aus bma 05/05

von Heinz Uwe Teuscher

Mit dem Motorrad auf MallorcaOktober, mit dem Motorrad nach Mallorca.
Zugegeben, ich bin einer der wenigen Bundesbürger, die noch nie auf der Lieblingsurlaubsinsel der Deutschen waren. Aber das sollte sich diesen Herbst durch eine Motorradreise über das ADAC-Reisebüro Neumünster ändern. Die detaillierten Reiseunterlagen trafen etwa eine Woche vor Abfahrt per Post ein.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich am Tag der Abreise ans leidige Kofferpacken. Zu viel Gepäck wollte ich nicht mitnehmen, aber man geht ja doch auf „Nummer sicher”. Als endich alles in den Koffern verstaut war, kümmerte ich mich um das mitzunehmende Werkzeugkit, da das Bordwerkzeug kaum brauchbar ist. Weiterhin hatte ich einige Kleinteile wie Klebeband, Sicherungen, Schrauben, Muttern, Scheiben und Splinte eingepackt. Diese erwiesen sich bei kleineren Reparaturen vor Ort bei anderen Bikes als recht hilfreich.
Am Autoterminal in Hamburg-Altona angelangt, sah ich schon unsere Reisegruppe und einige mir von meiner Norwegenreise bekannte Gesichter. Bis zur Abfahrt des Autoreisezuges nach Narbonne (Frankreich) waren noch gut eineinhalb Stunden Zeit, die ich mit dem Kauf von Lesestoff und Proviant überbrückte. Das Verladen der Motorräder ging, da schon mehrfach praktiziert, schnell und ohne Komplikationen vonstatten. Nachdem die Schlafwagenabteile verteilt waren, ging es an Bord. Mit drei Mann in ein Abteil mit Sack und Pack. Ich kam mit Kurt und Klaus in ein Abteil, und es ging ans Umziehen. Aber das „Raus aus den Klamotten” erwies sich auf Grund der Enge im Abteil als problematisch, da wir dem „gesetzten Jahrgang” angehören und auch keine „Schlangenmenschen” sind. Also: zwei Mann auf den Flur, einer im Abteil zum Umziehen usw. usw.
Pünktlich um 14:27 Uhr fuhr der Autoreisezug los. Nachdem wir die Abteilschlüssel erhalten hatten, machten wir es uns im Restaurantwagen gemütlich. Gegen Mitternacht rief der Bettzipfel und nacheinander verschwanden wir, mit der wohlbekannten Zwangspause auf dem Flur, in den Betten.
Das Frühstück am nächsten Morgen verfeinerten wir durch eigenen Proviant und erreichten dann pünktlich gegen 10 Uhr den Bahnhof von Narbonne. Vom Bahnhofsvorplatz wurden wir mit einem Pendelbus zum Autoterminal gefahren, keine große Strecke, aber zu Fuß mit dem Gepäck zu weit.

 

Wir organisierten die Bewachung für das Gepäck und luden nacheinander unsere Mopeds ab. Einige Biker verfielen in Hektik, dachten wohl, sie kämen nicht früh genug runter. So gegen 11 Uhr fuhren wir los, nachdem jeder sein Gepäck verstaut und eventuell seinem besten Freund noch einmal die Hand gegeben hatte. Ein paar Kurven und schon waren wir aus der Stadt heraus Richtung Autobahn, recht einfach zu finden. Nach kurzer Fahrt auf der Autobahn gelangten wir bei trübem Wetter an die Mautstelle zum Karte ziehen. Einige kannten das System anscheinend nicht und fummelten hier bereits nach Geld; schließlich hat es doch geklappt.
