aus bma 10/03
von Jörg van Senden
……jedes Mißgeschick, das passieren könnte, passiert auch…
Zuerst möchte ich uns erst einmal vorstellen, wir sind Thomas und Jörg und wir machten uns auf den Weg nach Spanien! Wie geplant starteten wir zu zweit mit unseren Maschinen von der Weltstadt Quickborn aus zum Bahnhof Hamburg-Altona, um dort den DB-Autoreisezug nach Narbonne (Frankreich) zu besteigen. Mein Kumpel Thomas und ich wollten von dort aus nach Spanien. Den Rest der Reise beschlossen wir vom Wetter und unseren Gelüsten abhängig zu machen, wurde jedoch letztlich von ganz anderen Faktoren dominiert. Dabei hatten wir doch alles sooooo sorgfältig vorausgeplant und durchdacht!
Obwohl ich mich bemüht hatte, an alles zu denken, stellte ich kurz vor dem Bahnhof Altona fest, dass ich meinen Nierengurt vergessen hatte. Um noch einmal umzukehren war keine Zeit mehr, so kaufte ich unterwegs in der Hamburger City schnell noch einen neuen und tröstete mich damit, dass der alte vermutlich sowieso zu warm gewesen wäre.
Noch einmal schnell getankt und dann ging es ab nach Altona. Die freundliche Dame am DB-Schalter verwies uns mit unseren Motorrädern auf Gleis 12, gab uns noch einen Zettel mit der Aufschrift „Narbonne” mit (soll man am Moped installieren) und sagte, dass der Verlademeister uns schon finden würde, wünschte eine angenehme Fahrt und klappte ihr Fenster zu.
Da wir die Informationsheftchen der Bahn hanseatisch-genau studiert hatten, waren wir pünktlich 1 1/2 Stunden vor Abfahrt am Verladegleis. Wo waren bloß die anderen Biker? Sollten wir die Einzigen sein? Später stellten wir fest, dass wir einfach nur Frischlinge waren. Alle anderen Biker kamen auf die letzte Minute, denn schließlich ist die Deutsche Bahn ja auch nie pünktlich. Das Verladen geschieht über eine Rampe auf die zweistöckigen Wagons. Die Biker müssen dabei stets nach unten. Bis der Standplatz erreicht ist, muss man schon mal Stuntman-like quer durch mehrer Waggons fahren. Thomas hatte mit seiner etwas hochbeinigeren Triumph Tiger mit Tankrucksack ziemliche Probleme und konnte sich aufgrund der niedrigen Deckenhöhe der Wagons nur schräg neben seinen Tank hängen. Das Ergebnis war ein saukomischer Anblick und ein zwei Tage anhaltender Hexenschuss. Ich kam mit meiner BMW R 1100 R auf dem blanken Tank liegend gerade so klar. Am wenigsten Probleme hatten die tiefsitzenden Harley-Fahrer. Die Maschinen werden mit vier Halteseilen festgezurrt. Dafür werden die Böcke in die Federn gedrückt, damit sich auch wirklich nichts mehr rühren kann. Es ist dabei vorteilhafter, den Seitenständer zu benutzten, da beide Räder auf dem Boden bleiben. Im DB-Heftchen steht, man solle den Hauptständer benutzen – „ist aber Unfug.” sagte der Verlademeister und schimpfte über die auf dem Hauptständer stehenden Bikes. Die Haltegurte werden in den Lochschienen des Waggonbodens eingehakt und dann an der Maschine verknotet oder mit einer Schlinge befestigt. Ich hatte dafür einige alte Putzlumpen eingepackt, um Scheuerstellen auf den lackierten Rahmenteilen vorzubeugen. Wer sein Motorrad liebt, sollte darauf ebenfalls nicht verzichten und auch besser bei seiner Maschine Wache halten bis der Verlademeister seine Arbeit beendet hat. Diese Bur- schen sind mit dem Lack nicht gerade zimperlich! Die Koffer durften an den Bikes bleiben, die Gepäckrollen mussten mit ins Abteil.
