Beim Motorradfahren ist besondere Vorsicht gefragt, doch oft genug ziehen wir am Kabel nach dem Motto „wird schon gutgehen“, oder?! Wie denkt ihr darüber?

Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 8/15
von Marcus Lacroix

Du kannst doch mal eben …

mal ebenKennt ihr das? Mann (Frau evtl. auch, tendenziell ist es aber wohl eher eine männliche Un-Tugend) will „mal eben“ etwas erledigen. Nicht unbedingt zwischen Tür und Angel aber doch zumindest ohne großen Aufwand. Ist ja schnell gemacht, sagt man sich …

Ich wollte neulich an meinem 750er Honda Integra mal eben ein Plastikteil austauschen. Er hatte etwas zu viel Schräglage und so ein Kratzer kann einen ja schon ärgern, vor allem wenn das Mopped noch neu ist. Der Honda-Händler hatte das Teil in kürzester Zeit am Start und die Frage „kriegst du das selbst eingebaut?“ lächelte ich natürlich professionell weg „Natürlich kriege ich das mal eben eingebaut, ich schraube ja nicht erst seit gestern …“. Der Verkäufer lächelte mich freundlich an und wünschte mir viel Spaß beim Basteln.

Eine ganze Weile später fragte ich mich, ob der eine Mundwinkel nicht evtl. doch eher amüsiert denn freundlich verzogen war. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber gedanklich bereits die gesamte Honda-Produktentwicklung mit Kurzschwertern ausgerüstet und erwartete den gemeinschaftlichen Seppuku, nachdem sie sich bei mir entschuldigt hatten. Es war doch nur so ein kleines Plastikteil, das ich mal eben austauschen wollte …

Das Foto gibt nur unvollständig die Zerlege-Aktion wieder. Ich bin mir aber sicher, dass man auch mit Werkstatthandbuch – das ich natürlich nicht hatte – ebenso viele verschiedene Schrauben und Plastiknippel hätte entfernen müssen. Das ist dann der Moment wo man davor sitzt und sich denkt „hätte ich es evtl. doch lieber in der Werkstatt machen lassen sollen?“.

Gut, wiederum eine Weile später war alles zurück an seinem Platz und die Adern schwollen trotz mittlerweile wohl 30 Grad in der hochsommerlichen Garage wieder ab.

Zu diesem Zeitpunkt musste ich an die vielen Motorradmechaniker in den Werkstätten denken, die im farblich zur Firmen-CI passenden Overall vor sich hin schwitzten, damit unsereins Motorrad fahren kann. Und an die Kunden, die entweder am Tresen stehen oder unaufgefordert direkt in die Werkstatt stiefeln und fragen, ob der Mechaniker „mal eben“ dieses oder jenes machen könnte.

Mal eben den mitgebrachten Reifensatz aufziehen, mal eben die Kette spannen oder den günstigen Internet-Kettenkit wechseln – man will ja am Wochenende zur lange geplanten Alpen-Tour aufbrechen. Mal eben den Motor anhören, der macht doch irgendwie komische Geräusche – stand jedenfalls in Forum xyz. Mal eben …

Lehnt man scheinbar unbeteiligt am Tresen eines Händlers, dabei ein Heiß- oder Kaltgetränk schlürfend und die Ohren gespitzt, kann man nur staunen, was alles so mal eben gefragt wird. Und wenn der Händler dann sagt es tue ihm Leid, aber mal eben geht da gar nichts, es wäre ja Saison und die Werkstatt läuft jenseits der Kapazitätsgrenze weil einfach kein Personal zu kriegen ist, dann kann man bisweilen Kunden sehen, für die man sich fast fremdschämen muss. Verlangt ein Händler für eine doch mal eben erbrachte Leistung auch noch Geld, dann ist mitunter alles vorbei. Das müsse doch mal eben so gehen, schließlich habe man vor 10 Jahren ein Motorrad dort gekauft!

Wie sind eure Erlebnisse mit „mal eben“? Privat oder beim Händler …

 

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