Auch ein Motorrad wird heute häufig finanziert, was angesichts der Anschaffungspreise natürlich nicht verwunderlich ist. Käufern stehen allerdings mehrere Finanzierungsoptionen zur Verfügung. Neben gewöhnlichen Ratenkrediten ist auch die Ballonfinanzierung mit dabei. Aber was ist das für eine Finanzierungsart und welche Besonderheiten hat sie? Und, noch viel wichtiger: Für wen eignet sie sich eigentlich? 

Was ist eine Ballonfinanzierung? 

Für den Fahrzeugkauf stehen öfter auch Ballonfinanzierungen zur Verfügung. Doch was ist das genau und was sollten Käufer dabei beachten? Bildquelle: @ Zane Lee / Unsplash.com
Für den Fahrzeugkauf stehen öfter auch Ballonfinanzierungen zur Verfügung. Doch was ist das genau und was sollten Käufer dabei beachten? Bildquelle: @ Zane Lee / Unsplash.com

Die Ballonfinanzierung ist keine gewöhnliche Kreditart. Während bei einem normalen Ratenkredit die Kreditsumme auf monatliche Raten gleichbleibend aufgeteilt wird, erscheint die Ballonfinanzierung zuerst wirklich günstig: 

Niedrige Raten  bei der Ballonfinanzierung wird mit günstigen Monatsraten gearbeitet. Die Laufzeit verändert sich jedoch nicht. Über die gesamte Laufzeit zahlen Kreditnehmer geringere Raten, die höchst angenehm sind. 

Zinsen – sie sind allgemein höher, was der besonderen Kreditart geschuldet ist. Auf den Monat heruntergerechnet zahlt der Kunde nur einen geringen Zinsanteil, so wie er monatlich auch nur eine geringe Kreditsumme tilgt. Mit der Schlussrate werden allerdings die offenen Gesamtkosten fällig. Durch die besondere Berechnung kostet die Ballonfinanzierung oft mehrere hundert Euro extra. 

Schlussrate – sie kann einem Kreditnehmer das Kreuz brechen. Da sich die Laufzeit einer Ballonfinanzierung nicht von der einer normalen Motorradfinanzierung unterscheidet, die Raten aber monatlich deutlich niedriger sind, steht zum Zeitpunkt der letzten Rate eine hohe Summe plus Zinsen aus. Es ist gut möglich, dass Käufer zuletzt noch 12.000 Euro oder mehr begleichen müssen. Diese Beträge sind für viele Menschen nur schwer auf einmal zu begleichen, selbst, wenn sie davon vorab wussten.

Grundsätzlich muss sich jeder Motorradkäufer darüber bewusst sein, was eine Ballonfinanzierung wirklich aussagt. Der Titel ist recht passend gewählt, denn ein Ballon hat ein schmales Ende, welches die monatlichen Raten repräsentiert. Im großen Ballon befindet sich zuletzt die Restforderung, die nun auf einen Schlag beglichen werden muss. Wirklich sinnvoll sind Ballonfinanzierungen nur, wenn das Motorrad oder Auto zum Ende der Laufzeit wieder verkauft werden soll. Dann kann zumindest der Verkaufserlös in die Rückzahlung investiert werden, wobei aber wieder kein Startkapital für den Neukauf vorhanden ist. 

Wo liegen die Vor- und Nachteile? 

Auch bei dieser Finanzierung gibt es Vor- und Nachteile. Ob sie zu einem passt, das kann nur jeder für sich entscheiden. Aber im Überblick: 

Vorteile der Ballonfinanzierung:

Niedrige Monatskosten – die Raten liegen oft mehr als 50 Prozent unter denen einer normalen Finanzierung. Somit wird das eigentliche Budget im Monat nicht ausgereizt und es entstehen Engpässe. 

Vergabe – sie ist teilweise einfacher als eine übliche Finanzierung. Letztendlich gilt auch bei der Ballonfinanzierung, dass das Motorrad als Pfand gewertet wird und die Bank den Brief einbehält. 

Die Nachteile der Ballonfinanzierung: 

Kosten – die Zinskosten sind hoch, da sie während der Laufzeit kaum abgetragen werden. Je nach Kredithöhe kann sich die Differenz zu einem normalen Ratenkredit im Bereich mehrerer hundert Euro bewegen. Auch der Zinssatz ist bei der Ballonfinanzierung oft höher als bei anderen Krediten. Wer die Angebote jedoch sinnvoll vergleich, findet günstige Zinsen für den Autokauf oder Motorradkauf.

Schlussrate – Sie umfasst oft einen großen Teil der Kreditsumme auf einen Schlag, Ballonfinanzierer müssen mit also einer Rate in Höhe von mehreren tausend Euro rechnen, die zum Zeitpunkt X bezahlt werden muss. Geschieht das nicht, so kann die Bank von ihrem Pfandrecht Gebrauch machen. 