Für Distanzen wie von Hamburg nach Narbonne sind pro Abteil vier Personen vorgesehen. Als wir endlich unsere Kabine fanden, hatten es sich unsere Abteil-Genossen, zwei „dänische Schweden aus Norwegen” schon mit einer Flasche billigem Whisky gemütlich gemacht und pöbelten bereits darüber, dass dieses Zeug gar kein richtiger Whisky wäre. Offensichtlich war die Wirkung jedoch identisch… Wir verzogen uns deshalb ins Bordrestaurant, oder das, was die Bahn so nennt. An einem kleinen Tisch kann man dort prima Bratwürst-chen mit Mikrowellengemüse und welkem Salat genießen, für einen Betrag, mit dem meine Frau ohne weiteres annähernd eine Woche lang den kompletten Haushalt schmeißt, zusammen mit einem Bier nur 13 Euro.
Ist letzteres dann endlich verdaut, besteht die Möglichkeit sich in den nur bedingt funktionstüchtigen Hygienezellen zu erleichtern. Ich verzichte auf die Beschreibung um die Ästheten und Schöngeister unter uns Bikern nicht zu überfordern.
Endlich fuhr der Zug mit nur 45 Minuten Verspätung ab, denn angeblich musste die Lok repariert werden.
Als wir zurück in unser Abteil kamen, lagen unsere Mitinsassen bereits in einer Fuselglocke schnarchend auf den unteren Bänken. Wir ließen die oberen Liegen herab und krabbelten über Aschenbecher und Fensterbrett irgendwie hinauf. Thomas wünschte mir noch eine gute Nacht, nachdem er sich erkundigt hatte ob ich Murphy’s Gesetz kennen würde.
Der nächste Tag begann mit einer Warteschlange vor den versifften Stahlbecken der Waschzellen, einem dürftigen Frühstück und der Nachricht aus dem Lautsprecher, dass es wegen eines Blitzschlages in irgendeine verflixte Oberleitung zu weiteren Verspätungen kommen würde. Diese summierte sich bis Narbonne auf sagenhafte 5 1/2 Stunden. Aber trotzdem ist die Bahn, gemäß aktuellem Werbespot auch in diesem Jahr wieder „Deutschlands pünktlichstes Verkehrsmittel”.
Wir erreichten unser Ziel am späten Nachmittag bei ca. 20 Grad Celsius und Regenwolken behangenem Himmel. Vom Bahnsteig wurden wir per Bus-Shuttle zum wenige Minuten entfernten Verladegelände gebracht. Dort konnten wir unsere Maschinen, verschmutzt von Dieselruß und Bremsstaub, in Empfang nahmen. Beim Abladen herrschte eine gewisse Hektik. Ich verließ mit den Füßen rudernd die Rampe, da meine BMW einfach nicht anspringen wollte. Beim anschließenden Check in aller Ruhe stellte ich fest, dass irgendetwas den „Not-Aus“ Hebel umgelegt hatte. ok, nun sind wir startklar und das Abenteuer kann endlich losgehen!
Der blaue Fleck da hinten am Himmel musste schon über Spanien sein. Durch den Stadtverkehr knatterten wir aus Narbonne hinaus auf die Schnellstraße über die spanische Grenze in Richtung Küste. Leider holte uns das Wetter langsam ein – begleitet mit Wetterleuchten. Der Garmin GPS lieferte unter der Klarsichtfolie der Kartentasche, welche durch ihren Magneten auf dem Tank klebte, erste brauchbare Daten. Wenn man, bevor die Tasche aufgelegt wird, eine Frischhaltefolie über den sauberen Tank legt, gibt es übrigens auch keine fiesen Scheuerstellen, da die Folie sich prima elektrostatisch an den Tank anschmiegt.
