aus Kradblatt 6/14
von Ralf Löser
3 Mann, 3 Motorräder, 1 Ziel: Norwegen
Norwegen mit dem Motorrad vom 23. Juli bis 2. August 2013
Motorräder: BMW R 60, 33 Jahre alt, 2 Suzuki Bandit 1200, Baujahr 2000
Letztes Jahr waren wir eine Woche in Schottland. Doch wohin 2013? Heiße Kandidaten waren Südengland und Norwegen. Peter und Ralf waren schon in Norwegen, Christoph nicht. Damit war die Sache klar. Wir einigten uns auf den Reisetermin und konnten früh die Fähre buchen. Hin- und Rückfahrt waren die einzigen festen Termine.
Inzwischen habe ich erfahren, dass es auch möglich ist, Hotels in Norwegen über das Internet zu buchen. Es gibt fette Frühbucherrabatte und macht die Sache damit erschwinglicher. Dann hat man aber einen festen Reiseplan. Das liegt den Jungs gar nicht. Also Abfahrt am 23.07. und Rückfahrt am 01.08.2013. Es hat auch seinen Reiz und einige Vorteile, nicht am Wochenende zu starten und anzukommen, sondern mitten in der Woche loszufahren und auch anzukommen. Diese Variante wählten wir.
Nach dem gemeinsamen Frühstück in Altona ging es los zur Fähre nach Kiel. Die Zeit war großzügig kalkuliert. Wir zurrten die Mopeds fest und trafen uns in der Kabine. Das Schiff gehörte zur Color Line und hieß Fantasy. Die Fahrt sollte 20 Stunden dauern. Das Schiff alleine hätte auch für eine Kreuzfahrt genug geboten. Tatsächlich werden auch kleine Kreuzfahrten damit gemacht. Die Kabinen waren OK. Es gibt an Bord ein Kino, ein Schwimmbad, einen Fitnessbereich, einen Golfsimulator, diverse Bars und Restaurants, ein Automatencasino mit Roulette und Black Jack und ein Einkaufszentrum. Die technischen Daten sind beeindruckend. Es gibt 15 Decks und fast 1000 Kabinen, 42000 PS Maschine, 224 m Länge und 35 m Breite. Na gut, ich bin leicht zu beeindrucken.
Nach einer ruhigen Fahrt machten wir am nächsten Morgen in Oslo fest. Auf eine strenge Zollkontrolle gefasst, konnten wir einreisen ohne auch nur den Ausweis rauszuholen. Da gewisse Artikel im teuren Norwegen besonders teuer sind, ist es sinnvoll, sich genügend für unterwegs einzupacken.
Es war sehr warm und wir einigten uns auf den Weg Richtung Bergen. Also raus aus Oslo und der E134 bis Kongsberg gefolgt, dann die Straße Nr. 40 Richtung Geilo. Die Strecke ist sehr schön und wir bekamen den ersten Eindruck von diesem Land.
Meiner Meinung nach ist Norwegen das schönste Land der Welt. Die Natur, Landschaft, Vielfalt, Bewohner. Norwegen ist der Hammer.
Am Nachmittag kamen wir in Geilo (was für ein Name?!) an und suchten uns eine Hütte zum Übernachten. Die war sofort gefunden. Fast 100 Euro für 3 Personen. Darauf waren wir vorbereitet. Wir liefen ein wenig durch die Gegend, und fanden sogar einen Fluss, in dem wir uns etwas abkühlen konnten. Zum Dinner gab es eine 20 Euro Pizza. Falls man Wasser dazu bestellt, wird dieses in der Regel nicht berechnet.
Die Hütte war sehr komfortabel. Und man soll sie so hinterlassen, wie man sie vorgefunden hat. Also vor der Abreise Müll rausbringen und kurz alles putzen. Dauerte nicht so lange. Männer putzen wohl schneller als Frauen?
Wir folgten dann der Straße Nr. 7 Richtung Bergen. Die führte durch eine Gegend mit dem Namen Hardangervidda Nationalpark. Hier bekamen wir die ersten Eindrücke der unglaublichen Landschaft. Jedes Tal hatte seinen eigenen Charakter. Die Gegend wurde schroff, sanft, verträumt, wild, kalt und klar. Es lohnte sich, oft anzuhalten und Fotos zu machen. Nachdem wir eine Zeitlang durch die Hochebene gefahren sind, erwartete uns hinter der nächsten Kurve ein Kreuzfahrtschiff. Krass, dachte ich, wie haben sie es hier hoch bekommen? Die letzten Straßen und Tunnel führten uns zurück auf Meereshöhe. Das hatte ich nicht so richtig realisiert.
