garten mit Eigenheim, keine Kinder und keine „Enkeldings“ Jaja, jeder muss nach seiner Façon glücklich werden und vor allem glücklich sein. Ich bin bei bestem Wetter mit meinem Bike unterwegs und kann glücklicher nicht sein.

Von mittags 12 Uhr bis 14 Uhr unternehme ich einen ausgedehnten Strandspaziergang, barfuß im tiefen, weichen Sand. Da werden Sehnen und Muskeln bewegt, die ich schon vor vielen kalten Monden in die Rente geschickt hatte.

Dann ruft mich wieder der Kiosk und plötzlich steht ein Pott Filter-Kaffee sowie ein schönes Stück Torte vor mir und bittet darum, vernascht zu werden. Und wech! Ein „Insel-Berliner“ mit Dauercampingplatz einen Platz weiter sowie einer Eigentumswohnung in Sassnitz ist mir willkommener Gesprächspartner und wird nahezu nahtlos abgelöst von Claudia und Oli aus dem schönen Tramm.

Faehre vom Hafen GlewitzTag 3: Ganz im Zeichen des Entdeckens! Ich habe mich mit Werner aus Grimmen verabredet. Treffpunkt ist der kleine Fischerhafen Stahlbrode, zu dem es von der Insel ca. alle 30 Minuten eine Fährverbindung vom Hafen Glewitz gibt. Da spart man sich die Fahrt über die Brücke und durch die Stadt Stralsund.
Ich bin so pünktlich an der Fähre, dass ich am Treffpunkt zuerst eintreffe und noch genügend Zeit habe das versäumte Frühstück nachzuholen. Fischbrötchen mit Lachs und einen Pott Kaffee. Das wird alles frisch zubereitet in der Fischbude direkt am Hafenbecken. Die beiden Damen, die sich um die Gäste kümmern, sind so gut drauf, dass die gute Laune, die ich dort tanke, den ganzen Tag hält. Schaut mal vorbei. Man will unwillkürlich „genau das haben, was diese beiden Damen zu sich genommen haben“.

Werner ist pünktlich zur Stelle. Wir lernen uns gerade persönlich kennen. Seit ein paar Wochen bin ich bei der Facebook-Gruppe „Motorradfreunde MV und Deutschlandweit“ eingetragen und hatte dort meinen Rügen-Urlaub gepostet. Werner meldete sich und machte den Vorschlag, mit mir zusammen ein bisschen zu fahren, um mir ein paar schöne Ecken zu zeigen. Wie genial! Da sich auch noch Megan (Magda) aus Usedom zu Wort gemeldet hatte und das sehr verlockende Angebot machte, sie auf Usedom zu besuchen und auch dort zu übernachten war klar: Wir kommen! In Greifswald wechselten wir auf die Landstraße L262, die über Kemnitz und Brünzow nach Lubmin führt. In Lubmin steht das alte Atomkraftwerk LUBMIN direkt am Wasser. Es ist seit 1990 nicht mehr in Betrieb mit seinen 4 Reaktoren – es wird seit 1995 abgebaut.

Gleich hinter Lubmin erreichen wir den kleinen Fährhafen Freest und schauen uns dort etwas um. Sehr schöner, gemütlicher Hafen mit Restaurants und Fischbuden. Von dort geht es dann weiter nach Wolgast, wo die große Hebebrücke den Weg hinüber zur Insel Usedom ermöglicht.

Zerstoerte Hubbruecke im Gelegenheits Faehrhafen KarninWerner kennt da ein zauberhaftes kleines Gartencafé in einem kleinen Örtchen: Krummin. Gleich wenn man über die Brücke kommt bei nächster Gelegenheit rechts ab in Richtung „Achterwasser“, wie die Ostsee zwischen der Insel und dem Festland hier genannt wird. Das Café heißt „Zur Pferdetränke“ und bietet vom leckeren Fischbrot bis zum selbst gebackenem Kuchen zu reellen Preisen genau das, was du suchst. Ich kann den LPG-Kuchen empfehlen. Eine Mischung aus Donauwelle und Rhabarberkuchen. Dazu einen riesigen Pott frisch aufgebrühten Filterkaffee und die Welt strahlt dich an. Auf der Wertskala gebe ich 12 von 10 Punkten!

