aus Kradblatt 12/17
von Torsten Thimm

Unterwegs im Odenwald…

Limes Wachturm im OdenwaldDeutschland ist geprägt durch seine waldreichen Mittelgebirge, mit ihren kleinen historischen Städten und Ortschaften, die teilweise bis in die Römerzeit zurückreichen.

Eines dieser Gebirge im Herzen der Republik ist der Odenwald, welcher sich im Norden bis grob nach Groß-Umstadt, im Süden bis Mosbach, im Westen bis Weinheim und im Osten bis Miltenberg ausbreitet. Mit dem Katzenbuckel in Waldkatzenbach erreicht seine höchste Erhebung runde 630 Meter und ist, wie viele Buckel hier, ein erloschener Vulkan. Ja erdgeschichtlich gesehen war diese Gegend sehr aktiv und auch in späteren Zeiten verzeichnete man hier reichliche Aktivitäten, als die Römer ihren Limes zum Schutz vor den barbarischen Horden der Germanen durch unsere Region zogen. Viel gebracht hat es ihnen nichts denn irgendwann waren auch sie nur noch Geschichte. Doch einige ihrer Errungenschaften blieben, wie zum Beispiel so mancher verschlungener Straßenverlauf.

Blütenmeer im OdenwaldAusgehend von der nördlichen Grenze, dem von Weinbergen umgebenen Groß-Umstadt, starten wir die Tour gen Südosten. Dabei befinden wir uns sehr schnell in den ersten dichten Wälder, fahren an der Feste Breuberg vorbei deren typisch roter Sandstein im Sonnenlicht weithin erkennbar ist. Hier hoch oben auf ihrem Berg steht die gut erhaltene Burg seit Jahrhunderten mit Blick hinunter ins Mümlingtal. Eine Fahrt hinauf ist es allemal wert um ein schönes Fotomotiv vor die Linse zu bekommen.

Natur genießenUns jedoch steht der Sinn nach Motorrad fahren und noch nicht nach Besichtigung. Wir verlassen daher das Tal der Mümling und halten uns linker Hand in Richtung Lützelbach hoch zum mittlerweile bekannten Limesturm bei Vielbrunn. Dieser wurde vor einigen Jahren nach altem Vorbild neu errichtet und soll, ebenso wie das Stück Palisade davor, an die Römerzeit hier erinnern. An Wochenenden und Feiertagen ist er geöffnet und kann besichtigt werden, zudem ist meist reger Verkehr auf dem angeschlossenen Segelflugplatz in dessen Restaurant man auch sehr gut essen kann.

Über Vielbrunn gelangen wir ins lauschige Ohrnbachtal. Die Streckenführung ist so reizvoll hier, dass die Fußrasten ein ums andere Mal funkensprühend um Hilfe schreien. Bis Weilbach geht die Hatz, denn ab da ist der Spuk dann erst einmal vorbei, über die breit ausgebaute B469 gelangen wir nach Amorbach. Sein Kloster und seine Altstadt sind über die Grenzen des Odenwaldes hinweg bekannt. Hier sollte man sich die Zeit für eine Besichtigungspause nehmen, denn es gibt viel zu entdecken. Schon beim hineinfahren in den Ort fällt auf, dass die Stadtväter sich Gedanken gemacht haben. Die Gestaltung der Kreisel und Einfahrt kommt nicht von ungefähr, denn sie zeigt die Zweigeteiltheit in den Sandstein- und den Granitodenwald.

Der Beerfelder Galgen ist der größte und besterhaltene Galgen im BundesgebietNach der Pause verlassen wir den Ort, wählen zur Ausfahrt den Weg nach Beuchen um dem Verkehr zu entfliehen. Nur wenige Einheimische wissen, dass diese Strecke nicht im Nirvana endet, sondern in einer Höhenstraße, die uns weite Ausblicke in die traumhafte Landschaft ermöglicht. Über diese öffentlichen „Singletrack“ Straßen, es gibt einige davon in dieser Ecke, kann man die Ruhe und die Landschaft in vollen Zügen genießen, ja dem Stress der Hauptverkehrsadern einfach entfliehen.

