Yamha YZF-R1 Modell 2009
Die neue R1 ist ein super Spaßgerät, auf dem man sich richtig austoben kann. Der Motor ist spitze, liefert immer genug Dampf, vor allem wenn man den Race-Modus wählt.

aus bma 10/09

von Jens Rademaker

Yamha YZF-R1 Modell 2009Vieles ändert sich, einiges bleibt ja zum Glück so, wie es immer war. Als Yamaha 1998 die YZF-R1 auf den deutschen Markt brachte, stand dieses Motorrad für Sportlichkeit und Eleganz. Eigentlich für den Einsatz auf der Rennstrecke gedacht und gemacht, fand die R1 einen festen Platz im hiesigen Straßenverkehr. Seit der Einführung der R1 hat sich, trotz kontinuierlichen Überarbeitungen, nichts am sportlichen Flair geändert. Auch das Modell 2009 ist ein Sportgerät für Fortgeschrittene. Die Leistung hat sich inzwischen auf stattliche 182 PS bei 12.500 U/min hochgeschraubt, um mit den anderen Herstellern der 1000 ccm-Klasse mithalten zu können. Was diese R1 so deutlich von ihren Vorgängern abhebt, ist der neue Motor. Im neuen Herzstück arbeitet eine Kurbelwelle mit 90 Grad Hubzapfenversatz. Dieses neue Prinzip in einem Reihen-Vierzylinder sorgt für wesentlich mehr Drehmoment im unteren Drehzahlbereich. Damit ist eine besagte Schwäche am Vorgängermodell radikal ausgemerzt worden. Zu den Veränderungen am Motor kommt noch eine ungleichmäßige Zündfolge (270 – 180 – 90 – 180 Grad)… Was das heißt? Der Vierzylinder klingt wie ein V2, und fühlt sich auch fast so an.

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So ergaben die Begrüßungsworte bei der Firma Dumke und Lütt aus Hamburg Duvenstedt auch gleich einen Sinn: „Ah, willst Du den neuen V2-Renner von Yamaha mal ausreiten?” Bei solch einer Begrüßung muss ein Tester erstmal stocken… „Hab ich da irgendwas nicht bemerkt? Baut Yamaha in ihr sportlichstes Pferd keinen Reihen-Vierzylinder mehr ein??? Mit dem ersten Anwerfen der Maschine beantwortet sich die Frage nämlich nicht, das gute Stück rappelt wie ein Krad aus einer italienischen Schmiede.

Yamha YZF-R1 Modell 2009Der Motor ist nicht das einzig Neue an der YZF-R1. Wegen des geänderten Zündversatzes musste eine komplett neue Auspuffanlage entwickelt werden, die auf die Leistung und der neuen Charakteristik abgestimmt ist. Die Rohre aus dem ersten und dem vierten Zylinder laufen zusammen, ebenso wie die des zweiten und dritten Zylinders, ehe sie zu den im Heck untergebrachten Töpfen geleitet werden. Die hochgelegten Rohre in Dreiecksform unterscheiden sich deutlich von denen des Vorgängermodells, und passen gut zur Linienführung der Maschine. Sie bringen allerdings auch Nachteile: Durch das flache Heck, unter dem die Endtöpfe sitzen, bekommt der Sozius eine nicht verstellbare Sitzheizung. Nicht extrem heiß, jedoch bei eh schon höheren Temperaturen eher unangenehm. Dazu kommt noch die Anbringung der Wärmeleitbleche. Sie ragen über die Soziusrasten hinaus, was dafür sorgt, dass die zierlichen Füße der Sozia nur an den äußeren Enden der Rasten ihren Platz finden. Als Ausgleich hat man bei der R1 endlich mal Serienspiegel in denen man tatsächlich alles sehen kann, was hinter einem passiert.

Der neu konzipierte Delta-Box Rahmen aus Aluminium zusammen mit der geänderten Radaufhängung fällt direkt ins Auge, und ermöglichte einen kürzeren Radstand als bisher. Das neue Design der R1 signalisiert wieder mal „Achtung, sportlich!” Besonders markant ist die Front geworden. Die „Gluppschaugen-Scheinwerfer” sind mal was ganz anderes, und sorgen bei Dunkelheit für sehr gute Ausleuchtung der Straße. Wenn es allerdings an’s Putzen nach dem Ausritt geht, wird man die Ausbuchtungen für die Lampen schnell verfluchen, denn man braucht schon viel Geduld und kleine Finger, um sämtliche Fliegen aus den Vertiefungen zu bekommen.

