aus bma 01/05
von Torger Daum
1999 fiel mein Blick in einer Motorradzeitung auf eine Annonce eines Motorradhändlers: „Verkaufe Harley-Davidson Schwingrahmen aus den 60zigern mit Zollpapieren.“ Da ich schon etliche Jahre Harley fahre und mein Herz auch für die älteren Modelle schlägt, konnte ich an diesem Angebot nicht vorbeigehen. Wohlweislich bewußt, daß so ein Kauf immer ein Risiko in sich birgt, habe ich den Rahmen gekauft und sofort meinem autorisierten Harley-Davidson Händler in Breitenfelde zur Begutachtung gegeben. Eine genaue Prüfung ergab, daß die Gussnummern sowie die schlechten Schweißnähte die Originalität bewiesen. In den frühen 50ziger und 60ziger Jahren wurden oft Studenten zwecks Nebenverdienst als Schweißer bei der Company beschäftigt, was diese Schweißnähte erklärt.
Also konnte der Aufbau beginnen. Er sollte 5 Jahre dauern. Einen Motor bekam ich in Breitenfelde. Es war ein original Early Shovelhead Bj. 1966-69, die Erscheinungsjahre dieser Motoren. Der Motor war in einem bedauernswerten Zustand, worauf mich der Händler schon beim Kauf hinwies, also genau das Richtige für mich, denn ich wollte die Restauration in aller Ruhe selber machen.
Gut ein Jahr hat der Wiederaufbau des Motors gedauert, denn es mußte alles von Grund auf überholt werden. Die Ölpumpe war in tausend Teile zerbröselt und hatte dem Motor einen schweren Schaden verpaßt. Dennoch hatte ich unheimliches Glück, denn die beiden Kurbelgehäusehälften waren original ein zusammengehöriges Paar, was nach gut 40 Jahren nicht selbstverständlich ist. Bei meinem Harley-Händler wurde die Kurbelwelle gewuchtet und zwar so gut, daß fast das Gewicht einer Fliege die Welle in Drehungen versetzte. Immer, wenn möglich, wurden Originalteile zur Restauration verwendet, was sich später als richtig herausstellte.
Viele Reisen führten mich dann von Oldtimerausstellungen zu Motorradmessen und Gebrauchtteilemärkten und später dann ging’s auch ins Internet. Alte Radnaben aus Dänemark, Bremsleitungen aus Österreich und Motorteile aus Holland. Die Erfahrungen und Kontakte mit anderen Oldtimerbesitzern waren eine schöne Begleiterscheinung. Besondere Unterstützung bekam ich immer wieder von unseren Oldtimerfahrern aus dem Breitenfelde Chapter
Nach dem mir auch noch ein ganz gut erhaltenes Getriebe in die Finger viel, war die Antriebseinheit schon fast komplett und das Projekt nahm Formen an.
Teil für Teil wurde restauriert und erneuert, bis endlich in diesem Frühjahr das fertige Ergebnis vor mir stand. Nun war der TÜV gefordert. Die Abnahme war kein Problem. Es ist sehr wichtig, einen erfahrenen TÜV-Prüfer mit Oldtimerkenntnissen zu haben und dazu einen versierten Kfz-Meister. Beides fand ich bei Milwaukee Zweiradteile in Arkebek bei Albersdorf. Die Hauptuntersuchung erfolgte gleich mit dem Oldtimergutachten nach StVZO in einem Rutsch. Ohne Mängel war das Modell nun als Harley-Davidson original FL Bj. 1962 getüvt.
Ein besonderer Moment war natürlich der erste Start des Motors. Zündung und Vergaser wurden noch einmal gecheckt und dann, dann erfolgte der erste Kick – keine Reaktion. Aber schon beim dritten Kickstartversuch war der Motor da und lief fast auf Schlag ruhig und sonor. Das war ein unbeschreibliches Gefühl.
Für die Kenner sei’s gesagt: nicht jedes Teil ist aus dem Baujahr 1962. Es sind auch ältere Teile verbaut worden, wie z.B. die Springergabel aus dem Jahre 1948. Das ist nach den Statuten erlaubt. Das Baujahr ergab sich aus der Motornummer, welche das Jahr 1962 trägt. Auch das ist normal, denn die Company hat aus Lagerbeständen in den Anfangsjahren der Shovelhead Ära die Kurbelgehäuse älterer Modelle verwendet.
Noch eine Anmerkung zum Namen des Motorrades. Ich denke gerade die Alteisen zeigen unseren Herren Politikern, daß Mobilität in Deutschland kein Geschenk der Regierung ist, sondern einzig und alleine von uns erarbeitet wurde. Wir lassen uns das nicht kaputt machen!!!
Mein Dank an dieser Stelle an alle beteiligten Helfer und besonders die im Bericht erwähnten Dealer.
Ride on, ride free!
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