Im Café beschließen wir auf dem direkten Weg nach Peenemünde zu cruisen und Magdalena zu fragen, ob sie mitfahren möchte, oder besser mitfahren kann. Das vor kurzem gebrochene Schlüsselbein macht noch Probleme. Bei Magda angekommen war die Frage noch nicht ganz formuliert da kam bereits das langgezogene Jaaaaa! Kurz angeplünnt und ab geht die Luzie. Magda zeigte uns ihre Insel, auf der sie seit 14 Jahren lebt und arbeitet.
Zinnowitz, mit der schönen Seebrücke, steuerten wir zuerst an. Die Tauchgondel am Ende der Seebrücke war, trotz der an diesem Tage schlechten Unterwassersicht, sehr gut besucht. Zinnowitz wurde vor 160 Jahren zum Seebad ernannt und bietet mit seinen hübschen Villen in der „Bäderarchitektur“ genannten Bauweise einen prächtigen Anblick und lädt zum Verweilen ein.

Nach einem Eisbecher auf der Promenade reißen wir uns trotzdem los und erreichen nach kurzer Fahrt das bekannte Seebad Heringsdorf, von wo aus das ZDF seine Strandberichterstattung der letzten WM vornahm. Der riesige Videobildschirm, gleich links neben der Seebrücke zeugt noch heute von diesem Ereignis. Etwas bummeln, ein bisschen Quatschen und den Moment genießen – die Welt ist schön!
Als letztes der drei „Kaiserbäder“ haben wir Ahlbeck auf dem Plan. Das alte Seeheilbad verfügt über die älteste Seebrücke in Deutschland. Sie wurde 1898 erbaut und diente als Kulisse in Loriots Film „Papa ante Portas“. Kennen wir also alle, oder?

Zum „frisch machen“ kurz nach Peenemünde, und als „Zivilist“ mit Magdas Auto ins polnische Swinemünde, um dort gut und preiswert in einem der unzähligen Restaurants auf der neu gebauten Promenade zu speisen. Fisch natürlich! Lecker lecker! So wurde dieser Tag bei einem guten Essen und mit einer kaum zu stoppenden Gesprächsflut beendet.

Warnung: In dem großen Waldgebiet vor Peenemünde, dort, wo die schönen Kurven einen unglaublichen Reiz auf die Gashand ausüben, ist des Nachts unglaublich viel Rotwild unterwegs. Wir haben in dem Waldstück über 20 Tiere getroffen, die seelenruhig auf der Straße standen und „auf den Bus zu warten schienen“.

Lecker FischTag 4: Der Dienstag begann, dank Magda, mit frischen Brötchen und einem Pott Kaffee und dem nahenden Abschied der neuen, liebgewonnenen Freundin. Da wir alle drei keine langen Abschiedsszenen mögen haben wir es sehr kurz gemacht.

Mit Werner ging es dann einmal „rund Usedom“. Quer über die Hauptverkehrsschlagader, der B111 nach Ahlbeck und dann begann der neue Teil Usedoms, der ruhigere und schönere Teil, wie ich finde. Immer Richtung „Achterwasser“ zum alten Flughafen, wo es ein Museum für historische Flugzeuge im „Hanger 10“ mit angeschlossenem Steak- und Burger-Restaurant gibt. Etwas weiter hinter dem Flughafen findet man dann noch in der Ortschaft Dargen ein „Technik und Zweiradmuseum der alten DDR“ mit sehr schönen Exponaten. Lohnt sich allemal, dort vorbeizuschauen.

Nächster Halt war am kleinen „Gelegenheits“-Fährhafen Karnin, wo die alte zerstörte Hubbrücke zu bewundern ist. Die beiden Damen vom Grillwagen bieten guten Kaffee und alles, was so ein Grillwagen noch so liefern kann. Gegen 50 Cent bekommt man sogar noch den Zugangscode für die akkurat geputzten Toiletten des örtlichen Hafenmeisters.

Dort, bei Sonne, Kaffee und guter Laune rasteten wir eine Stunde und machten uns dann auf, die Insel über die schon in Sichtweite gelegene südliche Hebebrücke bei Zecherin zu verlassen mit Ziel Stahlbrode, Fährhafen nach Rügen. Logischerweise musste dort im Hafen-Fisch-Imbiss der beiden lustigen Mädels noch ein Bismarckhering-Fischbrötchen mit dem obligatorischen Pott Kaffee auf den Teller.

Nach 2 Tagen endete hier die gemeinsame Tour unter der Führung von Werner aus Grimmen. Werner ist Mitorganisator des „Neuendorfer Bikertreffens“ und ich werde seiner Einladung sehr gerne folgen.