Wir versuchten nun an der Mittelmeerküste entlangfahrend einen Campingplatz zu finden, während sich das aufziehende Gewitter mit ordentlichen Windböen anzukündigen begann. Leider sind im Oktober schon viele Campingplätze geschlossen. Hätte ich den ADAC-Campingführer etwas genauer studiert, dann hätten wir uns diese Überraschung ersparen können… So irrten wir in der Dunkelheit durch die Serpentinen, der Küstenstraße folgend von einem geschlossenen Campingplatz zum nächsten. Kurz vor Port de Selva steuerten wir abermals einen ebenfalls geschlossenen Platz mit einer steilen Abfahrt an. Als wir wieder zurück zur Straße wollten, rutschte Thomas beim kurzen Stop vor dem Einordnen unglücklich mit dem Fuß aus, fiel mit laufendem Motor und vollem Gepäck aus dem Stand um und schlidderte ein paar Meter die schräge Zufahrt hinab. Durch Betätigen des Notschalters nahm der Unglücksrabe dem Motor die Zündung und rollte sich geschickt und unverletzt ab. Ich hatte von diesem „Umfall” nichts bemerkt. Nachdem ich wieder auf der Küstenstraße war, konnte ich hinter mir Scheinwerfer im Spiegel wahrnehmen und wähnte alles in Ordnung. Erst mehrere 100 Meter später identifizierte ich die „Augen” hinter mir als die eines Kleinwagens. Ich muss mich hier wohl auch ein wenig bei Thomas entschuldigen, weil ich nicht besser auf ihn aufgepasst habe. Nicht, dass ich das Unglück hätte verhindern können, aber ich hätte schneller helfend zur Seite sein sollen.
Wir beschlossen uns deshalb nicht böse zu sein, Thomas gelobte nicht mehr voreilig mit mir zu schimpfen, und ich versprach in Zukunft besser auf meinen Buddy zu achten. Am wichtigsten erscheint es mir jedoch, dass wir uns einigten, unbekannte Streckenabschnitte mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad nur noch bei Tageslicht zurückzulegen. Und überhaupt, eigentlich ist ja die ewig verspätete Deutsche Bummelbahn schuld!
Als ich endlich zur Stelle war, hatten zwei freundliche Spanier dem „Tiger” wieder auf die Beine geholfen. Abgesehen von einigen Kratzern an Koffer, Spiegel, Fußraste und Lenkerende sowie einem zerbröselten Blinker überstand die Tiger das Abenteuer völlig unversehrt, jedoch verweigerte die britische Raubkatze nun den Dienst und wollte einfach nicht mehr anspringen. Da standen wir nun, mit einem nicht mehr laufen wollenden Motorrad, bei bevorstehendem Gewitter, an einem geschlossenen Campingplatz, irgendwo in der spanischen Pampa. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, dass Kätzchen doch noch zum Schnurren zu bringen, zahlreichen Emotionsausbrüchen und einer halben Schachtel Zigaretten entschieden wir vorerst einfach den geschlossenen Campingplatz zu entern, die Zelte aufzubauen und am nächsten Morgen erst einmal bei Licht den Schaden zu begutachten. In der Dunkelheit, mit Taschenlampen bewaffnet, versuchten wir dann unsere Zelte aufzubauen und die Häringe in den steinigen Boden zu drücken. Der Sturm blieb, der Regen fiel aus. Während Thomas sich noch ein wenig sammelte, fuhr ich nach Port de Selva und organisierte noch ein paar Bierchen und ein gegrilltes Huhn. Nach dem Essen wollten wir nur noch in die Schlafsäcke. Thomas wünschte mir eine gute Nacht und fragte abermals: „Jörg, sach’ mal, kennst du Murphy’s Gesetz?”
