aus Kradblatt 8/20 von Michael Müller, www.mk-mueller-net.de

Reise mit Hindernissen …

Unterwegs in der Salar de Uyuni in Bolivien

Simones Bike hatte schon einiges durchgemacht. Es durchquerte Wüsten und Urwälder, knatterte über hohe Berge und durchfuhr tiefe Täler, entkam so manchen Stürmen und steckte auch mal fest in einem Salzsee Südamerikas. 

Das Bike von dem wir sprechen ist eine 500er Royal Enfield, die hatte Simone in Südamerika gekauft und ist damit über 35.000 km dort unten gefahren. Ganz genau kann man das allerdings nicht mehr sagen, da sich der Tachoantrieb irgendwann verabschiedet hatte und in Ermangelung eines Ersatzteiles fuhr sie eben ohne weiter. Das moderne Raubrittertum in Form von Radarfallen gibt es in Südamerika eher selten und dann ging das so ganz prima. 

Nie ließ sie das gute Stück im Stich, abgesehen von ein paar kleinen Reparaturen wie „Stängle“ wechseln, wie sie meinte. Wobei sich das Stängle aber als Kurbelwelle herausstellte, die die Vollgas-Fahrerei nicht überlebt hatte und sich durch lautes Klopfen bemerkbar machte und die von einem Bäcker in Uruguay dann getauscht wurde. Anscheinend gar nicht so schlecht, außer dass er eine Unterlegscheibe in der Kupplung anstatt unter die Mutter einfach oben drauflegte und daher die Kupplung zigtausend Kilometer etwas komisch ausrückte. Aber immerhin ausrückte. 

Mit der Enfield in Greenwich Park Als die Tour dann langsam zu Ende ging entschied sich unsere Simone ihr liebgewonnenes Motorrad nach Hause, sprich Deutschland zu schicken. Dort kam sie dann mit zahllosen Aufklebern auf dem Tank und einem Kolumbianischen Kennzeichen nach einer ruhigen Ozeanüberquerung im Container an. 

Eigentlich wäre nun Zeit gewesen dem kleinen Motörchen etwas Ruhe zu gönnen, aber in Deutschland durfte man mit der Kolumbien-Zulassung nicht fahren und so gab es nur die eine Möglichkeit, nämlich auch Europa noch zu erkunden. So wurden ein paar Wochen angehängt und die kleine Enfield durfte noch ein paar Kilometer mehr abspulen bis sie schließlich dann doch endlich die neue Heimat Deutschland erreichte und dort ein wenig ausruhen konnte. 

Aber nicht lange, denn nach einem Zwangs-Stopp oder besser gesagt Arbeitseinsatz um die Kasse wieder aufzufüllen, stand schon die nächste Reise an und so machten sich die Gefährten wieder auf den Weg. 

Bepackt wie ein südamerikanisches Lama in den Anden sollte es nach England gehen, aber nur für ein paar Tage, so der Plan. Simone war zu einem Rennen eingeladen wo sie als helfende Hand eingeteilt war, nachdem ein Freund ihr erzählt hatte, dass man sie dort gerne sehen würde. 

Rast in Schottland - Royal Enfield Auf dem Weg durch den Schwarzwald merkte sie, dass das Hinterrad etwas komisch wackelte. Wäre sie hinter sich selber hergefahren hätte sie vermutlich vor Schreck nicht mehr weiterfahren wollen, denn das Rad eierte wie in einem alten Dick & Doof s/w-Film, wenn diese mal wieder gegen eine Wand gefahren waren und mit eiernden Rädern davonfuhren. So entschloss sie sich kurz bei uns in Freudenstadt vorbeizukommen, da wir ja auch Royal Enfield verkaufen. Ich weiß noch nicht ob sie das bereute oder nicht, aber dazu später. 

