Vorwort der Ausgabe 4/09 von Mathias Thomaschek (www.zweirad-online.de)

Hallo Leute!

 

Ein Kunde betritt die Filiale einer weltweit vertretenen Gastronomiekette, die entweder braten oder grillen, schlendert lässig an den Tresen und fragt: „Na, was gibt’s denn heute alles kostenlos zum probieren“. „Wir haben heute den McBurger im Angebot“ kommt es freundlich von der anderen Seite. Sofort wird ihm ein McBurger ausgepackt und angeboten. Herzhaft beißt er zu und nachdem der halbe McBurger vertilgt ist, kommt das Urteil: „Nee, der schmeckt ja überhaupt nicht, haste nichts anderes?“
Der Thekenmann wieselt nach hinten und zaubert das neue Menü mit Pommes auf’s Tablett. „Was soll das denn sein?“ mault der Kunde, „das sind doch keine Pommes, die bekomme ich ja anderswo viel billiger und mehr gibt’s dort auch!“. Der Thekenmann erwidert schüchtern: „Aber wir haben sie doch extra frisch gebacken und sie stammen von Spitzenkartoffeln“. – „Interessiert mich nicht, aber für’s halbe Geld ess ich deinen komischen Fraß. Und warum gibt es hier eigentlich nichts zu trinken?“. Prompt hat er einen Becher Cola in der Hand. „Ist nicht voll,“ kommt postwendend der Kommentar. Und während die eine Hand noch lässig eine Pommes nach der anderen zum Munde führt, referiert der Kunde ausführlich über die Erfahrungen mit Bratbuden wie dieser, dem besseren Geschmack der Konkurrenz und seinen aus diversen Foren gesammelten fundierten Kenntnissen über Systemgastronomie. Dann der entscheidende Satz: „Weißt du, das schmeckt mir hier eigentlich alles nicht, ich wünsche dir noch einen schönen Tag.“ Dreht sich um, und verlässt eiligen Schrittes, aber ausreichend gesättigt das Lokal.

Klar, das hier ist ein real unvorstellbares und frei konstruiertes Szenario. Spätestens nach dem Begehr des Probierens wäre der Kunde zügig aus der Reihe der zu Bedienenden aussortiert und bei ersten Anzeichen von verbaler Kritik dem Restaurantleiter vorgestellt worden, der für zügige Entfernung aus seinem Wirkungsbereich gesorgt hätte. Ersetzt man den Begriff „Systemgastronomie“ (bei Bedarf geht auch Postamt) aber durch Motorradhändler,wird das Bild schon wieder stimmiger. Schließlich muss ja erst mal Probe gefahren werden, was man hinterher sowieso nicht kauft. Schließlich darf man dort ungestraft das Produkt schlecht machen und den Mitbewerber oder das Internet mit seinen all-wissenden Foren in den Himmel loben. Und schließlich hört einem der Händler geduldig zu, wenn man in stundenlangen Monologen sein Halbwissen, seine verdrehten Ansichten und die allgemeine politische und wirtschaftliche Lage der Welt aus dem eigenen Blickwinkel referiert.

Denkt mal darüber nach, bevor ihr beim nächsten Besuch mit der „Ich-bin-Kunde-auf-die-Knie-mit-dir-du-mieser-kleiner-Motorradfuzzi“-Absicht den Laden betretet. Man sieht sich immer zweimal im Leben. Und beim zweiten Mal brauchst du ganz schnell und dringend etwas, was er dir geben kann……aber nicht muss.