aus Kradblatt 9/16 von Berthold Reinken

 

Auf große Fahrt …

 

Trax Koffer an BMW GSAls die Firma Krauser vor vielen Jahren die abnehmbaren Motorradkoffer erfand (zumindest kannte ich nichts Anderes) waren diese senkrecht geteilt.

Auch heute ist diese Bauform noch weit verbreitet, obwohl sie nicht jeder Kradfahrer mag. Muss man unterwegs mal etwas aus dem Koffer nehmen, fällt nach dem Öffnen der Inhalt wegen der gnadenlosen Schwerkraft heraus, sofern man nicht Innentaschen verwendet, die aber schon mal einen Teil des Stauvolumens für sich benötigen. Außerdem sind die gefüllten Taschen oft nur recht fummelig in die Koffer zu bugsieren. So haben sich mit den Jahren auch die sogenannten Toplader dazugesellt.

Trax Koffer mit TascheDie Firma BMW verkauft als Zubehör nur die „Seitenlader“ (meine Wortschöpfung), so dass sich auch ein GS-Käufer nach anderen Herstellern umsehen muss, wenn er mit der Schwerkraft die oben genannten Probleme hat.

Von der Firma SW-Motech erhielten wir zum Ausprobieren die Trax-Adventure-Koffer. Da bei meiner BMW GS der Auspuff tiefer gelegt ist, konnten wir zwei gleich große jeweils 45 Liter fassende Koffer verwenden. Ein kleinerer für GS-Modelle mit Serienauspuff ist aber ebenfalls lieferbar. Dieser hat dann 37 Liter Inhalt und ist schmaler.
Als Träger bieten sich die abnehmbaren Quick-Locks des gleichen Herstellers an, obwohl besonders an einer BMW GS, die Koffer wohl meistens dran bleiben. Angebaut ergibt sich eine Gesamtbreite des Hecks von 100 Zentimetern, so dass die Breite des Lenkers nicht überschritten wird.

Trax Koffer pragmatischer SchluesselVerbessert wurde im Gegensatz zu den früheren Trax-Koffern die Dichtigkeit. Bei unseren Regenfahrten (allerdings keine Wolkenbrüche) blieb das Gepäck trocken. Bei direktem Anspritzen der Schließspalte mit einem Gartenschlauch lies einer der beiden Koffer allerdings ein paar Tropfen durch.

Verbesserungsbedürftig sind die den Koffern beiliegenden Öffnungsbegrenzer, bzw. die Befestigung mittels der klitzekleinen Schräublein aus weichem Metall, deren Köpfe leicht verhunzt werden.

Schon bei einem Test der Vorgänger vor einigen Jahren missfiel mir der „Abschließzwang“ bei eingebauten Schlössern. Hat man die Schlösser eingebaut, die extra bestellt werden müssen, können die Schlüssel nur bei verriegeltem Schloss abgezogen werden. Das heißt, dass man bei jedem Öffnen eines Koffers den Schlüssel aus der Jacke nehmen muss. Praktischer wäre es, wenn die Koffer nur bei Bedarf (z. B. in „Nachtjackenvierteln“ vor dem Hotel) abgeschlossen werden können. Um das wiederholte Einstecken der Schlüssel zu vermeiden kann man sie natürlich einfach stecken lassen und mit einem Draht vor dem Rausfallen sichern. Man freut sich dann unterwegs des öfteren über die netten Auto- und Kradfahrer, die einen auf die steckenden Schlüssel hinweisen.

Trax Koffer TrinkflaschenAbenteuerlich aufrüsten lassen sich die Koffer auch. Ein Flaschenkit mit Halter ist genauso lieferbar wie ein 2-Liter-Reservekanister, der hinten am Koffer befestigt wird. Und für die Kofferdeckel kann man noch 15 Liter fassende Zusatztaschen kaufen, so dass man insgesamt 120 Liter Stauraum zur Verfügung hat.

Hier gibt es dann allerdings einen Zielkonflikt, dessen sich die Firma SW-Motech scheinbar nicht richtig bewusst ist: Ein Koffer mit Deckeltasche und angebrachtem und gefülltem Benzinkanister wiegt ca. 10 kg. Ein Aufkleber am Träger weist aber auf eine maximale Belastung von 12,5 kg hin. Das heißt, dass das Gepäck für 60 Liter Volumen nur 2,5 kg wiegen darf. Da kratzt man sich heftig am Kopf. Zwar bin ich, wie auch der Hersteller auf Nachfrage, davon überzeugt, dass die Träger deutlich höhere Lasten verkraften, ich empfehle aber eine zusätzliche Sicherung durch Gurte, sofern man die Gewichte deutlich überschreitet. Besonders dann, wenn es mit der Reiseenduro doch mal auf die Rommelpiste (siehe z.B.: www.einspurig-unterwegs.de) gehen sollte. Das Koffersystem und Zubehör gibt es im Motorrad-Fachhandel und online unter www.sw-motech.com.