Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 3/20 von Marcus Lacroix

Ärger schon vor dem eigentlichen Saisonstart …

Kradblatt Editorial 3/20 - Marcus sein Senf...

Saisonstart – juhuuu, endlich geht es wieder los. Die meisten Frühjahrsmessen sind mit Drucklegung gelaufen und erfreuten sich hohem Besucherinteresse. Motorradfahren ist und bleibt ein emotionales Thema, das will man anfassen, live sehen, draufsitzen, probefahren – da können Firmen ihre Insta- & Facebook-Storys noch so sehr aufblasen. Verkauft wird im Fachhandel und da gehts im März/April mit den Aktionstagen weiter!

Passend zum Saisonstart kommt natürlich auch die obligatorische Mahnung: Liebe Leser, lasst es langsam angehen. Auch wenn ein paar von uns im Februar bei 13 Grad (plus, wohlgemerkt) schon die ersten Runden gedreht haben – der Adrenalinschub bei der ersten Ausfahrt ist arg verlockend. Schmeißt euer Möppi also nicht gleich in den nächsten Acker, die Saison ist noch lang! Der Hinweis auf Sicherheitstrainings darf natürlich auch nicht fehlen: MACHT DA MIT! Egal wie gut ihr fahrt oder meint fahren zu können, Training unter Anleitung sensibilisiert, On- wie Offroad, Racetrack oder Straße. Bei mir stehen der (ich glaube mittlerweile) 5. Offroad-Grundlagenkurs vor unserer Kradblatt-Endurotour und ein Kurven- und ein Schräglagentraining schon im Kalender. Trainings-Anbieter findet ihr mehrere hier im Kradblatt und eine Nachfrage bei der Berufsgenossenschaft oder beim Arbeitgeber zwecks Kostenbeteiligung kann auch nicht schaden.

Jetzt fragt sich der eine oder andere Leser sicherlich, warum ich in der Überschrift das „gar nicht“ in Klammern eingefügt habe. Tja, das Thema Motorradlärm und Streckensperrungen beschäftigt uns in diesem Jahr nicht erst in der Saison sondern direkt zum Einstieg.

Während wir hier in Norddeutschland bisher noch recht gut davonkommen, formiert sich weiter im Süden Widerstand. So konnte man kürzlich in der „Schwäbischen Zeitung“ lesen „Mehr als 80 Städte, Gemeinden und Landkreise wollen die Politik dazu bewegen, gegen den Motorradlärm in Baden-Württemberg vorzugehen …“ (nachzulesen bei der Schwaebische-Zeitung). Da kochte die Seele des Motorradvolks in den Kommentarspalten auf Facebook & Co. natürlich direkt wieder hoch. Und wenn man dort als Motorradfahrer Verständnis für die Anwohner zeigt, bekommt man die negativen Auswirkungen „asozialer“ Medien direkt zu spüren. Randnotiz: im richtigen Leben spricht keiner so mit einem! Als Motorradfan nimmt man Motorradgeräusche natürlich anders wahr, ich persönlich möchte aber trotzdem nicht an einer stark frequentierten Motorradstrecke wohnen. Ist man dort bei jemanden zu Gast, bekommt das Wort „Fremdschämen“ eine neue Qualität.

Und dabei sind es ja nicht nur die angeblich Wenigen unter uns, die unangepasst mit lärmend manipulierten Tüten umherballern. Die Fahrzeughersteller reizen mit Klappensteuerungen das Sound-Engineering bis zum Letzten aus. Bei Autos übrigens auch, da ist es nicht besser – nur die Lobby ist größer. Letztendlich bleibt nur der Gesetzgeber, auf freiwilliger Basis ändert sich doch in keinem Bereich etwas zum Guten.

Dem bleibt als einfachstes Mittel dann die Streckensperrung und so haben wir 2020 auch schon die erste am Start: die L687 zwischen Rönkhausen und Wildewiese im Sauerland ist an Wochenenden und Feiertags bergauf in Fahrtrichtung Sundern von April bis Oktober gesperrt. Richtig: BERGAUF – also nichts mehr mit rauf und runter bis zum Sonnenuntergang (siehe Sauerland-Kurier). Argumentiert wird mit Unfallzahlen (5 Tote in 10 Jahren) – „Maßnahmen wie Tempolimits, Überholverbot, Richtungstafeln, Leitplanken mit Unterfahrschutz oder Rüttelstreifen hätten in den vergangenen Jahren nicht gefruchtet“, so der Leiter des Straßenverkehrsamtes des Kreises Olpe.

Tja, was soll man dazu sagen? …