Gedanken üder das Motorrad-Basteln und begangene Fehler. Lernen wir aus der Vergangenheit? Und wann hört man auf zu lernen?

Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 7/16
von Marcus Lacroix

Von Schraubern und Fehlern …

Marcus Doetlingen 1992

Früher war alles besser, das Wetter, die Motorräder, die Straßen, die deutsche Mark sowieso, der Himmel war blauer, die Verkäufer freundlicher und die Sorgen viel kleiner … Gefühlt mag das ja in dem einen oder anderen Fall auch so gelten, Statistiken habe ich mir keine angeschaut.

Aber eine Sache war früher doch wirklich häufiger, oder irre ich mich auch dabei: früher – was bei mir persönlich motorradtechnisch 1986 bedeutet – haben wir viel mehr selbst an unseren Motorrädern geschraubt.

Früher, da bin ich auf dem Fußboden rumgerutscht, wenn die Ventile der BMW mal wieder eingestellt werden mussten. Der Carport war zugig, hatte aber immerhin ein Dach, Motoren wurden im Schuppen zerlegt und im Winter durfte das Moped zum Schrauben auch mal mit ins Wohnzimmer. Spaß hat es gemacht!

Und heute habe ich eine Garage mit Hebebühne, für alles das passende Werkzeug und komme kaum weiter als bis zur normalen Fahrzeugpflege und dem Anbau irgendwelchen montagefreundlichen Zubehörs. Für Inspektionen geht’s zum Händler, der sich natürlich darüber freut und auch leben möchte. Dabei macht basteln doch immer noch Spaß. Denke ich aber an die Anschaffung einer neuen Baustelle, nur so zum entspannten Schrauben, sagt das Kleinhirn zum Großhirn „Lass es, du hast doch eh keine Zeit”.

Hatten wir früher also einfach mehr Zeit? Ist man alt, wenn man von „früher” erzählt? Wie hält man sich auch im Alter schraubermäßig in Schwung? Fragen über Fragen, die ich mir wohl nicht alleine stelle …

Einige wenige Menschen in meinem Umfeld basteln immer noch mit der gleichen Leidenschaft wie früher. Und beim Besuch des Teilemarktes in Bockhorn konnte man auch etliche junge Schrauber zwischen den Silberrücken (Pardon, -bärten) sehen. Vielleicht sollte ich einfach mal wieder ganz locker mit einer Ruine anfangen und das Alltagsmotorrad weiterhin zum Händler bringen …

In dem Zusammenhang gab es auf Facebook neulich eine schöne Diskussion bzw. Frage: „Was waren eure schlimmsten Schrauberfehler”.

Rückblickend kommt da doch so Einiges bei mir zusammen. Und bei manchen Fehlern wäre es sicher günstiger gewesen, gleich zu einer Motorradwerkstatt zu gehen. Ich habe für mich alle Fehler immer als Lehrgeld verbucht und manches ist ja zum Glück auch glimpflich ausgegangen. So habe ich z.B. mal an der Maschine unserer heutigen Setzerin die Bremssattelschrauben nicht korrekt angezogen. Als wir die erste fehlende Schraube zufällig bemerkten, jenseits der Alpen rund 1500 Kilometer weiter in Südfrankreich, hatten wir doch ein etwas mulmiges Gefühl. Das hätte ins Auge gehen können.
Ein anderes Mal hatten wir bei einem Kumpel vergessen Motoröl einzufüllen. So eine Honda Dominator läuft erstaunlicherweise auch eine ganze Weile ohne. Und warum man Motorräder auf einer Bühne besser mit Gurten sichert weiß man auch erst dann, wenn einem eine ungesicherte entgegen kommt. Klasse ist es auch, wenn man die Kolbenbolzensprengringe vergisst – merke: das Klappern eines neu aufgebauten Motors verschwindet nicht durch mehr Drehzahl!

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