aus Kradblatt 11/21, von Jogi & Tine, penta-media.de

Südfrankreich begeistert zu jeder Jahreszeit

Südfrankreich - Drome

Die Drôme liegt im Süden Frankreichs, nördlich der Region PACA und westlich der Rhône. Sie verzaubert mit traumhaften Landschaften, freundlichen Menschen und ist nicht nur für Motorradfahrer ein ideales Reiseziel, wenn bei uns in Norddeutschland langsam die schmuddelige Jahreszeit beginnt.

Bedingt durch unser schmales Zeitfenster für diese Reise haben wir die Anfahrt mit PKW und Motorradanhänger bewältigt, was sich zusätzlich natürlich auch für den Transport von Fotoausrüstung, Ersatzteilen und Werkzeug anbietet.

Bequeme Anfahrt, speziell für die 250er Honda
Bequeme Anfahrt, speziell für die 250er Honda

Von Hamburg aus beträgt die Strecke rund 1450 km. Wenn man die französischen Autobahnen nutzt, werden 32 Euro Maut pro Weg fällig. Wechseln sich die Fahrer ab, ist man inklusive kleiner Pausen nach 18 Stunden bereits in der Zielregion angekommen und das Abenteuer kann beginnen, sobald man sich erst einmal richtig ausgeschlafen hat. Das ist dann auch dringend nötig, denn der Schlaf im Wagen ist eher komatös, als erholend.

Es empfiehlt sich im Vorwege Hotels zu buchen, um von dort aus Exkursionen ins Umland zu starten. Motorradfahrer sind in Frankreich gerne gesehen und häufig werden auch Garagenplätze oder über Nacht abgeschlossene Parkplätze zur Verfügung gestellt. Die Preise sind nicht überzogen und variieren mit der Anzahl der Sterne. Ein „petit- déjeuner“ – ein kleines Frühstück – kostet überall um die 10–12 Euro und sollte stets mit eingeplant werden. Für das kleinere Portemonnaie sind auch zahlreiche Campingplätze zu finden. Eine Übernachtung mit Dusche gibt es schon ab 15–17 Euro pro Person. Viele Campingplätze schließen jedoch bereits im Oktober.

Französisches Flair aus dem Bilderbuch
Französisches Flair aus dem Bilderbuch

Die Landschaft ist bergig. Während wir in den Tälern Temperaturen bis zu 32 Grad erleben durften, ist es auf den Gipfeln deutlich kühler. Die Temperaturdifferenzen lagen zwischen 5 und 10 Grad, so dass man dieses bei der Zusammenstellung der Bekleidung berücksichtigen sollte.

Sehenswert - die Combe Laval
Sehenswert – die Combe Laval

Frankreich ist seit 1790 zum Zwecke der Dezentralisierung in Departements untergliedert, die jeweils von einem von der Regierung eingesetzten Präfekten geführt werden. Derzeit sind es 101, von denen 96 direkt in Frankreich liegen. Außerhalb liegen Guadeloupe, Martinique, Frz.-Guayana, Réunion und Mayotte. Die Departements sind wiederum in 335 Arrondissements unterteilt, so dass besser auf die regionalen Bedürfnisse eingegangen werden kann. 4–5 Departements bilden eine Region … und hier höre ich damit auf, euer Lexikon des (un)nützen Wissens für Günther Jauchs „Wer wird Millionär“ zu füllen.

Bei Süd-Frankreich denkt man doch lieber an Käse, Wein, Lavendel und Oliven.

Eine erste Kostprobe davon erhielten wir am nächsten Morgen direkt auf dem Markt vor unserem Hotel. Der beschauliche und ruhige Lebensstil der Franzosen in den kleineren Städten und Dörfern übertrug sich sehr schnell auf uns. So nahmen wir uns die Zeit, vor dem Aufbruch mit den Motorrädern, einen Bummel über den Markt und durch die verwinkelten Gassen von Buis zu unternehmen. 

