aus bma 12/03

Casa LuciaDie Marken – Ganz Italien in einer Region. Das klingt vielversprechend und nachdem wir uns näher informiert hatten, stand unser Herbstziel fest: Das Hinterland der Adriaküste, zwischen Rimini und Ancona. Weil wir nur 10 Tage Urlaub hatten, wählten wir die unspektakulärste Alpenüberquerung die es gibt: den Brenner. Weiter über Bologna, Forli und Rimini und dann, die Küste im Rücken lassend, nach San Marino.
Die älteste Republik der Welt liegt auf einem markanten Felsen, den wir schon von der Autobahn aus sehen konnten. (Das lässt vermuten, was wir für ein Traumwetter hatten.) Die Parkplatzsuche stellte keine Probleme dar, und nur die Anzahl der Parkplätze lässt erahnen, welche Touristenströme sich in den Sommermonaten durch die Straßen quälen, um steuerfrei einzukaufen. Bei angenehmen 21 Grad schlenderten wir durch die Altstadt. Von der Piazza bot sich uns ein atemberaubender Ausblick auf die sich durch die Landschaft schlängelnden Straßen. Die Vorfreude auf die Weiterfahrt nach San Leo wuchs. Und dann, nach vielen Autobahnkilometern, endlich wieder Kurven! Und was für welche. Für die Fahrt benötigten wir allerdings deutlich länger, als nach einem kurzen Blick auf die Karte zu vermuten war. Im Hotel angekommen, stellten wir uns erst mal unter die Dusche, um dann möglichst schnell die marchigianische Küche zu testen. Doch vorher sprach uns der Hotelier an: Er sei gefragt worden, ob die Motorradfahrer aus Deutschland bei ihm wohnen würden, denn bei einem Motorrad stecke noch der Schlüssel! Wir holten selbigen und gingen, beruhigt über die Sicherheit unserer Zweiräder, essen.

 

