aus bma 03/04
von Marcus Lacroix

Ganganzeige PG8:
Ganganzeige + Schaltlicht Kennt Ihr das: man fährt locker über Land und hat ständig das Gefühl, man müsste noch einen Gang hochschalten? Kein Wunder bei dem Dampf, den die Motorräder heutzutage oft zur Verfügung stellen. Da wünscht man sich doch echt eine Ganganzeige. Technisch eigentlich kein Problem – schon meine Fahrschulmaschine in den 80er Jahren hatte eine. Auch meine BMW R 1100 GS ließ mich dank FID nicht im Unklaren. Bei manchen Maschinen hat man auch einen Leerweg oberhalb des letzten Ganges, bei vielen anderen hingegen kann man höchstens anhand der Drehzahl den eingelegten Gang erraten.
Abhilfe verspricht die Ganganzeige PG8 der britischen Firma Acumen-Electronics, die von der Engel Tuning aus Nuthe-Urstromtal vertrieben wird. Das Teil eignet sich für alle Motorräder die einen elektronischen Tacho haben. Das sind heutzutage fast alle, denn auch wenn ein Zeiger (analog) zu sehen ist, erfolgt die Ansteuerung meist elektronisch (digital). Für Bikes mit alten mechanischen Tachos ist ein separater Impulsgeber lieferbar.

Die PG8 ist mit blau, gelb, rot oder grün leuchtender Anzeige erhältlich und ca. 25x35x23mm groß (B/L/T). Sie kann mit beiliegendem Klett einfach im Cockpit befestigt werden. Der Anschluss der fünf Drähte erfolgt nach einem relativ einfachen Schema. Wer sich noch nie mit Fahrzeugelektrik beschäftigt hat oder über zwei linke Hände verfügt, greift aber besser zu einem Adapterkabel, das für verschiedene Modelle bereits erhältlich ist oder wendet sich an seinen Motorradhändler. Mit dem Adapterkabel ist der Einbau fast ein Kinderspiel.
Nachdem alles an seinem Platz ist, erfolgt die „Programmierung” der Ganganzeige. Das Teil muss lernen wieviele Gänge (max. 8) das Motorrad hat und wie es den Leerlauf anzeigen soll. Der Vorgang ist nicht weiter kompliziert, ein Montage- oder Hauptständer empfiehlt sich aber dabei, da die PG8 bei laufendem Motor die eingelegte Gänge abfragt. Die Einstellung im Fahrbetrieb ist auch möglich, doch sollte man dafür eine abgelegene Strecke wählen, da ein Knopf hinten an der Ganganzeige gedrückt werden muss. Den beiliegenden Stift, mit dem der Knopf gedrückt wird, sichert man während der Einstellerei am besten mit Klebeband. 

Die Anzeige lässt sich unter normalen Lichtverhältnissen gut ablesen. Bei ungünstigem Lichteinfall spiegelt die Oberfläche jedoch. Abhilfe schafft es z.B. bei unserer Suzuki SV 1000 S (die derzeit für fast alle Produkttests herhalten muss), die Anzeige etwas tiefer in die Schatten spendende Verkleidung zu setzen. Die rot anzeigende PG8 ist aus Gründen der Ablesbarkeit eigentlich den anderen vorzuziehen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die leichte Anzeigeverzögerung beim Gangwechsel. Die PG8 errechnet den eingelegten Gang aus Motordrehzahl in Relation zur Geschwindigkeit – das geht nicht so schnell wie das Umlegen eines Schalters. Reißt man bei sportlicher Fahrweise zügig die Gänge durch, kommt die Anzeige nicht so schnell hinterher. Sie „hängt” sich aber nicht auf und sobald die Beschleunigungsphase abgeschlossen ist, wird der eingelegte Gang wieder korrekt angezeigt. Im Alltag stört dies jedoch nicht weiter und speziell das „Nachhakeln” im letzten Gang entfällt gänzlich. Die PG8 empfiehlt sich also nicht nur Anfängern.

