Egal was kommt


Am 2. August kommt bundesweit ein Film in die Kinos, der nicht nur Fernreisefans bewegen wird. Christian Vogel machte das, wovon viele Motorradfahrer ein Leben lang träumen: Er machte sich auf den Weg!

Christian Vogel ist 34 Jahre alt, als er sich seinen Herzenswunsch erfüllt: Einmal die Erde auf dem Motorrad umrunden.

Er kündigt die Wohnung und hängt seinen Job als Fernsehjournalist an den Nagel. Gerade erst frisch verliebt, fällt der Abschied dann besonders schwer, denn wie lange er seine Freundin und seine Familie nicht sehen wird, ist ungewiss. Am 19. Mai 2015 begann der Aufbruch ins Unbekannte. 

 Die Reise barg nicht nur spektakuläre Momente und unvergessliche Erlebnisse, sondern auch diverse Gefahren. Immer wieder sind es hilfsbereite Menschen, die Christian Vogel in vermeintlich ausweglosen Situationen zur Seite stehen und ihn seinem Ziel näherbringen. Ein schwerer Unfall in Indien stellt ihn schließlich vor die vielleicht größte Herausforderung seines Lebens. Mitreißend und authentisch erzählt Christian Vogel in seinem Kinofilmdebüt „Egal was kommt“ von Höhen und Tiefen und hilfsbereiten Gefährten. Was als Reise um die Welt begann, wird zu einer Reise zu sich selbst. 333 Tage Abenteuer durch 22 Länder: Von den Wäldern Kanadas bis in die Steppe der Mongolei, von den Stränden Goas bis in die Berge des Hima­laya. Über 50.000 Kilometer legte Christian auf seiner BMW GS 1200 ADV zurück. Das Drehbuch wurde vom täglichen Abenteuer geschrieben, die Kamera wich dabei nie von seiner Seite. 

Ungefähr neunzig Prozent der Bilder im Film wurden von Christian mit einer Panasonic GH4 und einer GoPro Hero 4 gedreht. Weitere fünf Prozent der Aufnahmen entstanden mit Hilfe von Mobiltelefonen – teilweise von anderen Personen und Mitreisenden, die das Material später zur Verfügung stellten. Das restliche Material, da­runter die Ankunft zu Hause,
wurden von Bernd Rischner aufgenommen. Aus rund 600 Stunden Filmmaterial entstand dann in fast 100 Tagen Schnittarbeit der Kinofilm.

Ein Interview mit Christian Vogel haben wir auf der Kradblatt-Website veröffentlicht. Dass die Welt nicht so ist, wie wir sie in unserer Vorstellung oft erleben, erkennen viele Reisende erst unterwegs. Christian auf die Frage „Hat sich durch diese Reise deine Sicht auf die Welt verändert?“: „Ja, das hat sie. Vor allem hat sie Vorurteile in mir abgebaut; woher auch immer diese kamen. Ich habe erkannt, dass meine Ängste und Vorstellungen nur in meinem Kopf existierten und nichts davon real ist. Die Welt und ihre Menschen sind schon ziemlich in Ordnung.“

Den Trailer zu „Egal was kommt“ kann man sich bereits jetzt online anschauen und der macht definitiv Lust auf den ganzen Film! Man findet ihn, zusammen mit weiteren Infos, unter www.egalwaskommt-derfilm.de und auf Youtube.

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Interview mit Christian Vogel

„Egal was kommt“ – Deine Lebensphilosophie?

Mittlerweile ja. Es wird schon irgendwie gehen, man kann dem Leben ruhig vertrauen. Wenn man einmal um diese Welt gefahren ist, dann lernt man das.

Woher kommt deine Liebe zu Motorrädern? Woher kommt Liebe?

Ich glaube, diese Frage lässt sich so einfach nicht beantworten. Aber ich möchte es mal so versuchen: Ich selbst fühle mich – sobald ich auf meinem Motorrad sitze – unbeschreiblich frei. Es macht mich zufrieden und ich bekomme nirgends den Kopf so frei, wie unter meinem Helm. „Helmet time“ nannte es ein Freund aus den USA. Als ich das erste Mal auf einem Motorrad saß, habe ich mich in dieses Gefühl verliebt. So einfach ist das!

Wie entstand die Idee zu der Reise? Was hat dich zu dieser Reise inspiriert?

Die Idee zu dieser Reise gab es schon sehr lange. Ich habe irgendwann, ich glaube mit sechzehn, das Buch von einem Italiener gelesen. Der ist, aufgrund einer Kneipenwette, in einhundert Tagen ohne Geld einmal um die Welt gereist. Seit diesem Moment hat mich das irgendwie nicht mehr losgelassen – dieser Gedanke, das auch mal zu machen. Und da ich schon als Jugendlicher Motorräder toll fand, war die Kombination für mich irgendwie klar. Ich wusste: Ich werde einmal mit dem Motorrad um die Erde fahren. Irgendwann tue ich das. Daraus wurde mit den Jahren eine tiefe Sehnsucht.

Was war der Punkt, an dem Du gemerkt hast: Jetzt ist die richtige Zeit?

