aus Kradblatt 3/18
von Fritz Inhülsen & Sabine Bäuerle

Schweden mit dem Ural Gespann

Schweden mit Ural GespannIrgendwann reifte bei uns der Wunsch, auch im Winter Motorrad fahren zu können, was mit unseren Straßentourern kein so lustiges Unterfangen ist. Wir mussten einmal bei Schneetreiben von der Schweiz nach Hause fahren. Das reichte. Nach einigen Überlegungen kauften wir uns eine Ural mit angetriebenem Seitenwagen.

Ural GespannSo ein Russengespann ist eine Welt für sich, aber man gewöhnt sich nicht nur daran, man lernt auch, Spaß damit zu haben. Nun wollten wir aber nicht nur im Winter damit herumfahren, sondern auch die Einsamkeit und Ruhe schwedischer Wälder und Seen erleben. Mit großen Straßentourern ist das eher Stress.

Aber gemach. Vor dem Erleben kommt das Planen. Zwei Problembereiche, die unmittelbar miteinander verbunden sind, mussten gelöst werden: Welche Ausrüstung brauchen wir und wie bekommen wir die zu erwartende Gepäckmenge mit?

Schweden mit Ural GespannDie Wunschliste der mitzunehmenden Ausrüstung wurde immer länger, aber unsere Ural nicht größer. Nach vielem Probieren, Probe fahren, Umpacken und auch Umbauen, fanden wir schließlich eine Lösung, die uns sogar die Mitnahmen eines Tisches und zweier Hocker ermöglichte. Zum Schluss noch ein Probewochenende auf dem Campingplatz in Hepstedt, um die Ausrüstung realitätsnah zu testen. Bis auf einen fehlenden Dosenöffner hatten wir wirklich an alles gedacht. Hier noch ein Dank an die nette Campingwirtin Sylvana, die uns einen lieh und damit vor dem „Verhungern“ bewahrte.

Schweden wir kommen! Aber gerne doch, sagte Schweden und empfing uns ab Trelleborg mit ausgiebigem Regen. Doch noch am selben Tag kam die Sonne durch und der Regen belästigte uns fortan nicht mehr. Für die erste Nacht suchten wir aber doch eine feste Unterkunft, um unsere feuchten Klamotten zu trocknen. Unsere Vermieterin bot uns auch die Sauna an, die wir selbst mit Holz beheizen mussten. Wir bedankten uns bei ihr und ihrem Mann mit einer kleinen Runde Dosenbier und erlebten so einen wunderschönen unterhaltsamen Abend.

Schweden mit Ural Gespann

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es weiter, jetzt aber auf kleinen Sand- und Waldstraßen (Skogsvägar). Auf solchen Strecken findet man viele Stellen, die zum Verweilen einladen, sei es als Kaffee- oder Badepause oder auch zum Übernachten. Die eigentlichen Nutzer solcher Wege sind aber Forstmaschinen und Holztransporter, denen man ausweichen sollte; denn sie tun’s nicht. Also Rückwärtsgang einlegen und bis zur nächsten Ausweichstelle zurück. Es kann aber auch vorkommen, dass Wege so zugewachsen sind, dass auch mit einer Ural kein Weiterkommen ist. Dann fährt man halt solange zurück, bis man an eine Stelle kommt, wo es wieder eine Orientierungsmöglichkeit gibt. Aber wir hatten ja kein Ziel, nur eine Richtung: Nord bis Nordwest.

Obwohl wir nichts suchten, hatten wir doch im Kopf so Vorstellungen, wie ein Platz aussehen sollte, an dem wir mehrere Tage bleiben würden. Wir fanden einen solchen Platz. Weitab von jeglicher Besiedlung, tief im Wald direkt an einem See gelegen. Absolute Stille, einfach traumhaft, ein Stück vom Paradies.

Nachdem wir uns wohnlich eingerichtet hatten, bereiteten wir das Lagerfeuer vor; denn ohne geht nichts. Ich sammelte Holz, sägte es auf Länge und Sabine spaltete es. Danach schmeckte auch das Abendessen und ein schönes Bier am Lagerfeuer rundete diesen Tag ab. Was braucht man mehr?

Schweden - Wasser holen mitten im SeeDer nächste Tag begann mit einem erfrischenden Bad und einem exquisiten Frühstück. Auch wenn wir uns vorgenommen hatten, an diesem wunderschönen Platz nur die Seele baumeln zu lassen, so blieb dennoch einiges zu tun. Ich musste unbedingt das heillose Durcheinander im Kofferraum beseitigen, also aufräumen und Sabine hatte Wäsche zu waschen. Der profane Alltag ist einfach überall.

Um solange wie möglich dieses herrliche Stück Schweden genießen zu können, beschlossen wir, die Zeit für den Rückweg drastisch zu kürzen. Dieser Beschluss stellte uns dann vor ein anderes Problem. Unser Trinkwasserkanister war leer. Also keinen Kaffee, keinen Cappuccino – unmöglich. Kurzerhand schwamm Sabine auf den See hinaus und befüllte den Kanister. Das Wasser war so klar und geschmacksneutral, wie man es sonst vom Leitungswasser gewohnt ist. Dank an Sabine; denn so konnten wir noch zwei Tage länger bleiben.