In Bergen fuhren wir zur Tourist-Information und baten diese, für uns ein Hotel zu buchen. Klappte schnell und so durften wir die Zimmer beziehen und zu Fuß Bergen erkunden. Es ist so übersichtlich, dass ein Verlaufen kaum möglich ist. Aber immerhin leben 260.000 Einwohner hier. In Bergen fallen mehr als 2000 mm Regen pro Jahr. Also fast 4 x so viel wie in Berlin. Es gibt 300 Regentage. Wir erwischten einen der 65 trockenen. (Na gut, 30 Minuten gab es leichten Regen). Bergen gilt als eine der schönsten Städte Skandinaviens und das vollkommen zu Recht, wie von uns festzustellen war. Wir konnten sogar mit einem Einheimischen ein paar Worte wechseln. Er meinte dann, Bergen wäre im Krieg von den Deutschen ziemlich kaputt gemacht worden. Und woher kommt ihr, fragte er dann? Er trug uns die Taten unser Urgroßväter jedoch nicht nach. Wir können eine Fahrt nach Bergen empfehlen. Es gibt am Hafen jeden Tag einen Fischmarkt, wo jeder Liebhaber des Meeres aus seine Kosten kommen kann. In den Wasserkästen (Aquarien) auf dem Markt warteten viele Geschöpfe darauf, zu einem Hauptgericht verarbeitet zu werden. Es gab auch riesige Krabben zu sehen, ca. 50 cm lang.
Nach einer ruhigen Nacht beschlossen wir am nächsten Morgen, uns so langsam Richtung Trondheim auf zu machen. Wir bevorzugten jedoch die kleinsten Straßen, welche auf der Karte eingezeichnet waren. Zum Fahren war es sicher die schönere Strecke. Es gab Kurven, Tunnel, Fähren. Zwischendurch machten wir eine Pause am Fjord und badeten. Eine willkommene Abkühlung. Nach dem Bad, 10 Minuten in die Sonne auf den warmen Stein gelegt und schon war ich wieder trocken.
Dann ging es weiter bis Florø. Dort war uns das Hotel zu teuer und so fragten wir in der Tourist Information nach einer anderen Unterkunft. Der Herr dort war sehr bemüht und er sprach sogar deutsch. Er fand auch eine Hütte für uns, allerdings 30 km entfernt. Die nahmen wir und fanden sie am Ende auch. Der Vermieter war total freundlich. Peter fragte ihn, ob er ein Ladegerät habe, weil er meinte, seine Batterie wird nicht richtig geladen. Er setzte sich sofort in den Wagen und kam kurz darauf mit einem Ladegerät zurück. Es war allerdings mehr zum Aufladen von Batterien landwirtschaftlicher Maschinen konzipiert. So dauerte es nur 15 Minuten, und die Batterie war voll. Krasse Schnellladung. Die BMW hat aber tapfer die ganze Reise durchgehalten.
Am nächsten Morgen (nach dem putzen der Hütte) ging es weiter über kleine Straßen, durch Täler, Fjorde, über Berge durch eine grandiose Landschaft Richtung Trondheim, welches wir als nördlichstes Ziel festgelegt hatten. Diesmal kamen wir bis Alesund. Unsere Tagesetappen lagen bei ca. 250 km. Wir fanden dies eine ausgewogene Mischung aus fahren und Landschaft bestaunen.
Die Suche nach einer Bleibe für die Nacht führte uns auf einen Campingplatz vor der Stadt. An der Rezeption fragten wir nach einer Hütte oder einem Zimmer für die Nacht. Der Herr überlegte kurz und meinte dann, er könnte uns helfen, allerdings müssten wir ihm auch helfen. Er hätte ein Haus mit vier Zimmern. Davon könnten wir zwei bekommen. Falls allerdings noch andere Gäste kommen, würde er diese dazu quartieren. Wir sagten nach der Besichtigung zu. Es war ein vollständig ausgerüstetes Haus mit Blick aufs Meer. Wir bezogen zwei Zimmer und gingen erst mal einkaufen. Als wir zurück kamen, hatte ein älteres schwedisches Paar einen der freien Räume bezogen. Der Herr war pensionierter Kunstlehrer. Es waren zwei liebe Menschen, die früh in ihrem Raum verschwanden. Auf dem Campingplatz trafen wir auch einen Berliner mit seiner Kawasaki. Seiner Aussage nach hatte sie 256 PS und war damit ein wenig stärker als die Serienversion. Er erzählte uns von seiner Tour zum Nordkap letztes Jahr. Über 6000 km in 10 Tagen. Inzwischen gibt es für das letzte Stück einen Tunnel. Vor 20 Jahren war ich noch mit der Fähre gefahren. Na ja, 6000 km sind möglich, aber auch nicht jedermanns Sache.
Am nächsten Morgen nahmen wir uns dann Trondheim zum Ziel. Wir brauchten nur der E39 folgen. Die Fahrt führte diesmal über eine breitere Straße, und wir kamen schnell ans Ziel. 250 km waren es jedoch.