Das Rad war Schrott, wie so manches andere an dem guten Stück auch, aber das waren im Moment eher Kleinigkeiten. Zuerst musste man das Rad wieder hinbekommen sonst wäre die Reise hier schon rum. Der Lagersitz war so ausgelaufen, dass man eine Kappe durchwerfen konnte und nur mit immensem Aufwand und Maschinen eventuell wieder flickbar. Aber in den Tiefen des Lagers fand sich dann ein gebrauchtes Rad und nachdem der Lenker festgezogen, die Luft aufgepumpt, das Rad getauscht, die Kette gespannt, ein paar Schrauben nachgezogen waren und zahlloser Hinweise unsererseits (vermutlich die meisten dann ignoriert) konnte es weitergehen. Karle hatte bei der Abfahrt noch eine gute Idee mit dem Befestigen des Gepäcks, aber dann tuckerte sie endlich los – wahrscheinlich froh, endlich aus dem Laden rausgekommen zu sein, da wir sie eigentlich so nicht fahren lassen wollten. Aber die Fähre war gebucht, das Wetter war sonnig und schön und so flogen die Meilen, sorry noch Kilometer, unbeschwert dahin. 

Trotz unserer Bedenken wurde England erreicht und alle Programmpunkte ohne Problem abgespult. Es war so schön in England und die Pubs so gemütlich, dass Simone dann noch gleich Schottland dranhängte, da auch die Enfield ja im Moment problemlos lief. 

Nach einigen Abenteuern in Schottland, der tollen und ruhigen Gegend im Norden, wo die Männer in Röcken herumlaufen und Haggis essen, dem Kennenlernen toller Menschen und dem Zelten in freier Natur landete sie dann irgendwann wieder in London. 

Da London hektisch, teuer und laut und daher eigentlich nicht nach ihrem Geschmack war, war dort nur ein Tag geplant. Müde legte sie sich ins Bett ihrer Unterkunft und schlief recht gut. Morgens frühstückte Simone gemütlich um dann irgendwann nach ihrem Moped zu sehen, das draußen vor der Tür stand. Besser gesagt, stehen sollte. Das Ding war weg! Sie rieb sich die Augen und dachte danach ist sie wieder da, aber das half nichts. Auch ein weiteres Reiben ließ das Motorrad nicht wieder auftauchen. Das tat es dann später wortwörtlich gesagt. 

Die Themse - nicht so schön an dieser Stelle

Simone wurde langsam klar, dass sie einen langen Weg nach Hause hatte und im Moment keine Ahnung wie sie den gehen würde (könnte sogar auf gehen hinauslaufen da sie auch fast ihre letzten Geldreserven verbraucht hatte). Das wäre dann richtig scheiße mit all dem Gepäck. Sie lief dann erst mal die Straße runter und dann wieder rauf, dann wieder runter und ein weiteres Mal hinauf in der immer geringerer werdenden Hoffnung, dass ein Lausbub das Moped nur so um die Ecke geschoben hatte und nun lächelnd dort wartete bis sie aufgeregt kommen würde. Aber dem war nicht so. Keiner der Nachbarn hatte was gesehen oder gehört. Jetzt wurde ihr richtig warm und sie kochte. Vor Wut und Enttäuschung. Jetzt hatte doch tatsächlich so ein Haderlump die Maschine geklaut. Das war nun fast klar. 

Ebbe - und ein Anblick zum Heulen! Jetzt war guter Rat teuer. Also was tut man heute im Zeitalter von Social Media? Man geht ins Internet und schreibt einen Post auf seine Wall, damit alle 5000 Facebookfreunde und alle Instagram-Follower sich aufgeregt darüber auslassen und hurtig die Story teilen können. 

Die ersten Kommentare prasselten schon herein und selbst im südlichsten Südamerika oder im Himalaya Gebirge war die Story zu lesen und sie verbreitete sich wie ein Präriefeuer in New Mexico. Aber helfen würde so was sowieso nicht, denn ein Dieb zerlegt die Mühle in der Regel in sagenhafter Geschwindigkeit und danach kann man die Teile wieder in Ebay oder in Second Hand Bike Shops kaufen. Wenn es ein normales Motorrad wäre! Aber wenn einer eine Enfield klaut, ist er entweder total bescheuert oder ganz tief unten, denn die Maschine ist noch so selten hier in Europa zu finden, dass der Absatz der Beute nicht sehr einfach ist.

