aus Kradblatt 2/24 von Torsten „Toschi“ Haß
8. Husqvarna Nuda-Treffen im Bayerischen Wald
2023 standen das 120-jährige Jubiläum von Harley Davidson und Husqvarna an. Husqvarna selbst (bzw. KTM) scheint sich des Ereignisses gar nicht bewusst – zumindest sind keine besonderen Aktionen aufgefallen. So möchte ich über ein Treffen berichten, was sich auf die Husqvarna Nuda aus der BMW-Ära bezieht. Aber auch andere Modelle und Fremdmarken werden akzeptiert.
Rattenberg (BY), schon zum 8. Mal versammelten sich Fahrer, Ehemalige und Freunde der Husqvarna Nuda vom 6. bis 11. Juni beim Hotel Dilger im schönen Bayerischen Wald. Es waren 59 Teilnehmer, darunter 41 mit einer Nuda, angemeldet. Dazu kamen dann noch ein paar Tagesgäste.
Begonnen hatte alles, nachdem in 2014 durch Aufruf im Husqvarna-Forum schon 35 Nuda-Treiber zum 1. Treffen erschienen. Mit den Jahren wurden es immer mehr Teilnehmer. Auch wenn der ein oder andere längst keine Nuda mehr fährt, so weiß doch jeder das tolle freundschaftliche Umfeld, die Gastfreundschaft und das köstliche Essen sowie die reizvollen Strecken des Bayerischen Waldes zu schätzen. Alles kann nichts muss – so sind viele mit Familie da und es wird nicht nur Moped gefahren.
Leider fanden in den Corona Jahren 2020/21 keine offiziellen Treffen statt, sonst hätten wir dieses Jahr auch ein Jubiläum (10 Jahre Nuda-Treffen) zu feiern gehabt! Dann eben erst 2025.
Die Nuda: Aber wie kommt es eigentlich zur Faszination dieses doch recht exotischen Motorrades (2023 laut KBA 1232 zugelassene Fzg. in D)?
Hierzu möchte ich gerne Gert Thöle von der Motorrad mit dem Fazit aus dem Top-Test Heft 1/2012 zitieren: „Der erste echte Straßenflitzer von Husqvarna ist ein tolles Spaßgerät mit guten Allroundqualitäten geworden, bei dem der begeisternde Zweizylinder im Mittelpunkt des Geschehens steht. Ein Motor ohne Schwächen mit gewaltigem Drehzahlband, Sound und Feeling. Kleine Schwächen bei der Alltagstauglichkeit verzeiht man diesem Charakterdarsteller gern.“
Und tatsächlich waren die meisten Nuda-Treiber dem Bike mit dem Start des Motors verfallen, der wie eine Harley mit 45° Kurbelwellenversatz zündet. Nochmal Gert: „Der Sound des Funbike-Twins ist Weltklasse, nicht zu laut, doch alles andere als leise. Ein trockener Beat mit Suchtpotenzial, wobei der Sound onboard sogar noch besser rüberkommt als von außen.“
Dazu ist er sehr robust und auch über 100.000 km Laufleistung ohne Defekt sind keine Seltenheit. „Fredo“ (Forennickname) hat aktuell 118.000 km – nur normale Wartung und Verschleißteile. Und die wird nicht geschont!
Die Ersatzteilversorgung ist durch viele Gleichteile mit BMW grundsätzlich als gut zu bezeichnen – bei Nuda spezifischen Teilen kann es mitunter aber nötig sein, auf Hilfe von Forumsmitgliedern zugreifen zu müssen. So gibt es aktuell mal wieder keine Verkleidungen mehr (war 2018 schon mal so). Auch der Schalthebel ist nicht lieferbar. Hier gilt es dann, auf Gebrauchtteile oder Alternativen auszuweichen.
Ein weiteres Dilemma ist, wenn die elektronische Wegfahrsperre ausgelöst wird und das Kombiinstrument „EWS“ anzeigt. Dann sind größere Eingriffe in die Elektronik oder der Austausch des Tachos erforderlich. Grund ist der Verlust von Kommunikationsdaten zwischen ECU und Tacho, meist ausgelöst durch Unterspannung der Batterie beim Startvorgang. Aber es gab noch keine Nuda, die nicht wieder zum Laufen gebracht wurde!
Ein vom Werk aus nicht genügend geschmiertes Lenkkopflager sollte inzwischen bei allen Nudas getauscht sein. Das hat meistens keine 20 tkm geschafft.
Als gute Reifenempfehlung gelten der Continental RoadAttack 4, Metzeler M9RR oder auch Michelin Power 5. Gute Eigendämpfung ist aufgrund der etwas unsensiblen Federelemente (spez. bei der „Nicht-R“) ein wichtiges Kriterium bei der Reifenwahl – der originale M5 war mit das Schlechteste, was man einer Nuda antun kann. Ansonsten kann alles zur Behebung von Fehlern und viele weitere Tipps im Husqvarna Forum nachgelesen werden.
