aus Kradblatt 7/20 von Torsten Thimm

Akashis Sporttourer up to date

Kawasaki Ninja 1000SX, Modell 2020

Wenn ein japanischer Hersteller in den letzten Jahren durch innovative Bikes in den Vordergrund gerückt ist, dann ist das Kawasaki. Schaut man sich einmal die aktuelle Modellpalette an, stellt man fest, dass die fortschrittliche Kompressor Technik bei den neuen Modellen eine umfangreiche Rolle spielt. Ob Sporttourer, Naked Bike und natürlich allen voran auch das Superbikesegment, alle sind aufgeladen und mit ihrer markanten eckigen Optik bereit, echte Freude am Fahren zu bereiten. 

Doch Kawasaki verfolgt nicht in allen Bereichen eine solche Revolution, sondern setzt auch auf sanfte Evolution. Die Ninja 1000SX ist eines der besten Beispiele dafür, denn die Erste ihrer Art gab es bereits 2010. Nach der jüngsten Namensänderung von Z1000SX in Ninja 1000SX ist sie nun als Verkleidungsträgerin auch namentlich in ihrer Familie angekommen und rundum up to date. 

Die Ninja 1000SX: An das Vorgängermodell Z1000SX denke ich gerne zurück, denn sie war als Reisebegleiterin ein echtes Sahnestück, auch wenn ich hin und wieder im sechsten Gang fahrend noch einen weiteren Gang gesucht habe. Dass Kawasaki nun mit der Ninja nicht versucht, den Sporttourer komplett neu zu erfinden, ist da also mehr als logisch. Vielmehr nahm man sich der Kleinigkeiten an, die es zu optimieren galt. 

Quickshifter - Kawasaki Ninja 1000SX Potent wie eh und je schiebt der Reihenvierer – jetzt Euro 5 genormt – mit 1043ccm Hubraum und 142 PS bei 10.000 Umdrehungen in jedem Drehzahlbereich kultiviert voran. Dabei drückt er bei 8.000 Umdrehungen 111 Nm auf den dicken 190er Hinterradreifen. Wer Vierzylinder mag, sollte bereits hier schon eine Probefahrt beim Händler des Vertrauens buchen. 

Den freudespendenden Motor hat man bei der neuen Generation nun mit dem passenden Elektronikpaket an Bord verbunden. Dazu gehören unter anderem ein Quickshifter, der sowohl beim Hoch- wie auch beim Runterschalten sauber seinen Dienst tut und in Sachen Beleuchtung eine komplette LED-Ausstattung. Weitere technische Austattungsmerkmale, die dank der Ride-by-Wire Technologie nun serienmäßig mit an Bord sind, umfassen neben den vier verschiedenen Fahrmodi (Rain, Road, Sport und Rider) auch einen Tempomaten. Die vier Ridingmodes verschärfen das Ansprechverhalten des Motors in der genannten Reihenfolge spürbar und öffnen dabei gleichzeitig das Ansprechverhalten des Kurven-ABS und der Traktionskontrolle. Im letztgenannten Rider-Mode ist das individuelle Handanlegen des Fahrers möglich. Bedeutet, er kann z.B. die Ansprecheigenschaften des Motors im Road-Modus mit weniger Traktionskontrolle und ganz stark eingreifendem ABS einstellen. Ganz nach persönlichem Gusto.

Heck von links - Kawasaki Ninja 1000SX, 2020 KIBS, KTRC, KQS: Vollständigkeitshalber und weil Kawasaki sich so viel Mühe bei ihren Kürzeln macht sei hier auch gleich noch erklärt um was es sich dabei genau handelt. 

KTRC nennt sich die Kawasaki TRaction Control – Traktionskontrolle.

KIBS das Kawasaki Intelligent Antilock Brake System, im Volksmund auch Kurven ABS genannt.

KQS der Kawasaki Quick Shifter zum Rauf- und Runterschalten

Das Fahrwerk der Kawasaki Ninja 1000SX passt. Fahrfertige 235 Kilo sind für einen ausgewachsenen Sporttourer wirklich nicht zu viel Gewicht. Zudem beträgt der Radstand der kompakt bauenden 1000SX gerade einmal 1440 Millimeter. Damit liegt auch im wahrsten Sinne des Wortes in der Kürze die Würze, ohne dass die Kawasaki dabei in irgendeiner Form nervös oder gar instabil wird. Stattdessen lässt sie sich absolut handlich bewegen und bleibt stabil auf der gewählten Kurvenlinie, komme was da wolle. Die Federelemente sind manuell in Federvorspannung, Zug- und Druckstufe an der Gabel sowie per Handrad in Federvorspannung und Zugstufe am Federbein einstellbar. Damit lassen sich viele Kompromisse und passende Setups für ein breites Band an Fahrern und Einsatzbedingungen finden. Mir persönlich passte die Maschine im Solobetrieb in der Werkseinstellung auf den Straßen des Odenwaldes sehr gut. 

Gestrippt - Kawasaki Ninja 1000SX, 2020 Aber natürlich gehört zu einem guten Handling auch immer eine anständige Sitzposition. Eins vorweg: Man sitzt definitiv sportlicher als auf einem Reisetourer, aber auch immer noch erheblich bequemer als auf einem Sportler. Die variablen Sitzbankhöhen eröffnen zudem vielen Fahrergrößen den Einstieg in die SX-Welt. 835 Millimeter hören sich viel an, passten mir aber mit 172 cm Höhe echt gut. Wer kürzer ist, für den hat Kawasaki zudem noch niedrigere Sitzbänke mit 820 und 812 Millimeter Höhe parat.