Also hat Luigi oder wie auch immer der Dieb wohl geheißen haben mag in die Scheiße gelangt und der ganze Aufwand war umsonst. War zwar leicht zu knacken, aber als er die erste Runde damit drehte merkte er schnell, das ihn Dimitri auf seinem 125er Roller (mit dem er Luigi an den Tatort gefahren hatte) locker überholen konnte. Das stank Luigi dann gewaltig und er wurde böse. Mächtig böse. So böse, dass er anhielt und wütend das Moped über einen hohen Absatz auf die Brüstung schob. Dahinter ging es ca. 5 Meter runter und das schmutzige Wasser klatschte schmatzend gegen die Betonwand. Bis zu dem Zeitpunkt als die Enfield dort ankam. Dann klatschte das Wasser über ihr zusammen und sie verschwand ein zweites Mal an diesem Tage. Nur schien es diesmal endgültig zu sein denn dort unten in dem brackigen Wasser würde sie wohl erst wieder bei Sanierungsarbeiten am Kanal ausgebaggert werden. Dann würde sie vermutlich in einer Baggerschaufel liegen, rostig, neben alten Fahrrad-Gerippen und Müll, der träge die Themse hinunterschwimmt. 

Die Enfield wurde angespültIn der Zwischenzeit war Simone bei der Polizei, den sogenannten Bobbies, vorstellig geworden und fragte nach Inspector Barnaby, der aber leider mit einem Mordfall in Midsummer beschäftigt war und sich somit nicht um Simones Bikes kümmern konnte. Der hätte es mit Sicherheit auch wiedergefunden, denn im Fernseher klärte er schließlich ja auch jeden Mord auf. 

So landete sie bei Bobby Brown, der aber außer den üblichen Ratschlägen auch nichts tun konnte und wollte, da es ja 17 Uhr war und somit Tea Time. Da ist es wichtiger, heißes Wasser mit einem Beutelchen Darjeeling Tea zu schlürfen und ein cremiges Sahnetörtchen zu verputzen als so ein altes Motorrad zu suchen. Außerdem verschwinden auf Londons Straßen mehr Mopeds als Geld im Finanzamt und das will was heißen. Kaum eine taucht je wieder auf, beim Finanzamt übrigens auch nicht. Die sind so schnell, dass sie dir das Ding unter dem Arsch klauen und du es nur bemerkst wenn du beim Runterschalten keinen Schalthebel mehr findest. An jeder Ecke in England hängen nun deswegen auch Kameras um das schändliche Tun zu filmen. Tatsächlich sah man die Diebe auch auf einigen Videos aber das half leider auch nicht viel. Außer, dass man schön erkennen konnte wie sie das Schloss in sagenhafter Geschwindigkeit knackten und dann damit davonrasten, ähm knatterten.

Lustigerweise hatte Simone dann auch noch den Tipp bekommen es bei Facebook einzustellen. Nicht den Film, aber die Nachricht, das die Mühle geklaut ist. So schlau war sie schon selber gewesen! 

Royal Enfield - unverwüstlich!

Leider nicht so schlau daheim eine Diebstahlversicherung abgeschlossen zu haben, denn dann wäre es zwar schade gewesen das treue Moped zu verlieren, aber sie hätte dafür wenigstens Ersatz bekommen um ihre weiteren Reisen zu erleben. 

Tief traurig und doch auch kreuzzornig ging Simone dann die Straße entlang, kickte eine leere Dose mit dem Schuh davon und begann ihre Kommentare unter ihren Bildern in Facebook und Instagram zu lesen. Mehr konnte sie auch nicht tun. 

Erste Rettungsmaßnahmen in England bei TTT „Wer klaut schon eine Enfield in England?“, Luigi; „Alles wird gut?“, schon, aber wie?; „Der soll in der Hölle schmoren!“, das wäre eine zu geringe Strafe; „Wenn er erwischt wird komme ich vorbei und regele das!“, und, und, und. Ein Witzbold schrieb sogar: „Hey, here is Matthew. I am a Fire police man and I just saw a Bike floating in the Themse river. Maybe thats yours? Black, ugly and pretty damaged. And better hurry up as the flood is coming soon again.“. Dann schickte er noch ein Bild davon per Messanger und verabschiedete sich, denn ihm pressierte es. 

Simone konnte es fast nicht glauben, denn es war tatsächlich ihre Maschine. Allerdings ungefähr drei Kilometer weg von dem Ort der Schande, wo man sie laut Video reingeworfen hatte. Wie? Das ist bis heute noch ein Rätsel, aber erwiesene Tatsache. Eine Seejungfrau kann sie da nicht hingefahren haben, denn mit ihrem Schwanz hätte sie die Mühle nicht angekickt bekommen.
Eilenden Schrittes und so schnell sie konnte ging sie zu dem angegebenen Ort und suchte das Bike. Aber es war nicht da. Oder besser gesagt noch sah sie es nicht. Erst als sie sich aus Verzweiflung über ein Geländer beugte sah sie unten eine lange Treppe, die in eine Art Rampe mündete, die ins Wasser führte. 