Es gibt immer gute Gründe, irgendetwas nicht zu tun. In meinem Fall waren das Ausbildung, Studium, Beziehungen, Berufsstart und mir fehlte auch einfach immer das Geld. Doch die Sehnsucht war immer da – irgendwo tief in mir drin. Mit den Jahren wurde ich dann in meinem Job als freier Fernsehredakteur und Autor erfolgreicher. Das führte allerdings dazu, dass mein Leben mit der Zeit immer stressiger wurde – immer mehr Termine, immer mehr Meetings. Schließlich habe ich nur noch Stories am Fließband produziert. Bis ich mich irgendwann gefragt habe: Soll das für mich immer so weitergehen? Was ist denn mit meiner eigenen Geschichte? Ich habe gespürt, dass ich langsam unzufrieden werde und gleichzeitig habe ich auch unzufriedene Menschen in meinem Leben gesehen, die ihren Moment verpasst haben. Und ich wusste, so willst du nicht werden. Deswegen habe ich gesagt: Du tust das jetzt! Egal, was du dabei verlierst. Und egal, wie hoch der Einsatz ist, du musst das tun. Du musst dieser Sehnsucht nachgeben.

Wurdest du bei der Entscheidung unterstützt?

Die Entscheidung war eine ziemlich einsame, das habe ich mit mir selbst ausgemacht. Aber eben weil ich auch schon so viele Jahre immer davon gesprochen habe, hat es meine Familie und viele Freunde nicht mehr gewundert. Klar, es gab auch kritische Stimmen und Bedenken in meinem Umfeld. Vor allem aber haben mich meine Eltern – insbesondere meine Mutter – in dieser Entscheidung unterstützt. Sie wussten schon insgeheim, dass so etwas auf sie zukommt. Sie haben das schon jahrelang gespürt.

Wie lange hast du dich vorbereitet? Wie müssen wir uns die Vorbereitung vorstellen?

Ich habe etwa ein Jahr zuvor mit meinen Vorbereitungen zur Reise begonnen. Durch vorherige Motorradtrips war mir klar, dass ich natürlich nicht alles planen kann – jeden Tag, jeden Kilometer. Dennoch: Ich habe viel gelesen, mich im Netz informiert und Kontakt zu anderen Menschen gesucht, die eine ähnliche Reise schon gemacht haben. Unterm Strich sind es wahrscheinlich Wochen oder gar Monate, die ich in meiner Freizeit allein am Schreibtisch oder mit Freunden in der Werkstatt verbracht habe. Wenn ich zurückblicke, dann kann ich sagen: Vieles von dem was ich vorbereitet habe, wäre nicht nötig gewesen. Denn vom ersten Tag verlief meine Reise ganz anders als ich sie mir vorgestellt habe. Manche Dinge sind natürlich schon wichtig, bestimmte Visa beispielsweise, die lassen sich nur von zu Hause organisieren. Man sollte auch ein bisschen Ahnung von Motorrädern haben. Ich musste zum Beispiel erstmal lernen wie man ganz einfache Reparaturen vornimmt oder Reifen mit der Hand wechselt.

Du hast auf dieser Reise 22 Länder bereist. Hast du die Route und die einzelnen Reiseziele vorab festgelegt, oder auch spontan entschieden? Oder anders: Warum gerade diese Route?

Im Grunde genommen war es ganz einfach. Für mich stand fest: Auf dieser Reise möchte ich einmal um die Erde fahren. Das heißt: Ich habe mir irgendwann einen Globus geschnappt und damit begonnen, ihn zu drehen. Erst links und dann rechts rum. Und da ich kein Wort Russisch spreche, war für mich ziemlich schnell klar, dass ich in den USA starte. Und dort angekommen einfach immer geradeaus – nach Westen – fahre. Beim zweiten und dritten Mal Globus-Drehen habe ich dann die Orte gesehen, die mich schon immer gereizt haben – zum Beispiel die Mongolei, Pakistan, Indien und der Iran. Das heißt, ich habe dann noch den einen oder anderen Schlenker mit eingebaut – in meinem Kopf. Entsprechend habe ich versucht, meine Visa zu organisieren. Aber das war es im Grunde auch schon. Das heißt, ich wusste recht genau welche Länder ich durchqueren wollte, aber die genaue Route hat sich durch Tipps, Einladungen, Wetterumschwünge oder Straßensperren, oft erst vor Ort ergeben.

Gab es besonders schwierige Situationen auf der Reise? Was war deine größte Herausforderung?

Wie immer im Leben gibt es gute und schlechte Tage. Den vielleicht schlechtesten Tag auf meiner Reise hatte ich in Indien, nach ungefähr einem halben Jahr auf der Straße. Hier hatte ich einen schweren Motorradunfall, der alles verändert hat und mich beinahe zur Aufgabe gezwungen hätte. Ich möchte an dieser Stelle aber natürlich nicht zu viel verraten, die Leute sollen ja schließlich noch ins Kino gehen. Daneben gab es natürlich viele andere kleine und große Schwierigkeiten – Dinge die man eben nicht vorhersehen kann. Im Nachhinein betrachtet muss ich aber sagen: Ich hatte immer Hilfe und oftmals auch einfach nur viel Glück.