Heck von rechts - Kawasaki Ninja 1000SX, 2020 Auch über die Bremsanlage gibt es glücklicherweise sehr viel Gutes zu berichten. Trotz ihrer eher sportlichen Auslegung passt sie sehr gut in das Gesamtkonzept Ninja 1000SX, ohne dabei den Fahrer zu überfordern. Die Doppelscheiben vorne werden gut dosierbar von den radial verschraubten Monobloc-Bremssätteln in die Zange genommen. Notfalls, wie oben schon beschrieben, sogar mit Kurven-ABS Hilfe. Unterstützend greift die, etwas weniger sportlich arbeitende, hintere Bremssscheibe beim Betätigen des Fußpedals in das Bremsgeschehen mit ein. Einzig die werksseitig gewählten Bridgestone S22 Reifen sind nicht mein persönlicher Favorit, da ich mir in manchen Situationen wie auf rohen Eiern vorkam. Ein Metzeler Roadtec 01 oder Michelin Road 5, die ich pers. gerne fahre, könnten hier die Performance positiv beeinflussen. Gerade bei Reifen hat aber sowieso jeder andere Bedürfnisse. 

Die Bedienung der Kawasaki Ninja 1000SX ist denkbar einfach und trotz der Technik an Bord immer noch überschaubar. Die Lenkerenden haben rechts lediglich den Starterschalter, der auch gleichzeitig als Kill-Schalter fungiert. Links ist es etwas mehr, denn neben der Schaltwippe für die Cockpitbedienung und die Bedienung der Fahrmodi kommen hier der Tempomat, Blinker und Hupenschalter, der Warnblinkschalter, der Resetknopf fürs Cockpit und der Aufblendlichtschalter mit hinzu. 

Modernes TFT-Cockpit der Kawasaki Ninja 1000SX, Modelljahr 2020Apropos Cockpit: Analog war nun endgültig gestern, heute übernimmt dies alles ein TFT-Farbdisplay. Mit 4,3 Zoll in der Diagonalen ist es zwar nicht allzu groß dimensioniert, dafür sind die wichtigsten Anzeigen aber groß genug dargestellt und in zwei Darstellungsvarianten wählbar. Schwarz mit weißen Ziffern oder umgekehrt. Das Cockpit kann man zudem mit der Rideology APP von Kawasaki verbinden und so auf dem Handy allerlei Fahrzeugdaten abfragen, Touren tracken und sogar Einstellungen am Bike vornehmen (Thema Rider Mode). 

Kawasaki Ninja 1000SX, Modell 2020 Kritikpunkte gibt es an der upgedateten SX für mich nur wenige. Ich frage mich z.B., warum man bei einem Sporttourer unbedingt einen 190er Hinterradreifen braucht. Aber das habe ich mich schon beim Vorgängermodell gefragt. Des Weiteren finde ich es schade, dass man trotz der umfassenden Überarbeitung keine bessere Lösung für das Verstellen des im Stand stufenlos einstellbaren Windschildes gefunden hat. Ggf. war die Zweihandbedienung des insgesamt vierfach einstellbaren Windschildes ja der Grund für den Tempomaten, während der Fahrt sollte man sich die Einstellerei aber lieber trotzdem verkneifen. Und zu guter Letzt: es gibt einfach schönere Handbremspumpen ohne Pipitöpfchen-Ausgleichbehälter, das irgendwie aussieht als würde es dort nicht hingehören. Hier darf der Zubehörhandel dann direkt ran.

Aller guten Dinge sind drei – so dachte man es sich dann wohl bei Kawasaki und bietet die Ninja 1000SX in drei Ausstattungsvarianten an. Das Performance-Paket, das Tourer-Paket und das Performance-Tourer-Paket. Den größten Brocken der Kosten übernimmt beim Performance-Paket der Akrapovič-Slip-on-Auspuff. Das getönte Windschild in Originalgröße, das Tankpad, die Rahmenschützer und die Beifahrer-Sitzbank­abdeckung sind da nur Beiwerk. Das Tourer-Paket bietet dagegen genau das was ein Sporttourer haben sollte und praktische Vorteile! Denn neben Dingen wie Tankpad, Navi-Halterung und Schutzfolie für das Farb-TFT-Display ist hier auch noch eine größere Tourenscheibe sowie das in Motorradfarbe lackierte Kofferset mit je 28 Litern Volumen samt Innentaschen und die Heizgriffe enthalten. Die Preise beginnen bei der Ninja 1000SX Performance bei 14.095 € inklusive Überführung, gehen über den Ninja 1000SX Tourer für 15.645 € inklusive Überführung und enden in der Spitze bei 16.895 € inklusive Überführungskosten beim Ninja 1000SX Performance Tourer. 

Reisesportler - Kawasaki Ninja 1000SX mit Sozia
Fazit:
Kawasaki biete mit der Ninja 1000SX in allen drei Varianten einen evolutionierten Sporttourer an, bei dem es mir an nichts fehlt. Ganz im Gegenteil, das Gesamtkonzept ist größtenteils gut durchdacht, die Ausstattung passt und auch der Preis ist für das Dargebotene fair kalkuliert worden. Wer schon immer mal tourensportlich Reisen wollte hat mit der Kawa eine perfekte Begleitung, egal ob allein oder mit Sozia. Daher ist hier mein Ratschlag: auf jeden Fall mal Probe fahren und sich seine eigene Meinung bilden. Kawasaki bietet über das KawaRent-Programm außerdem die Möglichkeit, die SX und andere Modelle günstig zu mieten.