aus Kradblatt 1/23 von Jörg Braune

Hier möchte ich mal kurz meine Erfahrungen in Bezug auf Langlebigkeit mit der altertümlichen Technik aus Milwaukee – sprich: Harley-Davidson – mitteilen.

Zuverlässige "Notlösung": Harley-Davidson Sportster
Zuverlässige „Notlösung“: Harley-Davidson Sportster

So einige Modelle von Übersee zierten schon meine Garage, angefangen habe ich mal auf einer gebrauchten 1989er Sporty. 

Diese wich dann schnell einer 1982er Shovel – mit all den Horrorgeschichten die jeder erzählt, der als Greenhorn eine alte Kiste ohne nachvollziehbare Historie kauft und die wahrscheinlich aus drei oder mehr ausgeleierten Unfallmaschinen zusammengestoppelt wurde.

Harley-Davidson Sportster
Auch Urlaubsfahrten sind kein Problem

Trotz, oder gerade wegen der ewigen Bastelei an der Shovel  verliebte ich mich erst so richtig in die Marke. 

Eine neue Evo Softail folgte. Nach 2,5 Jahren und 68.000 Kilometern wurde diese dann gegen eine Twin Cam Dyna eingetauscht, welche in 3 Jahren 98.000 Kilometer auf die Uhr bekam. Beide Bikes waren neu und wurden nur mild modifiziert. Auspuff, Luftfilter und Sitz sind ja nix Wildes. Ansonsten brauchten die Bikes nur Verschleißteile, Öl, Kerzen, Bremsbeläge und Reifen.

Nun wollte ich mehr Power und griff zur V-Rod. Doch hier hatte ich dann wieder Pech. Nach ein und einem halben Jahr, 35.000 Kilometern und drei Satz Bremsscheiben, einem Schwingenlager und vier Nockenwellen später wollte ich wieder eine Luftgekühlte. Zum Glück wurde der ganze Spaß auf Garantie abgewickelt und der Verkauf des Bikes spülte auch etwas Geld in die Kasse.

In der Zeit, als die V-Rod noch im Einsatz war, hatte ich in meinem Wohnzimmer eine Sportster aus Einzelteilen zusammengebaut.

Schön leicht, im Street Tracker Style mit hochgezogener 2 in 2 Supertrapp Anlage. Das war dann der Nachfolger des wassergekühlten Sorgenkindes. 

Nach dem Ausmerzen einiger Kinderkrankheiten, die bei so einem Neuaufbau einfach vorkommen, lief diese auch sehr zuverlässig. Nur leider nicht sehr lange, denn eines Morgens war sie weg! Gestohlen und nie wiederbekommen!

Harley-Davidson SportsterDa alle Rechnungen für die Teile noch vorhanden waren, gab es auch Geld von der Versicherung. Und da ein erneuter Neuaufbau zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte, wurde mehr als Notlösung eine 2004er Sporty mit 6.000 Kilometern gekauft und umgebaut: Lange Gabelrohre und Stoßdämpfer, eine Müller 6-Kolben-Bremse vorn, ein 1200er Big Bore Kit und die obligatorische 2 in 2 Supertrapp.

Beim Installieren des Big Bore Kits gleich noch das Ölpumpenritzel ausgetauscht und los konnte es gehen!

Besser bremsen mit Müller
Besser bremsen mit Müller

Die Jahresfahrleistung ist nicht mehr gar so hoch wie in früheren Zeiten, aber bis jetzt hat das Maschinchen über 120.000 Kilometer auf der Uhr. 

Probleme gab es nur wenig: Der Belt riss bei 67.000, die Schmiedekolben des Big Bore Kits waren bei 80.000 mit der Ölförderung mehr beschäftigt als mit der Leistungsabgabe. Darum sind jetzt wieder originale drin und neue Ventilführungen hat sie auch gleich bekommen. Sitzringe und Ventile habe ich nur nachgeschnitten und eingeschliffen.

Aufgrund eines Wildunfalles (Kollision mit einem Wildschwein) stand zwischenzeitlich der wirtschaftliche Totalverlust im Raum. Der Rahmen war aber noch gut, also wurde alles mit kurzer Gabel und Stoßdämpfern neu aufgebaut. 

Im Großen und Ganzen ist auf 122.573 Kilometern nicht viel kaputt gegangen. Wie gesagt, ein Belt, einmal Kolben und Ventilführungen, ein Blinkerschalter in der Lenkerarmatur, eine Bremsscheibe, diverse Sturzteile ab und an mal eine neue Batterie und die ausgeleierte Bohrung der Schwingenachse im Motorgehäuse wurde ausgebohrt und mit einer Buchse auf Maß gebracht.

 Man muss aber ehrlich sagen, die Kolben waren vom Zubehörmarkt und die originalen hätten wohl länger gehalten. Die Ventilführungen wären dann wohl auch noch etwas länger drin geblieben. Die defekte Schwingenachse könnte auch ein Folgeschaden des Wildunfalles gewesen sein. 

Also ist mein Fazit in Bezug auf die Dauerhaltbarkeit von Harley-Davidson ab dem Evolution-Motor: Mehr als empfehlenswert!