Leider wurde sie nur 2 Jahre gebaut – 2012 ohne ABS, 2013 mit ABS. Genaue Produktionszahlen waren trotz guter Kontakte zum damaligen Importeur, Zupin Motor-Sport, bisher nicht zu ermitteln. Auf Support von BMW als Vorbesitzer oder jetzt KTM (2013 Husqvarna-Aufkäufer) braucht man allerdings nicht zu hoffen …
Zurück zum Treffen: Der Spendenerlös ging in diesem Jahr mit 5000 € an SweetSweetSmile aus Schwandorf. Wie immer wurde ein Verein aus der Region ausgewählt, der sich für das Leid oder die Bedürftigkeit von Individuen einsetzt und diese unterstützt. Bereits beim 2. Treffen im Jahr 2015 konnte eine Summe von 2500 € erzielt werden. Insgesamt erreichten so schon 30.500 € bedürftige Organisationen.
Wie immer bot das Hotel & Gasthof Dilger in 94371 Rattenberg (www.hotel-dilger-maierhof.de) einen würdigen und ungestörten Rahmen für ein gelungenes Treffen. Hubert und Karin kredenzten wieder kulinarische Leckerbissen, waren immer um das leibliche Wohl der Teilnehmer besorgt und stellten das gesamte Hotel von Mittwoch bis Sonntag nur für die jährlich wiederkehrende Gemeinschaft der „Nudisten“ zur Verfügung. Wer einmal eine tolle Unterkunft mit HP für ein paar Tage im Bayerischen Wald benötigt ist hier perfekt aufgehoben. Die Motorräder dürfen dabei in einer großen Halle mit vielen alten Traktoren (sehr sehenswerte private Sammlung, Oldtimer-Bulldog-Museum Maierhof) übernachten. Freizeitangebote in der Nähe sind auch vorhanden, als da wären z. B. der Waldwipfelweg, Freizeit- & Rodelpark St. Englmar und ein kleines Motorrad Museum ist ebenfalls vorhanden. Mit etwas Glück kann man an der Tankstelle auch Walter Röhrl mit einem Porsche begegnen! Zum Dank für die großartige Bewirtung wurde den Dilgers das diesjährige Treffenlogo, auf einem Blechschild gedruckt, überreicht.
Neben den Ausfahrten in möglichst homogenen Gruppen von max. 10 Maschinen – jeder schätzt sein Fahrkönnen selbst ein und kann ggf. bei Stopps die Gruppe wechseln – findet am Freitagabend immer eine Auktion mit gespendeten Dingen statt. Da geht es vom Schlüsselanhänger bis zur Gepäckbrücke um Sachen fürs Motorrad, aber auch Husqvarna Bekleidung, kleine gelaserte Edelstahlnudas, Flaschenöffner oder Teddybärrucksäcke fanden mitunter zu völlig absurden Geboten einen neuen Besitzer. Auch ein Holger Aue kam unter den Hammer. Nicht ganz unschuldig am sehr spaßigen und kurzweiligen Abend ist der Auktionator „Waldo“ aus München …
Am Samstag findet traditionell ein Geschicklichkeitswettbewerb statt, bei dem es eher um die Langsamkeit als auf Speed ankommt. Hier gab es eine Wachablösung vom fast dauerhaft auf Platz 1 zu findenden „Marcel90“ aus SAW, der sich schon in einer Vorrunde aus dem Kreis der Sieganwärter verabschiedete. Am Ende konnte sich „Heidelbär“ aus Mainz knapp gegen „LutzLässig“ aus Ellerstadt durchsetzen.
Anschließend wurden alle Nudas in einem Kreis aufgestellt. Jeder Teilnehmer bekam bei der Nennung ein T-Shirt, einen Aufkleber und seine Stimmzettel, die es nun auszufüllen galt. Gewählt wurde die schönste Nuda, die mit den schönsten Details und die Originalste. In den Vorjahren wurde auch mal die leichteste Nuda prämiert („Dominex“ mit 177,5 kg statt Serie 198 kg), ein Soundcontest durchgeführt (hierbei ging es nicht um die lauteste Nuda, sondern um die schönste mit dem Gasgriff gespielte Melodie) oder die weiteste Anfahrt belohnt – die aber bis auf 3x (2016 FIN, 2018 Glasgow und 2019 nach GR) immer an „Zorg“ aus England ging.
Am Abend fand dann beim Barbecue die Spendenübergabe an Vertreter des ausgesuchten Vereins statt, die Sieger der verschiedenen Kategorien werden mit Urkunden und Pokalen geehrt und bei einem langen Abend klang das Treffen dann gemütlich aus …
Wer Lust bekommen hat mal dabei zu sein, schaut im Husqvarna Forum unter www.husqvarna-forum.de in der Rubrik „Nuda, Terra, Strada“ vorbei und informiert sich über die Anmeldemodalitäten. Auf ein Neues in 2024 – wie immer in der Fronleichnam Woche!
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