Die Fähre, die mich von der Insel Rügen brachte, schipperte mich auch wieder zurück auf die größte deutsche Insel. Wohin jetzt? Ach, ein kurzer Blick auf meine einfache Rügen-Karte und ich entschied mich über die kleinen Straßen nach Binz zu fahren. Die Strecke über Putbus machte einen einladenden Eindruck und ich landete zu meinem großen Entsetzen auf der wohl längsten und schlechtesten Kopfsteinpflaster-Allee dieses Eilandes. Herrgott Himmel! Kilometer über Kilometer Kopfsteinpflaster durch superschöne Feldlandschaften und kleine Ortschaften – wirklich malerisch aber ich befürchtete jeden Moment, den Lenker zu verlieren … Also: Vorsicht und Augen auf! Diese Straße geht nur mit einem Auto oder einer Enduro.

In Binz bin ich dann durch den besten italienischen Eismacher fürstlich entlohnt worden. In der Hauptstraße, die auf die Seebrücke zuläuft findet ihr auf der linken Seite im oberen Drittel das Ristorante und Eiscafé Rialto. Eis-Gott, ich danke dir für dieses Geschenk!

Nach dieser Stärkung blieb nur noch der schnelle Gang auf die schöne Seebrücke und die vielen Menschen, die Binz bevölkerten, obwohl wir uns noch in der Vorsaison befanden.
Der Weg zurück ist kurz beschrieben – Dauergrinsen hinter dem Visier – zwei- dreimal blinken, ein paar Kurven und schon war der Zeltplatz erreicht. Was für ein geiler Tag!

Motorradtour Ruegen und UsedomTag 5: Mittwoch, heute lasse ich es etwas ruhiger angehen. Lange ausschlafen, Buch zu Ende lesen, Handy aufladen und in der Sonne etwas dösen.

So gegen Mittag beschließe ich in das 12 Kilometer entfernte Glowe zu fahren und dort einen ausführlichen Spaziergang auf der Strandpromenade zu unternehmen. Diese Bucht halte ich persönlich für die schönste Bucht auf Rügen. Dort gibt es alles, was der urlaubende Motorradreisende so benötigt. Bei meinem Spaghetti-Eis im „Arcona-Blick“ traf ich dann Konstantin und seinen Vater aus Hamburg, die die Ostseeküste entlang bis Rügen erfuhren, um dann wieder am Freitag nach Hamburg zurück zu fahren. In guter Gesellschaft schmeckt das Eis immer besser.

Sandstrand in der Bucht von GloweIch machte mich nach diesem kleinen Ausflug per pedes, wieder per Krad auf den Weg zurück in den Norden der Insel. Bei Juliusruh geht es links ab ins Hinterland zum kleinen Hafen Breege. Und auch hier wird der ausgehungerte und verdurstende Biker vom Hafen-Fisch­imbiss empfangen. Fischbrötchen und lecker Käffchen. Was will man mehr? Schönes Plätzchen für eine kleine Erfrischungspause mit herrlichem Blick über den Bodden.
Von Breese dann über die kleine, sehr gut ausgebaute, schöne kurvige (!) Strecke in Richtung Wittow, wo die Fähre über den Breetzer Bodden fährt. Heute nur gucken – morgen wird es ernst.
Mein Rückweg zum Zeltplatz führte mich über den etwas moderner ausgebauten Hafen Wiek, der mit Marina und kleiner Werft etwas touristischer daherkommt.
Von Wiek ging es dann über Altenkirchen mit seiner romanischen, dreischiffigen Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert. Für Kirchenfreaks ein absolutes Muss – aber Vorsicht! Der Weg in den Ort ist Pflasterstein der Marke „total brutal“.

An der Ortsumgehung liegt dann auch das Mekka für uns Motorradfreunde: die einzige Tankstelle im Norden der Insel. In Vorbereitung auf den aktiven Tour-Donnerstag tankte ich dort noch einmal randvoll und fand mich wenig später auf meinem Campingplatz wieder. Ein Feierabendbier in der untergehenden Sonne beschloss den entspannten Tag. Zelt-Ruhe um 21 Uhr und was soll ich sagen: der „Lärm“, der vom Meer herüber kam wiegte mich schnell in den Schlaf. Urlaub …

Zur PferdetraenkeTag 6: Dafür wollte ich am Donnerstagmorgen gar nicht mehr so schnell aus den „Daunenfedern“ meines Schlafsackes. Es ist schön, Zeit zu haben ich bin erst um 11 Uhr abfahrbereit.
Das erste Ziel des Tages ist Putgarten am Cap Arcona, ganz oben im Norden der Insel. Als ich dort ankomme und den riesigen Parkplatz mit den vielen PKW und Bussen sehe, beschließe ich sofort zu wenden und diesen Ort wieder zu verlassen. Ich will ja fahren und nicht gefühlte kilometerweite Wege zu irgendwelchen Aussichtspunkten erleben. Nö, dann eben nicht.

