aus Kradblatt 8/19 von Marie Mattiza

Marie MaijagenZu Beginn meiner Zeit als Motorradbloggerin habe ich einen Gast-Beitrag über die „7 Gründe als Frau Motorrad zu fahren“ für einen anderen Blog verfasst. Diesen Beitrag habe ich nun – mit weiteren 2,5 Jahren an Erfahrung als Motorradfahrerin – überarbeitet und erweitert. Viel Spaß beim Lesen!

1. Motorradfahrerin zu sein ist nicht so gefährlich wie Männer sagen

So manch motorradfahrenden Mann habe ich schon erlebt, der auf meine Frage, ob seine Partnerin denn auch Motorrad fahren würde, antwortete: „Zum Glück nicht, das wäre viel zu gefährlich für sie!“ Und tatsächlich stufen meiner Erfahrung nach einige Männer dieses Hobby als übermäßig risikobehaftet ein. Und das obwohl oder gerade weil sie selbst fahren. Dass immer und überall etwas passieren kann, ist uns allen klar. Bruchteile von Sekunden entscheiden das. Dennoch fühle ich mich auf einem Motorrad zu 95 Prozent genauso sicher wie in meinem Auto. Und das zu recht, wie ich finde. Denn wenn man ein paar Dinge beachtet, dann hängt Dein Leben nicht automatisch am seidenen Faden, nur weil Du Motorradfahrerin bist. Also liebe Männer, die sich gerade angesprochen fühlen – traut euren Frauen mehr zu!

2. Motorradfahren räumt mit deinen Vorurteilen auf

„Dieser enge Helm … viel zu gefährlich … so eine Maschine könnte ich niemals halten … was soll einem das bitteschön bringen …“, waren nur einige Gedanken die ich hatte, bevor ich mich kurzerhand dazu entschloss, das Abenteuer Motorrad anzugehen. Lass dich also bitte nicht von deinen eigenen Vorurteilen abschrecken. Just do it, wenn etwas in dir sagt: das könnte spaßig werden! Denn schnell bemerkt Frau, dass sie all diese Dinge zu händeln weiß und, dass das auch bereits schon viele vor ihr geschafft haben.

3. Dein Motorrad verwandelt Männer in wahre Gentlemen

Natürlich wollen wir Frauen uns auch beim Motorrad fahren nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Denn obwohl ich sehr gerne sehr unabhängig bin und es mag, eigenständig durchs Leben zu gehen und zu fahren, gibt es tatsächlich Motorrad-Situationen, in denen ich gerne auf die Hilfe eines Mannes zurückgreife. Das liegt aber meistens auch nur daran, dass, abgesehen von unseren Mädelstouren, bei Ausfahrten leider fast nie weitere Motorradfahrerinnen anwesend sind. Daher habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass viele männliche Bikerkollegen sehr hilfsbereit sind und sich tatsächlich auch freuen, Frau mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

4. Du wirst nicht direkt fahren wie eine junge Göttin

Der Satz irritiert dich jetzt? Sollte er nicht. Denn eine der wichtigsten Erkenntnisse die ich beim Motorradfahren bisher hatte ist jene, dass wirklich absolut keine Meisterin und kein Meister vom Himmel direkt auf ein Motorrad und in die perfekte Schräglage gefallen ist. Hingegen ist der Prozess, in dieses Hobby einzusteigen und besser zu werden, umso spannender! Mit jedem Kilometer lernst du dazu und dein Selbstvertrauen wächst. Bei der einen schneller, bei der anderen langsamer. Aber noch immer ist der Weg das Ziel, wie man so schön sagt. Und für diesen Weg ist dein Motorrad der perfekte Begleiter.

5. Als Motorradfahrerin fällst du definitiv aus dem Rahmen

Statistiken zeigen: immer mehr Frauen fahren Motorrad. Dennoch erlebe ich es sehr häufig, dass ich ungläubig gemustert werde, wenn ich erzähle, dass ich Motorradfahrerin bin. In allen Köpfen ist das also noch längst nicht angekommen. Sätze wie: „Was? Ein echtes Motorrad?“ oder „Die ist doch aber bestimmt gedrosselt, oder?“ gehören leider nicht der Seltenheit an. Natürlich genieße ich das Gefühl, nicht den Erwartungen anderer Menschen zu entsprechen und sie mit dieser Information über mich zu überraschen. Aber wer auch immer diesen Satz geprägt hat, er oder sie hat verdammt recht: Motorrad fahren ist viel zu schön, um es allein der Männerwelt zu überlassen.

