aus bma 5/11 – Fahrbericht

von Marcus Lacroix

KTM 125 Duke Modell 2011Ok mein Checker, dann check mal chillig die Couch und zieh dir das hier rein. Echtes bedrucktes Papier – kannst du Vadder & Mudder vorlegen, damit die nicht voll verpeilt sind und als Nullchecker dastehen, wenn du mit dem neuen KTM-Eisen an den Start gehen willst. Wenn dir Gedrucktes gar nicht liegt, kannst du dir das Ganze mit deinen Homies aber auch am Compi, auf iPad oder Handy reinziehen und ggf. gleich bei facebook liken – klickst Du einfach www.bma-magazin.de

Also – los geht’s: Erstmals zeigte KTM die neue Mini-Duke bzw. KTM 125 Duke, wie das Teil offiziell heißt, auf der Intermot 2010 in Köln. Schon da dürfte manch angehendem Jungbiker der Sabber aus den Mundwinkeln gelaufen sein. Wir alten Hasen fanden das Teil natürlich auch ganz schick, auch wenn die Meisten von uns seit Jahren keine 125er mehr bewegt hatten. Nachwuchsförderung ist schließlich immer gut. Anfang April sollte sich das mit dem Bewegen ändern, denn KTM lud die norddeutsche Journalistenschar – von denen altersmäßig wohl fast jeder ein Elternteil der Zielgruppe sein konnte – zur Präsentation der 125 Duke nach Lüneburg auf das Gelände des Fahrsicherheitszentrums des ADAC. Keine Frage, schon das ein gelungener Schachzug, denn die Location bietet vielfältige Testmöglichkeiten von der Serpentinenstrecke bis zur kleinen Rennstrecke samt Schikane. So standen viele kleine Dukes vor dem KTM-Truck und harrten ihrem Schicksal.

KTM 125 Duke Modell 2011 SchnittmotorVor der Kür kam die Pflicht und im Sitzungssaal präsentierte Pressesprecher Thomas Kuttruf in gewohntem Pressedeutsch die Maschine. Dass KTM mächtig stolz auf das Bike ist, kam dabei äußerst klar rüber. Und dass man an den Beginn der Entwicklung die Zielgruppe gestellt hat war eine mehr als glückliche Entscheidung. 90 Interviews wurden in Österreich mit Jungen und Mädchen im Alter von 14 bis 20 Jahre aus ganz Europa geführt. Drei Hauptkriterien gaben dann die weitere Entwicklung vor: Die Fahrer/Innen der Zukunft wollen „Ein erwachsenes Motorrad und kein Kinderspielzeug”, ein Fahrzeug, das sich „personalisieren lässt” und „ein starkes Produkt und eine starke Marke”. Selbstverständlich aber auch „Extrem leichtes Handling”, „beste Fahrstabilität und Kontrolle”, „Qualitativ beste Ausstattung und Zuverlässigkeit wie bei einem Big Bike” und „Hohe Funktionalität und Robustheit im täglichen Einsatz”. Und bezahlbar soll das Ganze auch noch bleiben!

Der Image-Punkt stellt bei KTM kein Problem dar – 188 WM-Titel sollten sich vermarkten lassen. Am Rest durfte die junge Entwickler-Crew sich austoben und leistete ganze Arbeit. Heraus kam mit der 125 Duke ein wirklich echtes Motorrad, das selbst alte Hasen nicht als Spielzeug empfinden. Alle Teile wirken richtig dimensioniert schon beim Betrachten der Details kommt Freude auf. Der neu entwickelte Motor fügt sich stimmig in das leichte Stahlrohrchassis, Räder, Bremsen und Fahrwerk flößen Vertrauen ein. Das mit Features vollgestopfte Digitalcockpit ist sicher der „Generation-Information” geschuldet – in der Praxis sind Drehzahlmesser, Schaltblitz und Ganganzeige nicht wirklich wichtig. Den Motor fährt man am liebsten digital: kein Gas / Vollgas. Kühlmitteltemperatur, Kilometerzähler, zwei Tripmaster, Fahrzeit, Uhr, Benzinstand, Verbrauchswerte, Kilometer bis zur nächsten Wartung können ebenfalls abgerufen werden. Hilfreich ist die Klartext-Info, wenn der Seitenständer ausgeklappt ist. Und richtig nett die Begrüßung: „Ready to race” – yeah, let’s kick it! Geckickt wird na­türlich nicht, sondern ge-E-startet. Bevor es los geht, zeigt uns der junge KTM-Stuntfahrer Rok Bagoroš aber noch mal, was mit der Mini-Duke wirklich geht (siehe Seite 10) und was für arme Würstchen wir, sorgsam in GoreTex gewickelten Grufties, doch sind – 16 müsste man noch mal sein…

KTM 125 Duke Modell 201116-jährige dürfen übrigens – der EU sei Dank – ab dem 1. Januar 2013 mit 100 km/h auf ihren 125ern unterwegs sein. Vorbei die 80 km/h Verkehrsgefährdung! 11 kW (15 PS) bei mindestens 110 kg sind dann erlaubt und KTM hat die 125er Duke daraufhin entwickelt. Ohne Benzin wiegt sie 124 kg. Bis es so weit ist, wird die Elektronik über den Diagnosetester der Vertragswerkstatt auf 80 km/h gedrosselt. Uns stand die offene Version zur Verfügung, die natürlich auch im Handel erhältlich ist.