Am nächsten Morgen rechtfertigten wir uns mit dürftigen spanischen Sprachkenntnissen bei dem Campingplatzdrachen für unser nächtliches Eindringen und bezahlten unsere Platzmiete. Ich besorgte etwas zum Frühstücken und Thomas telefonierte mit dem ADAC, dieser schickte uns prompt einen Werkstattwagen mit Hänger aus dem Nachbarort Llanca. Weil sich auch in Spanien Sonntags nicht viel tut, verschwand so das Motorrad aus unserem Sichtfeld in eine unbekannte Werkstatt und wir versuchten uns einen schönen Tag am Strand zu machen. Und wie ich finde mit Erfolg: Baguette, Käse, Rotwein….
Am Montag nahm ich Thomas auf den Sozius und fuhr zur Werkstatt. Von dort aus ging es mit einem Wagen und Hänger ca. 50 km weiter nach Girona. Ich fuhr mit dem Bike hinterher. Nach einer schier endlosen Kurverei durch die Stadt fanden wir endlich, die vom ADAC lokalisierte Triumphwerkstatt. Ein freundlicher Brite schob die Tiger in die Garage, ließ die Rollläden herunter und erklärte uns einen der wichtigsten spanischen Begriffe , „Siesta”. Wir ver- suchten ihm im Gegenzug zu erläutern was „Service” bedeutet. Die Antwort lautete kurz und knapp: „Yes, but this is Spain!”
Wir nutzten die Zeit, um uns ein wenig in der Stadt umzusehen, fanden ein gemütliches Café im Grünen und kehrten mit deutscher Pünktlichkeit zur Werkstatt zurück. Auch hier ist ein GPS-System sehr nützlich. Wenn man einen Waypoint setzt, kann man anschließend mit der Trackback-Funktion auch die versteckteste Werkstatt wiederfinden. Eine Stunde später war die Tiger wieder einsatzbereit. Durch eine ungewohnte Schräglage konnte irgendwie Motoröl aus der Kurbelwellenentlüftung in den Verbrennungsraum gelangen. Dadurch ließ sich der Motor nicht mehr durchdrehen und die Kerzen waren verölt. Der freundliche Brite verlangte einen angemessenen Preis und präsentierte uns das jetzt durch die Reparatur völlig verformte Blechbordwerkzeug der Triumph und bemerkte: „This is Scheiße! Give it back to your Dealer!” Und in der Tat, das Bordwerkzeug ist wirklich dürftig und von schlechter Qualität. Als es um das Bezahlen ging, vermisste ich plötzlich meine Geldbörse. Thomas beruhigte mich, und meinte, dass ich sie bestimmt auf dem Campingplatz im Zelt vergessen hätte. So fuhren wir, erleichtert wieder voll beweglich zurück nach Port de Selva.
Leider fand ich meine Geldbörse nicht wieder. Ich hatte sie in einem wasserdichten Beutel in einer außenliegenden Reißverschlusstasche meiner Motorradjacke deponiert. Da ich es für völlig ausgeschlossen hielt, dass ich sie irgendwo anders vielleicht doch noch wiederfinden würde oder sie gar zufällig aus der Tasche verloren hätte, entschied ich mich schweren Herzens, vorsichtshalber bei der Zentrale für Kreditkartensperrung anzurufen. Wie sich später herausstellte, war diese Entscheidung genau richtig.
Ich stand nun da, ohne Bargeld, Kreditkarten, Personalausweis, Führerschein, Fahrzeugschein, Reisepass (den braucht man in der EU sowieso nicht) und vor allem ohne das Bild meiner Katze! Ich benötigte zwei volle Tage um alle Papiere neu zu beantragen. Thomas versuchte mich zu trösten und bezahlte für den Rest des Urlaubs meine Rechnungen ohne zu murren. Nach einer leckeren Pizza am Hafen von Port de Selva und einer Flasche Rotwein war auch dieser Tag gelaufen. Ich wünschte meinem Retter eine gute Nacht und fragte: „Du Thomas, ich glaube das mit Murphy’s Gesetz hab’ ich nu’ verstanden!” Am nächsten Morgen brachen wir die Zelte ab und fuhren ins Landesinnere. Da das Wetter in den Bergen schlechter wurde, kurvten wir zurück in Richtung Küste über Berga, Olot bis nach Masnou bei Barcelona. Von da aus weiter über die Küstenstraße bis nach Calella. Dort suchten wir uns ein Hotel. Es ist kein Problem ein Doppelzimmer mit Frühstück für 34 Euro zu finden. Da wir vom Zelten genug hatten, quartierten wir uns gleich für zwei Tage ein.