Anschlussfinanzierung – häufig ist es so, dass Ballonfinanzierer am Ende eine Umschuldung benötigen, um das Fahrzeug zu behalten und die Schlussrate zu finanzieren. Die Anschlussfinanzierung kostet natürlich ebenfalls und bedeutet, dass Käufer weiterhin einen laufenden Kredit abzubezahlen haben, der nun natürlich keine Ballonfinanzierung ist. 

Bei der Ballonfinanzierung sollte gut überlegt werden, ob sie wirklich für einen selbst geeignet ist. 

Für wen lohnt sich eine Ballonfinanzierung? 

Zumeist wird von dieser Finanzierungsvariante derjenige angesprochen, der sich hohe monatliche Raten nicht leisten kann. Dies ist fatal, denn die günstigen Monatsraten suggerieren eine subjektive Günstigkeit, doch kommt mit der Schlussrate das böse Erwachen. Vielfach wird gedacht, dass das Ansparen über die Laufzeit schon funktionieren wird – das ist allerdings ein trügerischer Gedanke, denn dieser Weg funktioniert nur selten. Und er funktioniert umso seltener, desto weniger Geld monatlich anfangs zur Verfügung stand. Dennoch kann die Ballonfinanzierung in einigen Fällen die Lösung sein: 

Dringender Kauf – das Motorrad ist oft noch günstiger als ein Auto, also sparen Käufer ohnehin schon. Ist die Anschaffung absolut notwendig und dringend, so bietet die Ballonfinanzierung wenigstens günstige Monatsraten. Somit funktioniert der Kauf auch, wenn gerade eigentlich kaum Budget zur Verfügung steht.

Guthaben – wer heute schon weiß, dass beispielsweise in drei Jahren ein Sparvertrag ausgezahlt wird, kann natürlich die Ballonfinanzierung mit der passenden Laufzeit wählen. Das gilt insbesondere dann, wenn der Sparvertrag die Schlussrate vollständig begleichen würde. So lässt sich das Fahrzeug bei geringer monatlicher Belastung nutzen und trotzdem später bequem abzahlen.

Verkauf – wer genau weiß, dass er einen Wagen nur für zwei oder drei Jahre fahren wird, aber auch kein Leasinggeschäft wünscht, der kann die Ballonfinanzierung ebenfalls wählen. Das Auto oder Motorrad wird nun zur Schlussrate veräußert und der Erlös in die Schlussrate gesteckt. Dieser Plan muss aber gut vorbereitet werden. Zum einen muss die Bank mit dem Verkauf einverstanden sein, denn hat sie den Brief des Gefährts, so kann es nicht verkauft werden. Zum anderen basiert dieser Weg auf der Annahme, einen ausreichenden Verkaufspreis zu erzielen. Absolut sicher kann jedoch niemand sagen, wie sich der Wert des Fahrzeugs entwickelt und wie sich der Gebrauchtfahrzeugmarkt entwickeln wird. Zusätzlich spielt natürlich auch der zustand des Fahrzeugs zum Verkaufszeitpunkt eine wichtige Rolle.

In den meisten Fällen bietet sich eine normale Ratenfinanzierung, eventuell auch mit einer verlängerten Laufzeit, eher an. Monatliche, gleichbleibende Raten sind für die meisten Menschen einfacher zu stemmen als niedrige Raten, die in einem großen Klotz enden. Privat anzusparen ist natürlich eine Option, doch jeder weiß, wie schwierig das sein kann. 

Ballonfinanzierung vs. 3-Wege-Finanzierung: Wo liegt der Unterschied?

Grundsätzlich hat es sich im Auto- und Motorradkreditbereich so entwickelt, dass die Ballonfinanzierung stets die 3-Wege-Finanzierung beinhaltet. Die Grundlage ist schlichtweg, dass der Kreditnehmer sich entscheiden kann, sobald die Laufzeit endet: 

Schlussrate – der Kreditnehmer zahlt die Schlussrate, ist somit schuldenfrei und behält dabei das Fahrzeug. Die Schlussrate besteht aus dem noch offenen Kreditbetrag plus der Zinsen. 

Anschlussfinanzierung – am Ende der Kreditlaufzeit der Ballonfinanzierung wird eine Anschlussfinanzierung gewählt. Diese deckt die Restsumme des Kredits ab. Für den Kreditnehmer heißt das, dass er sich noch über einen weiteren Zeitraum verschuldet. Hier wird dann aber häufig eine Finanzierung gewählt, die die kreditsumme wie beim Ratenkredit gleichmäßig abträgt. 

Fahrzeugrückgabe – statt dem Bezahlen der Schlussrate wird das Fahrzeug zurückgegeben. Dieser Weg ähnelt dem Leasing. 