Köstlich! Kein schicker Firlefanz, sondern traditionelle, regionale Küche. (Dabei belassen wir es, sonst wird es kein Reisebericht für den bma, sondern einer für essen & trinken).
FossombroneAm nächsten morgen planten wir bei einem echt italienischen Frühstück (una pasta, un café = Plunderstück und Espresso) die anstehende Tagestour. Die Sonne zeigte sich noch nicht so recht, aber es sah nach einem trockenen Tag aus. Also rein in die Motorradklamotten und los. Im Rückspiegel die beeindruckende Festungsanlage, vor uns die Straße durch die Alpe della Luna nach Sansepolcro. Dann über den Appenin durch die Bocca Trabaria über Urbania nach Urbino und über Macerata Feltria wieder zurück nach San Leo. Eine Traumtour. Der höchste Punkt war die Bocca mit 1049 m über NN, der tiefste lag irgendwas bei 290 m. Kurvenpassagen wie in den Alpen wechselten sich mit wahren Rennstrecken ab. Als wir in Urbania einen Kaffee tranken, entdeckten wir den Hinweis auf eine Sehenswürdigkeit besonderer Art: die Mumien in der Chiesa dei Morti. Die Sehenswürdigkeit für Unerschrockene!
Nach dem Abendessen blätterten wir noch im Baedeker (Ausgabe Motorradtouren in Italien) und legten fest, am nächsten Tag ein Quartier in der Umgebung von Mondavio zu suchen. Am nächsten Morgen war die Abfahrt um 8.00. Ziemlich früh für uns, aber es hatte sich gelohnt! Unsere Route wandt sich auf schmalen, kurvenreichen Straßen Berge hinauf und hinunter vom Marecchia- ins Metauro-Tal. Die Höhenpunkte bieten unvergleichliche Ausblicke, denn der Nebel hing noch in den Tälern und die auf den Bergrücken liegenden Dörfer waren von der Morgensonne beschienen. Gegen Mittag, wir tranken gerade einen Kaffee, fiel unser Blick auf eine Uhr mit Außenthermometer: 27 Grad! Ok, in der Sonne, aber es ist Ende Oktober! Auf gut fahrbaren Straßen erreichten wir, auf mit viel Fahrspaß verbundenen Umwegen, unser Tagesziel. Nach dem Einchecken beschlossen wir den verbleibenden Rest des Tages in Mondavio zu verbummeln. Ein sehr schönes Städtchen, mit historischem Ortskern und beeindruckender Wehranlage. Es verwunderte uns immer wieder, wie gut erhalten und lebendig die Orte in den Marken, und wie nett und hilfsbereit die Menschen sind . Auf der Fahrt nach Mondavio sahen wir zur Orientierung in die Karte. Das zweite vorüberfahrende Auto hielt und wir wurden gefragt, ob wir Probleme hätten. Das einzige Problem das nun auftrat war die Verständigung. Aber es klappte mit Händen und Füßen und für unser holperiges Italienisch wurden wir auch noch übergebührend gelobt.
Die Tour für den nächsten Tag stand fest: Erst Weitblick vom Monte Catria (1700 Meter NN) dann Tiefgang in die Höhlen von Frasassi. Die größte zugängliche Höhle Italiens, eine der größten Europas. Der erste Streckenabschnitt ist sehr schnell. Einige Ducatis versuchten uns in die hinteren Ränge zu verweisen. Der Aufstieg zum Gipfel erwies sich als ziemlich langwierige Angelegenheit. Spitzkehren wechseln sich mit Kurven ab, das ganze auf einem etwas heiklen Kiessträßchen. Ein hoch auf die Enduro! Als wir am Kloster Fonte Avellana wieder Asphalt unter den Rädern hatten, ging es zügig in Richtung Grotten. Der Rundgang ist 1,5 km lang und wir waren begeistert. Beschreiben kann man das nicht und fotografieren ist nicht erlaubt. Da hilft nur eins: selbst ansehen! Zurück fuhren wir schon in der Dämmerung. Bislang der einzige Nachteil unseres Herbsturlaubes: Die Tage waren zu kurz.
MonteneroneDer Appetit auf Fisch war so groß, dass wir beschlossen am nächsten Tag in Richtung Meer zu fahren. Auch wenn man von der Adriaküste nicht so viel Gutes hört. Baderummel, verbaute Küste, viele Zeltplätze. Mal schauen. Die Küstenstraße SS16 war nicht schön zu fahren. Viel Betrieb, nur geradeaus. Kurze Abstecher ans Meer ließen uns zu dem Resultat kommen, dass ein Badetag im Sommer sicherlich schön ist, das Hinterland aber deutlich mehr zu bieten hat. Wir fahren zügig bis Ancona und dann die Küstenstraße zum Monte Conero. Ein Traum! Die Panoramastraße führte direkt am klippenartig ins Meer abfallenden Bergzug entlang und bot sagenhafte Ausblicke. In Sirolo kamen wir schließlich auch zu unserem Fischessen und beendeten den Tag höchst zufrieden mit einem Fläschchen Rotwein auf unserem Hotelzimmer, nicht ganz stilgerecht aus den Zahnputzgläsern.
Der Tag vor der Abreise. Wir beschlossen heute kilometermäßig kürzer zu treten und fuhren nach Fossombrone, wo heute Markt sein sollte. In der Bar Centrale wurden wir von Don und Sonja angesprochen. Die beiden bauen in der Nähe ein Bauernhaus zu Ferienwohnungen um. Wir bekamen von ihnen den Tipp durch die Furlo-Schlucht zu fahren und beschlossen den Nachmittag bei den beiden zu verbringen. Die Furlo-Schlucht war die Verbindung von Rom nach Fano. Teile der antiken Via Flaminia sind in Fossombrone noch zu sehen und in der Schlucht ein von den Römern in den Stein getriebener Tunnel. Schon beeindruckend. Und weil es so schön war, fuhren wir die gleiche Strecke auch wieder zurück.
Gedämpfte Stimmung am Abend. Keine Lust abzureisen. Am Nachmittag mussten wir feststellen, dass wir nur einen Bruchteil dessen gesehen haben, was die Marken zu bieten hat. Eben ganz Italien in einer Region! Da hilft nur eins: Wiederkommen!

Tipps für Unterkünfte:
Sonja und Don Scheunert vermieten drei Ferienwohnungen: Telefon 0039 – 3291 780 217.
Gerhard Otto vermietet ein Ferienhaus: Telefon 0171- 308 1769.