Schaltlicht PD8:
Um es vorweg zu nehmen: der Name ist etwas unglücklich gewählt, da die Anzeige nicht nur einen Schaltzeitpunkt signalisiert, sondern auch als Drehzahlmesser fungieren kann. Dennoch dürfte das Schaltlicht im Gegensatz zur Ganganzeige eher sportlich orientierte Motorradfahrer oder Umbau-Freaks ansprechen. Bei einem exklusiven spartanischen (Fighter-) Umbau kann man so auf den Drehzahlmesser verzichten und das PD8 als extravagante Drehzahlkontrolle einsetzen.
Adapterkabel Interessanter wird das Schaltlicht bei Renntrainings. Dort ist es nicht immer ganz einfach, den Drehzahlmesser im Auge zu behalten. Speziell Fahrer von Maschinen mit den modernen, schwer ablesbaren LCD-Balken-Drehzahlmessern kennen die Problematik: immer wieder rennt das Bike in den Begrenzer. Das stört nicht nur die Konzentration, sondern kostet auch Zeit.
Das PD8 besteht aus sieben im Kreis angeordneten weißen LEDs sowie einer Mittel-LED. Der äußere Ring wird auf einen beliebigen Drehzahlbereich programmiert, die Mittel-LED signalisiert die eingestellte Schaltdrehzahl. Der Einbau ist genauso einfach wie bei der PG8, das Adapterkabel ist für den gleichzeitigen Anschluss beider Anzeigen vorbereitet. Ohne Adapter müssen drei einzelne Drähte angeschlossen werden. Der Einbau sollte so erfolgen, dass die PD8 bei renntypischer Haltung gut ins Auge fällt.
Die Programmierung des Schaltlichts bietet vielfältige Möglichkeiten. Die Programmieranleitung liest sich zunächst etwas komplizierter, doch der Schein täuscht. Wichtig ist beim PD8 vor allem, dass man sich vorher gut überlegt, was man eigentlich angezeigt haben möchte. Dazu greift man sich am besten ein Leistungs-/ Gangdiagramm seiner Maschine, idealerweise ein frisch auf dem Prüfstand erstelltes, alternativ eines aus einer Fachzeitschrift.
Bei unserer SV soll die Anzeige den auf der Rennstrecke wichtigen Drehzahlbereich und die Schaltdrehzahl anzeigen. Laut Diagramm beträgt das Leistungsmaximum der SV 117 PS bei 9200 U/min., das Drehmomentmaximum liegt bei 7300 U/min. In diesem Bereich sollten wir uns also bewegen, um zumindest von der Motorleistung her auf dem Rundkurs im optimalen Bereich unterwegs zu sein. Ab 9200 U/min fällt die Leistungskurve bis zum Begrenzer ab. Spätestens bei 9300 U/min sollte also geschaltet werden. Der Schaltsprung lässt die Drehzahl etwas abfallen und idealer Leistungsanschluss ist gesichert.
Den Diodenkranz programmieren wir so, dass er bei 7300 U/min mit der ersten LED zu leuchten beginnt und alle 300 U/min bis zum Erreichen von 9100 U/min eine LED zuschaltet. Bei 9300 U/min signalisiert die mittlere LED dann den Schaltpunkt. Alternativ kann auch die ganze LED-Einheit bei Erreichen der eingestellten Maximaldrehzahl blinken. Hier muss jeder durch Ausprobieren die für ihn beste Einstellung finden. Zum Üben einer drehzahlabhängigen Fahrweise kann man das Schaltlicht für die Landstraße auch auf einen niedrigeren Bereich einstellen, denn sonst ist man schnell jenseits von gut und böse unterwegs.
Über Farbfilterscheiben in rot, blau, gelb und grün bzw. der abgebildeten Vierfarb-Blende wird das PD8 den persönlichen Wünschen angepasst.
Alternativ zum PD8 ist auch das Schaltlicht SL1 lieferbar, das über einen LED-Cluster sehr hell das Erreichen der Schaltdrehzahl signalisiert.
Ganganzeige PG8 und Schaltlicht PD8 kosten jeweils 98,50 Euro. Bei beiden sorgt ein automatischer Dimmer dafür, dass die Leuchtkraft bei Nacht vermindert wird. Das Adapterkabel kostet 43 Euro und das SL1 gibt es für 85 Euro. Durch die universelle Verwendbarkeit kann man die Anzeigen bei einem Fahrzeugwechsel problemlos an die neue Maschine anpassen und auch die Programmierung kann jederzeit und beliebig oft geändert werden. Zur englischsprachigen Einbauanleitung liefert Engel Tuning eine gut verständliche Übersetzung.
Mehr Infos zu den Produkten bekommt Ihr auf der Website www.ganganzeige.net oder fragt Euren Motorradhändler.