So besichtigten wir in den nächsten Tagen den Hafen und die Altstadt von Barcelona und in Figueres das Dalí Museum. Dieses Museum ist, wenn man erst einmal in Figueres ist, nicht schwer zu finden, da überall in der Stadt Wegweiser aufgestellt sind. Es ist in eigentlich viel zu warmen Motorradklamotten jedoch ein wenig lästig, das von Touristen überlaufene Museum bis in den letzten Winkel zu erforschen. Denen, die sich ernsthaft für das Dalí Museum interessieren, ist deshalb zu einem Tag Pause mit Hotelunterkunft zu raten, damit sie die ungewöhnlichen Werke Dalís mit mehr Zeit und angemessener Kleidung betrachten können.
Anschließend hatten wir Lust noch einen weiteren Abstecher in die Berge zu versuchen. Das Wetter spielte uns dieses Mal keinen Streich, so dass wir bei Sonnenschein den Zwergenstaat Andorra erreichten. Die Kontrollen an den Grenzübergängen aus dem kleinen Pyrenäenstaat hinaus sind sehr intensiv, so dass es leicht zu stauendem Verkehr kommt. Aber wir sind ja Motorradfahrer, und die finden ja bekanntlich immer eine Extraspur…
Am Abend erreichten wir im Zentrum des Dorfes Puigcerda ein angestaubt wirkendes Hotel, in dem sonst wohl eher die Wintersportler ihr Quartier finden. Als wir nach dem Frühstück wieder in Richtung Narbonne aufbrechen wollten, war die Temperatur schon dicht an der Frostgrenze und somit empfindlich kalt. Ich freute mich über die beheizten Griffe meiner braven BMW, die die Serpentinen zwar nicht so elegant wie die Triumph zu nehmen vermag, sich aber als gut abgestimmtes und mit ABS als ein sicheres Motorrad in diesem Urlaub bewähren konnte. Der positive Eindruck wurde nur durch das BMW-typische Teilgasruckeln in bestimmten Drehzahlbereichen und die durch Kardanantrieb bedingten etwas härteren Lastwechselreaktionen leicht getrübt. Mit ein wenig mehr Konzentration und Feingefühl lassen sich aber diese Effekte minimieren, wenn man seine BMW und ihre Eigenschaften, ähnlich wie bei der Ehefrau, besser kennt. Die Triumph Tiger wedelte im Vergleich wesentlich leichtfüßiger durch die Kurven und nahm auch die Lastwechsel gelassener und weicher hin.
Um uns keinen unnötigen Stress zu machen, übernachteten wir in einem preiswerten ETAP-Hotel kurz vor Narbonne. Am nächsten Tag erreich-ten wir pünktlich den Bahn- hof. Wir trafen auch einige Biker wieder, die wir auch schon bei der Anreise flüchtig kennengelernt hatten und tauschten unsere Erlebnisse aus. Wir resümierten gut 1400 km in acht Tagen (davon zwei Tage Ausfall wegen „Umfall”, bei einer Durschnittsreisegeschwindigkeit von 50,2 km/h, Moving-Time).
Das Verladen der Motorräder auf die Waggons erfolgte ähnlich wie in Hamburg. Das Abspannen mit den Haltegurten muss allerdings in Narbonne selber verrichtet werden, da nur ein einziger Bahnangestellter vor Ort war, der lediglich die Ergebnisse missmutig überprüfte. Wir fragten uns, welche versicherungstechnischen Konsequenzen es wohl hätte, wenn nun doch eine Maschine umfallen würde, die wir schließlich selber befestigt hatten….
