Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 05/19 von Marcus Lacroix

Dankbar sein für Polizeikontrollen?

Marcus mit Energica EsseEsse9 und Blackwild KombiDie Boulevardpresse hat uns Motorradfahrer zum Saisonstart immer ganz besonders lieb. Wir liefern nicht nur aufsehenerregende (Negativ-) Schlagzeilen, mit uns kann man auch wunderbar die sensationsgierigen Leser triggern. Und das Schlimme dabei: wir fallen selbst auch noch drauf rein.

Erst kürzlich habe ich mich durch diese Überschrift zum Klicken verleiten lassen: „Polizei hält laute Ducati an – dann rotten sich Biker zusammen“ – gesehen bei extratipp.com, einer Clickbait-Plattform der Mediengruppe Offenbach-Post (Nein, ich verlinke den Mist hier extra nicht!)

Für alle nicht so online-affinen Leser ein Auszug aus Wikipedia: „Mit Clickbaiting bzw. Klickköder wird medienkritisch ein Prozess bezeichnet, Inhalte im World Wide Web […] anzupreisen. Clickbaits dienen dem Zweck, höhere Zugriffszahlen und damit […] mehr Werbeeinnahmen durch Internetwerbung oder eine größere Markenbekanntheit der Zielseite bzw. des Autors zu erzielen. Ein Clickbait besteht in der Regel aus einer reißerischen Überschrift, die eine sogenannte Neugierlücke […]  entstehen lässt. Sie teilt dem Leser gerade genügend Informationen mit, um ihn neugierig zu machen, aber nicht ausreichend, um diese Neugier auch zu befriedigen.“

Bei der Formulierung „zusammenrotten“ in Verbindung mit „Bikern“ („Rocker“ wäre wohl zu weit von der Wahrheit weg gewesen) rechnet man doch irgendwie mit einer Verschärfung der Situation, womöglich gar einem Angriff auf die Polizei. Letztendlich – nachdem man leider draufgeklickt und damit den Köder geschluckt hat – stellt sich alles anders als vermutet bzw. befürchtet dar: Ein Ducatifahrer mit einem illegalen, noch dazu mit Extra-Loch manipuliertem Auspuff wurde aufgrund des verursachten Lärms rausgewunken. Und ein paar Motorradfahrer, die auf dem Parkplatz pausierten, lobten die Polizei für ihr Einschreiten, zeigten mit einem erhobenen Daumen ihre Sympathie und distanzierten sich von dem lärmenden Biker.

„Mehrheit der Motorradfahrer lehnt Lärm ab“ wäre ja auch nichts gewesen, was die Masse anklickt, da muss man schon den Klischee-Hammer rausholen.  Die Website sollte man definitv meiden, denn bei näherer Betrachtung besteht sie nur aus hohlen Ködern. Interessanter ist da schon, was für Diskussionen die Meldung unter Motorradfahrern auslöst.

Da gibt es doch glatt einige, die die Daumenhoch-Biker als Nestbeschmutzer und Verräter ansehen. Mit der Polizei dürfe man nicht zusammenarbeiten und sie sollten sich schämen …

Ganz ehrlich liebe „Kollegen“, ihr habt doch einen Nagel im Kopf. Gerade diese ewiggestrigen, asozialen Rumlärmer sind es doch, die dafür sorgen, dass immer mehr Strecken gesperrt werden. Und ich kann die Anwohner sogar verstehen, die sich gegen den Lärm wehren. Hier in Norddeutschland haben wir eher wenige Strecken, die gefährdet sind. Aber gerade in bergigen Regionen mit schönen Kurven – die wir alle genießen wollen – machen uns ein paar Lärmer alles kaputt.

Ich persönlich bin über jede Polizeikontrolle, die solche Krawallfahrer rausfischt, froh. Denn solange die fischen, wird nicht gesperrt. Und wer die Polizei dabei als Feind ansieht, hat offenbar grundsätzlich ein falsches Rechtsverständnis. Die Spielregeln sind allen bekannt – wer sich nicht dran halten will, darf halt nicht mehr mitspielen. Das war im Sandkasten schon so, aber wahrscheinlich ist bei den Krawallern in der Kindheit was schief gelaufen. An zu kleinen Eiern oder zu kurzen Schniedeln kann es nicht liegen, Frauen fallen nämlich eher selten durch Lärm auf …