Nach dem Passieren der französisch-spanischen Grenze wurde eine längere Mittagspause eingelegt. Die Weiterfahrt nach Barcelona in zwei Gruppen verlief zögerlich: Einer hatte wohl Angst vor’m Überholen, der Nächste hatte vergessen zu tanken und ein Dritter hätte fast sein Topcase verloren. Nach kleiner Kofferreparatur („Quax, der Bruchpilot”, wie wir ihn nannten, hatte zugeschlagen) erreichten wir gegen 17 Uhr den Fährhafen von Barcelona. Ja, so eine Gruppenreise bringt jede Menge Abwechslung! Wir durften die Mopeds an der Fähre im umzäunten Gelände abstellen und machten einen kleinen Stadtrundgang.
Das Einschiffen auf dem neuen Fährschiff „Fortuny” der Reederei Transmediterranea erfolgte gegen 22 Uhr. Aber wir konnten unsere Motorräder nur schlecht verzurren, da kaum Gurte vorhanden waren und auch nur Querstreben die Möglichkeit zum Vertäuen der Maschinen boten. So erfüllten unsere mitgenommenen Gurte doch noch ihren Zweck. Kurt und ich begaben uns zwei Decks höher in unsere Kabine (Vierbettkabine für Zwei). Und nach einer wohltuenden Dusche machten wir es uns bei Wein, Wurst, Käse und Brot gemütlich. Pünktlich um 23 Uhr legte die Fähre ab.
Mit dem Motorrad auf MallorcaMorgens gegen halb sechs sahen wir Backbord (für Landratten: linke Schiffseite, rotes Licht) die ersten Lichter von Mallorca. Eine gute Stunde später verließen wir die Fähre in Palma und fuhren über Llucmajor nach Proto Colom an der Ostküste. Hier bezogen wir unser Quartier für diesen Urlaub: Die Finca El Campesino, wo uns der ADAC-Reisebüro-Leiter Peter Speck freundlich begrüßte. Kurt und ich bezogen unser Doppelzimmer. Der Rest des Tages war frei.
Die Luft war sehr mild und so beschloß ich, noch einen Fußmarsch ins 1,5 km entfernte Porto Colom mit seinem schönen Hafen zu machen. Auffallend ist die starke Verschmutzung der Natur mit allem möglichen Abfall, von der Getränkedose, der Waschmittelplastikflasche bis zum Kadaver irgendwelcher überfahrener Tiere. Niemand räumt etwas weg. Schade eigentlich.
Das Abendessen mit Appetitanreger (Brot, Oliven, Kräuterquark mit sehr viel Knoblauch!) schmeckte hervorragend und dauerte zwei Stunden! Gegen Mitternacht fielen uns dann die Augen zu.
Am Mittwoch wachte ich aus alter Gewohnheit schon gegen 5 Uhr auf. Das Duschen gestaltete sich leider etwas problematisch: Der Wasserdruck war ausgesprochen mau und warmes Wasser kam erst nach längerer Zeit aus der Leitung. Dafür war das Frühstücksbuffet gut und reichlich, Kaffee satt!
Um 10 Uhr starteten wir zur ersten geführten Tour. Wie nicht anders zu erwarten, mußte der erste schon nach 5 km tanken, obwohl darum gebeten worden war, abends die Motorräder vollzutanken. Gruppenreise eben.
Das erste Ziel war die Ermita Sant Salvador, welches wir über die PM 401 Richtung Felanitx ansteuerten. Die Auffahrt auf den 509 m hohen Berg erfolgte mit großer Gelassenheit über zahlreiche Serpentinen. Einige waren so gelassen bei der Sache, daß sie fast in den Kurven stehen blieben, oder war es gar keine Gelassenheit sondern fehlende Fahrpraxis? Das Bremsmanöver eines Einzelnen führte zum Dominoeffekt. Und so mußte man nicht nur auf den Bus- und PKW-Verkehr achten, sondern auch noch ein wachsames Auge auf Vordermann (und Nachfolger, wie sich noch später zeigen sollte) haben.
Oben auf dem Berg thront das schlichte Kloster auf einer mächtigen Felsnase. Die hinter einem malerischen Innenhof gelegene Kirche wurde um 1716 erbaut, die kostbare Ausstattung ist aber wesentlich älter. Wie alle anderen Besucher wurden wir ebenfalls mit einer phantastischen Aussicht entschädigt.