Dann sah sie das Bike, wie es neben der Rampe lag, das Vorderrad nach unten und irgendwie verrenkt wie ein Selbstmörder, der aus dem Hochhaus gesprungen war. Der Scheinwerfer hing wie ein ausgelaufenes Auge aus dem Gehäuse, die Fußrasten waren verdreht und verbogen. Auch der Tank sah aus wie von einer Titanenfaust zerdrückt, aber es war eindeutig ihre Hilda oder wie sie sie sonst auch nennen mochte. 

Mit der Royal Enfield auf dem Heimweg, irgendwo in Belgien … Sie war wieder da. Aber im Moment noch da unten neben der Rampe und die Flut kam langsam zurück. Ich wusste bis dato noch nicht mal, dass die Themse auf Ebbe und Flut reagiert, aber wenn sie das tut, muss auch Salz im Wasser sein. Und im überall Moped. 

Mathew und O’Sullivan zwei Männer die unglücklicherweise (für die zwei) gerade um die Ecke bogen wurden mit einem koketten Augenaufschlag gebeten ihr doch zu helfen das Motorrad zu bergen, denn die Flut näherte sich langsam dem armen Moped und drohten es ein zweites Mal zu verschlucken. Mathew und O’Sullivan wäre das vermutlich am liebsten gewesen aber so erbarmten sie sich und mit den zwei (un) freiwilligen Helfern gelang es Simone, die arme Hilda wieder aus dem Wasser zu schieben und auf die Straße zu tragen. Ein blauer Fleck an Simones Fuß zeugte davon, dass es schmerzhaft und schwer war. Die Maschine war abgerutscht und hatte sie eingeklemmt. 

Oben an der Straße sahen sie sich den Schaden an und es war ein trauriger Anblick. Wie gesagt, mit Versicherung hätte jeder vernünftig denkende Mensch das Moped wieder zurück in die Themse geschmissen und wäre listig pfeifend davongeschlendert. Aber die hatte sie ja nicht. 

Mit den Fingern drehte Simone sich Locken der Verzweiflung in die Haare, aber Rettung nahte. Ein Facebookfreund hatte schnell seinen Hänger geholt und rumpelte nach zwei Stunden an um die Maschine zu bergen. 

In der Zwischenzeit machte Simone neue Freunde. Als sie sich umdrehte kam flugs ein junger Mann daher und wollte das Moped wegschieben. Simone sah ihn und fragte ob er ihr denn helfen wolle. Billy war sich dessen nicht sicher und ergriff lieber hurtig die Flucht. So auch Jason und Bourne die auch noch versuchten das Moped zu klauen. Das hatte Simone in der Zwischenzeit erkannt, dass es keine Helfer sondern Diebe waren. Und das am glockenhellen Tag! Zuletzt kam dann ein Mann daher der sich als Friseur entpuppte und ihr ermöglichte kurz auszutreten und sich was zu essen zu holen. Sie traute ihm zwar auch nicht gleich, aber als er ihr sein Fahrrad zum Fahren anbot, das mehr wert war als ihr Motorrad, war es okay und sie war beruhigter. Sie hatte sich noch ein Sekündchen überlegt, dass er ja das Fahrrad auch geklaut haben könnte. Aber alles wurde gut und sie bekam später sogar noch die Haare geschnitten. Es gibt doch auch noch Gentlemen. 

Keine Überraschung - Ölwechsel nach der Tortour - Royal Enfield Gemeinsam mit den Facebook-Freunden schafften sie die Maschine dann per Hänger zu einem Royal Enfield Händler, der sich ab da um das Weitere kümmern musste. Oder durfte. Denn das was jetzt kam, war echte Fleißarbeit. 

