aus bma 10/11 – Ausprobiert…

von Berthold Reinken

Stadler GoreTex Supervent ProBereits seit 36 Jahren ist die Firma Stadler aus Aidenbach (Bayern) im Bereich Motorradbekleidung tätig. So viel kann da also nicht falsch gelaufen sein, sonst wäre sie sicher nicht mehr da. Heute bietet diese Firma auch Motorradanzüge im Hochpreisniveau an.

Im hier gezeigten Anzug Supervent Pro (Jacke) und Ace Pro (Hose) wird der auch von Rukka verwendete Gore-Lockout-Closure „Reißverschluss” nicht nur zum Schließen der Jacke verarbeitet, sondern auch für sechs Be- und Entlüftungsverschlüsse an der Jacke und zwei an den Hosenbeinen. Das liegt eigentlich nahe, denn diese Verschlüsse lassen kein Wasser durch. Außerdem gibt es in diesem Einsatzbereich kein Problem mit den Tücken des Lockouts. Wer sich für eine Jacke mit diesem Frontverschluss entscheidet (egal von welchem Hersteller), muss wissen, dass das Einfädeln immer sehr akribisch erfolgen muss, da sich die Jacke sonst während der Fahrt öffnen kann. Außerdem sollten die Gummi­- dichtlippen regelmäßig mit dem beiliegenden Silikonstift eingerieben werden. Hält man sich daran, gibt es keine Probleme und auch hier kommt kein Wasser hindurch. Auf den rund 3000 Test-Kilometern kamen wir des öfteren in kräftige Regengüsse und blieben immer trocken. Leider wird der für 40 Euro als Zubehör lieferbare Sturmkragen nicht, wie bei anderen Jacken üblich, mit einem rundum laufenden Reißverschluss, sondern mit Druckknöpfen mit dem Jackenkragen verbunden. Das ist nicht optimal, denn beim Drehen des Kopfes während der Fahrt kann hier in extremen Wettersituationen doch mal Wasser eindringen. Außerdem ist das Anlegen dieses Kragens eine ziemliche Fummelei, die nur vor einem Spiegel richtig funktioniert. Kradler mit dünnem Hals sollten also bei der Anprobe darauf achten, dass der Hauptkragen der Jacke eng genug anliegt, damit auf den Sturmkragen möglichst verzichtet werden kann.

Die Ausstattung des Anzuges ist ansonsten sehr gut. Das Goretex Pro Shell 3-Lagen-Laminat lässt in Verbindung mit der Cordura-Außenhaut und den extrem scheuerfesten Super­- Fabric-Einsätzen an sturzgefährdeten Stellen keine Wünsche offen. Das Material saugt sich bei Regenfahrten nicht voll und trocknet sehr schnell wieder.

 

Sehr gute BelüftungCE geprüfte Protektoren an den üblichen Stellen sind selbstverständlich und der großflächige Einsatz von Reflex-Material sorgt für Sicherheit im Dunkeln. Der große Rückenprotektor stößt, wenn die Jacke mal hochrutscht hin und wieder am Helm an. Dieses Hochrutschen passiert besonders dann leicht, wenn hinter großen Windschutzscheiben ein Unterdruck entsteht. Da am unteren Ende der Jacke ein Abschlussgummi fehlt, hilft dann nur noch ein Schrittgurt, der leider auch nicht serienmäßig ist. Dieser kann aber zusätzlich erworben werden.

Elastisches Material im Unterarmbereich sorgt für optimale Bewegungsfreiheit und das Belüftungssystem gehört zum Besten, was wir an einer Motorradjacke bisher gefunden haben. Dabei ist es nicht nur der starke Kühleffekt, der Freude macht. Bei längeren Fahrten kommt es besonders in den Bergen durch Höhenunterschiede oft zu starken Temperaturschwankungen. Man muss zum Öffnen oder Schließen der Belüftungsöffnungen nicht anhalten. Die leichtgängigen Lockouts an den Beinen, im Brustbereich und unter den Armen lassen sich gefahrlos auch während der Fahrt auf- oder zumachen. Das ist auch nicht viel schwieriger als die Bedienung des Helmvisiers. Man muss ja nicht unbedingt nach Italien fahren, wo diesbezüglich der Blödsinn regiert.

Drei verschlüsse nach Bedarf...Gewöhnen muss man sich an die drei Frontreißverschlüsse der Jacke. Unter dem Lockout befindet sich noch einer, mit der die Jacke sozusagen halb geöffnet gefahren werden kann und durch ein Stoffgitter Luft rein lässt. So erspart man sich das Fahren bei total offener flatternder Jacke, wenn es mal richtig heiß ist. Ferner hat das Thermo-Innfutter einen weiteren Reißverschluss. Im wirklichen Kradler-Leben wird allerdings kaum jemand dauernd alle drei Verschlüsse zuziehen. So bleiben die beiden inneren meistens unbenutzt. Zwei wasserdichte Fronttaschen, zwei sehr geräumige Innentaschen und eine abnehmbare wasserdichte Außentasche, deren Sinn sich uns aber nicht erschloss, bieten Platz genug zum Mitschleppen auch unnützer Kleinigkeiten. Gut gefallen haben uns die teilweise innen laufenden Ärmelspanner, durch die die Protektoren auch bei rausgenommenem Innenfutter richtig sitzen.

Nicht den geringsten Anlass zur Kritik bietet die Hose. Sie ist unten weit genug, um auch dicke Stiefel darunter zu tragen, lässt sich aber mit hinten liegenden Reißverschlüssen und Klettriegeln eng an die Stiefel anlegen. Die Protektoren sitzen unauffällig und besonders die weit runter reichenden Knieschützer drücken selbst nach stundenlanger Fahrt nicht. Freude macht auch die tolle Beinbelüftung und wer beim Dummschwätzen gerne die Hände „bunkert“, ist mit dieser Hose gut bedient.

885 Euros für die Jacke und 555 Euros für die Hose muss man beim Dealer lassen. Wünschenswert wäre bei diesem Preis eine kostenlose Mitlieferung des Sturmkragens und des Schrittgurtes.

Weitere Infos und Händlernachweis erhält man unter www.stadler-bekleidung.de oder unter der Telefonnummer 08543/96200.