Der kurzhubige Viertaktmotor springt tadellos an, Chokegefummel ist dank Einspritzung heute kein Thema mehr. Vier Ventile werkeln im Zylinderkopf und ausgeatmet wird über eine genial integrierte Auspuffanlage. Auf den ersten Blick sieht man nur einen Chrom-Stummel, der zweite Blick enttarnt den mattschwarzen Topf im Federbeinbereich. Die Motor-Nennleistung von 15 PS liegt bei 10.500 U/min an, das höchste Drehmoment von 12 Nm bei 8.000 U/min. Klingt nach eifriger Schaltarbeit.

KTM 125 Duke Modell 2011 CockpitAuf dem Track geht es erst mal gesittet hinter dem Instruktor her. Die Reifen des Indischen Herstellers MRF – über die wir, da uns unbekannt, zunächst kräftig abgelästert hatten – überzeugen mit einwandfreiem Gripp. Auch als das Tempo anzieht und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten die 125er auswringt, geben die Reifen (110/70-17 vorne, 150/60-17 hinten) auf dem trockenen Handlingkurs keinerlei Anlass zur Klage. Fehlt also nur der rennsporterprobte Markenname für’s Ego und das Ergebnis des Regentests.

Das Auswringen der Mini-Duke macht riesig viel Spaß, denn der Motor geht erstaunlich gut. Frei dreht er bis zum Schaltblitz, wirkt dabei nicht angestrengt oder überfordert. Die sechs Gänge lassen sich leicht und exakt schalten und die Schaltarbeit nervt keineswegs.

KTM 125 Duke Modell 2011 VorderradbremseAuch auf der Landstraße macht die KTM eine gute Figur. Innerorts sowieso. Problemlos kann man im Verkehr mitschwimmen. Dabei lässt sie sich sogar regelrecht schaltfaul fahren. Im fünften Gang setzt der Motor ab 50 km/h den Dreh am Gasgriff schon kräftig in Vortrieb um. Ganz klitzeklein gemacht – soweit im vollen Ornat möglich – mit der Nase auf dem Tacho und dem linken Arm auf dem Rücken ließ sich die Tachoanzeige trotz Gegenwind auf beachtliche 118 km/h treiben.

Die Bremsanlage, vorne eine 280er Scheibe mit wichtig aussehendem Radialbremssattel, hinten eine 230er Scheibe hat keine Probleme, die leichte Maschine wieder zuverlässig einzufangen. Positiv anzumerken ist dabei vor allem die gut dosierbare Bremskraft. Nicht zu viel, nicht zu wenig und auch ohne ABS sehr gut zu beherrschen. Das „bybre” auf den Sätteln steht übrigens für „by Brembo”, eine Marke die für die Bajaj Auto Ltd entwickelt wurde.

Bajaj? MRF-Reifen? Indien? Korrekt – die kleine Duke wird bei Bajaj in Indien gefertigt. Alte Hasen schlucken leicht, aber Globalisierung begegnet uns überall. Bei Bajaj liefen auch schon kleine Kawasaki-Modelle vom Band, außerdem gibt es Triumph aus Thailand, Honda aus Italien, BMW aus Taiwan usw. Da müssen wir wohl mit leben. Dafür steht die KTM 125 Duke für knapp 4.000 Euro im Handel und das ist eine echte Ansage!

KTM 125 Duke Modell 2011 HinterradbremseDa Filius (oder Filia) in der Praxis sicher häufig den jeweils angesagten Schatz mit in die Disse schleppt, haben wir versuchsweise das zulässige Gesamtgewicht (282 kg) der 125 Duke ausgelotet und die Kleine mit zwei ausgewachsenen Männern bestückt – also min. 30 kg überladen. Abgesehen davon, dass der Soziusplatz für schmalere Hintern ausgelegt ist, schlägt sich die Duke auch hierbei gut. Kein Vergleich zu den 50ern oder 80ern aus unseren Gründerjahren. Wer häufig zu zweit unterwegs ist, kann das WP-Federbein in der Vorspannung einstellen. Die Dämpfung ist vorgegeben und auch die schicke 43er-WP-UpsideDown-Gabel kann nur durch Austausch von Federn und Öl angepasst werden. Im Alltag wird das kaum nötig sein.

Viel interessanter ist heutzutage der Benzinverbrauch und KTM gibt einen Schnitt von mageren 2,6 bis 3,4 Liter je 100 Kilometer an! Das ist eine echte Hausnummer und sie scheint auch zu stimmen. Trotz heftigem Racetrack-Geballer am Präsentationstag blieb der Bordcomputer im 3er-Bereich! Diverses lieferbares Originalzubehör und eine umfangreiche Bekleidungskollektion runden das Markenerlebnis KTM ab.

KTM 125 Duke Modell 2011Fazit: Tolles Motorrad für das man KTM nur viel Glück beim Verkauf wünschen kann. Verdient hat es die kleine Duke allemal. Um den Nachwuchs gleich richtig früh anzufixen, bietet KTM für Fahrschulen ein spezielles Leasingangebot an. Und würde ein 350er Motor mit 30 PS im Rahmen stecken, könnten auch alte Hasen in kurvigem Geläuf manches BigBike in Grund und Boden fahren.

Auf der Seite 10 der bma-Ausgabe Mai 2011 gibt es noch ein paar Fotos vom KTM-Stuntman Rok Bagoros aus Slowenien. Den bma könnt Ihr <hier> herunterladen.