In Trondheim direkt zur Tourist Information und drei Einzelzimmer gebucht. Direkt im Ort. Nach dem Abstellen der Mopeds sind wir durch den Ort gegangen. Natürlich direkt zum Nidaros-Dom, dem größten sakralen Bauwerk Skandinaviens. Im Dom fand gerade ein kleines Konzert statt, welchem wir kurz lauschten. Ein Blick ins Innere lohnt sich. Zur Feier des Tages spendierte Christoph ein Bier. 69 Norwegische Kronen das Stück, was ca. 9 Euro entspricht. Na ja, man gönnt sich ja sonst nichts. Trondheim ist sehr übersichtlich. Verlaufen kann man sich da kaum. In dem Norwegen Reiseführer war auch ein kleiner Stadtplan. So kommt man leicht klar. Wir sahen uns noch ein paar schöne Ecken an.
Um ohne Stress und große Tagesetappen zurück nach Oslo zu kommen, entschieden wir, nicht weiter nach Norden zu fahren. Am nächsten Tag folgten wir der E06 nach Süden. Diese Europastraßen sind zwar gut zu fahren, aber uns sind kleine kurvige Strecken lieber. In Oppdal also ab auf die 70 Richtung Küste. Dann der 62 folgen, und man passiert eine Gegend, in der man Gletscher, Seen, Flüsse sowie karstiges Gebirge zu sehen bekommt.
Am Abend erreichten wir Bøverdalen. Mitten im Gebirge, auf ca. 1000 m Höhe standen ein paar Häuser, welche Reisenden Unterkunft anboten. Wir fragten nach dem Preis, sahen uns die Räume an und entschieden dort zu bleiben. Die Ausstattung der Zimmer war vom Feinsten. Im Hintergrund murmelte der Bach, sonst war es still. Wir verzehrten das mitgebrachte Brot und genossen diesen Ort der Stille und der Natur. Es lohnt sich schon, einen der umliegenden Gipfel zu erkunden.
Am nächsten Morgen Sachen packen und weiter über die 63, dann ostwärts die 15 bis zur 52. An der fanden wir am Abend den Ort Fagernes. Der dortige 4 Sterne Campingplatz hatte noch eine Hütte frei und so nahmen wir diese, da die Übernachtung im Hotel fast das Dreifache gekostet hätte. Selten sah ich einen so gut organisierten Platz. Damit waren wir schon nahe an Oslo. Wir buchten über das Internet eine Unterkunft und fuhren am nächsten Morgen nach Oslo. Schnell fanden wir mit dem genialen iPhone Navigator von Peter das Hotel. Sachen rauf aufs Zimmer, duschen und dann los, die Stadt ansehen. Bergen und Trondheim waren sehr schön. Doch allein durch die Straßen in Oslo zu schlendern macht schon gute Laune. An jeder Ecke findet sich etwas Neues, Schönes, welches entdeckt werden möchte. Oslo ist auch so übersichtlich, dass ein Verlaufen kaum möglich ist. Zuerst machte ich eine Führung durch das königliche Schloss mit. So erfährt man einiges über die Geschichte des Landes und die Stadt. Ein kurzer Rundgang führt vorbei an schönen Gebäuden zum Hafen. Dort ist das Nobel Peace Center, welches auch Andenken anbietet. Gegenüber das rote große Rathaus. Ich folgte der Uferlinie ein Stück und fand die Oper. Vermutlich dachten sich die Menschen hier, was Sydney kann, können wir auch. Durch die besondere Architektur ist es möglich, das Gebäude zu begehen. Oben hat man einen schönen Blick über den Hafen und die Stadt. Zum Abend hin fuhren wir mit der Bahn zum Holmenkollen. Dort ist die berühmte Skisprungschanze. Sie steht auf einem Hang des Berges Holmenkollen und gilt als älteste Schanze der Welt. Tatsächlich waren die Sicherheitsmaßnahmen gegen unbefugtes Betreten nicht stark ausgeprägt. So durften wir die Aussicht von der Schanze genießen und uns auch mal auf den Startbalken setzen, wo die Skiflieger ihren Anlauf beginnen. Es herrschte viel Betrieb dort oben. Am nächsten Morgen stand noch ein Spaziergang zum Skulpturen Park auf dem Programm. Absolut sehenswert. Oslo hat mir von den besuchten Städten am besten gefallen.
Um 14 Uhr legte die Fähre ab und nach einer ruhigen Überfahrt erreichten wir bei schönstem Sonnenschein Kiel. Um 12 Uhr waren wir in Hamburg und damit war dieser tolle Urlaub vorbei.
In meiner persönlichen Wertung für das schönste Land der Welt steht Norwegen ganz oben. Südnorwegen bietet unglaublich viel Natur und Straßen, Fjorde, Hochebenen, Seen, Flüsse, Berge. Unterkünfte waren nicht schwer zu bekommen. Zur Not halt die Tourist Info um Hilfe bitten. Zusammen mit den Lofoten und am Ende das Nordkap ist Norwegen nicht nur Bikern zu empfehlen.
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Kommentare
Ein Kommentar zu “Norwegen 2013”
Sehr schoener bericht, macht lust auf eine norwegenreise!
:sigh:
berta