Yamha YZF-R1 Modell 2009Das Cockpit wird dominiert vom analogen Drehzahlmesser und bietet alles, was das Sportfahrerherz begehrt, und dazu noch eine Ganganzeige und einen Warnblinker. Einziges Manko: Auf der Autobahnhatz nervt der ständig leuchtende Schaltblitz bei Geschwindigkeiten jenseits der 240 (oh doch, die fährt man schon). Der „Mode”-Schalter ist ebenfalls neu, und Yamaha schreibt dazu: Erstmals kommt an einem Yamaha-Supersportler eine Motorsteuerung zum Einsatz, die es dem Fahrer ermöglicht, unterschiedliche Kennfelder für die Motorsteuerung einzusetzen. Die Kennfeldauswahl ist Bestandteil des YCC-T-Systems (Yamaha Chip Controlled Throttle) und wirkt sich auf die Charakteristik der Leistungsentfaltung aus.

Drei verschiedene Kennfelder kann der Fahrer am Lenker der YZF-R1 aktivieren: den Standard-Mode, der ein Optimum an Allround-Leistungsfähigkeit darstellt; den A-Mode, der für ein direkteres Ansprechverhalten sorgt und den B-Mode, der es dem Fahrer erlaubt, besonders sanft Gas anzulegen. In diesem Modus ist die Kraftentfaltung insgesamt zurückhaltender.

Doch nun zur Praxis: Der Antritt der neuen R1 darf ruhigen Gewissens als kräftig bezeichnet werden. Die Gasannahme ist im Bereich bis 3000 Touren noch etwas ruckelig, wird dann aber ab 5000 U/min wirklich bissig. Lastwechselreaktionen halten sich in Grenzen, und brav reagiert das Aggregat auf die Anweisung vom Herrn und Meister. Die Kupplung lässt sich feinfühlig betätigen, während die Gänge recht hart in ihre Position gerupft werden.

Yamha YZF-R1 Modell 2009Das Fahrwerk bietet genau das, was man von diesem Renner erwartet: Jeder nach seiner Fasson und wie es am besten gefällt. Das volleinstellbare Federbein ermöglicht ein Einstellen der Druckstufe für den Low- und Highspeedbereich. Die 43 mm durchmessende Teleskopgabel ist wie gewohnt auch in Druck- und Zugstufe einstellbar. Im linken Gabelholm arbeitet die Zugstufendämpfung, während rechts die Druckstufe verstellt wird, beides völlig unabhängig voneinander.

Die R1 verfügt vorne über zwei Sechskolben-Bremszangen, die die 310 mm Bremsscheiben in die Mangel nehmen, wenn es gefordert wird. Die Bremse lässt sich sehr feinfühlig und leicht dosieren und bietet eine gute Transparenz in jeder Bremslage. Hinten arbeitet eine 220 mm Bremsscheibe bestückt mit einer Einkolben-Schwimmsattelzange, die durch den Einsatz eines Aluminiumkolbens ein äußerst niedriges Gewicht aufweist. Der neue 18 Liter fassende Tank bietet genug Reserve auch auf langen Turns.

Die Komposition, welche Yamaha hier auf die Räder gestellt hat, durften wir ausgiebig beim Fahrertraining im ADAC-Fahrsicherheitzentrum Lüneburg testen, zu dem wir von Dumke und Lütt eingeladen worden waren. Kurz zusammengefasst ergibt sich folgendes: Die neue R1 ist ein super Spaßgerät, auf dem man sich richtig austoben kann. Der Motor ist spitze, liefert immer genug Dampf, vor allem wenn man den Race-Modus wählt. Das Fahrwerk ist spurstabil und folgt jeder Anweisung ohne zu mucken, oder dem Fahrer viel Arbeit abzuverlangen. Der Windschutz hinter der Verkleidung ist auch im Hochgeschwindigkeitsbereich mehr als ausreichend. Die neue Optik überzeugt, und setzt sich von der Konkurrenz ab.

Ein weiterer Pluspunkt: Nur alle 10.000 km muss die R1 zum Service. Der Preis von 15.950 Euro rangiert bei den 1000 ccm Supersportlern im oberen Mittelfeld.

Technische Daten:
Motor: Flüssigkeitsgekühlter 4-Zylinder-4-Takt-DOHC-Motor, Einspritzanlage, geregelter 3-Wege-Katalysator, 16 Ventile mit 998ccm; Bohrung x Hub (mm) 78,0 x 52,2; Verdichtung 12,7 : 1; Nennleistung 133,9 kW (182 PS) bei 12.500 U/min ohne Staudruck-System; Max. Drehmoment 115,5 Nm bei 10.000 U/min.

Maße und Gewichte: Länge (mm) 2.070; Breite (mm) 715; Höhe (mm) 1.130; Sitzhöhe (mm) 835; Radstand (mm) 1.415; Bodenfreiheit (mm) 135; Gewicht – fahrfertig, vollgetankt (kg) 206.

Fahrwerk: Rahmenbauart Aluminium Deltabox; Federung vorn Upside-down-Gabel 43 mm Ø; Federweg vorn (mm) 120; Federung hinten Zentralfederbein, Federweg hinten (mm) 120; Lenkkopfwinkel (Grad) 24; Nachlauf (mm) 102

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