aus bma 9/11 – Lesererfahrung

von Uwe Günther

Yamaha TRX 850 geschrottetSeit August 2005 befindet sich die Yamaha TRX 850 in meinem Besitz. Wobei sie bis 2010 nur kleine Optimierungen über sich ergehen lassen musste wie z.B. Lenkererhöhung 2006, Umrüstung auf Telefix Goldracer Stummel 2007, Umbau auf LSL Superbike Gabelbrücke und Lenker sowie Austausch der Bremsleitung gegen solche aus Kevlar 2008. Doch während dieser ganzen kleinen Veränderungen wuchs im Geiste die Idee einer „nackten“ TRX.

Im Winter 2008/09 wurde die Halbschale demontiert und provisorisch ein in der Garage rumliegender Z 900 Scheinwerfer montiert. Das Ganze sah ziemlich bescheiden aus. Das Cockpit war viel zu wuchtig und auch das Heck passte optisch nicht dazu. Ein kompletter Heckumbau war mir zu jenem Zeitpunkt aber zu umfangreich. Doch die Idee keimte weiter. Inzwischen hatte ich mich in das Augenpaar der Triumph Speed Triple verliebt. Wenn Naked, dann mit dieser Front.

Immer wieder tauchte in Benzingesprächen unter Gleichgesinnten meine Umbauidee als Thema auf, zuletzt Anfang Juli 2010.

Ende Juli jenen Jahres veranstalteten mein Kumpel und Kollege Ecki und ich unser 22. Motorradtreffen. Am Samstag gab es für alle Teilnehmer wieder eine Jux-Rallye abzufahren, wo ich an der Mittelstation ein Geschicklichkeitsspiel abnahm. Auf dem Rückweg von jener Mittelstation zu unserem Zeltplatz ist es dann passiert. In der letzten Kurve vorm Ziel ist mir die Straße ausgegangen und meine Trixe und ich fanden uns im Graben wieder. Nachdem meine Kumpels und ich den Schock überwunden hatten, haben sie mir und meinem Moped wieder auf die Straße geholfen. Unter einem ordentlichen Adrenalinschub konnte ich noch schmerzfrei bis zum Platz fahren. Nach einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus stand ich zwei Stunden später professionell verbunden wieder auf dem Platz.

TRX 850 Heck-RohbauDort sah ich meine Trixe auf ihrem Seitenständer ruhen, mit hängendem Spiegel und verbogenem Heck und dachte mir: Das ist ein Zeichen, zwar ein schmerzhaftes, aber ein Zeichen. Wo das Heck nun mal kaputt ist, könnte man ja gleich ein neues bauen.

In der ersten Woche habe ich nur meine Wunden geleckt. In der zweiten wurde an der Trixe alles demontiert was man als Einarmiger demontieren kann. Auch wurde nach oben genannten Scheinwerfern gefahndet. Fündig wurde ich im Kollegenkreis. Die ersten Skizzen wurden am Rechner entworfen und auch die ersten Adapter für den Anbau des Scheinwerferpaares zu Papier gebracht.

Das nächste Problem war das Cockpit. Es wurden Kataloge gewälzt und Datenbanken durchforstet. Entschieden habe ich mich für das KOSO RS1. Auch ein Flyscreen sollte nicht fehlen. Original Triumph oder Ducati kamen auf Grund ihres Preises nicht in Frage. Also in einem großen Online-Auktionshaus gestöbert. Und siehe da, die Scheibe eines Aprilia SR 50 Rollers sieht auch nicht schlecht aus und für nicht mal 30 Euronen wäre auch ein Fehlkauf zu verkraften.

TRX 850 LaminierenZwischendurch habe ich mir natürlich auch Gedanken über das Lackierungs-, bzw. des Sitzbankdesign gemacht. Auch einen selbst entworfenen Schriftzug habe ich mittels Buntstiften zu Papier gebracht und einem befreundeten Grafiker zur Überarbeitung gegeben.

Inzwischen hatten wir Oktober und die Front war im Groben fertig. Jetzt wurde das Heck in Angriff genommen. Das original Werkzeugfach wurde entfernt und durch ein neues aus 2 mm Alublech ersetzt. Ein Kennzeichen- und Rücklichthalter angefertigt und samt eines Rücklichts der Ducati Urmonster montiert. In Stäbchenbauweise wurden nun das Heckteil sowie 2 Seitenteile verklebt. Das Ganze dann ordentlich gespachtelt und verschliffen und fertig waren die Urmodelle. Jetzt noch eben einen neuen Sitzbankträger laminiert und das war’s fast.

Yamaha TRX 850 NakedAls nächstes den Polsterer meines Vertrauens kontaktiert und durchgesprochen wie ich mir das neue Sitzmöbel vorstelle. Während der Polsterer sich austobte, insgesamt waren vier Versuche nötig bis das Ergebnis zur Zufriedenheit von uns Beiden ausfiel, habe ich von den Urmodellen Negativformen erstellt und einen Satz Anbauteile laminiert.

Dann im Januar erfolgte das erste „Roll-Out” im Rohzustand. Ordentlich Fotos gemacht und mit Photoshop am Rechner das Lackdesign ausgearbeitet. Alles wieder demontiert und zum Lackierer gebracht. 14 Tage später wurden die Teile mit Begeisterung wieder entgegen genommen und montiert. Die Felgen noch mit neuen Felgenrandaufklebern in eigenem Entwurf verziert und die neu erworbenen Auspufftüten von Barracuda sowie Spiegel mit integrierten Blinkern angebaut. Fehlte nur noch die Sitzbank. Vorsichtig beim Polsterer angefragt wie es denn aussieht. Einen Tag bevor der einwöchige Praxistest beginnen sollte, hat er geliefert.

Nun ist alles „perfekt“ – die Metamorphose ist beendet! Na ja, nicht ganz. Es gibt da noch das Eine oder Andere, was ich noch ändern werde. So sind z.B. die Kühlerverkleidung oder auch die Haltegriffe noch nicht das Wahre….

  • Lack: Firma R. Mink, 28816 Stuhr, www.minkgmbh.de
  • Polsterei: Uwe Schmidt, 28816 Stuhr, Tel.: 0421/8098858
  • Schriftzug: Marcus Eisermann, 27243 Harpstedt, Kommunikation & Design, www.marcus-eisermann.de
  • Felgenrand: www.nicebikes.com
  • Anbeiteile: Auspuff www.speed-products.de; Spiegel, Rücklicht Hein Gericke, Bremen