Das nächste Ziel war das Herrenhaus Els Calderes De Sant Joan, das wir nach kurzer Fahrt auf der C 715, vorbei an Plantagen mit Mandelbäumen, über Villafranca de Bonany erreichten. Dieser Besitz gehörte der weit zurückreichenden Adelsfamilie Veri. Da es sich anscheinend um wohlhabende Leute gehandelt haben muß, ist die Ausstattung der Räume und des Hauses dementsprechend. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall; nur Zeit sollte man mitbringen.
Weiter ging die Fahrt über die C 715 nach Palma, wo wir in der Nähe der Kathedrale am Hafen parkten.
Wir besichtigten zuerst die imposante Kathedrale, dann folgte ein Fußmarsch in die benachbarten Viertel durch enge Gassen und über kleine Plätze. Am Plaza Drassana schließlich gönnten wir uns eine ausgedehnte Pause.
Die Rückfahrt über El Arenal war einfach furchtbar: ein Hotel nach dem anderen, Kneipen und Pommesbuden wechseln sich in unregelmäßiger Reihenfolge ab, nichts für mich, und die anderen Gruppenmitglieder empfanden genauso. Übrigens war unser älteste Teilnehmer 68 Jahre alt.
Über Llucmajor, die Stadt der Schuhmacher und verwaltungsmäßig die größte Gemeinde Mallorcas, ging es weiter an Mandel- und Johannisbrotbäumen vorbei nach Campos del Puerto und Felanitx (Geburtsort des Entdeckers Amerikas Christopher Columbus). Über die PM 602 erreichten wir gegen 18.30 Uhr alle wohlbehalten wieder unsere Finca. Die Steckenlänge betrug ca. 150 km. Auf der überdachten Terrasse ließen wir den Tag nach einem sehr opulenten und schmackhaften Abendessen ge-mütlich mit ein paar Bieren gemeinsam ausklingen.
Der nächste Tag war wieder als Ruhetag eingeplant. Die Sonne vom Vortag war einer leichten Bewölkung gewichen. Kurt und ich unternahmen eine kleine Tour nach Cala d’Or. Da nur Anlieger in den Ort fahren dürfen, marschierten wir zu Fuß zum und um den Yachthafen. Es lagen viele schöne Yachten da, auch aus Deutschland, viele zum Verkauf. Ganz schön teuer, wie auch die Getränke im Ort (ein Glas Cola knapp vier Euro). Auf kleinsten, mit Steinmauern eingefaßten Nebenwegen traten wir den Rückweg an.
Zurück in unserer Finca entschlossen wir uns, unsere Füße nicht zu „Gehwarzen” degenerieren zu lassen und liefen nach Porto Colom, um dort auf einer Parkbank am Ende des Hafens die weiche mediterrane Luft und die schöne Aussicht auf uns wirken zu lassen.
Mit dem Motorrad auf Mallorca Die zweite gemeinsame Tour am Freitag hatte als Zielpunkt den Leuchtturm vom Cabo Formentor, dem Nordkap der Insel. Es herrschte wieder herrlicher Sonnenschein. Die Strecke führte uns über Porto Cristo und Cala Millor. Beides mittlerweile große Touri-Zentren, aber mit etwas Glück kann man auch heute noch einige geruhsame Orte finden, so zum Beispiel in den kleinen Restaurants am gut geschützten Hafen von Porto Cristo. Nach einer kleinen Pause ging es über Artá weiter in Richtung Alcúdia. Doch bevor wir Alcúdia erreichten, kamen wir an der Bucht von Alcúdia vorbei, eine der schönsten Buchten der ganzen Insel. Als Surferparadies bietet sie ein malerisches Bild mit den vielen bunten Segeln, die über das blaue Wasser flitzen. Die Badeorte an der Badia d’Alcúdia, wie die Bucht auf Spanisch heißt, sind fest in deutscher Hand. Der bekannteste Ort ist Can Picafort (weite, saubere Strände), wo „das Leben” erst nach Sonnenuntergang beginnt und im frühen Morgengrauen endet.