Über Steinbach und Rumpfen gelangen wir so nach Buchen und zur Mittagspause an den höchsten Punkt des Odenwaldes, dem Katzenbuckel in Waldkatzenbach. Nach einem vorzüglichen Mahl in der Turmschenke legen wir unsere Ohren an und fliegen geradewegs hinunter ins Neckartal. Hier fließt der Fluss gemütlich in seinem Bett und über Eberbach erreichen wir kurze Zeit später die Perle des Odenwaldes.

Ja, diesen Beinamen trägt Hirschorn an der Neckarschleife, mit seinen schmalen Gassen und der hoch darüber thronenden Burg, zurecht. Auch hier lohnt sich eine Besichtigung, sowohl in der Altstadt, wie auch auf der freistehenden Burganlage.

Motorradfahren im OdenwaldWürden wir ab hier weiter dem Neckar folgen, kämen wir direkt nach Heidelberg. Aufgrund der Zeit entscheiden wir uns aber für den Weg über Rothenberg nach Beerfelden. Diese vor Kurzem neu angelegte Strecke ist ein Sahnestück, das komprimiert alles bietet, was man sich unter dem Begriff Mittelgebirge so bildlich vorstellen kann. Kurvig führt sie durch dichte Wälder, lässt auf freien Flächen weit blicken und endet schließlich vor den Toren Beerfeldens.

Hier gabelt sich erneut der Weg, links geht es weiter über Olfen in den westlichen Ausläufer des Odenwaldes und an die mit Burgen und Schlössern gespickte Bergstraße, während wir rechts herum zum einen das am Wochenende gesperrte Sensbachtal sowie die alte Bergrennstrecke des Krähberges vor uns haben. Beides auf ihre Art lohnende Ziele, doch da heute kein Wochenende ist nehmen wir die beiden hoch frequentierten Kurvenlabyrinthe von Sensbach und Krähberg mit. Beide Strecken haben es fahrtechnisch in sich. Zudem ist Vorsicht geboten, denn die Polizei weiß, wo sie sich hinstellen muss um Kleingeld in die Kassen der Behörden zu spülen. Liegt der Krähberg erst einmal hinter uns, kann man zur Stärkung die nächste Pause im Café Marbach bei hausgemachten Torten, Kuchen und auch Herzhaftem genießen. Wer will kann natürlich auch weiter vorne am berühmten Motorradtreffpunkt „Marbachstausee“ anhalten und über Benzin und Motorräder quatschen. Unter der Woche hält sich dort der Andrang jedoch mittlerweile in Grenzen.

Nach dieser zweiten größeren Pause des Tages steht das letzte Teilstück der heutigen Tour auf dem Plan. Über das Mossautal gelangen wir dieses mal links herum in die offizielle Heimat des Osterhasen, das Ostertal und kurze Zeit darauf nach Ober-Gesprenz. Von hier geht im spitzen Winkel die B47, auch Hutzwiese genannt, ab. Sie ist ein lohnendes Ziel, ein wahrer Lindwurm aus Teer, den man mal gefahren haben sollte. Wenn einem das Glück hold ist, hat man bis oben eine freie Strecke, die es in sich hat.

Mit dem Brombachtal, das sich anschließt, geht es danach nicht weniger schön weiter, bevor wir in Brensbach ankommen. Ab hier folgen wir der Landstraße nach Höchst im Odenwald, wo wir in der Höhe von Hassenroth ein weiteres Mal in Form der Villa Hasselburg auf die Römerzeit treffen.

Über Schloss-Nauses mit seinem ehemaligen Wasserschlösschen, gelangen wir hinauf zum Otzberg und seiner alles überragenden weißen Rübe, wie man den alten Bergfried der Burgruine auch nennt. Wer Zeit hat sollte sich den Ausblick von dort oben nicht entgehen lassen. Bei klarem Wetter sieht man von dort oben sogar die Skyline von Frankfurt sowie den Höhenzug des Taunus. Noch ein paar Kurven ins Tal und wir landen wieder in der Odenwälder Weininsel Groß-Umstadt, die mit ihrem besonderen, fast italienischem Flair zum Verweilen einlädt. Viele gutbürgerliche Restaurants, Bistros und ein schöner historischer Marktplatz sind die Zielpunkte des Abends, aber auch das etwas außerhalb liegende Umstädter Brauhaus lädt mit seinem Blick und den guten hefehaltigen Kaltgetränken zum Verweilen ein.