Unsere erste Etappe führte uns in die nur rund 20 km entfernte Stadt Nyons, die als Hauptstadt des Olivenöls gilt. Bereits beim Verlassen von Buis wurden wir der zahlreichen Oliven-Plantagen gewahr, die links und rechts die Straßen säumten. Am Pont Roman befindet sich eine Ölmühle mit angrenzendem Geschäft, wo man hochwertige Olivenöle, Oliven und daraus hergestellte Produkte erstehen kann. 

Römerbrücke in Südfrankreich
Römerbrücke in Südfrankreich

Wenige Meter entfernt ist auch die Destillerie Bleu Provence ansässig. Direkt am Eingang der Destillerie befindet sich die Destillations-Apparatur, mit deren Hilfe die Extrakte aus dem Lavendel gewonnen werden. Um die wunderschöne Lavendelblüte zu erleben, ist ein Besuch von Mitte Juni bis August zu planen. Die Blütezeit kann je nach Wetterlage um einige Wochen variieren. Im September findet man nur noch abgeerntete und zurückgeschnittene Felder. Man muss nicht lange nach ihnen suchen. Die Lavendelprodukte, wie Seife, Cremes, Parfum, Honig oder Schnaps, sind trotzdem zu jeder Jahreszeit erhältlich. 

Nach einem ereignisreichen Tag erreichten wir das Hotel „La Capitelle“ in Mirmande, erfreuten uns einer erfrischenden Dusche und einem sehr leckeren Abend-Menu. Anschließend vertraten wir uns noch ein wenig die Füße und nahmen am regen Nachtleben Mirmandes teil, nicht ohne noch in zwei der anliegenden Bars und Restaurants einzukehren. 

Am Morgen wurden wir im Hotel mit einem großartigen (Kater)-Frühstück überrascht. Ein kurzer Fußmarsch danach, zur Kapelle und dem Friedhof hinauf, wurde mit einem weiten Ausblick über das Rhône-Tal belohnt. Danach waren die alkoholischen Reste des Vorabends abgeatmet und es konnte endlich weiter gehen.

Weinprobe - nicht übertreiben!
Weinprobe – nicht übertreiben!

Bleiben wir indirekt beim Thema. Natürlich haben auch wir es uns nicht nehmen lassen Weingüter zu besuchen. Bedingt durch die seit einigen Jahren immer wärmer werdenden Sommer, ist der Anbau von Weißwein in der Region nur noch grenzwertig wirtschaftlich. Er wird deshalb vorwiegend im Norden Frankreichs angebaut, wo es kühler ist. Auch Rosé-Wein gibt es deshalb relativ wenig. Rund 75 % der Trauben werden für die Produktion von Rotwein gelesen. Dafür gibt es spezielle „Harvester“, Erntemaschinen, die den Winzern die Arbeit erleichtern. Schwierige oder außergewöhnliche Hanglagen erfordern jedoch noch immer die Handarbeit von Saisonkräften. Fast alle Weingüter bieten Degustationen an. Viele gehen auch dazu über Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten, denn nach der Weinprobe ist schlecht weiter mit dem Motorrad zu fahren. Man kann sich ohne Probleme seine Wein-Favoriten nach Hause schicken lassen. Die Preise der Winzer sind in der Regel so günstig, dass die Versandkosten dabei zu vernachlässigen sind.

Wir haben auf unserer Tour Degustationen bei „Le Mas Sylvia“ in Curnier und bei „M. Chapoutier“ in Tain-l’Hermitage genossen. Wer aufmerksam durch die Drôme fährt, wird einige beschriftete Weinberge von „M. Chapoutier“ entdecken können.

Präzise temperierte Weine und die richtigen Gläser dazu lassen die spezifischen Gerüche und Aromen optimal zur Geltung kommen. Johannisbeere, Kirsche, Pfirsich, Aprikosen, Holz und Vanille … Es ist erstaunlich, was Nase und Gaumen im Wein alles entdecken können.

