Vorwort der Ausgabe 01/10
Hallo Leute!
Stress am Dorumer Kutterhafen…
Anfang Dezember bekamen wir per e-mail einen Terminhinweis auf einen Motorradfahrer-Gottesdienst, der Anfang April 2010 am beliebten Motorradfahrer-Treffpunkt in Dorum stattfinden sollte. Klasse – die Saison geht los!
Kurz darauf kam die Bitte, den Termin wieder zu streichen – Dorum macht gegen Motorradfahrer mobil. Einen Artikel unter dem Titel „Viel Lärm um laute Maschinen” kann man unter www.nordsee-zeitung.de nachlesen .
Die Entwicklung ist sehr Schade, denn in den letzten Jahren hat sich der Ruf der Motorradfahrer eigentlich sehr verbessert – dachten wir zumindest. Auf Anfrage haben wir eine Stellungnahme des Samtgemeindebürgermeisters, Wolfgang Neumann, erhalten, der nachfolgend die andere Seite der Medaillie beleuchtet.
Marcus Lacroix
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Motorradfahrer haben schon immer die touristischen Anlagen besucht. Der mit den Motorrädern verbundene Lärm wurde wie der PKW-Lärm toleriert, weil nicht unverhältnismäßig.
Seit etwa drei Jahren registrieren wir vermehrt Beschwerden von Feriengästen und Einwohnern über den Lärm von Motorradfahrern. Ursache dafür ist unseres Erachtens eine sich stetig erhöhende Anzahl von Motorradfahrern. Dies liegt daran, dass ein Händler auf der Hafenterrasse des Kutterhafens gezielt Werbung an Motorradfahrer richtet. Teilweise sind im Sommer an Wochenenden bis zu 300 Motorradfahrer gleichzeitig anwesend, die dort eine Pause einlegen und Eis, Brötchen und so weiter verzehren. Die Strandeinrichtungen werden im Regelfall nicht genutzt.
Als jetzt der Händler für den Ostermontag 2010 einen Biker-Gottesdienst in Rahmen einer Großveranstaltung organisierte, zu der nach eigenen Angaben bis zu 1200 Biker und sonstige Teilnehmer kommen sollen, brach die Akzeptanz der Eigentümer von Ferienhäusern und -wohnungen zusammen. Es hagelte Beschwerden gegen die Veranstaltung.
Aus diesem Grunde habe ich unsere Kurdirektorin gebeten, die grundsätzliche Problematik auf die Tagesordnung der Kurausschuss-Sitzung zu nehmen. Dort hatte je ein Vertreter von Pro und Contra Motorradfahrer die Gelegenheit seine Stellungnahme abzugeben. Wegen der fortgeschrittenen Zeit wurde die Diskussion ohne Beschluss abgebrochen und auf die nächste Kurausschuss-Sitzung vertagt. Zwischenzeitlich hat eine im Samtgemeinderat vertretene Fraktion eine Antrag gestellt, die beabsichtigte Großveranstaltung abzulehnen. Nach dem mir bekannten Stimmungsbild ist anzunehmen, dass der Antrag eine große Zustimmung finden wird. Ob weitere restriktive Maßnahmen wie Parkverbote im Hafenbereich erlassen werden, bleibt abzuwarten.
Sicherlich wird es Ihnen als Interessenvertreter der Motorradfahrer schwerfallen, zu akzeptieren, dass in einem Kurort Ruhe und Erholung Vorrang haben. Es ist aus meiner Sicht nicht einzusehen, dass der geschäftliche Vorteil einiger Händler auf der Hafenterrasse zu Lasten der Mehrheit der anderen im Tourismus Tätigen geht. Dorum – Neufeld und unsere strukturschwache Region leben davon, das Feriengäste sich hier wohlfühlen, einen schönen, ruhigen Urlaub verleben und nicht durch Großveranstaltungen oder übermäßigem Lärm gestört werden.
Gegen den Besuch von Biker ist grundsätzlich nichts sagen. Wir befürchten nur das Übermaß und die damit verbundenen negativen Folgen für den Tourismus.
Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Neumann, Samtgemeindebürgermeister
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Kommentare
6 Kommentare zu “Editorial 01/10 – Stress am Dorumer Kutterhafen…”
3. Mogo Bremerhaven
Danke, Tina – das freut mich wirklich, das zu lesen. Ich begleite mit meinen Chören bereits seit 2000 jährlich mindestens einen Motorradgottesdienst der Saison und war bei allen Motorradgottesdiensten dabei, die in der Großen Kirche stattgefunden haben. Uns macht das Ganze auch Spaß: Ihr seid nämlich ein Publikum, das in der Kirche aufwacht und mitgeht.
Meine Glad(E)makers und ich sind – so die Große Kirche wieder anfragt – sofort auch wieder mit dabei im nächsten April oder Mai…!
Stressfrei
Man war mit der Prophezeiung von 1000 Motorrädern wohl zu optimistisch – bei Nieselregen kamen gut 200 Motorräder zusammen, der Großteil brav ab Dorum-Ort hinter der Polizei herfahrend, die Bösen schon vorher direkt den Hafen anfahrend. Wir waren auch böse (allerdings ohne Geknatter).