Auf den kleinen und guten Nebenstrecken geht es über die Dörfer: Wollin, Zühlitz, Kassenvitz, Mattchow, Schwarbe, Nonnevitz, Lancken und Goos. Da ist die Welt dann „zu Ende“ und vor mir liegt die Halbinsel Bug. Dieses Gebiet war lange Zeit militärisches Sperrgebiet und so konnte sich die Natur dort ungestört entwickeln. Der Süden der Halbinsel ist seit 1990 Naturschutzgebiet und gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Der Rückweg aus dieser Sackgasse führt mich über Lancken, Gramitz, Kuhle Starvitz, Banz, Buhrkow zurück nach Wiek.

Peenemuender RaketenwerkDort hatte ich gestern ja schon diesen kleinen Fischbrötchenladen gesehen, der jetzt in die „Testserie“ aufgenommen wird. LECKER Bismarck-Brötchen und ein großer Pott Kaffee. Derart gestärkt geht es über die schon beschriebene sehr schöne, an die B195 bei Kaarßen an der Elbe erinnernde, kurze Strecke zum Fährhafen Wittow. Kurz rüber und weiter über Straßen der 3. Kategorie über Trent in den Hiddensee-Fährhafen Scharprode. Hiddensee ist etwas für „Fußbewegte“ – die Fähre lasse ich also ungenutzt.

Das nächste Etappenziel heißt Mursewiek, wo die kurze Brücke zur sehr kleinen Insel Ummanz hinüberführt. Auf dem Weg nach Ummanz fahre ich durch unberührte Natur und durch nur spärlich besiedelte Landschaften. Überall diese gelbe intensive Farbe des reichlich angebauten Rapses, viele Fahrradreisende Familien und dieser unglaublichen friedlichen Stimmung. Wahnsinn! Ich halte viel und genieße den Anblick und den Augenblick. Energie tanken …

Die Brücke bei Mursewiek ist schnell überfahren und ich nehme mir den Rundweg nach rechts vor. Bei der ersten Gelegenheit geht’s rechts ab in Richtung Tankow. Am Ende dieser Straße steht eine Kranich-Beobachtungplattform und kurz davor, am kleinen Parkplatz, steht ein schwarzer Volvo-Kombi mit offener Heckklappe. Neben dem Parkplatz sitzt ein Pärchen mit Hund und genießt bei einer Flasche Bier den Ausblick. Ich grüße kurz und mache mich auf, den großen Baum zu fotografieren. Als ich wieder neben den beiden stehe outen sich die zwei als Dannenberger. Hier in der Einöde treffe ich „Nachbarn“ aus dem Raum Lüchow-Dannenberg, auch Einöde (Wendland) und wir kommen ins Gespräch. Diese Stunde im Gespräch mit Hiltrud und Frank über das Leben als solches verging wie im Fluge.

Jetzt aber weiter die Insel umrunden. Super! Kurz vor der Brücke zurück nach Rügen im Ort Waase kehre ich ein in das Café-Ummanz von Petra Köhler. Hier wird ein besonderer Kaffee angeboten (ge­röstet in Hamburg) und in einer kleinen Presskanne serviert. Dazu ein Stück Rhabarberkuchen – läuft!
50 Meter weiter, direkt am ersten Brückensockel steht natürlich die erste und einzige Fischbude der Insel mit sehr schöner Terrasse – nur der Vollständigkeit halber.

Die vorletzte Etappe geht ganz hinunter in den Süden der Insel Rügen. Der alte Fähr-Ort, an dem man früher mit der Fähre zum Festland geschippert ist, heißt sinnigerweise Altefähr. Die Streckenführung bleibt wie gehabt: Nebenstrecken, bis auf ein kleines Stück auf der alten B96. Und auch hier wieder die weite Landschaft mit den großzügigen Feldern von gelbem Raps, Grünflächen bis zu Horizont.

Der Tag neigt sich schon wieder dem Ende entgegen. Um 21 Uhr liege ich mit einem breiten Grinsen im Zelt und schlafe so schnell ein, dass die Schafe ungezählt in der Ecke stehen bleiben müssen … und den „Krach“ vom Meer habe ich inzwischen als „Einschlaftherapeutikum“ fest ins Programm aufgenommen.

