Kleine Motorräder liegen im Trend. Die kauft man sich als Zweit- oder Drittmoped, einfach nur so zum Spaß und zum Liebhaben. Und Retro ist auch angesagt – wie diese Mash 250 Café Racer …
aus Kradblatt 12/15
Text: Sharky/Vic Mackey, Bilder: Sharky / Presse
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Mash 250 Café Racer
Brighton Beach, Ace Cafe. Rock’n’Roll und Petticoat. Café Racer. Das Lebensgefühl der späten 60er Jahre steht bei der aktuellen Generation der Motorradfahrer hoch im Kurs. Doch was geschieht, wenn man einen Mit-Zwanziger mit einem Neufahrzeug auf eine Zeitreise schickt? Eine Zeitreise in die motorradfahrerische Vergangenheit.
Wir platzierten Moto-Vlogger Sven Steinert alias „Sharky“ (Anmerk. d. Red.: keinen Blogger, sondern einen Video-Logger – also nicht Text und Bild sondern Video. Schaut bei Youtube nach „Sharky MotoVlog“ oder bei Facebook nach „sharkyVlog“) im Sattel einer 250er Café Racer der Marke Mash und ließen ihn von seinen Erfahrungen berichten:
Optisch sehr ansprechend, aber aus technischer Sicht vom Original aus Großvaters wilden Jugendtagen kaum abweichend, nahm ich den kleinen 250 ccm Single in Empfang. Irgendwie hatte ich mir das Lebensgefühl und die Freiheit der Vergangenheit ein wenig größer und auch bedrohlicher vorgestellt. Die kleine Mash kommt sehr zierlich daher. Gerade mal etwas über 2 Meter Gesamtlänge und eine insgesamt sehr schmale Silhouette wirken wenig bullig. Denkt man zurück, verwundert das etwas – 250 Kubik waren damals eigentlich richtig „groß“.
Die Zeitreise beginnt schon beim Startvorgang. Choke – den gab’s für die wenigsten unter uns vielleicht noch zu 125er-Zeiten. Aber danach? Fehlanzeige. Verweichlicht durch moderne Einspritzsysteme fummle ich also an dem kleinen Chokehebel herum und schaffe es, den Suzuki GN 250-Lizenznachbau langsam in Startlaune zu bringen.
Alles klar, Maschine läuft. Es kann los gehen. Zurück in die Vergangenheit – ich komme!
Vieles von dem, was uns heute unverzichtbar erscheint, gab es früher nicht. ABS beispielsweise. Darauf muss auch im Jahr 2015 der Mash-Fahrer verzichten. Es ist aber etwas, an dem man im Hause France Equipement, mit Blick auf die nahe europäische Zukunft, auch mit den chinesischen Herstellern arbeiten wird. Zumindest hat man es beim Thema Bremsen nicht ganz auf der Vergangenheit beruhen lassen und verbaut vorne wie hinten Scheiben- statt Trommelbremsen. Die Bremswerte bewegen sich dennoch im beschaulichen Rahmen und damit auf Augenhöhe zu den ebensolchen Beschleunigungswerten, der 19 Pferdestärken des luftgekühlten Einzylinders.
Die „Café Racer“ ist nicht zum Rennen gemacht. Das wird auch an den Reifen des chinesischen Erstaustatters spürbar. Wer es von modernen Motorradreifen gewohnt ist, sich vertrauensvoll in Schräglage zu stürzen, lernt Hochachtung vor der Entwicklungsleistung im Reifenbau und vor den Rennhelden vergangener Zeiten. Das Einlenkverhalten ist rustikal und die Stabilität in Schräglage lässt auch etwas zu wünschen übrig. Besonders in Anbetracht moderater Dämpfungseigenschaften der Federelemente. Die beiden hinteren Federbeine sind soft abgestimmt und damit ist auch schlechter Fahrbahnbelag gut zu verdauen. Ambitionierten Mash-Käufern sei jedoch ein frühzeitiger Reifenwechsel auf aktuelle Ware empfohlen. Zeitreisende werden das authentische Fahrgefühl (ein)zu-schätzen wissen.
Mash-Fahrer sind Puristen. Menschen, die mit einfacher Technik zufrieden sind. Das Leben heutzutage ist kompliziert genug. Wer die Einfachheit sucht, wird zum Preis von 3.650,- Euro nichts vermissen.
Bei Mash gibt es erprobte, simple, aber robuste Technik. Jeder, der ein paar Gabelschlüssel sein Eigen nennt, kann ohne weiteres den Ölwechsel selbst durchführen. Der Café Racer bietet hierzu sogar einen heute selten gewordenen Hauptständer, welcher Routinewartungsarbeiten schnell und einfach ermöglicht und zudem noch eine platzsparende Unterbringung in der Garage erlaubt. Platzsparend ist die 145 Kilo leichte 250er auch beispielsweise bequem am Heckträger eines Wohnmobiles unterzubringen und damit im Urlaub eine adrette Begleiterin.
Das kleine Motorrad sorgt für einen großen Auftritt. Sie ist wunderschön anzusehen und die Sympathien der Menschen am Wegesrand werden den Fahrer begleiten.
Da sich der Aktionsradius eher im städtischen Bereich und auf Kurzstrecken abspielen wird, erhöht sich die Zahl der Bewunderer. Und senkt die zu erwartende Laufleistung, was die sehr kurzen Wartungsintervalle von 3.000 km verschmerzen lässt. Der Wartungsaufwand ist ohnehin, in Anbetracht des oben beschriebenen simplen Motorradbaus, im kostengünstigen Rahmen anzusiedeln.
Beim Thema „alte Zeit“ wird man auch Anfang der 1970er Jahre auf das Thema Ölkrise stoßen. Ich selbst kenne autofreie Sonntage natürlich nur vom Hörensagen, aber mit der kleinen 250er hätte wohl auch damals keiner ein schlechtes Gewissen haben müssen. Mit glaubwürdigen 3,5 Litern Nennverbrauch auf 100 Kilometer ist die Mash ein durchaus sparsamer Begleiter.
Was nehme ich nun mit, aus meiner kleinen Zeitreise?
Früher war alles anders als heute. Das hatte viele Vor- aber auch viele Nachteile. Genau so lässt sich das Gesamtpaket beurteilen; ein authentisches Retrobike mit eben all jenen Vorzügen aber auch den Nachteilen dieser Zeit. Wer also genau so etwas sucht – sei es um zu wissen wovon Papa und Opa immer reden oder weil man sich selbst nochmal in die eigene Moppedjugend zurück versetzen will, wird bei Mash finden, was er sucht.
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