Die von Superintendent Bochow und Pastor Hunger gehaltene Andacht war ein ganz normaler Gottesdienst ohne speziellen Bikeranstrich und beschäftigte sich im Wesentlichen mit der „Freiheit der Fischer“ an der Nordseeküste. Ein Fischer stellte sich dem Gespräch mit dem Pastor, es wurde gesungen – alles im normalen Rahmen, also nicht speziell auf Motorradfahrer abgestimmt.
Sicher eine gute Idee und ein netter Akt auch für die Urlauber, dieser Gottesdienst am Hafen – um eine Irreführung der zweirädrigen MoGo-Enthusiasten zu vermeiden, sollte jedoch beim nächsten Mal vollständig auf ein gezieltes Anwerben von Kradlern in der Motorradfachpresse verzichtet, sondern nur im lokalen „Käseblatt” NZ ausschließlich Familien und Touristen angesprochen werden. Dann wird auch eine erneute Panik bei den Anwohnern ausbleiben, die dieses Mal durch die Ankündigung von 1000 Zweirad-MoGo-Besuchern ausgelöst wurde, was der Toleranz gegenüber den Bikern sicher nicht gerade zuträglich war und zum Aufbau eines Feindbildes beigetragen hat.
Im krassen Gegensatz zu dem Gottesdienst für Otto Normal am Kutterhafen stand der 3. Bremerhavener Motorradgottesdienst in der Großen Kirche, der am letzten Sonntag stattfand. Pastor Scheider hat zusammen mit Pastor de Buhr wieder alles gegeben.
Man glaubt es kaum, aber nach den 2 gelungenen MoGos der vergangenen Jahre war noch eine Steigerung möglich – eine launige Predigt mit viel Humor, aktuellen Bezügen, aber auch nachdenklichen Momenten sowie mitreissenden Songs des Gospelchors von Vivian Glade begeisterte die Teilnehmer, die nach der Andacht mit etwa 300 Bikes zu einem gut organisierten Korso durch die Stadt mit Ziel Schaufenster Fischereihafen aufbrachen, wo an der Pier und auf dem Hauptplatz geparkt werden durfte. Der Bauernmarkt und eine Fahrradmesse boten Gelegenheit zum Stöbern, und auch der Benzinschnack kam bei dem großen Angebot an Kaffee und Kuchen, Fischspezialitäten und anderen Snacks nicht zu kurz. Der 4. Bremerhavener MoGo ist damit 2011 wieder ein absolutes Muss.
Waffenruhe
Es scheint, als ob die Motorradfahrer zunächst einmal an ihrer liebgewonnenen Kaffeepause mit Hafenblick festhalten können.
Fakt für alle, die auf der Runde nach Feierabend hin und wieder dort einen Stopp einlegen, ist jedoch, dass es vor Ort gleich zu Saisonbeginn Geräusch- und Geschwindigkeitsmessungen geben wird, da man nach wie vor von Seiten eines Teils der SPD stark daran interessiert ist, die Motorradfahrer am besten auf den bisher auch von PKW ungenutzten Parkplatz links vor dem Deich zu verbannen oder zumindest dazu zu bewegen, die Maschinen auf der PKW-Parkfläche zwischen den beiden Hafenterrassen (also ohne direkte Sicht von der Kaffeeterrasse I) abzustellen – beides selbstverständlich gegen Gebühr.
Als Mittel, das Parken auf der bisherigen – eigentlich nicht erlaubten – Fläche direkt vor der Hafenterrasse I zu verhindern, kamen z. B. Poller zwecks Sperrung zur Sprache.
Sicher ist also faktisch gar nichts – ausser der Tatsache, dass das Thema uns garantiert im kommenden Frühjahr wieder beschäftigen wird.
Im Moment befinden wir uns im winterlichen Waffenstillstand.
Die Einigung der Tolerierung des zweirädrigen Massenauftritts zu Gottesdienstzwecken stellt lediglich einen wackeligen Konsens dar, der wohl auf der Anwesenheit der für die Biker sprechenden Polizei (Betonung: keinerlei Unfälle oder Beschwerden rund um das Dorumer Tief) und des Kirchenvertreters beruhte. Biker sollen nicht mehr direkt als Gäste für die Veranstaltung angeworben werden, aber die Teilnahme am Gottesdienst mit Motorrad wird ihnen nicht verwehrt.
Allerdings wird die Anfahrt zum Hafen am Ostermontag nur in einer großen Gruppe möglich sein, im Gänsemarsch angeführt von der Polizei. Sammelpunkt der Motorradfahrer ist vor dem Ort, und von dort aus geht es dann gemeinsam los. Zweck der Übung: schnelle und damit angeblich laute Fahrer sollen von der Rennleitung ausgebremst werden.
Wie der Rückzug dann erfolgen wird, dazu gab es noch keine Ideen. Ob nun strategisch (d. h. alle bleiben so lange, wie sie dürfen und müssen dann gemeinsam leise wieder abfahren) oder ungeordnet (sprich: jeder macht sich nach eigenem Gusto lustvoll tösend von dannen) – man darf gespannt sein.