Tag 7: Der letzte Tag auf der Insel Rügen ist schnell erzählt. Ein Wort reicht aus: Gammeltag! Na ja, nicht ganz. Für einen Sonnenbrand auf den Füßen und den Beinen (4 Stunden Strandspaziergang ist noch Zeit und Muße. Ich entdecke in Juliusruh noch ein kleines gutes Eis-Café und lasse den Tag bei Bockwurst mit Kartoffelsalat im Zeltplatzkiosk ausklingen. Um 19 Uhr hängen die gepackten Koffer am Moped. Die drei Familien aus Berlin mit ihren sechs Kindern, die einen Meter neben mir ihre drei Riesenzelte für das lange Pfingstwochenende aufgebaut haben, nehme ich nur noch teilweise wahr. Einschlafen der schnelleren Art.

Tag 8: Am Samstagmorgen bin ich um 6:30 Uhr bereits hellwach und ausgeschlafen. Sechs Kinder turnen bereits um die Zelte und stolpern immer wieder über meine Zeltverspannungsleinen.
Duschen, Gepäckrolle packen, Zelt abbauen und dann das Ganze auf der Maschine fest und sicher verzurren. Gegen 9:45 rolle ich vom Platz und muss sagen: „Ich komme sehr gerne wieder hierher zurück. Danke für die schöne Woche!“

Nach einer kurzen Strecke fahre ich noch einmal rechts ab und befahre die einzige „Bergstrecke“ der Insel. Sie führt hinunter nach Ralswiek und hat 11 % Gefälle und ein paar sehr schöne Kurven – wer braucht da schon die Dolomiten? In Ralswiek liegt der 1. Hochseefischkutter der DDR am Anleger und wurde – wie sollte es anders sein – zum Fischbrötchenspender umfunktioniert. Hier sollte es also passieren: „Mein letztes Fischbrötchen auf der Insel. Lecker!“ So ganz nebenbei ist Ralswiek auch Austragungsort der „Störtebeker Festspiele“ . Drei nachgebaute Koggen stehen dort aufgepallt an Land und warten auf ihren Festspieleinsatz. Leider kann man die Festspielbühne außerhalb der Saison nur rückwärtig betrachten.
Schnitt. Über die Rügenbrücke zurück aufs Festland. Autobahn und bei angenehmen 130/140 zügig zurück in die Heimat.

Aber ein Highlight habe ich noch vor mir: Das Café Naschwerk in Weberin am Glambecker See. Der „Holländer“, wie er allgemein genannt wird, hat dort mitten in der schönsten Pampa an einer kleinen Landstraße ein Café eröffnet und bietet da eine unglaublich riesige Auswahl an Torten an, die zum Teil sehr skurril anmuten. Aber fahrt selbst hin und fragt ihn persönlich – er ist zwar etwas „introvertiert“, aber wenn ihr euch etwas mehr Mühe gebt, dann kommt auch ihr zu Wort.

Um 15 Uhr ging es dann auf den letzten Teil der Reise. Über Crivitz, Ludwigslust rüber nach Dömitz. In Dannenberg wieder die Umleitung über Lüchow und dann direkt nach Uelzen. Um 17:30 Uhr war ich zurück im Stammcafé der Motorradfreunde Uelzen (MoFrUE), der „Nordkurve“ und hatte meinen letzten Urlaubskaffee, sowie meinen ersten Heimatkaffee mit Rudi, der zu meiner Begrüßung das Rad bewegte.
Fazit dieser Woche: „Am liebsten gleich wieder los – ich hatte schon länger kein Fischbrötchen mehr!“

Links zum Artikel:

Camping = www.camping-auf-ruegen.de
Fähre = www.ruegen-schifffahrt.de/glewitzerfaehre.php
Facebook = www.facebook.com/groups/1781905642036534/
Freest = www.mv-ostsee.de/vorpommern/freest-hafen.html
Pferdetränke = www.zur-pferdetraenke-krummin.de
Tauchgondel = www.tauchgondel.de
Hangar10 = www.hangar10.de/
Dargen = www.museumdargen.de/
Bikertreffen = www.neuendorfer-bikertreffen.com/
Ostseeperle = www.ostseeperle-hotel.de/restaurant/
Stoertebeker = www.stoertebeker.de/
Naschwerk = www.cafe-naschwerk.de
Nordkurve = www.facebook.com/nordkurveue/?ref=ts&fref=ts