Die Stadt Alcúdia (arabisch al-kudia: Hügel) wird von einer mittelalterlichen Stadtmauer umschlossen. Tritt man durch das Stadttor Puerta de San Sebastian, befindet man sich unversehens in engen Gassen. Zahlreiche alte Häuser künden von der großen Vergangenheit der Stadt als Residenz Mallorcas, später durch Palma abgelöst.
Weiter ging es an der Badia de Pollenca (eine herrliche Bucht: links die kleinen Pensionen und Hotels, rechts der Strand und das Meer und im Hintergrund das Tramuntana-Gebirge) vorbei nach Port de Pollenca, einem hübschen Fischer- und Hafenstädtchen mit eigenem Yachthafen. Und wenige Stops später erreichen wir die Halbinsel Formentor. 1929 wurde in dieser atemberaubenden Landschaft das Luxushotel „Formentor” gebaut, in dem sich die sogenannten „Großen” dieser Welt vom vermeintlichen Streß erholen. Der interessante Teil für uns begann jedoch erst nach der Hoteleinfahrt. Auf den nächsten zwölf Kilometern ging es bergauf und bergab, eine wahre Kurvenorgie. Es herrschte starker Tourismusverkehr, und so hieß es, öfter anhalten und die Busse des Gegenverkehrs durchlassen. Von der Straße hatten wir einen schönen Ausblick auf Port de Pollenca.
Nach längerer Zeit erreichten wir den Leuchtturm am Cap de Formentor mit dem kleinen und hoffnungslos überfüllten Parkplatz. Direkt unterhalb des Leuchtturms fanden wir Parkraum, da für Autos zu klein. Schon wieder schweißgebadet plünderten wir zunächst mal das mitgenommene Lunchpaket, das wir jeden morgen in der Finca für den Tag bekamen. Ausgeruht und gestärkt machten wir uns dann auf den Weg und wurden durch eine grandiose Aussicht belohnt. Bis zu 400 m fallen die steilen Klippen senkrecht ins Meer hinab. Wir konnten uns gar nicht sattsehen.
Auch die Rückfahrt über Pollenca, Inca, Sineu, Petra und Manacor war ein Erlebnis erster Klasse: Die lebhafte, malerische Stadt Pollenca liegt in einem fruchtbaren, zur Küste hin offenem Tal und gilt als Zentrum der Intellektuellen, lebt jedoch weitgehend vom Tourismus und von wiederbelebten, alten Handwerkszweigen wie der Schuh- und Textilindustrie. Inca ist die drittgrößte Stadt der Insel und neben Palma am dichtesten besiedelt. Sie ist ein bedeutendes landwirtschaftliches und industrielles Zentrum und dadurch leider auch einer der gesichtslosesten Orte der Insel. Sineu, im Mittelpunkt der Insel, wirkt außer an Markttagen etwas verschlafen. Ein interessantes Bauwerk ist die Pfarrkirche Nuestra Senyora de los Angeles aus dem Jahre 1248. Petra, ein kleines Landstädtchen, hat mit seinen verwinkelten Gassen mittelalterlichen Charme bewahrt. Das Städtchen ist der Geburtsort des Missionars Junipero Serra, der als Gründer der amerikanischen Metropole San Francisco gilt. Und Manacor ist das Zentrum der Kunstperlenindustrie; hierher werden die Touristen busweise herangekarrt.
Nach etwa 200 km wieder in unserer Finca, erfrischten wir uns vor dem üppigen Abendessen noch ausgiebig im hauseigenen Pool. Ein wunderschöner Tag war wieder viel zu schnell zu Ende.