6. Endlich ohne schlechtes Gewissen Klamotten shoppen

Meiner Meinung nach ist das Tragen qualitativer Schutzkleidung das A und O, wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist. Aber: Qualität hat beim Motorrad fahren definitiv ihren Preis und dieser meiner Meinung nach seine Berechtigung. Und während ich teuren Schuhen und Handtaschen nichts abgewinnen kann und großen, aber nicht minder unfair produzierenden Labels ungern mein Geld in den Rachen werfe, investiere ich meine Groschen lieber in vernünftige Motorradkleidung. Nicht nur, weil das optisch was her macht, sondern weil ich mich dann gut, sicher und stark fühle.

7. Männer fahren Motorrad, Frauen aber auch

Die Emanzipierung der Frau und der Kampf darum wird oftmals nur noch müde belächelt. Dennoch bin ich sehr dankbar, in der Gesellschaft in der ich derzeit lebe, ein selbstständiges sowie unabhängiges Leben führen zu können. Das können so noch längst nicht alle Frauen (und Männer) erleben und ist absoluter Luxus. Und zu diesem Luxus gehört auch, dass ich Motorrad fahre und ich mir dieses Hobby leisten kann. Ich glaube für uns Frauen hat es nochmal eine ganz besondere Bedeutung, wenn wir das Motorradfahren nicht nur physisch und psychisch, sondern vor allem auch finanziell stemmen. Mich zumindest erfüllt das mit einer großen Anerkennung mir selbst gegenüber. Es ist eine der schönsten Belohnungen für meinen Ehrgeiz und Fleiß.

8. Motorradfahrerin zu sein steht für Stärke und Selbstständigkeit

26 Jahre lang wusste ich nicht, dass ich Motorrad fahren will. Während ich vorher selten Fahrrad und noch viel seltener, also gar nicht, Roller gefahren bin, habe ich das Motorrad fahren von der Pike auf lernen müssen. Selbst in Kombi habe ich mich am Anfang nicht wirklich wohl und eher wie im Kasperletheater gefühlt. Es war also nicht immer einfach auf meine innere Stimme zu hören, aber nach bestandener Prüfung und nun drei Saisons später, bin ich noch immer wahnsinnig stolz auf mich und fühle mich pudelwohl. Was ich mir zeitweise selbst nicht zutraute, hatte ich dann doch geschafft. Erfahrungen wie diese zeigen: Motorrad fahren stärkt enorm das eigene Selbstbewusstsein.

9. Du kannst „Barbie“ bleiben durch und durch

Seitdem ich ein kleines Mädchen bin liebe ich Make-up. Du glaubst, diese Leidenschaft kann man mit Motorrad fahren nicht vereinen?! Falsch gedacht. Unter meinem Helm trage ich häufig Make-up, ohne dass etwas verschmiert oder im Helm kleben bleibt. In die Handschuhe und um die Kurven komme ich auch mit meinen manikürten Nägeln, ohne dass sie mir abbrechen. Und in meiner Kombi mache ich wohl bei weitem keinen herben oder burschikosen Eindruck. Ganz im Gegenteil – Gegensätze ziehen sich an! Und das eine schließt das andere nicht aus.

10.  Glück kann man nicht kaufen, ein Motorrad aber schon

Du liebst den Konsum? Und dennoch bist du nicht glücklich? Dann probiere es doch mal mit einem Motorrad! Ich kenne nichts bis gar nichts, was glücklicher macht als die empfundene Freiheit, das Zusammengehörigkeitsgefühl einer Gemeinschaft und das Rumflachsen und Durchatmen während der Pausen. Vieles kannst du dir kaufen, fabelhafte Erinnerungen aber nicht! Mit einem Motorrad fährst du diesen aber ein ganzes Stückchen entgegen.


Marie bloggt unter dem Namen Marie Maijagen – früher bekannt als „Motorradmieze“. Viele Erlebnisse und Gedanken und auch was das „Maijagen“ ist findet ihr Online unter www.mariemaijagen.de. Folgt Marie auch auf Instagram!