Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 4/22 von Marcus Lacroix

Und wir dachten, Corona wäre ein Problem …

Frieden - Peace - Pace

Ein Kradblatt-Leser fragte mich, ob wir in dieser Ausgabe Stellung zum Ukraine-Krieg beziehen werden. Die Frage hatten wir uns hier auch schon gestellt, da manche Leser/innen eine Vermischung von Hobby und Politik konsequent ablehnen. Die Ukraine ist uns aber in jeder Hinsicht näher als die meisten anderen Kriege auf der Welt und wohl keiner von uns kann (und sollte) sich dem entziehen. Ich zitiere Papst Franziskus aus seinem Tweet zum Krieg in der Ukraine: „Jeder Krieg hinterlässt die Welt schlechter, als er sie vorgefunden hat. Krieg ist ein Versagen der Politik und der Menschheit, eine beschämende Kapitulation, eine Niederlage gegenüber den Mächten des Bösen.“ 

Letztendlich hat aber auch das Thema, mit dem wir diese Ausgabe aufmachen, mit der aktuellen politischen Lage zu tun: es geht um die Spritpreise. 

Da hat es so manch einem in den letzten Wochen Tränen in die Augen getrieben – und das waren keine Tränen der Freude. Fahrer von E-Fahrzeugen dürften sich das eine oder andere hämische Grinsen beim Passieren einer Tanke nicht verkniffen haben. Aber auch in dem Bereich steigen die Kosten, wenn auch auf einem ganz anderen Niveau.

Im ersten Augenblick habe ich befürchtet, jetzt lassen alle ihre Motorräder stehen und das Kradblatt sieht alt aus. Doch halt! Mein Motorrad verbraucht deutlich weniger als mein Auto und ich müsste doch mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn ich jetzt nicht verstärkt aufs Motorrad setze. Denn mal ehrlich: die meisten Fahrten mit dem Auto erfolgen doch aus Bequemlichkeit. Das Antüdeln der Motorradklamotten, speziell im Winter, braucht halt etwas mehr Zeit. Und am Ziel (Arbeit, Freunde, Sport …) muss man sich ggf. umziehen. Neben dem gesparten Benzin gibt’s aber noch einen anderen Grund für den Umstieg aufs Motorrad: die Freude am Fahren. Gerade in Zeiten, die einen psychisch belasten, bietet die Fahrt mit dem Motorrad eine geradezu heilende Wirkung. Der Spruch „den Kopf frei fahren“ kommt ja nicht von ungefähr.

Klar, es gibt auch Motorräder, die sind echte Schluckspechte, da lohnt es sich aus finanzieller Sicht nicht, das Auto stehen zu lassen. Aber auch hier ist der psychologische Effekt nicht zu verachten. Und wenn man mal nachrechnet, ist der erste Schock auch schnell verdaut: Bei einem Durchschnittsverbrauch von 5,5 Litern/100 km braucht ihr auf 5.000 km 275 Liter Benzin. Bei einer Preissteigerung von 35 ct/Ltr. macht das bei 5.000 km genau 96,25 €. Das sind bei einer Saison von 9 Monaten gerade mal 10,70 € im Monat. Ganz sicher kein Grund, aufs Motorrad zu verzichten. Dann lieber etwas weniger Chips und Schokolade, die machen nur vordergründig glücklich. Tatsächlich braucht mein eigenes Motorrad übrigens nur 3,89 Liter/100 km, dokumentiert auf Spritmonitor.de.

Passend dazu findet ihr ab Seite 32 einen schönen Artikel von Clemens Gleich, in dem er sich über die Effizienz von Motorrädern Gedanken macht und warum in Asien trotzdem so viele davon herumfahren.

Bislang ist für die meisten von uns der Energieverbrauch ja nicht wirklich Thema bei einer Neuanschaffung. Das könnte sich jetzt aber zunehmend ändern, egal ob bei Verbrennern oder EV. Und Kinder muss man nicht mit dem Auto zum Sport fahren, uns reichte früher auch das Fahrrad. Aber da sind wir schon im saarländischen Wahlkampf des Herrn Hans