Mit dem Motorrad auf Mallorca Es war wieder ein „freier Tag”. Kurt und ich fuhren nach Felanitx zum „Shoppen”. Wenn man von oben auf die Stadt blickt, was von den außerhalb der Stadt liegenden 25 z.T. verfallenen Windmühlen möglich ist, so schaut man auf ein Häusermeer mit flachen Dächern – ein Bild wie in Nordafrika. Wir parkten bei der Kirche Sant Miquel, die eine sehr imposante Fassade hat: Ihre Freitreppe aus Bachkiesel verbindet sich optisch mit der des Margareten-Brunnens: Ein fast theatrales Szenario.
Am nächsten Tag stand die dritte Tour an. Die Strecke führte über Felanitx, Petra, Sineu und Inca nach Selva, auf einem Hügel zu Füßen der Serra del Norte gelegen. Schon von weitem sieht man die gotische Pfarrkirche San Lorenco. Über eine dreiteilige Freitreppe gelangt man ins Innere, wo Bilder des mallorquinischen Meisters Antoni de Veri i Salas ausgestellt sind: So auch eine Kopie der „Heiligen Familie”, dessen Original im Louvre in Paris hängt.
Ab Selva war die Strecke sehr kurvenreich, und es hieß gehörig aufzupassen. Überhängende Felsvorsprünge und zerborstene Muschelkalkbrocken formen die steil abfallenden Berghänge. Etwa 12 km nach Selva bogen wir an der Straßengabelung Sóller/Pollenca nach rechts Richtung Pollenca auf die C 710 ab, um dann nach etwa 1,5 km links in eine kleine Nebenstraße zum Kloster Lluc (Monestir de Lluc) abzubiegen. Das Kloster Lluc in etwa 400 m Höhe erreichten wir nach etwa 1 km Fahrstrecke.
Nach einer längeren Pause riefen unsere Tourguides, denen ich an dieser Stelle für die gute Organisation und Durchführung der Touren danke, wieder zum Aufbruch. Der Höhepunkt des Tages stand uns noch bevor. Wir bogen auf die berüchtigte La Colobra ab. Wenn man auf die Landkarte sieht, läßt sich schon erahnen, was auf einen zukommt. Wie eine Natter windet sich die Straße in zahllosen engen Kurven und Serpentinen 800 m hinab und überwindet mit 15 km Straßenlänge gerade einmal 4 km Luftlinie. Eigentlich führt diese Straße ins „Nichts”, denn in der Siedlung am Ende der Straße leben nur ein paar Familien, hauptsächlich vom Tourismus. Aber die Fahrt lohnt sich. Höhepunkt ist der Nus de la Sa Corbretta, der „Krawattenknoten”, eine Kurve von fast 360 Grad. Nach den obligatorischen Fotos ging es die selbe Strecke zurück, da es keine andere Straße gibt. Bergauf fuhren wir nun aber einzeln, meistens im zweiten, mitunter auch im ersten Gang; Kurve um Kurve, unterbrochen nur von kurzen geraden Stellen.
Am vereinbarten Treffpunkt wieder vereint, nahmen wir die kurvenreiche C 710 Richtung Sóller unter die Räder. Die Landschaft ist bezaubernd: einerseits die schroffe Schönheit des Tramuntana-Gebirges, andererseits die wunderbare Aussicht auf die buchtenreiche und zerklüftete Küste. Hier sollte man genügend Zeit mitbringen und die wenigen Parkmöglichkeiten an der schmalen Straße nutzen, denn hinter jeder Kurve ist eine neue schöne Aussicht!
Sóller, eine eher französisch anmutende Kleinstadt, ist Endstation des „Roten Blitzes”, einer nostalgischen Privatbahn von 1912, 1927 von Siemens elektrifiziert, die Palma mit Sóller verbindet. Eine Fahrt dauert ca. eine Stunde und ist eine Attraktion der besonderen Art. Ca. 2,5 km entfernt liegt Port de Sóller. Beide Orte sind durch eine nostalgische Straßenbahn von 1913 miteinander verbunden.