Fakt ist, dass nach drei Kilometern in der Themse (Wasser, Salz, Sand und Dreck) ein Motorrad Schrott ist. Unwiderruflich. Aber Simone wollte ihre treue Gefährtin nicht im Stich lassen und so bat sie den armen Händler, ob er sie nicht wieder zum Laufen bringen könnte (die Maschine). Dieser gab alles und fing erst mal an, alles was offensichtlich und mit Wasser befüllt war, trocken zu legen. Vom Werkzeugfach, Tank, Sitz bis zu den Steckern, war alles zu trocknen. Sämtliche Stecker mussten zudem getrennt und geschmiert werden, da das salzige Wasser sofort zu Grünspan geführt hatte. Der Tank musste geleert und zum Trocknen auf die Heizung gelegt werden. Aber das Schlimmste war der Motor, der war randvoll. Wie ein Säufer nach einer durchzechten Nacht, aber mit Themsewasser. Das Öl war nur noch eine weiß-gelbe Emulsion und sah aus wie ein ausgedrückter Eiterpickel. Eklig. Nach dem Spülen wurde neues Öl eingefüllt und nachdem alles andere grob getrocknet war konnte man den Versuch unternehmen die hinkende Lotta zu starten. 

Zahnausfall am Ölpumpen-Zahnrad - Royal EnfieldPatschuff putt putt patschuff putt putt, ein Qualm und ein Knall und sie lief. Klapperte zwar wie eine Nähmaschine mit Getriebeschaden, aber lief. Nach kurzem Lauf wurde dann nochmals das Öl abgelassen und das Spiel wiederholte sich 5 weitere Mal, bis nur noch sauberes Öl herauskam. Das Steuergerät war mittlerweile getauscht (es hatte seine Funktion aufgegeben) der Scheinwerfer gewechselt (dafür stand dann eine nagelneue Enfield ohne Auge im Schaufenster des Ladens). Einige Hebel wurden mit grober Gewalt wieder gerichtet und so langsam war sie wieder einsatzbereit. Sie fuhren zur Probe noch mehrere Male die Straße rauf und runter und die Maschine bockte wie ein Esel, der auf einen Kaktus getreten war, aber sie lief. 

Simone war glücklich. Der Händler sicher auch, dass er das Scheißding wieder los war, denn er fürchtete, dass sie hier noch vollends verenden würde. 

Simone machte sich tapfer auf den Rückweg und mit einer Geschwindigkeit von max. 30–60 km/h Berg hoch, erreichte sie über Umwege wie Luxemburg, wieder heimische Gefilde. Wobei sie den Schwarzwald hoch schon fast befürchtete, nun doch aufgeben zu müssen, da der Hobel sich unter so lautem Klappern den Berg hinaufquälte, dass sie beinahe mit den Beinen mittreten musste. Aber sie schnaufte hoch und erreichte unseren Shop. Man konnte sie schon vorne am McDonald’s rasseln hören, ca. 400 Meter entfernt und ein mehrstöckiges Haus dazwischen, aber es war zu spät zum Flüchten. 

Michael Müller, Sabine und die treue Enfield in Freudenstadt
Michael Müller, Sabine und die treue Enfield in Freudenstadt

So ein Rasseln hatten wir noch nie von einem Motor gehört (außer Trockenkupplungen bei Ducati) und wir staunten, dass die Mühle echt noch lief. Wir haben sie dann stillgelegt oder besser gesagt Simone so viel Angst gemacht, dass sie nicht mehr weiterfahren wollte. Der Motor war durch, zumindest hörte es sich so an und auch der Reifen war mittlerweile so glatt wie der nackte Hintern eines Babys. So durfte Simone den letzten Teil des Weges gemütlicher im Wagen ihrer Eltern zurücklegen. 

Aber sie ließ keine Ruhe und fuhr dann eine Woche später doch noch, entgegen jeder Vernunft und Warnungen, zum 101 nach Glemseck und wieder zurück zu uns. Um solch ein schändliches Verhalten ein weiteres Mal zu unterbinden, wurde dann der Motor einfach zerlegt. Und das war gut so. Simone half dabei eifrig mit, das muss man ganz lobenswert erwähnen und stellte sich dabei gar nicht ungeschickt an. So wurde dann Bilanz gezogen und die Schäden festgestellt. 

Die hier alle aufzuzählen wäre aber zu viel. Leider. Das Hauptproblem war die Elektrik und leider auch der Motor selber, denn das Ölpumpenrad hatte Zahnausfall und damit die Schmierung des Motors verhindert, der dadurch richtig im Arsch war. Nachdem wir alle Teile besorgt haben, kann Simone jetzt ihre Reise fortsetzen.

Anmerk. d. Red.: Simone und viele Fotos von ihren Reisen findet ihr auf Facebook unter www.facebook.com/simone.m.richardt