Oftmals kann sich ein Kreditnehmer erst kurz vor der Schlussrate entscheiden, welche der drei Optionen er wählt. Dabei gibt es jedoch einiges zu bedenken: 

Fahrzeugrückgabe – was steht im Vertrag? Da diese Option dem Leasingvertrag ähnelt, gelten auch ähnliche Regelungen. Das Fahrzeug muss in einem guten Zustand sein, gepflegt und gewartet sein. Anderseits kann es geschehen, dass die Schlussrate durch den Wert des Fahrzeugs nicht vollständig gedeckt ist und doch ein Restbetrag entrichtet werden muss. Noch wichtiger ist allerdings zu beachten, welche Regeln für die Rückgabe vertraglich festgeschrieben sind. Wie wird der Fahrzeugwert am Ende bemessen? Gerade bei eher unbekannteren oder unbeliebteren Fahrzeugen kann dieser sonst die Schlussrate nicht abdecken. Bei Motorrädern gilt noch eine weitere Facette: Was ist mit Umbauten oder Besonderheiten am Bike? Wie werden diese bewertet oder müssen die gar zurückgebaut werden? 

Unfallschaden – kommt es im Laufe der Finanzierung zu einem Unfallschaden, sinkt automatisch der Wert des Fahrzeugs. Das trifft auch auf professionell reparierte Schäden zu, denn das Gefährt ist nicht mehr unfallfrei. Mitunter kann es nun sein, dass die Schlussrate oder die Anschlussfinanzierung die besten Optionen sind. 

Kosten – alle drei Wege kosten bei der Finanzierung mehr als ein normaler Ratenkredit. Da die monatlichen Raten sehr niedrig sind, wird kaum getilgt und auch die Zinsen werden kaum zurückgezahlt. Anschlussfinanzierungen müssen also höher aufgenommen werden, bei der Fahrzeugrückgabe muss der Wert ebenfalls höher sein. 

Sinnvoll ist die 3-Wege-Finanzierung und Ballonfinanzierung eher dann, wenn definitiv absehbar ist, dass sich die finanzielle Situation während der Laufzeit deutlich verändert. Werden Sparguthaben frei, steht garantiert eine Beförderung mit einem deutlichen Gehaltsplus an, gibt es andere sichere Zusatzeinnahmequellen – dann bietet sich die Finanzierung an. Wer allerdings heute keine normale Ratenfinanzierung tragen kann und die Anschaffung des Gefährts mit heißer Nadel strickt, der läuft Gefahr, am Ende der Laufzeit mit derselben Problematik vor Augen dazustehen. 

Oft lohnt es sich eher, eine gewöhnliche Auto- und Motorradfinanzierung von vorn herein um ein Jahr zu verlängern, sodass die monatlichen Raten geringer sind. Gleichbleibende Kosten sind stets einfacher zu handhaben als niedrige Gebühren mit hoher Nachforderung. 

Eine Ballonfinanzierung lohnt sich nicht für jeden, kann aber gerade in schwierigen Situationen eine Option sein, überhaupt ein Fahrzeug zu finanzieren. Bildquelle: @ Ibrahim Boran / Unsplash.com
Eine Ballonfinanzierung lohnt sich nicht für jeden, kann aber gerade in schwierigen Situationen eine Option sein, überhaupt ein Fahrzeug zu finanzieren. Bildquelle: @ Ibrahim Boran / Unsplash.com

Fazit – eher als Notlösung gedacht 

Die Ballonfinanzierung, auch in der Form der 3-Wege-Finanzierung, kann durchaus sinnvoll sein, doch muss sie gut überlegt sein. In den meisten Fällen agiert sie tatsächlich als Notlösung und lockt mit günstigen Monatsraten, die das böse Erwachen zum Kreditende nicht verraten. Handelt es sich nicht um die klassische Ballonfinanzierung, sondern die 3-Wege-Variante, haben Kreditnehmer wenigstens noch die Wahl aus drei Möglichkeiten. So können sie einen Anschlusskredit aufnehmen – der natürlich auch extern aufgenommen werden kann –, alternativ geben sie das Motorrad oder Auto zurück und begleichen mit dem Fahrzeugwert die Schlussrate. 

Das gelingt jedoch nur bei neuen Fahrzeugen und Fahrzeugen von einem allgemein höheren Wert. Besteht eine Schlussrate von 10.000 Euro, muss das Gefährt natürlich einen hohen Restwert haben, damit die Schuld beglichen werden kann. Wer an seinem Motorrad schrauben möchte, der sollte möglichst eine normale Ratenfinanzierung anstreben. Denn Umbauten führen in Augen der Wertermittler nicht stets zur Wertsteigerung, auch wenn der Fahrer das selbst so sieht. Grundsätzlich sollten Käufer auf die Ballonfinanzierung also nur zurückgreifen, wenn es unbedingt notwendig ist. Ein normaler Kredit stellt oft die günstigere Alternative dar.