aus Kradblatt 9/24 von Thomas Heinsohn
Das ominöse Windschild im Harz …
Mit Freunden bin ich Anfang Juni in den süd-östlichen Teil vom Harz gefahren. Jeder mit seiner eigenen Maschine, auf zum ersten Ziel, unsere Unterkunft „Zur Unterklippe in Friedrichsbrunn“. Zu zweit bezogen wir je ein schönes und voll ausgestattetes Ferienhaus im Holzhaus-Stil.
Touren waren schnell geplant, und schon machten wir uns auf den Weg. Nur um einige Ziele zu nennen: Kyffhäuser-Denkmal, Harzer Bike-Schmiede in Zilly, das Luftfahrtmuseum in Wernigerode, Rappbodetalsperre. Immer auf Nebenstraßen gemütlich unterwegs. An passenden Stellen eine Pause eingelegt, um die herrliche Landschaft und oftmals die weite Aussicht genießen zu können.
Dann kam der Tag, an dem ich Bekanntschaft mit dem Windschild machte. Auf dem Rückweg von Pullmann City bei Hasselfelde fuhren wir auf der B81 in Richtung Blankenburg (Harz). Nach ca. 2 km kommt die K1351, die nach Stiege führt. Von dort über Allrode sollte es wieder zurück nach Friedrichsbrunn gehen.
In die K1351 eingebogen stellten wir sofort fest, dass man hier nicht mit der sonst üblichen Geschwindigkeit über Land fahren kann. Die Straße war zwar geteert, aber schmal und gewölbt. Zudem war sie doch sehr wellig und an vielen Stellen mit Schotter übersät. Wenn sich zwei PKW auf dieser Straße begegneten, dann mussten sie mit den Außenreifen durch den seitlich an beiden Straßenrändern befindlichen Schotter fahren.
Nach einigen Kurven kam dann die für mich verhängnisvolle Rechtskurve. Kurz vorher noch von 50 auf 40 km/h abgebremst, die Kurve angesteuert, und da gab es schon den Schlag am Vorderrad. Alles Weitere geschieht in Bruchteilen von Sekunden. Die mögliche Entscheidung – in Blitzgeschwindigkeit gedacht – war, meine Harley-Davidson Road King in der Kurve hinzuschmeißen oder sie zu retten. Geradeaus hatte ich eine Wiese erkannt und es gab in diesem Augenblick kein Gegenverkehr. Ich entschied mich für den zweiten Weg. Doch dann ging es erst mal von der geteerten Strecke auf den ausgefahrenen Schotterstreifen. Der Höhenunterschied betrug ca. 10–15 cm und es ging abwärts. Also der nächste Schlag, das nächste Mal durchgerüttelt und von da ging es ca. 1,5 Meter eine Schotterböschung hinab in eine leichte Grabenmulde. Da ich die Böschung schräg nehmen musste und die Maschine für solche Geländefahrten zu schwer ist, brach das Heck aus und rutschte mit einem Ruck nach unten. Unten angekommen machte das Motorrad noch einen Meter Vorschub, bevor es dann endlich zum Stehen kam. Leider war durch das Wegrutschen und gleichzeitige noch Vorwärtsfahren mein rechtes Bein vom Trittbrett nach hinten gerissen worden und als die Maschine sich auf die rechte Seite legte, wurden durch das Gewicht mein Schien- und Wadenbein gebrochen.
Der Notruf war schnell abgesetzt und schon nach kurzer Zeit war der RTW vor Ort und die Besatzung sagte neben mir hockend: Wir wussten gleich, welche Kurve gemeint war.
Nach wenigen Minuten traf der Notarzt ein und auch er sagte, dass er gleich wusste, in welcher Kurve der Unfall war. Im RTW hat dann der Notarzt noch zum Rettungssanitäter gesagt, dass sie ja nun schon öfter hier waren und auch schon den einen oder anderen hier mit dem Kopf unterm Arm rausgeholt haben.
Nun zu dem Windschild an dem Baum: Auf diesem waren zu diesem Zeitpunkt 16 Striche. Meine Mitfahrer berichteten, als die Polizei die Pylonen zur Absicherung des Unfallortes wieder einsammelte, nahm ein Polizist eine Spraydose aus dem Einsatzfahrzeug und machte den 17 Strich auf das Schild. Auf die Frage meiner Mitfahrer was es denn damit auf sich habe wurde geantwortet, dass es sich jetzt um den 17. Unfall in dieser Kurve für die Saison 2023 /2024 handelt!
Da ich den Fall an einen Rechtsanwalt abgegeben habe zur Klärung, ob eine Vernachlässigung der Verkehrssicherungspflicht vorliegt, habe ich unsere Ferienhaus-Besitzerin Katharina gebeten, Fotos von der Strecke und der Kurve zu machen. Diese Bilder erstellte sie 8 Tage später und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen als ich sie zu sehen bekam. Ich musste glatt zweimal hinschauen und die Augen auf und zukneifen. Auf dem Schild war nun ein 18. Strich!
Mit diesem kleinen Erfahrungsbericht möchte ich alle weiteren Verkehrsteilnehmer und vor allem Biker auf diese Gefahr hinweisen, denn scheinbar ist dort vor Ort immer noch nichts geschehen.
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