Besonders hilfsbereit, weil auch schon mit mehr Autoreisezugerfahrung, zeigte sich übrigens ein Typ, der genau so aussah, wie die Leute vor denen mich meine Mami immer gewarnt hatte. Unrasiert, mit schmuddeligem Lederjeans-Armyklamotten-Mix, Westernstiefel und einem für diese Spezies Biker typischen Aufnäher auf dem Rücken: „Ohne Frage ein Harleyreiter!” Er half den anderen beim Festzurren der Maschinen und zeigte sich auch im Gespräch als aufgeschlossener, netter Bursche. Zum Teufel mit den Vorurteilen! So kann man sich irren! Bei dieser Gelegenheit viele Grüße an Siggi vom Harley-Owners Club – Baltic Kiel Chap- ter aus Eckernförde. Ich hoffe, Du bist gut zu Hause angekommen!
Die Rückreise im Zug erfolgte mit nur 1 1/2 Stunden Verspätung, aber wir hatten ja auch nichts anderes erwartet. Als wir Hamburg erreichten, fanden wir das gewohnte Hamburger Schmuddelwetter vor. „Murphy” hatte uns wieder….
Wir haben uns, trotz aller unglücklichen Zwischenfälle, als harmonisches Duo erwiesen und planen bereits die nächste gemeinsame Tour. Vielleicht knattern wir im Sommer nach Schottland, da soll es auch ganz schön sein. Auf jeden Fall kann man mit einer Fähre anreisen, denn von Autozügen haben wir vorerst die Schnauze voll! Und außerdem gibt es dort wesentlich mehr Triumph-Werkstätten, freut sich Thomas, denn man weiß schließlich nie wann „Murphy” wieder zuschlägt.
Zu Hause hatte ich bereits Post von der Sperrstelle und der Kreditkartenversicherung. Innerhalb der wenigen Stunden bis zur Sperrung hatte der Taschendieb knapp 3500 Euro Schaden mit meiner VISA-Card angerichtet. Durch meine rechtzeitige Meld- ung wurde glücklicherweise der gesamte Schaden durch die Versicherung gedeckt.
Murphy’s Gesetz:
„Alles, was schiefgehen kann, geht auch schief.”
Alles begann damit, dass 1949 US Air Force Captain Edward A. Murphy, jr., Konstrukteur am Wright Field Aircraft Lab, eine Ausrüstung entwickelte, die, von einem Testpiloten getragen, messen sollten, wieviel Beschleunigung der menschliche Körper aushalten kann. Der Messwandler war mit 16 Sensoren versehen, die die Belastung messen sollten. Nachdem die Entwicklung abgeschlossen war, wurde der Messwandler zum Einsatzort geschickt, wo das Gerät an einem Raketenschlitten angebracht wurde.
Als nächstes hörte Murphy, dass der Test schief gegangen war. Da man sein Messwandler dafür verantwortlich machte, und es eine sehr teure Panne war, begab er sich persönlich an den Einsatzort. Er vermutete sogleich, dass die Störungsquelle der Anschluss des Dehnungsmessers sei. ,,Ein Dehnungsmesser lässt sich nur auf zwei Arten anschließen: auf die richtige Art oder in 90 Grad Abweichung von der richtigen Art.„
Bei seinen Nachforschungen stellte Murphy fest, dass der Dehnungsmesser, wie er vermutet hatte, falsch angeschlossen worden war. So formulierte er die ursprüngliche Form des Murphy-Gesetzes: ,,Wenn es zwei oder mehr Möglichkeiten gibt, etwas zu tun, und wenn eine dieser Möglichkeiten zu einer Katastrophe führt, dann wird sich irgend jemand für genau diese Möglichkeit entscheiden.„
Aus: Das Peter-Prinzip, von Laurence J. Peter
—
Kommentare