Der Heimweg führte auf der C 711 gen Palma; wir hatten die Alternative zwischen dem mautpflichtigen 3 km langen Straßentunnel und dem Paß Coll de Sóller. Kurt und ich benutzten den Paß, und mehr als zwei dutzend Haarnadelkurven entschädigten uns für die Mühe. Leider hatten wir in den Kurven mit tief eingefrästen Rillen zu kämpfen, also immer sinnig voran, bergauf und bergab. Von Palma aus ging es auf den wohlbekannten Wegen zur Finca zurück. Streckenlänge heute etwa 200 km.
Der nächste Tag war wieder „frei”. Eine schöne Regelung: Gemeinsame Ausfahrten und Tage zur freien Verfügung im täglichen Wechsel.
Kurt und ich legten heute einen Badetag ein. Wenn man schon auf der Insel ist, muß man doch mindestens einmal im Meer gebadet haben. Also rauf auf die Böcke und ab zum Leuchtturm von Porto Colom. Kurz davor geht es scharf rechts herum, und nach einigen Metern waren wir am frei zugänglichen Strand. Unsere Motorräder stellten wir an der Straße unter Kiefern im Schatten ab und begaben uns an den Strand. Mit leicht geröteter Haut machten wir uns wieder auf den Heimweg und wuschen uns im Pool das Salz von der Haut, eine Wohltat.
Dienstag stand Tour „Vier” auf dem Plan. An dieser wollten Kurt und ich nicht teilnehmen, da einige Teilnehmer es doch sehr eilig hatten, und wir lieber eine Tour auf die gemütliche Art machen wollten. Also meldeten wir uns beim Tourguide für diesen Tag ab. Eine knappe Stunde nachdem die Gruppe die Finca verlassen hatte, kehrten die ersten schon wieder zurück und berichteten, daß es unweit der Finca fürchterlich zu regnen angefangen hatte und die Straßen sehr schmierig wären. Kurz danach waren alle wieder zurück, und es schüttete fürchterlich. Also nichts mit lustig heute.
Abreisetag! Pünktlich um 9.45 Uhr brachen wir Richtung Palma auf. Kurz vor Felanitx fing es zu nieseln an, dann ein richtiger Landregen. So ein Mist!
Im Fährbahnhof stellten wir uns unter ein langes Dach und es klarte langsam auf. Um 13 Uhr legte die Fähre ab, und gegen 20 Uhr erreichten wir alle wohlauf den Fährhafen von Barcelona. Auf dem Festland war es bedeutend kälter als auf der Insel. Wir wollten an diesem Tag noch in unser Quartier in Girona, und daher begaben wir uns gleich auf Achse. Die Fahrt durch Barcelona war wegen des starken und südländisch geprägten Verkehrs sehr anstrengend. Etwas später waren wir auf der Autobahn Richtung Girona. Es wurde flott gefahren, und bald konnten wir die vorbestellten Zimmer des Novotels un- weit der Ausfahrt Nr. 8 beziehen.
Einer relativ ruhigen Nacht folgte ein ordentliches Frühstück, dann fuhren wir nach Narbonne. Die Belegung im Zug erfolgte wie gehabt in den gebuchten Schlafwagenabteilen. Pünktlich trafen wir am nächsten Morgen in Hamburg-Altona ein.
Fazit: Ein wunderschöner Motorradurlaub unter Gleichgesinnten und etwa Gleichaltrigen auf einer landschaftlich wunderschönen und abwechslungsreichen Insel. Die ausgearbeiteten Touren hatten uns die unterschiedlichen Landschaften und Vegetationen gezeigt. Es wird bestimmt nicht mein letzter Urlaub auf Mallorca gewesen sein.

Adresse der Finca El Campesino:
Apartado de correos, 102;
E-07660 Cala d’Or; Mallorca
Tel: 0034-971 83 74-27; Fax: -96
Besitzer sind Deutsche
Preis: ca. 45 Euro / Person & Tag im DZ incl. Frühstück. EZ +30%