Wie haben die Menschen, die du unterwegs getroffen hast, auf dich und deine Geschichte reagiert?

Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich, so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Aber eigentlich waren sie alle positiv. In den USA oder auch in Russland sind Motorradreisende aus Europa beispielsweise so gar nichts Besonderes. In der mongolischen Steppe oder am Rande der afghanischen Grenze schon eher. Hier trifft man auf Menschen, für die es vollkommen unvorstellbar ist, was ich da gerade mache, welchen Weg ich bereits zurückgelegt habe oder was mich antreibt. Wenn man diesen Menschen erzählt, dass man im Grunde einem Gefühl folgt, dann schauen sie einen nur ungläubig an – was absolut verständlich ist. Für viele Menschen auf dieser Erde ist es allein finanziell oder politisch schlichtweg unmöglich, überhaupt jemals ihr Land zu verlassen.

Du bist allein mit deiner Maschine losgefahren. War es dir wichtig, alleine zu reisen? Wenn ja, warum? Worin siehst du die Vor- und Nachteile?

Im Vorfeld gab es schon den einen oder anderen, der gesagt hat: Coole Sache, ich komme mit! Als es schließlich konkreter wurde, war allerdings irgendwann klar, dass ich alleine losfahre. Was im Nachhinein wiederum die richtige Entscheidung war. Denn allein unterwegs zu sein, bedeutet, dass man auch unmittelbar mit den Folgen seine Entscheidungen konfrontiert wird. Es gibt kein Korrektiv, man muss sich nicht ständig abstimmen oder Kompromisse eingehen. Du wirst quasi gezwungen, auf andere Menschen zuzugehen und Ihnen zu vertrauen. Die Menschen, die man trifft und die Erfahrungen, die man mit ihnen macht – das macht das Reisen aus. Das macht schließlich auch das Leben aus. Und am Ende des Tages: Es gibt weit über sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde. Wirklich allein ist man eigentlich nie, es sei denn man möchte das unbedingt.

Gab es Momente, die du gerne geteilt hättest?

Ja, die gab es. Wenn ich zurückblicke, dann hätte gerne jeden einzelnen Tag mit meiner Freundin Miriam geteilt; auch wenn das vielleicht im Gegensatz zu meiner vorherigen Antwort steht. Sie merken schon, hier wird es kompliziert. Aber so ist das eben, wenn man verliebt ist. Um nicht zu viel zu verraten, würde ich auch hier sagen: Schauen Sie sich den Film an. Ich glaube es ist nicht nur eine Reisedoku, sondern auch ein Liebesfilm geworden. Zumindest wurde mir das schon mehrfach gesagt.

Wo hat es dir am besten gefallen, und warum?

Diese Frage lässt sich kaum beantworten, da so viele schöne Orte auf meinem Weg lagen und ich so viele wunderbare Menschen getroffen habe. Ein Ort, der mir allerdings als besonders in Erinnerung geblieben ist, ist Pakistan. Dieses Land, das nach den Anschlägen vom 11. September so unter Druck steht und medial einen sehr schlechten Ruf hat. Ich habe dort eine großartige Zeit erlebt.

Würdest du noch einmal alle Zelte abbrechen und aufbrechen in die weite Ferne?

Jederzeit. Reisen ist eine Leidenschaft, die mit jedem Mal stärker wird. Ich bin mittlerweile süchtig danach. Wobei ich spüre, dass nun für mich erst einmal andere Abenteuer anstehen; vor allem auf privater Ebene. Womit wir wieder bei der Liebe wären und meinem Tipp, vielleicht einfach ins Kino zu gehen.

Was hast du durch diese Reise gelernt? Hast du dich dadurch verändert?

Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, seiner Sehnsucht nachzugeben – trotz aller Ängste und Hürden, die damit verbunden sind. Man kann zuversichtlich sein und darf nicht aufgeben, egal wie aussichtslos die Situation auch zu sein scheint. Darüber hinaus kann ich sagen: Ich bin deutlich gelassener geworden, nicht zuletzt weil ich erkannt habe, dass viele Probleme, die ich hier in Deutschland habe, eigentlich gar nicht so groß sind. Hat sich – durch diese Reise – deine Sicht auf die Welt verändert? Ja, das hat sie. Vor allem hat sie Vorurteile in mir abgebaut; woher auch immer diese kamen. Ich habe erkannt, dass meine Ängste und Vorstellungen nur in meinem Kopf existierten und nichts davon real ist. Die Welt und ihre Menschen sind schon ziemlich in Ordnung.

Worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?

Meine Reise um die Welt war ein Abenteuer. Ohne Drehbuch. Ohne Schauspieler. Die Geschichte, die ich in meinem Film erzähle, ist genauso wie das Leben selbst. Und das Leben schreibt ja bekanntlich die besten Geschichten – spannende, witzige, romantische und auch traurige. Und genau darauf dürfen sich die Zuschauer freuen, würde ich sagen.

EGAL WAS KOMMT startet am 2. August bundesweit in den Kinos.