aus Kradblatt 8/21 von Marcus Lacroix

PocDoc – der Arzt aus der Tasche …

PocDoc mit Inhalt nach DIN 13167
Bild: PocDoc mit Inhalt nach DIN 13167

Erste Hilfe zu leisten ist nach § 323c StGB nicht nur gesetzlich vorgeschrieben sondern vor allem menschlich eine Selbstverständlichkeit! Eigentlich sollte ein Erste Hilfe Auffrischungskurs zur Pflicht werden, denn Hand aufs Herz: wann war euer letzter Kurs?

Da es vielen Menschen so geht – sie möchten helfen sind aber unsicher – hat die Firma Innotas AG aus der Schweiz den PocDoc (englisch = pocket doctor, so viel wie „Arzt aus der Tasche“) entwickelt. Dabei handelt es sich zunächst mal nur um einen Verbandkasten mit Inhalt nach DIN 13167. Der wird allerdings um eine interaktive App fürs Smartphone ergänzt. Hergestellt wird der PocDoc von der etablierten Firma Franz Kalff GmbH in Deutschland.

Den PocDoc gibt es derzeit in den Varianten Premium, Business und Outdoor. Für uns Motorradfahrer ist auf Tour der PocDoc Outdoor aufgrund der Abmessungen (17,5 x 12 x 6,5 cm bei 380 Gramm Gewicht) am interessantesten. Die stabile, durch den Reißverschluss aber nicht wasserdichte Tasche passt zwar nicht unter jede Sitzbank, dafür aber in jeden Tankrucksack oder Koffer. Sie ist groß genug, um den PocDoc um ein paar persönliche Hilfsmittel wie z.B. Schmerztabletten und Pflaster zu ergänzen. 

Mit 24,50 Euro ist der PocDoc Outdoor teurer als manch andere Verbandtasche nach DIN 13167, insgesamt aber keine große Ausgabe. Seinen Vorteil spielt der PocDoc in Verbindung mit der App aus, die es für Apple iOS und Android in den jeweiligen Shops gratis zum Download gibt. Zum aktivieren der App ist ein Code nötig, den man mit dem Kauf des PocDoc erhält. Die Inbetriebnahme ist kinderleicht.

Startet man die App, wird man durch einen Erste Hilfe Prozess geführt, wahlweise für Mensch oder Tier. Bei der Auswahl Mensch hat man direkt die Möglichkeit, einen Notruf über die 112 abzusetzen. Mir pers. fehlt an dieser Stelle in App Version 1.0.9 der Hinweis, bei einem Verkehrsunfall zuerst die Unfallstelle abzusichern, denn die eigene Sicherheit hat Priorität! Dieses Wissen setzt der PocDoc aber wohl voraus.

Die App kommt direkt zur Sache, bietet einem verschiedene Verletzungsszenarien zur Auswahl und zeigt einem in Wort und Bild was man tun soll und wo sich das ggf. benötigte Hilfsmittel im PocDoc befindet. 13 Sprachen stehen dafür derzeit zur Auswahl. Über einfache ja/nein Antworten wird der Zustand des Verletzten abgefragt, Symptome werden beschrieben und der nächste Schritt vorgegeben. Immer präsent sind dabei der Notrufknopf und der Punkt „Bewusstsein verloren“. Wählt man letzteren aus, leitet einen die App zu Wiederbelebungsmaßnahmen an, wobei man zwischen Säugling, Kind und Erwachsener wählt. Unabhängig von der Lautstärkeeinstellung des Smartphones wird hier der Takt der Herzdruckmassage akustisch vorgegeben. Für die Beatmungspausen muss man selbst mitzählen, hier wäre eine automatische Unterbrechung mit Ansage hilfreich, wenn man als einziger Helfer vor Ort ist. Das Ganze liest und schreibt sich jetzt allerdings komplizierter, als es sich bei Benutzung der App darstellt. 

Es macht außerdem Spaß – ok, „Spaß“ ist evtl. das falsche Wort – in der App verschiedene Szenarien durchzuspielen, die einem unterwegs begegnen könnten. Brüche, Blutungen, Schlaganfälle … so manches irgendwann Gelernte kommt dann plötzlich auch wieder zurück. 

In der Praxis hilft die App, vor allem unsicheren Menschen, zu helfen. Sie bringt Struktur in die notwendigen Maßnahmen, wenn man alleine u.U. schnell von einer Situation überfordert ist oder gar panisch reagiert. Wer in erster Hilfe fit ist, kommt auch ohne die App gut klar. Das setzt allerdings ein regelmäßiges Erste Hilfe Training voraus und da sind wir wieder bei der Eingangsfrage …

Fazit: Die knapp 25 Euro für den PocDoc Outdoor inkl. der App sind gut angelegt. Erhältlich ist der PocDoc online über www.pocdoc.eu. Dort findet man neben weiteren Infos auch ein Anwendervideo von PRO7/Galileo sowie Hinweise zu weiteren Bezugsquellen. Wer z.B. Payback-Punkte sammelt, kann diese gegen einen PocDoc tauschen. Auch als Geschenk eine schöne Sache. Übrigens: In Albanien, Montenegro, Serbien, Slowenien, Slowakei, Österreich, Rumänien, Ungarn und der Tschechischen Republik ist lt. Auskunft des ADAC vom 12.7.2021 Verbandszeug auf dem Motorrad verpflichtend mitzuführen!

—–

GEWINNSPIEL beendet!