Die Passerelle Marc Seguin über die Rhone
Die Passerelle Marc Seguin über die Rhone

Was die Motorradstrecken angeht, kann man im Departement Drôme nicht viel verkehrt machen. Genaugenommen geht es ständig bergauf oder bergab. Die Straßenzustände sind im Allgemeinen recht gut, nur die engeren und wenig befahrenen Straßen zu kleineren Dörfern sind oft buckelig und geflickt. An Kurven und Serpentinen mangelt es freilich nicht. So ist es nicht verwunderlich, wenn man am Abend weniger auf dem Kilometerzähler abliest, als es der Muskelkater vorgibt.

Besonders hat uns die Route de Combe Laval im Vercors gefallen. Den Einstieg zu dieser kurvenreiche Panoramastraße findet man am Col de la Machine in einer Höhe von 1015 Metern. Bereits 1893 wurde damit begonnen die schmale Straße in die Steilwand der Berge zu schlagen. Für Wohnmobile, Busse und LKW ist die Combe Laval gesperrt, denn sie hätten keine Möglichkeit dem Gegenverkehr auszuweichen und würden in den engen Tunneln und Felsbögen nicht weit kommen. Trotzdem versuchen es einige immer wieder. Der Ausblick auf die umliegenden Berge und hinab in die rund 600 Meter tiefe Schlucht ist ein unvergesslicher Eindruck.

Schokoladenherstellung bei Valhrona
Schokoladenherstellung bei Valhrona

Im Anschluss ging es auf 1254 Meter Höhe, um über den Pass des Col de Rousset zu fahren. Von dort schlängeln sich herrliche Serpentinen den Berg hinunter. Diese Route ist allerdings auch bei den Rennradfahrern sehr beliebt. Man muss hinter jeder Kurve mit ihnen rechnen, in voller Straßenbreite oder wegen überhöhter Geschwindigkeit auch im Gegenverkehr.

Da es nicht in jedem kleinen Dorf eine Tankstelle gibt, sollte man die Chance nutzen um Benzin zu bunkern, wenn man durch eine größere Ortschaft kommt. Die meisten Tankstellen funktionieren ohne Personal. Das bedeutet Selbstbedienung mit EC- oder Kreditkarte. Am besten hat man beide Karten dabei, denn manchmal wird die Kreditkarte nicht akzeptiert. Für uns waren diese „Geister-Tankstellen“ zunächst etwas unsympathisch, aber nach der dritten Betankung denkt man nicht mehr weiter darüber nach. Relativ günstig sind die Tankstellen der Supermärkte.

Die letzte Übernachtung dieser Reise sollten wir im Hotel „Les Deux
Côteaux“ in Tain-l’Hermitage haben, direkt an der Rhône gelegen. Vom Balkon aus hatten wir einen freien Blick auf die Fußgänger-Hängebrücke, die unter der Leitung von Marc Seguin 1849 erbaut wurde. Sie führt nach Tournon-sur-Rhône, auf die andere Seite der Rhône, wo das Departement Ardèche liegt.

Vor der Rückfahrt nach Soyons konnten wir es uns jedoch nicht nehmen lassen, „La Cité du Chocolat“ zu besuchen, die Schokoladenausstellung der Marke Valrhona. Hier kann man nicht nur edle Schokoladen kaufen, sondern auch viel über ihre Herstellung und Sorten erfahren. Von der Kakao-Frucht, den Bohnen, der Röstung und bis zur weiteren Verarbeitung kann man erleben, wie Schokolade hergestellt und veredelt wird. Niemand verlässt „La Cité du Chocolat“ ohne mindestens eine Tüte voll von diesem Suchtstoff. Niemand!

Fazit: Südfrankreich war auch in der Drôme mal wieder ein Motorradfahrer-Traum und ist definitiv mehr als eine Reise wert …

Info:

Südfrankreich lohnt sich immer wieder!
Südfrankreich lohnt sich immer wieder!