Sobald sich am Dorumer Tief etwas hinsichtlich der Park- und Zufahrtssituation ändert, wird man dies sicher hier lesen können.
In diesem Sinne – eine gute und gesunde Saison 2010!
Auf dass es endlich wärmer wird.
die Politik rudert zurück
Ich war gestern dort. Dort bei dieser Ansammlung von uns „bösen, lauten Bikern“ und einigen wenigen – teilweise unwissenden – Ratsmitgliedern.
Ein Lob auf die örtliche Polizei, der nette Herr mit Zopf hat den roten Teufeln zu verstehen gegeben, das ihre Angst vor den Krawallbrüdern völlig unbegründet ist. Seitens der Polizei gibt es demnach weder Einwände gegen den motorisierten Tageskurgast und auch nichts gegen die friedliche Ansammlung von Gottesanbetern mit Kutte. Es wurde jedoch auch darauf hingewiesen, dass zukünftig mehr auf die Geschwindigkeit (30) geachtet werden sollte.
Dem Kaffe am Kutterhafen steht also aktuell kein Politiker mehr im Weg – mal sehen wamm es sich ändert…..
Hallo zusammen,
ich wohne hier in Dorum nunmehr an die 12 Jahre und bin, seit dem ich den BMW Motorrad Stammtisch Dorum ins Leben gerufen habe, hier Jahr für Jahr aktiv mit dem Bike über das Jahr unterwegs,noch niemals in den vergangenen Jahren bin ich auch nur einmal von einem Anwohner oder Urlauber am Dorumer Kutterhafen darauf angesprochen worden das das hier ja wohl eine Ansammlung von Krawallbüdern wäre und man sich irgendwie gestört fühle.
Im Gegenteil, manch einer kommt unvermittelt auf Dich zu, ob jung oder alt, einfach neugierig oder interessiert nimmt man freundlich das Gespräch auf…das verstehe ich unter Toleranz und miteinander umgehen…heute stören angeblich die Motorradfahrer, morgen sind es Kinder, dann folgen bellende Hunde und der gartenverliebte Nachbar muß sein Rasenmäher in Schach halten…tolle Werbung für eine landschaftlich schöne Gegend die sich eher darum bemühen sollte Gäste an sich zu binden statt sie auszugrenzen oder zu reglementieren.
Rücksicht und Verständnis von allen lautet die Devise..aber nicht preußisches Imponiergehabe, so long!
Da schlage ich den neuen bma auf und was muss ich gleich auf der ersten Seite lesen? Die Dorumer Gemeinde, mein Geburtsort, läuft Sturm gegen Motorradfahrer die zum Kutterhafen fahren. Panikartig reagieren sie auf die Ankündigung, dass ein Motorradgottesdienst am Hafen stattfinden soll.
Irgendwie erinnert mich die ganze Situation an jene, die in den 90er Jahren in Dangast bei Varel stattgefunden hat. Damals wollte man auch die Durchfahrt für Motorradfahrer in Dangast sperren, weil man auch Angst hatte, die Motorradfahrer würden die Kurgäste vertreiben. Die „Motorradinitiative Dangast”, die schnell gegründet wurde, hat sich dagegen gewehrt und bei einer großen öffentlichen Sitzung im alten Kurhaus (es war bis zum Bersten voll!) haben wir uns mit dem Oberbürgermeister von Varel, Karl-Heinz Funke darauf geeinigt, wenn wir dafür sorgen, dass die Motorradfahrer leise durch Dangast fahren, gibt es keine Sperrung für Motorradfahrer.
In den folgenden Wochen wurden Plakate an Händler verteilt und ich konnte, das tollste Verkehrsschild meines Lebens gestalten, welches dann am Ortseingang von Dangast aufgestellt wurde.
Was die Gemeinde Dorum vergisst ist, dass der durchschittliche deutsche Motorradfahrer über 40 Jahre ist und auch Familienvater. Die Gemeindevertreter haben also bestimmt nicht bedacht, wenn sie den Motorradfahrer vertreiben, dieser auch keine Lust mehr hat, mit seiner Familie die Strandanlagen zu benutzen. Und im April ist das Wetter in Dorum noch nicht so toll, so dass die Strandanlagen eher wenig benutzt werden und auch wenig Kurgäste sich am Deich aufhalten. Also warum gönnt man den Motorradfahrern nicht den Spass. Und wie man vom Hamburger Motorradgottesdienst weiß, schließlich der größte Mogo der Welt mit über 40.000 Motorrädern, dauert so ein Gottesdienst nur ein paar Stunden.
Ich glaube, dass alles sollten sich die Gegner der Motorradfahrer am Dorumer Kutterhafen noch mal überlegen und vielleicht sollten sich alle Beteiligten (siehe Dangast) mal an einen großen Tisch setzen. Es gibt bestimmt eine Lösung, mit der alle leben können.
Liebe Grüße aus dem schönen Wien/Österreich, Benno Bretthauer